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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Plauenscher Grund - Plautus
net, Vattist; ferner bestehen eine bedeutende Vaum-
woll-, Streichgarn-, Vigognespinnerei, 16 Färbe-
reien, 13 Bleich- und Appreturanstalten, Maschinen-
stickerei (über 2000 Stickmaschinen), 5 Zwirnereien,
5 Lederfabriken, 1 Treibriemenfabrik, mechan. Seile-
rei, 2 Papier- und Geschäftsbücherfabriken, 2 Stick-
maschinen-, 6 andere Maschinenfabriken, 3 Cement-
steinwaren- und Kunststeinfabriken, 3 Geldschrank-
fabriken, 1 Pianosortefabrik, 5 Brauereien; Jahr- und
Viehmärkte. - P. wird 1122 zum erstenmal als vicus
?1a^6 (offener Ort) im Besitz der Grafen von Ever-
stein urkundlich erwähnt und gelangte zu Ende
des 12. Jahrh, an die erblichen Reichsvögte von
Weida, blieb aber bis zum Ende des 13. Jahrh,
unter der Lehnsherrschaft der Grafen von Ever-
stein. Zuerst 1327, endgültig 1367 trat die Stadt
mit der Herrschaft P. ("Vogtland") unter böhm.
Lehnsherrlichkeit, kam aber 1466 mit der Einnahme
durch Albrecht den Beherzten unter sächs. Herrschaft
und fiel 1485 an die Ernestiner, die nun der Stadt
die landesherrliche Gerichtsbarkeit pachtweise über-
liehen. Der Schmalkaldische Krieg brachte die Stadt
mit dem Vogtlande 1547 als böhm. Lehn an den
Titularburggrafen von Meißen, Heinrich V.; doch
schon 1569 wurden beide an Kurfürst August von
Sachsen abgetreten. 1656 - 1718 gehörte P. zur
Nebenlinie Sachsen-Zeitz, dann zu Kursachsen. - Vgl.
Fiedler, Die Stadt P. im Vogtlande (Planen 1874);
ders., Beiträge zur Geschichte der Stadt P. im Vogt-
lande (ebd. 1876); Metzner, P. und Umgebung
(ebd. 1887); ders., Vogtländische Wanderungen
(3. Aufl.,^ebd. 1889); ders.,^P. im Vogtland und die
vogtländische Schweiz ("Stüdtebilder und Land-
schaften", Nr. 9, Münch.1893). - 3) P. bei Dres-
den, Dorf und Villenort in der Amtshauptmann-
schaft Dresden-Altstadt der sächs. Kreishauptmann-
schaft Dresden, an der Weifteritz und dem Eingang
des Plauenschen Grundes (s. d.), sowie an der Linie
Dresden-Reichenbach derSüchs. Staatsbahnen, stößt
südwestlich an Dresden (s. den Stadtplan zum Ar-
tikel Dresden), mit dem es durch Pferdebahn ver-
bunden ist, und hatte 1880: 4258, 1890: 7459 E.,
darunter 472 Katholiken, Post zweiter Klasse, Tele-
graph, Fernsprecheinrichtung, Kirche,Rathaus(1894),
Lehrerseminar, Versorgungshaus, Taubstummen-
zweiganstalt, Wasserleitung, Kanalisation, Gasan-
stalt; Kunstmühle mit Brotfabrik, Fabrikation von
Gewürz ertrakt, Waffeln, Klavieren, Thon- und Cha-
mottewaren, Nähmaschinen, Lack; Ziegeleien, Braue-
reien, Syenitbrüche, Gärtnerei. Die Königsmühle
ist bekannt durch die Feste Augusts des Starken.
Plauenfcher Grund, das von der vereinigten
Weißeritz durchflossene Thal, welches beim Dorfe
Plauen (s. d.), südwestlich von Dresden, beginnt
und in dem weiten Thalkessel von Potschappel endigt.
Dieser Kessel verengt sich wieder bei Hainsberg, wo
sich dann das freundlicheTharandterThal anschließt.
Im eigentlichen P. G. zwischen Plauen und Pot-
schappel wird das ziemlich enge Thal von 70 bis 75 m
hohen, zum Teil steilen Syenitfelsen gebildet. Bei
Potschappel schließt sich an das Syenitgebirge eine
Steinkohlenformation an, die von mächtigen Bänken
des Rotlicgenden bedeckt ist, das in der weithin
sichtbaren Kuppe des Windbergs (351 m) empor-
ragt und sich bei Hainsberg an das Tharandter
Gncisgcbirge anlehnt. In den Dörfern Pot-
schappel (4450 E.), Grohburgk (1542), Klein-
burgk (393), Niederpesterwitz (1006), Ober-
pesterwitz (1055), Zauckerode (1450), Dohlen
(2948), Deuben (6864), Niederhehlich (2322)
und Hainsberg (1188 E.) finden sich zahlreiche
Fabriken. Das Kohlenbecken von Potschappcl und
Zauckerode ist nächst dem Zwickauer das größte in
Sachsen und für den Freiberger Berg- und Hütten-
betrieb von großer Wichtigkeit. - Va^. 3Me, Bei'
träge zur Geschichte und Beschreibung des P. G.
(Deuben 1892 fg.).
Plauenscher Kanal,PlauerKanal, die 1743
-45 erbaute, neuerdings erweiterte und vertiefte,
34,6 km lange, Elbe mit Havel verbindende Wasser-
straße, verläßt 47,6 km unterhalb Magdeburg in
33,48 in Meereshöhe gegenüber Bittkau die (^lbe,
benutzt, hier Schmaler Graben oder Pareyer
Kanal genannt, einen Elbarm (die alte Elbe) bis
Neuderben und geht von da, der Hauptsache nach
östlich und bei Genthin unter Benutzung des
Stremme - Flüsichens, mittels der Kadeschen und
Plauer Schleuse zur Havel hinab, die er in 27,83 m
Meereshöbe an der Nordwestecke des Plauer Sees
unterhalb Brandenburg erreicht. DerIhle- (Ihle-
burger oder Neue Plauensche) Kanal ist ein
Arm des P. K., 1868-72 erbaut, 30 km lang,
verläßt 19,4 km unterhalb Magdeburg in 38,9? m
Mecreshöhe bei Niegripp die Elbe und führt in
nordöstl. Richtung, von Burg ab unter Benutzung
des Ihleflühchens, mittels der Schleusen bei Ihle-
burg und Vergzow zu dem (Alten) P. K. hinab. Es
ist überall 2 m Wassertiefe vorhanden. Die Schleusen
sind 65 m lang und im Ihlekanal 7,70, im P. K.
8 m breit; die Brücken haben 8,60 m Weite und 4 m
Durchfahrtshöhe. Im Ihlekanal können Schiffe bis
zu 450 t, im P. K. solche bis zu 500 t verkehren.
Im 1.1891 fuhren durch den Kanal:
Durchfahrtsorte
Schiffe
Zu Berg t
Zu Thal
Flöße t
Niegripp . . . Parey.....
5746 1611
24135 13 930
647 370 54 445
922 345
Plauer See, s. Plau.
Plausibel (lat.), beifallswert, annehmbar, ein-
leuchtend.
Plautus, Titus Maccius, röm. Lustspieldichter,
geb. um 254 v. Chr. zu Sarsina in Nmbrien, lebte
zu Rom anfangs im Dienste einer Schauspieler-
truppe. Nachdem er das Geld, das er sich dadurch
verdient, durch Handelsspekulationen verloren hatte,
geriet er in so dürstige Umstände, dah er sich in
einer Stampfmühle verdingen muhte und dann zu-
nächst des Gelderwerbs wegen Lustspiele dichtete.
Er starb 184 v. Chr. Von den vielen Komödien,
die im Altertum unter seinem Namen gingen, sind
noch die vom Grammatiker Terentius Varro als
unbedingt echt ausgeschiedenen 21, bis auf die
"Viäularik", erhalten (sie sind: "^m^rii^uo", "X^i-
nai'iH", "^uiulai-ia", "Laec1iiä68", "<ÜH8iQH", "lÜÄp-
tivi", "(^tLiiaria", "Ourculio", "Npiäicu8", <M6-
N3.6(üimi", "Nercator", "NoLtsiiai-iH", "^Iii68 <31o
rioLUZ", "I>06iiu1u8", "?86näo1u8", "?6r8H", Mn-
ä6N8", "8tic1iu3", "^rinummu8", "^rucui6ntii8";
einige davon sind lückenhaft überliefert). Das in
einigen Handschriften unter dem Namen des P. er-
haltene Stück "(zu6ruw8" ist ein Machwerk des
3. oder 4. christl. Jahrh. Sämtlich mehr oder minder
freie Nachbildungen griech. Originale, deren biswei-
len zwei zu einem zusammengeschmolzen wurden,
tragen die Stücke doch ein röm. Gepräge. Mit einer
Fülle unmittelbar aus dem Volksleben geschöpfter