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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Plectognathi - Plejade
war von vornherein am Konsulat beteiligt. Die
fortdauernde Kriegszeit am Beginn der Republik,
die daraus entstehende Verarmung, die Härte des
alten Schuldrechts und die Willkür der Magistrate
trieb die P. 494 v. Chr. zur bewaffneten Auswan-
derung und zur Konstituierung als Sondergemeinde
auf dem Heiligen Berge. Sie erreichte als Bedin-
gung der Rückkehr in der That Anerkennung ihrer
Gemeinde wie ihrer Gemeindevorstände, der Tri-
bunen (s. d.), die die P. bald in den Tributkomitien
(s. Komitien) sammelten.
Das Verbot des Connubiums mit den Patriciern
wurde durch das Canulejische Plebiscit 445 aufge-
hoben. Dem Streben der gesamten P. nach den
höchsten Etaatsamtern widersetzten sich die Patri-
cier lange. Man bewilligte ihr zunächst konsularische
Militärtribunen, wozu auch Plebejer wählbar sein
sollten, an Stelle der Konsuln. Erst später, nach der
Überlieferung durch dieLicinischen Gesetze (s.Licinier)
vom I. 366, gewann die P. das Konsulat und in
rascher Folge alle andern politisch wichtigen Magi-
strate und Priestcrtümer. Auch wurde ihnen Anteil
an der Benutzung des Staatslandes gewährt. Ob-
wohl Neaktionsversnche nicht fehlten (noch 286 v. Chr.
führte ein solcher zu einer erneuten Auswanderung
der P. auf das Ianiculum), wuchs der Anteil der
P. am gesamten Staatsleben sogar über den der
Patricier. Aus beiden Ständen ging seitdem die
Nobilität (s. Kol)ii68) als neuer Amtsadel hervor,
und von dem verschmolzenen Volke hoben sich
dann nur noch die senatorischen und bernach auch
die ritterlichen Familien (s. I^u68) als besondere
Gesellschaftsklassen (oräineg) ab. Es kam so eine
neue Bedeutung des Wortes P. in Aufnahme,
indem dasselbe nunmehr die weder zu den Senato-
ren, noch zu den Rittern Gehörigen bezeichnete.
Innerhalb dieser Masse schied sich wieder die Mds
urliÄNÄ, die Kleinhandwerker und Kleinkaufleute
Roms, später überwiegend das unruhige, von öffent-
lichen Spenden lebende hauptstädtische Proletariat,
und die piods i-uätica, die Kleinbauernschaft und
die Municipalbürgerfchaft, in denen sich noch länger
der gute Geist der alten P. erhielt. Zur Kaiserzeit
hießen Plebejer auch die Bürger der Municipicn,
im Gegensatze zu den Decurionen (s. d.), und zu
allerletzt die gemeinen Leute (1iuinilior68, tsnniores)
gegenüber den Standespersoncn (noii68ti0i-68).
Im Mittclalter wurde das unfreie und steuerbare
Volk nii86i'H pieliL coiiti'idu6N8 genannt, welche
Bezeichnung das ungar. Staatsrecht bis 1847 den
nicht Wahl- und Landtagsfähigen gab. In diefer
allgemeinen Bedeutung des Proletariats wird das
Wort auch fönst gebraucht.
I>1eot0Fnä.tki, s. Haftkiefer.
?iVot0Fzfiis ^^. (^8piäi3ti-3. S?nme), PflanZen-
gattung aus der Familie der Liliaceen (s. d.) mit
drei in Ostasien heimischen Arten, von denen die
aus dem südl. Japan stammende I'. vai-is^ta, 2^.
^8piäi3tr3, ßlatioi- I^me) allgemein als Zimmer-
blattpflanze bekannt und als solche sehr verbreitet
ist. Sie hat einen dicken kriechenden Wurzelstock,
ausrechtstehende 10-15 cm breite, 50-70 cm lange
Blätter, die bei der Stammart dunkelgrün, bei der
buntblättrigen Form (t'ol. vai-., s. Tafel: Blatt-
pflanzen, Fig. 6) weiß gestreift sind. Die Pflanze
besitzt cine unverwüstliche Lebenskraft und die grün-
blättrige Stammart ist die härteste aller Zimmer-
pflanzen, die sowohl in warmen wie in kalten, frost-
freien Zimmern gedeiht und außer reichlichem Ve-
gießen keiner Pflege bedarf, in jeder nahrhaften Erde
wächst und selten verpflanzt zu werden braucht. Sie
wird durch Teilung des Wurzelstocks vermehrt.
?1sotr0pka.nes, s. Schneeammer.
?1sotroi>tsru8, s. Gans.
?1sotrnin, s. Plektron.
Pleiaden, s. Plcjaden.
Pleias (d. i. Siebengestirn) nannte man in
Alexandria die tragischen Dichter Lykophron von
Chalkis, Alexander von Atolien, Dionysiades von
Tarsus, Homerus von Byzanz, Sosiphanes von
Syrakus, Sositheus von Alexandria Troas, Philis-
cus von Korcyra, die im 3. vorchristl. Jahrhundert
blühten. (S. auch Pleiaden.)
I>1oin a!r (frz. en plein air, fpr. ang plänähr,
"in freier Luft"), f. Hellmalerei.
Pleinfeld, Marktflecken im Bezirksamt Weihen-
burg des bayr. Reg.-Bez. Mittelfrankcn, an der
Schwäbischen Rezctt und den Linien Ingolstadt-
Vamberg und P.- Nördlingen - Augsburg - Buchloe
(166 km) der Bayr. Staatsbahnen, hat (1890)
1197 E., darunter 119 Evangelische, Pofterpeoition,
Telegraph und Hopfenbau. Nahebei Ecklon Sand -
see des Fürsten Wrede. P. gehörte bis 1802 zum
Bistum Eichstätt.
?1sinponvoir (frz., spr. pläng puwoahr), volle
Macht und Gewalt, freie Hand, etwas zu thun oder
zu lassen. (S. Plenipotenz.)
Pleiochasium (grch.), s. Blütenstand.
Ple't'one, Tochter des Okeanos und der Tethys,
Mutter der Plejaden (s. d.).
Pleiske, rechter Nebenfluß der Oder im preuß.
Reg.-Bez. Frankfurt, entfließt den Seen von Lagow
und mündet unterhalb Aurith im Kreis Weststernberg.
Pleiße, rechter Nebenflnß der Weihen Elster im
Königreich Sachsen, entspringt bei Ebersdrunn,
8 kin südsüdwestlich von Zwickau aus zwei Quellen,
nimmt links die Sprotta, rechts die Wyhra, in Leip-
zig die Parthe auf und mündet, 90 kin lang, im
NW. von Leipzig unweit Möckern.
Pleißnerland ('leri^ oder ^i-ovincia ?1i3ii6ii-
8i8), das Gebiet, das entstand aus der Verbindung der
königl. Domänen des alten forbifchen Gaues Plisni
(l)^u81^1i3inH 976) mit dem Allod des Raoboto von
Abensberg, das Kaiser Friedrich I. 1157 ankaufte
und dein Reiche überließ, umfaßte ursprünglich etwa
das gegenwärtige Amt Altenburg und im Königreich
Sachsen die Umgegend von Frohburg, Waldendurg,
Crimmitschau und'Werdau, um 1264 auch Chemnitz,
zu Ende des 13. Jahrh, noch Zwickau. Nach verschie-
denem Besitzwcchsel übertrug Kaiser Heinrich VII.
1311 das P. auf 10 Jahre dem Markgrafen Fried-
rich dem Freidigen von Meißen. Seitdem ist es den
Wettincrn verblieben. - Vgl. Limmer, Entwurf
einer urkundlich-pragmatifchcn Geschichte dcs ge-
samten P. (2 Bde., Gcra 1830-31). sstes).
Pleisthenes, Sohn des Atreus (s.d. und Thye-
Pleistoccin, die jüngsten tertiären oder nach-
tertiären Ablagerungen namentlich in Gebieten, die
zur Zeit des Diluviums nicht von glacialcn Phäno-
menen heimgesucht worden waren.
Pleite (vom hebr.), in der Gaunersprache eigent-
lich die Flucht; dann soviel wie Bankrott.
Plejäde (d. i. Siebengestirn), nach Alexandrini-
schem Vorgang (s. Pleias) Bezeichnung für die Ver-
einigung jener Männer, die scit 1550 unter Führung
von Du Vcllay und Ronfard die franz. Dichtung mit
antikem Geiste zu erfüllen und auch nach den For-
men der klassischen Vorbilder umzugestalten suchten.