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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Plott; Plotus; Plötze; Plötzensee; Ploug; Ployieren; Plozk; Pluderhosen; Plum.; Plumage; Plumbaginēen; Plumbāgo

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Plott – Plumbago

bedürftig, es waltet in ihr, trotz alles scheinbar Zweckwidrigen, eine Vorsehung (pronoia). Tugend besteht in der Verähnlichung mit Gott oder dem Gehorsam gegen die Vernunft. Die bürgerlichen Tugenden sind die vier, die auch die Stoiker festhielten: Weisheit, Tapferkeit, Besonnenheit, Gerechtigkeit; höhere Tugenden sind die reinigenden, die uns von der Sünde durch die Flucht aus der Sinnlichkeit befreien, die höchsten Tugenden aber erheben uns völlig zur Höhe des Göttlichen. Das Letzte ist die ekstatische Erhebung zum Einen Guten selbst, die nicht durch Denken erlangt wird, sondern durch ein noch höheres Vermögen der unmittelbaren Berührung und Einswerdung mit dem Göttlichen.

Das System P.s war die letzte großartige Zusammenfassung der griech. Gedankenbildung und hat auf die christl. Spekulation, namentlich seit Augustin, einen tiefgehenden Einfluß gewonnen. – Vgl. A. Richter, Neuplatonische Studien (5 Hefte, Halle 1864‒67); H. von Kleist, Plotinische Studien. Ⅰ. (Heidelb. 1883).

Plott, halber, schwed. Münze, s. Daler.

Plotus, s. Schlangenhalsvogel.

Plötze, Rotauge, Bezeichnung für zwei in den süßen Gewässern von ganz Mitteleuropa verbreitete Arten von Weißfischen, nämlich für den Rotten oder die Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus L.), mit steil aufsteigendem Unterkiefer, scharfer Schuppenkante am Bauche vor dem After, doppelreihigen Schlundzähnen und meist prächtig roter After- und Schwanzflosse sowie mit goldglänzender, oben oft mit einem roten Fleck gezeichneter Iris, und den Furn oder Schwal (Leuciscus rutilus L.), mit fast horizontaler Mundspalte, abgerundeter Bauchkante, einreihigen Schlundzähnen und roter Iris, bei dem die weniger brennende rote Farbe sich auch auf die Brustflossen ausdehnt. Beide Fische werden höchstens 30 cm lang, laichen im April und Mai, leben in Schwärmen in Seen, Teichen und langsam fließenden Gewässern und gehören zu den geringern Fischsorten, die ihrer vielen Gräten wegen meist nur als Backfische verspeist werden.

Plötzensee, Kolonie und Strafanstalt im Kreis Niederbarnim des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, nordwestlich von Berlin (s. d. und Karte: Berlin und Umgegend, Bd. 2, S. 812), am Spandauer Schifffahrtskanal, hat (1890) 3090 E., Post, Telegraph, Siechenhaus, Magdalenen- und Johannisstift.

Ploug, Parmo Carl, dän. Dichter und Politiker, geb. 29. Okt. 1813, war schon als Student ein eifriger Verfechter polit. Freiheit. Unter dem Pseudonym Poul Rytter schrieb er seine satir. «Atellaner» und seine Gedichtsammlung «Viser og Vers» (1847), der noch zwei andere folgten. Vereint erschienen alle als «Samlede Digte» unter seinem Namen 1861. Wie schon diese Gedichte voll echt patriotischen Geistes sind, so sind es auch die folgenden Sammlungen: «Nyere Sange og Digte» (1869) und «Nye Digte» (1883); alle erfreuen sich in Dänemark einer großen Popularität. P. starb 27. Okt. 1894 in Kopenhagen.

Ployieren (frz., spr. plŏaji-, d. i. zusammenfalten), Hintereinandersetzen, eine Bewegung der Elementartaktik zum Zweck der Bildung einer geschlossenen Kolonne aus der Linie. Das P. kann stattfinden hinter einer der beiden Flügelabteilungen (wodurch eine rechts oder links abmarschierte Kolonne entsteht) oder hinter den beiden mittelsten Abteilungen der Linie (wodurch eine Kolonne nach der Mitte oder Doppelkolonne entsteht. Gegensatz zum P. ist das Deployieren (s. d. und Bewegungen).

Plozk. 1) Gouvernement im nordwestl. Teil von Russisch-Polen, grenzt im NW. und N. an die preuß. Provinzen West- und Ostpreußen, im O. an das Gouvernement Lomsha, im S. und SW. an Warschau und hat 10877,8 qkm mit 598177 E., d. i. 55 auf 1 qkm. Die Oberfläche ist eine Ebene, die sich nach der Mitte zu erhöht; im NO. sind Erhebungen von 200 bis 300 m. P. wird bewässert von der Weichsel und ihren Zuflüssen und von Zuflüssen des Westlichen Bug und des Narew (Wkra, Mlawka u. a.). Der Boden ist sandig, stellenweise mit Lehm gemischt, auch sumpfig. Wald nimmt 10‒15, im N. 20 Proz. der Oberfläche ein. Die Bevölkerung besteht aus Polen, Juden (10,3 Proz.) und Deutschen (besonders im westl. Teil); der Religion nach sind 83,5 Proz. Katholiken, 5,5 Proz. Evangelische. Hauptbeschäftigung ist Ackerbau (Roggen, Weizen, Hafer, Kartoffeln). Es giebt Mühlen, Ziegeleien, Zuckerfabriken, Handel mit Landesprodukten, 57 km Eisenbahnen; ein Knaben-, ein Mädchengymnasium, Lehrerseminar, kath. Geistliches Seminar und 307 niedere und Elementarschulen. P. zerfällt in 8 Kreise: Ciechanow (Zjechanow), Lipno, Mlawa, P., Plonsk, Prasnysch, Rypin und Serpez. – 2) Kreis im südl. Teil des Gouvernements P., im S. von der Weichsel begrenzt, hat 1321,7 qkm, 92016 E., Ackerbau, Viehzucht. – 3) P., poln. Płock, Hauptstadt des Gouvernements und des Kreises P., rechts auf dem 60 m hohen steilen Ufer der Weichsel, Sitz des Gouverneurs, des Generalkonsistoriums der Diöcese P. und eines Domkapitels, hat (1888) 24088 E., Domkirche aus dem 12. Jahrh. mit Grabmälern poln. Herzöge und der Könige Wladislaw und Boleslaw Ⅲ., 2 andere kath., 1 russ., 1 evang. Kirche, 1 Knaben-, 1 Mädchengymnasium, kath. Geistliches Seminar, 1 poln., 1 russ. Zeitung; Filiale der Russ. Reichsbank, Kreditgesellschaft, 2 Fabriken landwirtschaftlicher Geräte, Zündhölzchenfabrik, Seifensiedereien, Flußhafen mit Zufuhr von Eisen, Steinkohlen, Petroleum, Salz, Heringen und Ausfuhr von Zuckerrüben, Bau- und Brennholz.

Pluderhosen, s. Hosen.

Plum., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für den franz. Botaniker Charles Plumier (spr. plümĭeh, 1646‒1704).

Plumage (frz., spr. plümahsch’), Gefieder; Plumagekohl, s. Blattkohl.

Plumbaginēen (Plumbaginĕae), Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Primulinen (s. d.) mit gegen 200 größtenteils an den Küsten des Mittelmeers und auf salzigem Wüstenboden in Asien verbreiteten Arten, krautartige, selten behaarte Pflanzen mit niedrigem Stengel und meist dicht zusammenstehenden, häufig in Rosetten angeordneten Blättern. Die Blüten bestehen aus einem röhrenförmigen fünf- oder zehnzipfeligen Kelch, fünf Blumenblättern, fünf Staubgefäßen und einem oberständigen einfächerigen Fruchtknoten mit fünf Griffeln. Die Frucht ist einsamig, hat ein trocknes Perikarp und bleibt in der Regel vom Kelche umschlossen.

Plumbāgo L., Pflanzengattung aus der Familie der Plumbagineen (s. d.) mit 10 vorzugsweise den wärmern Gegenden angehörenden Arten, ausdauernde krautartige Gewächse, seltener Halbsträucher. Die in Südeuropa heimische Bleiwurz, P. europaea L. (s. Tafel: Primulinen, Fig. 5), war offizinell, weil die Wurzel einen Saft enthält,