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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pneumatische Gründung – Pneumonomykosis

schützen zu vermeiden. Man schrieb diese Vorkommnisse den plötzlichen Stößen zu, die die Sprengladung durch die schnelle Zersetzung des Pulvers in Gas und durch das Einpressen der Geschosse in die Züge erhält, und wollte bei den P. G. die Spannung der treibenden Luft möglichst gering, genau kontrollierbar und ganz allmählich auftretend gestalten. Infolgedessen konnten auch die Wandungen des Rohrs und der Geschosse sehr dünn und leicht sein. Die Drehung der Geschosse wird, da Züge aus vorstehenden Absichten nicht für förderlich gehalten werden konnten, durch andere komplizierte Einrichtungen, als Flügel u. s. w., wenn auch nicht sehr vollkommen erreicht. Die Notwendigkeit, jedem Geschütz seinen eigenen Apparat zur Erzeugung und zur Ansammlung verdichteter Luft mit Ventilen und Manometern zu geben, schließt eine Hauptanforderung an jede Kriegswaffe, die Einfachheit, aus. Aber auch in anderer Beziehung erwiesen sich die P. G. als ungenügend. Bei dem geringen innern Druck kann eine ausreichende Anfangsgeschwindigkeit nur durch große Länge der Rohre erzielt werden, und da infolgedessen eine wirksame Führung der Geschosse nicht erreicht werden kann, so bleibt die Treffwahrscheinlichkeit weit hinter der der neuern Geschütze anderer Konstruktionen zurück.

Auf dem Fort Lafayette in Neuyork wurde 1887‒89 eine 38 cm-Dynamitkanone erprobt, die 91 kg Sprengladung (explosive Gelatine) auf eine Seemeile Entfernung warf; es wurden innerhalb eines Rechtecks von 50 m Länge und 15 m Breite etwa 70 Proz. Treffer erzielt; die Flugzeit der Geschosse betrug 12 Sekunden. Infolge dieser Resultate sind zur Hafenverteidigung Neuyorks sieben solcher Geschütze aufgestellt worden. Beim Gebrauch der P. G. auf Kriegsschiffen hat man sich jedoch überzeugen müssen, daß sie für diese Verwendungsart untauglich sind. Über einige Abmessungen, Größenverhältnisse u. s. w. der P. G. sind folgende Zahlenangaben von Interesse. Die Länge des Rohrs beträgt 120‒170 Kaliber, dieses selbst beträgt 38,1 cm, die Geschosse enthalten bis zu 227 kg Sprengladung; mit 18° Erhöhung wurde als größte Schußweite 1800 m bei nur 180 m Anfangsgeschwindigkeit erreicht.

Pneumatische Gründung, s. Preßluftgründung.

Pneumatische Kuren, s. Komprimierte Luft.

Pneumatische Mälzerei, s. Bier und Bierbrauerei (Bd. 2, S. 994 a).

Pneumatische Maschine, in der Orgel die Vereinigung der pneumatischen Hebel. Diese werden zwischen den Tasten der Klaviaturen und den Ventilen der Windlade eingeschoben und dienen dazu, die direkte Wirkung des Luftdrucks auf die Ventile aufzuheben, wodurch die Tasten so leicht spielbar werden, wie die eines Pianos. Die P. M. wurde erfunden von dem engl. Orgelbauer Charles Sp. Barker (geb. 1806, gest. 1879). Eine andere Art pneumatischer Hebel ermöglicht den leichten Zug der Register, die Anwendung der Kollektivzüge sowie die Hervorbringung des Crescendo und Decrescendo durch Fußtritte.

Pneumatischer Aufzug, s. Aufzug (Bd. 2, S. 104 a).

Pneumatisches Bad, s. Komprimierte Luft.

Pneumatisches Bett, soviel wie Luftkissen.

Pneumatisches Feuerzeug, s. Feuerzeug.

Pneumatisches Kabinett, s. Komprimierte Luft.

Pneumatisches Piano, s. Musikinstrumente, mechanische.

Pneumatische Telegraphen, Telegraphen (s. d.), in denen Luft das Geben telegr. Zeichen vermittelt, in der Regel dadurch, daß auf die in einer Röhrenleitung enthaltene Luft an einer Stelle ein Druck ausgeübt wird, der sich dann durch die ganze Leitung hindurch fortpflanzt. P. T. wurden früher vielfach für häusliche Zwecke verwendet, werden aber jetzt durch die elektrischen Haustelegraphen (s. d.) allmählich verdrängt.

Pneumatische Wanne, ein aus Glas, Porzellan oder Blech angefertigter Behälter, in den die Sperrflüssigkeit, meist Wasser oder Quecksilber, gebracht wird, um Gase aufzufangen.

Pneumatocēle (grch.), Windgeschwulst, das traumatische Emphysem (s. d.).

Pneumatochórd (grch.), soviel wie Äolsharfe (s. d.).

Pneumatogrāph (grch., Pneumograph, Atmograph), ein von Marey konstruierter Apparat zur graphischen Darstellung der einzelnen Phasen der Atembewegung (der sog. Atmungskurven oder Pneumatogramme).

Pneumatolŏgie, Pneumatomáchen, s. Pneuma.

Pneumatomēter (grch.), Atmungsmesser, ein Apparat, der dazu bestimmt ist, die Größe des Atmungsdruckes gesunder und kranker Lungen oder der Muskelkraft zu messen, mit der die Einatmung und die Ausatmung erfolgt. Das beste P. ist das von Waldenburg angegebene; es besteht aus einem auf einem Stativ befestigten Quecksilbermanometer, das vermittelst eines Gummischlauchs mit einer der Nasen- und Mundöffnung luftdicht anzupassenden Maske in Verbindung steht. Das von einer Skala abzulesende Steigen des Quecksilbers bei dem Ausatmen , das Sinken desselben beim Einatmen bestimmen die Größe des Atmungsdruckes. (S. auch Pneumonometer und Komprimierte Luft.)

Pneumatōse (grch.), Aufblähung durch krankhafte Gasentwicklung. (S. Luftansammlung.)

Pneumatotherăpie (grch.), Anwendung pneumat. Apparate zu Heilzwecken, s. Komprimierte Luft.

Pneumobiomántik (grch.), s. Lungenprobe.

Pneumogrāph, s. Pneumatograph.

Pneumokokken, s. Lungenentzündung.

Pneumomykōsis (grch.), s. Pneumonomykosis.

Pneumonektăsie (grch.), Lungenerweiterung, s. Emphysem.

Pneumonĭca (lat.), Mittel gegen Lungenkrankheiten, besonders zur Beförderung des Auswurfs.

Pneumŏnie, Pneumonītis (grch.), s. Lungenentzündung.

Pneumonokoniōsen (grch.), Staubkrankheiten, Staubinhalationskrankheiten der Lunge.

Pneumonomēter (grch.), ein von Pflüger angegebener Apparat zur Messung der ausgeatmeten Luft. Derselbe besteht aus einem großen hermetisch verschlossenen Kasten, in dem sich die Versuchsperson befindet und in dem zunächst der Druck der Atmosphäre herrscht. Nun wird die Luft darin durch partielles Auspumpen verdünnt bis auf einen Druck, den ein eingesetztes Manometer angiebt. Hierbei wird natürlich der Versuchsperson ein Teil ihrer Residualluft entzogen, der in einem kleinen, luftdicht mit den Luftwegen kommunizierenden Spirometer aufgefangen und gemessen wird, woraus man die Gesamtmenge der Residualluft berechnen kann. (S. auch Pneumatometer.)

Pneumonomykōsis, Pneumomykosis (grch.), Pilzerkrankung der Lunge, das Auftreten von Schimmelpilzen im Lungengewebe.