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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Podetien – Podocarpus

Podetĭen (neulat.), s. Flechten (Bd. 6, S. 878 a).

Podex (lat.), der Hintere, Steiß, Gesäß.

Podgorica (spr. -tza), Ort in Montenegro, am Einfluß der Ribnica in die Morača, wenig unterhalb der Einmündung der Zeta, in der fruchtbaren Ebene, die sich bis zum Skutarisee erstreckt, ist befestigt und als Marktplatz von Bedeutung, zählt 4000 E. Es wurde 1878 von den Türken abgetreten. In der Nähe die Ruinen von Dioklea, der Geburtsstadt des Kaisers Diocletianus.

Podgorz, Stadt im Kreis Thorn des preuß. Reg.-Bez. Marienwerder, unweit der Weichsel, hat (1890) 2489 E., Post, Telegraph und kath. Kirche. P. war früher Stadt, später Flecken und ist seit kurzem wieder Stadt.

Podgórze (spr. -gorsche), Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Wieliczka in Galizien, an der Weichsel, über welche die Franz-Josephs-Brücke führt, gegenüber von Krakau, an den Linien Krakau-Sucha, Krakau-Lemberg und Krakau-Wieliczka (Station P.-Placzów) der Österr. Staatsbahnen und Krakau-P.-Bonarka (8 km) der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn, Sitz eines Bezirksgerichts (63,30 qkm, 26636 E.), hat (1890) 13144 meist poln. E., darunter 4286 Israeliten, in Garnison 1 Eskadron des 12. mähr.-schles. Dragonerregiments «Graf von Neipperg», poln. Staatsgymnasium; eine Salzniederlage und Lederfabrik.

Podhajce (spr. póddhaize). 1) Bezirkshauptmannschaft in Galizien, hat 1059,99 qkm und (1890) 79343 (39469 männl., 39874 weibl.) ruthen. und poln. E. in 65 Gemeinden mit 155 Ortschaften und 62 Gutsbezirken und umfaßt die Gerichtsbezirke P. und Wiśniowczyk. – 2) Stadt und Sitz einer Bezirkshauptmannschaft sowie eines Bezirksgerichts (763,29 qkm, 57899 E.), an dem zum Dnjestr gehenden Koropiec, hat (1890) 5646 meist poln. E., darunter 3879 Israeliten, eine landwirtschaftliche Maschinenfabrik und Getreidehandel.

Podhoraken, Volksstamm, s. Horaken.

Podhrad (d. h. unter dem Schlosse), Markt im Gerichtsbezirk Frauenberg der österr. Bezirkshauptmannschaft Budweis in Böhmen, zur Gemeinde Frauenberg (2829 E.) gehörig, an der Moldau und der Linie Pilsen-Budweis der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 1429 czech. E. Über dem Ort das fürstlich Schwarzenbergsche Schloß Frauenberg (s. d.).

Podicipĭdae, s. Steißfüße.

Podĭebrad, Stadt in Böhmen, s. Poděbrad.

Podĭebrad und Kunstat, Georg Boczko von, König von Böhmen (1458‒71), geb. 1420 in Horsiwitz, schloß sich, als nach König Sigismunds Tode die kath. Herren 1438 die Wahl Albrechts von Österreich durchsetzten, den utraquistischen Ständen an, die gegen jenen Kasimir von Polen auf den böhm. Thron beriefen. Während der Minderjährigkeit des Ladislaus Posthumus wurde P. dann Kreishauptmann in Königgrätz und erlangte 1444 die Führerschaft der ganzen utraquistischen Partei. Er überrumpelte 1448 Prag, verdrängte alle kath. Barone und Beamten und nahm Meinhard von Neuhaus, den Oberstburggrafen von Prag, gefangen. Der nun entstehende Krieg mit Ulrich von Neuhaus und den kath. Baronen überhaupt endete 1450 mit der Freilassung Meinhards, worauf P. den Markgrafen Friedrich von Meißen wegen seiner Teilnahme an diesem Kriege bekämpfte, bis Dresden vordrang und Gera eroberte. Endlich (1452) wurde P. von dem ganzen Lande als Reichsverweser anerkannt. Als König Ladislaus 1457 starb, wußte P. seine eigene Wahl 2. März 1458 durchzusetzen. Seine Krönung vermochte P. aber erst zu erreichen, nachdem er selbst im geheimen zum Katholicismus zurückgekehrt war und den Krönungsbischöfen eidlich versprochen hatte, die Böhmen zur Einheit mit der Kirche zurückzuführen. Der Papst Pius Ⅱ. gab dafür Frist und unterstützte des Königs Politik. Als P. jedoch die gemachten Versprechungen nicht zu erfüllen vermochte, erklärte der Papst (1462) die Kompaktaten für aufgehoben und konnte nur durch die Verwendung des Kaisers bewogen werden, die kirchlichen Prozesse hinauszuschieben. Pius Ⅱ. starb jedoch 1464, worauf sein Nachfolger Paul Ⅱ. 1466 den Kirchenbann über Georg aussprach und das Kreuz gegen ihn predigen ließ. Doch behielt der König die Oberhand. Als er sich auch gegen den Kaiser wandte, von dem er sich verraten glaubte, rief dieser den Ungarnkönig Matthias Corvinus zu Hilfe, der Mähren größtenteils eroberte, dagegen bei dem Versuch, Böhmen zu unterwerfen, von P. bei Wilemow eingeschlossen wurde und versprechen mußte, dessen Aussöhnung mit der Kirche durchzusetzen. Das Versprechen war aber nicht ernstlich gemeint. Vielmehr ließ sich Matthias selbst in Olmütz zum König von Böhmen wählen und empfing in Mähren, Schlesien und den Lausitzen die Huldigung. Deswegen berief P. einen Landtag nach Prag und schlug den versammelten Ständen den Prinzen Wladislaw von Polen zu seinem Nachfolger vor, während seine Söhne bloß das Familienvermögen erben sollten. Dadurch gewann er die Unterstützung Polens, des Kaisers und seiner kath. Unterthanen, so daß Matthias genötigt war, auf Friedensverhandlungen einzugehen. Ehe diese zum Ziele führten, starb P. 22. März 1471. – Vgl. Jordan, Das Königtum Georgs von P. (Lpz. 1861); Bachmann, Ein Jahr böhm. Geschichte (Wien 1876); ders., Böhmen und seine Nachbarländer unter Georg von P. 1458‒61 (Prag 1878); ders., Deutsche Reichsgeschichte im Zeitalter Friedrichs Ⅲ. und Max Ⅰ. (2 Bde., Lpz. 1884‒94).

Podisōma, frühere Bezeichnung für die Teleutosporenform des Gitterrostes der Obstbäume, der Roestelia hieß. Jetzt faßt man beide, die nur verschiedene Formen des Generationswechsels eines Rostpilzes sind, mit dem Namen Gymnosporangium (s. d.) zusammen.

Podĭum (lat.), soviel wie Bühne (s. d.). Bei den Alten hieß P. die unterste Sitzreihe im Theater.

Podjessaul, russ. Offizierscharge, s. Jessaul.

Podkumok, rechter Nebenfluß der Kuma im Bezirk Pjatigorsk des russ. Terekgebietes in Ciskaukasien, 140 km lang, reich an Mineralquellen an den Ufern (Pjatigorsk, Jessentuki, Kislowodsk).

Podlachĭen, Podlesĭen, poln. Podlasie, ehemalige poln. Woiwodschaft, östlich von Warschau, zwischen Masowien und Litauen, nördlich an das Herzogtum Preußen stoßend, vom Bug durchströmt, sehr waldig, mit den Hauptorten Bjelsk, Mjelnik und Drohitschyn. Auch im ehemaligen russ. Königreich Polen bestand bis 1844 eine Woiwodschaft P. mit der Hauptstadt Sjedlez.

Podocarpus L’Hér., Pflanzengattung aus der Familie der Nadelhölzer (s. d.), Abteilung der Taxineen, mit gegen 50 Arten, meist in der gemäßigten Zone der südl. Halbkugel und auf den höhern Gebirgen des tropischen Asiens, in der ganzen nördl. gemäßigten Zone fehlend. Es sind meist Bäume,