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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Polarluchs - Polarstern (astronomisch)
mum tritt in mittlern Breiten um 9^2 bis 10 Uhr
abends ein, um sich bei zunehmender Breite selbst
bis nach Mitternacht zu verspäten. Die jähr-
lichen Maxima scheinen von der Deklination und
der Entfernung der Sonne abzuhängen und fallen
für die mittlern Breiten in die Nähe der Früh-
lings- und Herbst-Tag- und Nachtgleichen, mit
sekundärem Minimum im Winter, das jedoch mit
Zunahme der Breite des Veobachtungsortcs mehr
und mehr verschwindet, während sich in niedern
Breiten noch ein sekundäres Marimum nach der
Sommermitte zeigt. Ferner ist das P. innig an die
Veränderlichkeit der Sonnenthätigkeit, dem Son-
nenfleckcnwechsel entsprechend, geknüpft, wodurch die
Zahl und die Größe der Erscheinung ähnlich den
letztern zu- und abnehmen, und zwar nach etwas
mehr als 11jährigen (letzte Maxima 1860,1871 und
1883 lschwachi^nach etwa 50jährigen und wieder
nach mehrere Jahrhunderte umfassenden säkularen
Perioden und dann noch nach einer beiden gemein-
schaftlichen Periode von 27687 Tagen. DieHaupt-
marima der P. treten mindestens relativ entschiede-
ner hervor als die der Flecken, wie sich überhaupt
alle Erhebungen der Fleckenstände bestimmter in den
P. markieren, während Stetigkeit auf der Sonne Ab-
nahme des P. und abnehmende Thätigkeit auf der
Sonne rasches Zurückgehen des P. im Gefolge hat.
Ähnlich wie an die Sonncnthätigkeit, wenn anch
wahrscheinlich nicht so direkt, sondern mehr parallel
gehend, ist das P. an den ebenfalls an jene geket-
teten Erdmagnetismus geknüpft, wie Halley 1716
richtig mutmaßte, wie Hiorter und Celsius um 1741
nachwiesen. Es fallen magnetische Störungen und
P. häufig zusammen oder folgen sich gegenseitig
einander nach oder es fallen die Wendepunkte der
einzelnen erdmagnetischen Elemente, wie auch die
der Störungen zur Zeit der Äquinoktien mit jenen
der P. zusammen und erscheinen beide Vorgänge
sin der Variation und Störung der Elemente der
einen, der Häufigkeit und Größe der andern) an
die 11jährige und an die entsprechenden größern
und säkularen Perioden gebunden; ferner fällt auch
die Richtung der Sichtbarkeit, die Lage der Vogen-
scheitel u. dgl. nahe der Richtung der Magnet-
nadel, es liegen die Strahlen in der Richtung der
Neigungsnadel, und es tritt die Polarlichtkrone in
dem durch die Deklinationsnadel gegebenen magne-
tischen Zenith auf.
Die elektrische Natur des P. vorausgesetzt, sollten
bestimmte Beziehungen des letztern zu dem elek-
trischen Verhalten des Erdkörpers und seiner Atmo-
sphäre vermutet werden. In der That fehlt es
nicht an zahlreichen Beobachtungen des Auftretens
außergewöhnlicher, sonst täglichen oder jährlichen
Perioden unterworfener Erdströme mit oft starken
Störungen in den Telegraphenleitungen vor oder
während des Aufleuchtens starker P. Die Unter-
suchungen derLuftclcttricität in Bczug auf ihr Ver-
halten zum P. ergaben bald negative, bald zweifel-
hafte und nur selten befriedigende Resultate. Mnlich
fallen die Wendepunkte beider Erscheinungen für die
täglichen und jährlichen Perioden nahe znsammen,
ohne jedoch genau übereinzustimmen. Die Beziehun-
gen der Erdströme zu dem P. deuten entschieden auf
bestehende Beziehungen des P. zur Elektricität hin,
auch wenn sie nur einem gemeinsamen Einfluß gleich-
zeitig unterworfen wären.
Die Intensität des P. erreicht selten die Voll-
mo^dbelcvMung. Es zeigt keine Polarisation, da-
Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl. XIII.
gegen enthält das Spektrum neben nur zeitweise
sichtbaren Linien in Rot, Grün und Blau stets an
der Grenze von Grün und Gelb eine grüngelbe Linie,
die Polarlicht linie. Diese Linie hat sich bis jetzt
bei keiner andern irdischen Lichtquelle, dagegen bei
dem Zodiakallicht und der <^onnencorona gezeigt.
Das vielbesprochene Polarlichtgeräusch ist trotz
aller Widersprüche nicht unbedingt dem Gebiete der
^age zuzuweisen. Andere, möglicherweise nur zu-
fällig mit dem P. auftretende Erscheinungen, wie
das "Entzünden desselben durch Sternschnuppen,
das Bilden von Höfen durch am Monde vorüber-
ziehende Strahlen u.dgl., bedürfen noch der sorg-
fältigen Untersuchung.
über die Natur des P. wurden vielerlei Hypo-
thesen aufgestellt. Am verbreitetsten war die An-
nahme, daß das P. elektrischer Natur sei. War
auch die Art und Weise der Bildung der das Licht
erzeugenden Elektricität unaufgeklärt, so nahm man
doch an, daß sie unter den Tropen sich bilde, auf-
steige, in der Höhe nach höhern Breiten abfließe,
um in der dortigen trockncrn Luft langsame Aus-
gleichung zu finden, während diese in niedern Brei-
ten in heftiger Weise (als Gewitter) sich vollziehe.
Für derartige Vorgänge sprechen die gleichzeitig
auftretenden elektrischen Ströme an der Erdober-
fläche. Lemström suchte in Finland auf dem Wege
des Versuchs die Richtigkeit dieser Anschauung nach-
zuweisen. P. und magnetische Störungen würden
darin nicht gegenseitig voneinander, sondern beide
von gemeinschaftlicher Ursache abhängig sein. Be-
stimmt ist bis jetzt nur der innige Zusammenhang
des P. mit der Sonnenthätigkeit.
Außer dem ältern Werke von Mairan, Iraitä
pli^ihuü et. IiiztoriHus <lo I'^nrors doi^alo (Par.
1733), dem neuern von Fritz, Das P. (Lpz. 1881),
sind die Publikationen von Nordenskiöld, Die wissen-
schaftlichen Ergebnisse der Vega-Expedition, Bd. 1
(ebd. 1883), Edlund, Cabron, Lcmström, Palander,
Tromholt, die Beobachtungen der internationalen
Polar-Erpeditionen 1882-83 und anderer Reisen-
den in hohen Breiten hervorzuheben.
Polarluchs, s. Luchs.
Polarmeer, s. Eismeer.
Polarmethode, s.Feldmeßkunst (Bd.6, S.616 l^).
Polarnacht, die Zeit, während welcher die
Sonne für einen Ort innerhalb des Polarkreises
<s. Parallelkrcise) nicht über den Horizont kommt.
Sie währt um so länger, je näher der Ort dem Erd-
pol liegt. Für die Pole selbst würde die P. die
Dauer eines halben Jahres erreichen, wenn keine
Strahlenbrechung (s. o.) vorhanden wäre. Ebenso
nennt man Polartag die Zeit, während deren für
einen Ort innerhalb der Polarzone die Sonne nicht
untergeht. (S. auch Cirkumpolarsterne.)
Polarplanimeter, s. Planimeter.
Polarprojektion, s. Kartenprojcktion (Bd. 10,
S. 197d). ^polarlünder.
Polarreisen, s. Nordpolexpeditionen und '^üd-
Polarstationen,s. Nordpolexpeditionen (Bd.12,
S. 430) und Südpolarländer.
Polarstern, auch Nord Polarstern oder
Nordstern, ein heller Stern zweiter Größe, der
dem Nordpol des Himmels sehr nahe steht. Es ist
der letzte Stern (") im Schwänze des Kleinen Bären.
Sein Abstand vom Pol beträgt jetzt 1" 15^, nimmt
aber jährlich (gegenwärtig um 19") ab. Die An-
näherung an den Nordpol wird noch etwa 300 Jahre
fortdauern, bis der Abstand nur noch 21/beträgt,
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