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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Polia - Polieren
des Mittagskreises zwischen Pol und Horizont.
Sie ist der geogr. Breite (s. d.) gleich.
I>o1ia., s. Eulen (Schmetterlinge).
Poliamt, ein früher für rhombisch gehaltenes,
1888 als tetragonal und mit Zirkon, Zinnstein und
Rutil isomorph erkanntes Mineral, das in vertikal
gestreiften Prismen, auch derb in körnigen Aggre-
gaten auftritt, von licht stahlgrauer Farbe und
schwachem Metallglanz, der Härte 6,5 bis 7 und dem
spec. Gewicht 4,83 bis 5. Chemisch ist es Mangan-
superoryd, Nn02, also mit Braunstein (s. d.) iden-
tisch. Der P. findet sich zu Platten, Johanngeorgen-
stadt und Schneeberg (Erzgebirge), in Nassau und
Cornwall. Mhenc.
Polkas, die Stadtbeschützerin, Beiname der
Policastro. 1) P., amtlich Petilia P., Stadt
im Kreis Cotrone der ital. Provinz Catanzaro, am
Ostfuß des Silagebirges, hat (1881) 5684 E. -
2) P., lat. Luxentum, Hafenstadt in der ital. Pro-
vinz Salcrno, Kreis Sala Consilina, östlich vom
Monte-Bulgheria (1224 m), an der Mündung des
Bussento in den Golf vonP. (3inu8 lerinNEUL),
hat (1881) 650 E.
Police (frz., spr. -ihsie; cngl.polier; ital.poli^a,
s. d.), die von dem Versicherer ausgestellte Urkunde
über einen Versicherungsvertrag. Sie enthält alle
Bedingungen, unter welchen der Versicherer den
Vertrag zu erfüllen gehalten ist; obwohl dieser
gültig und klagbar ist auch ohne Ausfertigung einer
P., 10 ist diese Ausfertigung doch ganz allgemein
üblich. (<^. Assekuranz.)
?o1ioo (3on8ta.d1o (spr. pölihß könnstäbbl),
Polizeidiener, s. ^oiiLtadlk.
Polichäer, religiöse Sekte, s. Ieziden.
Polichinelle (frz., spr.-schwell), Policinell,
ital. Maske, s. Pulcinella.
Policka (spr. -lltsch-). 1) Bezirkshauptmamt-
schaft und Gerichtsbczirk in Böhmen, hat 320,42 hkm
und (1890) 33 063 (15 713 männl., 17 350 weibl.)
meist czech. E. in 33 Gemeinden mit 62 Ortschaften.
- 2) Köuigl. Leibgedingstadt und Sitz der Ve-
zirkshauptmannschaft und des Bezirksgerichts, hat
(1890) 4550 meist czcch. E., neue Kirche, Fachschule
für Weber; Pappdeckel-, Teerprodukten-, Farben-
und Zündholzfabrikation, Brauereien und Kalkbren-
nereien. In der Nähe das Bad Goldbrunn mit
alkalischer Quelle (8° <^.).
Polier (Pallier, Parlier, Ballier), der bei
Maurern und Zimmcrlcutcn auf dem Baue oder
dem Werkplatze (Platzpolicr) die Arbeiten an-
ordnende und die Aufsicht führende Werkgesell (oder
Werkmeister), welcher oft zugleich als Obcrgesell
des Meisters Stelle zu vertreten hat. Das Wort,
welches sich in der Form P. am meisten eingebürgert
hat, tritt schon im 15. Jahrh, sowohl in der jetzigen
Bedeutung als in der eines Amtsvcrwalters auf.
Höchst wahrscheinlich stammt es nicht, wie man meist
annimmt, von pai'i6i' sprechen, sondern vond^ilivuZ
(neulat.), dailli (frz.), der Amtmann. Im Deutschen
erscheint dieses Wort wieder in Vallei (s. d.).
Polieren (lat.), der Oberfläche eines Werkstücks
mittels mechan. Einwirkungen einen so hohen Glanz
(Spiegelglanz) verleihen, daß das auffallende Licht
gespiegelt wird. Je härter und dichter das Material
ist, um so höherer Politur ist es fähig.
DasP. wird auf zweierlei Wcisc ausgcfübrt: ent-
weder durch Abreiben mit äußerst feinen Pulvern,
welche die vom Grobschleifen zurückgebliebenen Rau-
heiten hinwegnehmen und so der Fläche Glanz ver-
leihen (weshalb diese Operation, die als ein ver-
feinertes Schleifen zu betrachten ist, auch als Glanz-
schleifen bezeichnet wird), oder durch Niederdrücken
der vom Schleifen oder Feilen (Schlichten) zurück-
gebliebenen Rauheiten mittels eines verschieden ge-
sormtcn, gehärteten und fein polierten stählernen
Werkzeugs, desP 0 lier stahls, oder eines geschliffe-
nen und gleichfalls fein polierten Steins (Blutstein,
Achat), des Policrsteins.
Zum Glanzschleifen gebraucht man auf Stahl,
Messing, Notguß sowie bei Granit und gleich barten
Steinen reinen ungelöschten Kalk, besonders Wiener
Kalk, nachher Polierrot (Englischrot); zum P. der
edeln Metalle sowie des Kupfers, Messings, Neu-
silbers wird außer Polierrot auch Zinnasche und Tri-
pel verwendet, welch letzterer auch auf Achat u. dgl.
Anwendung findet. Bei Glas, bei den Edelsteinen
und bei Marmor geschieht das P. auch nn5 Zirmai che;
zum P. von Gold und Silber benutzt man noch
feingeschlämmte Knochenasche und Kicnruß. Horn,
Knochen, Elfenbein, Hartgummi u. s. w. werden mit
Putzkalk oder Kreide, die mit Seife auf einen Lappen
aufgetragen werden, poliert. Die Polierpulver
werden meist auf Polierhölzer oder Polier-
scheiben aus Linden- oder Wcioenholz, die mit Filz
oder Leder bekleidet sind, zuweilen auf Spiegelglas
oder auf Metallstäbchen, auch wohl auf eine Bürste
aufgetragen und hierzu mit Baumöl, in einigen
Fällen mit Branntwein oder Weingeist, angemacht.
Bei ornamentierten Gold- und Silbcrwarcn läßt
man häusig die polierten Partien mit unpolicrten
entsprechend abwechseln, wodurch sehr hübsche Effekte
erzielt werden. Zuweilen macht hiervon auch der
Schlosser Gebrauch, indem er z. B. Schlüssel nach
dem Feinschlichten zwischen zwei gehärteten polierten
Stahlstäbchen reibt und schließlich durch Anwendung
von Kalk den so erzielten Glanz erhöht. Auf Eisen
läßt man die Policrstäbe trocken wirken; dagegen
taucht man sie beim P. von Gold- und Silberwaren
in Ecifenwafser, was die Arbeit wesentlich erleich-
tert. Eine eigentümliche Methode, kleine Metall-
gegenstände (z. B. Stahlfedern) blank und glänzend zu
machen, bei welcher beide Wirkungen, das Abreiben
und das Niederdrücken, vereinigt sind, besteht darin,
eine Anzahl von Werkstücken (zuweilen mit Sand
oder einem andern Schleifpulver, trocken oder mit
Wafser) in eine liegende Tonne (Polier- oder Scheuer-
tonne) zu bringen und diese, höchstens zur Hälfte ge-
füllt, so lange um ihre Achse zu drehen, bis die
Stücke, die hierbei abwechselnd zu gewisser Höhe auf-
gehoben werden und sodann übereinander abrollen,
sich gegenseitig abgerieben haben.
Das P. des Holzes besteht im Auftragen eines
harzigen Firnisfes, welcher die mit Bimssteinpulver
unter Zusatz von Leiuöl fein geschliffene Oberfläche
in vollkommen gleichförmiger Lage überkleidet. Da-
bei verfährt man in folgender Weise. Mit der
sog. Politur, einer Auflösung oon Schellack in
Weingeist, wird ein kleines Stück feinlöcherigen
Badeschwamms oder ein Büschel Bauuvwolle, Werg
u. dgl. getränkt, welches man in ein Läppchen von
feiner, ziemlich abgenutzter Leinwand einschlägt, um
einen weichen und elastischen Ball zu bilden, den
man an den zusammengedrehten Zipfeln hält. Dieser
Ball wird etwas mit dl benetzt, um ohne Ankleben
auf der Fläche zu gleiten, auf welcher man ihn in
krummen Linien herumführt. Vermöge des hierbei
ausgeübten sanften Drucks schwitzt die Harzauslösung
langsam durch die Leinwand hindurch, verteilt sich