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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Polnisches Recht - Polschuhe

(s. Großpolen), der masurische (in Masowien und im südl. Ostpreußen), der kleinpolnische (Krakau und Sendomir), der schlesische (das sog. Wasserpolakisch). Die ersten grammatischen Bearbeitungen des Polnischen gehören Franzosen und Deutschen im 16. Jahrh. an und waren für praktische Zwecke bestimmt; die erste wissenschaftliche Grammatik verfaßte Kopczyński (1779 u. ö.). Von den zahlreichen neuern Bearbeitungen seien genannt: Małecki, Gramatyka języka polskiego (Lemb. 1863); Smith, Grammatik der P. S. (Berl. 1864); Małecki, Gramatyka historyczno-porównawcza języka polskiego (2 Bde., Lemb. 1879); Popliński, Grammatik der P. S. (7. Aufl., Thorn 1881) u. a.; von der histor. Grammatik von Kalina ist bisher der die Formen behandelnde 2. Teil erschienen (Lemb. 1883). Die alten Wörterbücher (Mączyński 1563 und Knapski 1620 u. ö.) und die Sprache des 16. bis 18. Jahrh. erschöpft das große, vergleichende Wörterbuch von Linde (1811 fg); 2. Aufl., 6 Bde., Lemb. 1854-60), ferner das sog. Wilnaer oder Orgelbrandsche Wörterbuch (2 Bde., Wilna 1861). Von kleinern Wörterbüchern seien erwähnt: von Mrongovius (3. Aufl., 1859), Jordan, Booch-Arkossy (5. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1890), Lukaszewski und Mosbach (Berl. 1893).

Polnisches Recht, ein Zweig des slaw. Rechts, blieb wie das czech. Recht bis zum 14. Jahrh. bloßes Gewohnheitsrecht, das nur aus Urkunden und einigen Landtagsbeschlüssen sowie aus einer in deutscher Sprache geschriebenen Privatarbeit (dem sog. Elbinger Rechtsbuch) erkannt werden kann. Erst 1347 erließ König Kasimir ein ausführliches Gesetz, das sog. Wislitzer Statut, welches das gesamte öffentliche und private Recht umfassen sollte, dessen Bestimmungen jedoch nicht mehr ausschließlich poln.-slaw. Recht, sondern neben diesem bereits viele Grundsätze des deutschen, römischen und kanonischen Rechts enthielten. Seitdem vollzog sich im P. R. noch viel intensiver als im czech. Recht eine Versetzung und Durchdringung slaw.-rechtlicher Grundsätze insbesondere durch deutsch-rechtliche; das deutsche Recht wurde am Schluß des 14. Jahrh. schon zum herrschenden Recht, dessen Freiheiten sich der poln. Adel durch ein allgemeines Reichsgesetz (1374) verleihen ließ. Als zu Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrh. Masowien mit Polen vereinigt wurde, gewann das P. R. auch dort Geltung. Doch blieben manche Eigentümlichkeiten und Grundsätze des ältern slaw.-masowischen Rechts auch fernerhin bestehen und wurden in das sog. letzte masowische Statut von 1577 aufgenommen. Auch Litauen und Weißrußland hatten sich ihre Sonderrechte zum großen Teile erhalten. (S. Litauisches Recht.) Fortgebildet wurde das P. R. in späterer Zeit durch die Entscheidungen des sog. immerwährenden Rates, der das Organ der authentischen Gesetzesauslegung bildete. 1808 wurde in einem großen Teile Polens der Code Napoléon eingeführt. - Vgl. Bandtkie, Historya prawa polskiego (Warsch. 1850); Lelewel, Początkowe prawodawstwo polskie (1828); die Werke von Czacki, Hube, Maciejowski u. a. Die Akten der Burg- und Adelsgerichte, die sog. Gródbücher, sind hg. von Lekszycki (in den "Publikationen aus den königlich preuß. Staatsarchiven", Bd. 31 u. 38, Lpz. 1887-89).

Polnisch-Krone, Name der Stadt Crone (s. d.), im Gegensatz zu Deutsch-Krone (s. d.).

Polnisch-Lissa, Stadt, s. Lissa 2.

Polnisch-Ostrau, Stadt, s. Ostrau 2.

Polnisch-Schwedisch-Dänisch-Brandenburgischer Krieg von 1655 bis 1660, s. Schwedisch-Polnisch-Brandenburgisch-Dänischer Krieg von 1655 bis 1660.

Polnisch-Wartenberg, s. Groß-Wartenberg 2.

Polo, Ballspiel für Berittene, das schon 600 v. Chr. von orient. Fürsten gespielt wurde. Engl. Offiziere adoptierten es als Sport in Indien und setzten bestimmte Spielregeln fest. Von hier aus gelangte das Spiel nach Großbritannien. Der erste und wichtigste Poloklub war der zu Hurlingham bei London. Von England aus verbreitete sich das P. nach Frankreich, Amerika und Spanien. Zwei Parteien von je vier Berittenen spielen den P., indem sie einen Holzball mit dünngestielten Hämmern nach einem Gewinnposten auf ihrer Seite zu treiben suchen. Water P. (Wasserpolo), ist ein für geübte Schwimmer auf ähnliche Grundlagen aufgebauter Sport. - Vgl. Younghusband, P. in India. (Lond. 1890); Weir und Brown, Riding and P. (in "The Badminton Library", ebd. 1891).

Polo, Maffeo, Marco Nicolo, s. Marco Polo.

Polonaise (frz., spr. -nähse), auch (ital.) Polacca genannt, ein poln. Nationaltanz, der sich über ganz Europa verbreitet, dabei aber auch manche Abänderung erfahren hat. Die Musik ist stets eine Melodie im Dreivierteltakt, bestehend aus zwei Wiederholungen von 6, 8 oder 10 Takten; später hat man ihr noch ein Trio von ebensoviel Teilen, ja auch zwei Trios und eine Coda angehängt. Der Charakter der P. ist feierlicher Ernst und ihre Bewegung noch langsamer als die der Menuett. Berühmt ist die sog. Kosciuszko-Polonaise ("Auf zur Rach', ihr Brüder"); andere ausgezeichnete P. hat man vom Fürsten Mich. Kleophas Oginski. Auch wird die Polonaisenbewegung (alla Polacca genannt) bei Instrumentalstücken von brillantem Charakter, in den variierten P. und Konzertpolonaisen, ja sogar bei Gesangstücken und in Opern (wie z. B. von Spohr im "Faust") mannigfaltig angewendet. (S. auch Fackeltanz.) - Über die P. als Studentenrock s. Pekesche.

Polonia, lat. Name für Polen. P. maior, Großpolen; P. minor, Kleinpolen.

Polotsk, s. Polozk.

Polowzer, Volksstamm, s. Kumanen.

Pólozk. 1) Kreis im westl. Teil des russ. Gouvernements Witebsk, im Gebiet der Düna, hat 4856,6 qkm, davon 92 qkm Seen, 105803 E., meist Westrussen, dann Polen, Juden; Ackerbau, Waldindustrie und Fischerei. - 2) P., richtiger Polotsk, poln. Połock, Kreisstadt im Kreis P., an der Mündung der Polota in die Düna und an der Eisenbahn Dwinsk (Dünaburg)-Witebsk, hat (1888) 20064 E., über die Hälfte Juden, vier russ., eine kath. Kirche, ein Mönchs-, ein Nonnenkloster (beide russisch), mehrere Synagogen und israel. Bethäuser, altertümliches Schloß, ein Denkmal zur Erinnerung an 1812, Kadettenkorps, Lehrerseminar, zwei Banken, Handel mit Getreide, Flachs, Leder u. s. w. - P. war früher Hauptstadt der Fürsten von P., wurde im 13. Jahrh. von Litauen erobert, kam 1563 an die Russen, denen es 1579 Stephan Báthory entriß. 1772 kam es wieder zu Rußland, war 1777-96 Hauptstadt eines Gouvernements P., 1812 wurde es von den Franzosen zerstört. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. war P. der Mittelpunkt des aus Westeuropa vertriebenen Jesuitenordens.

Polschuhe, die namentlich bei Gleichstrom-Dynamomaschinen angewendeten Erweiterungen der