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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Polyskop - Polzin
Polyfkop (grch.), s. Beleuchtungsapparate (me-
dizinisch e).^
Polystömen (grch.), Saugwürmer.
Polysulflde oder Polysulfurete, soviel wie
Superfulfide (s. d.).
?o1^8^11ädnm (grch), vielsilbiges, besonders
mehr als dreisilbiges Wort.
Polysyndeton (grch., "vielfach verbunden"),
die Häufung von Konjunktionen (s.d.), wie in Schil-
lers Worten: "Und es wallet und siedet und brauset
und zischt." Der Gegensatz ist Asyndeton (s. d.).
Polytechnikum, s. Technische Hochschule.,
Polytechnische Schule zu Paris, ^cols
I)o1)'t6cIiQi(^u6, eine der berühmtesten Lehranstal-
ten durch die Bedeutung, die ihre Schüler für die
Entwicklung der franz. Technik und ihre Einrich-
tungen für die Förderung des Nnterrichtswcsens
überhaupt gehabt haben. 1794 wurde in Paris die
^cole centi ale ä68 tra.v3.ux pudlic8 errichtet, welche
die mathem. und Physik. Wissenschaften mit Rück-
sicht auf ihre technische Bedeutung fördern sollte
und von 1795 an als I^cole po^tLeknihNL bezeich-
net wurde. Bei ihrer Errichtung wie bei der da-
maligen Neuordnung des franz. Unterrichtswcsens
überhaupt ist besonders Monge beteiligt gewesen.
Jetzt ist sie eine militärisch organisierte Vorberei-
tungsschule für die Artillerie, das Geniekorps und
die Kriegsmarine, für Beamte beim Wasser- und
Straßenbau, Bergbau und bei den großen Staats-
industrien der Tabak- und Pulverfabrikation. Der
Kurs ist zweijährig. Von den auf Grund einer Wett-
bewerbprüfung aufgenommencnZöglingen tritt dann
ein Teil in die Artillerie- und die Genietruppen als
Souslieutenants, die übrigen werden ohne weiteres
Reserveoffiziere und besuchen vor ihrer Anstellung im
Staatsdienst noch eine Specialschule. Auch Militär-
personen des aktiven Dienststandes, die mindestens
6 Monate dienen, können aufgenommen werden.
Mit P. S. bezeichnete man früher die deutschen
Technischen Hochschulen, deren Gründung durch die
Ncols P0ivt6c1mi<iu6 angeregt wurde. (S. Tech-
nische Hochschulen und Technisches Unterrichtswesen.)
- Vgl. Mortimer d'Ocagne, 1^68 ssi-anäe" ecoles ä"
1^nc6 (Par. 1873); Pinet, Hiätoirs äs I'^colk
P0ivt6c1mi<iu(5 (ebd. 1887).
Polyterpene, s. Terpene.
Polythalamien (grch.), s. Kammerlinge.
Polytheismus (grch.), Vielgötterei, im
Gegensatz zum Monotheismus (s. d.) die Verehrnng
mebrerer Götter. Solange das religiöse Bewußtsein
noch nicht über die Stufe der Naturreligion hinaus-
geschritten ist, ist der P. die gewöhnliche Religions-
form; und auch wenn ein Stamm, eine Stadt oder
ein Volk nur eine einzige Schutzgottheit verehrt, fo
stobt dieselbe doch als ein göttliches Einzelwesen den
Schutzgöttern der Nachbarn gegenüber.
Polythionsäuren, eine Gruppe von Sauer-
stoffsäuren des Schwefels, die im Molekül 2 Atome
Wasserstoff, 6 Atome Sauerstoff und 2-5 Atome
Schwefel enthalten, nämlich Dithion säure,
ll^Oe, Trithionsäure,!!^.^, Tetrathion-
säure, N.^Os, .Pentathionsäure, Il.^Og.
Sie zerfallen sämtlich leicht in 1 Molekül Schwefel-
säure, H2804, 1 Molekül Schweftigsüureanhydrid,
8O2, und in so viel Atome Schwefel, als sie über 2
enthalten. ^gesteigerter Haarwuchs.
Polytrichie, Polytrichösis (grch.), abnorm
?o1^"triokuln /^., Name einer Gattung aus der
Gruppe der Laubmoose (s. d.), Familie der Brya-
ceen, die sich besonders dadurch auszeichnet, daß die
Mütze der bald runden, bald vierkantigen Büchse
zottig behaart ist und sich innerhalb des aus 32 oder
64 Zähnen bestehenden Peristoms eine trommelfell-
artige Haut befindet. Die Arten dieser GaNung sind
ausdauernd, haben einfache oder wenig verzweigte,
mit dichtgedrängten, lineallanzettlichen Blättern be-
setzte Stengel und langgestielte Sporangien. Sie
sind noch dadurch merkwürdig, daß die männlichen
und weiblichen Geschlechtsorgane sich auf verschie-
denen Individuen befinden und daß erstere auf einer
an der Spitze des Stengels befindlichen zierlichen
Rofette rotgefärbter Blätter, dem fog. Perichä'tium
(auch wohl wie bei den höhcrnGewächsen Perian-
thium genannt), das wie eine kleine Blume aus-
sieht, stehen. Nach der Blütezeit wächst häufig der
Stengel durch die Rosette bindurch (d in unten ci-
tierter Figur). Die verbreitetste und gemeinste Art
ist das Goldhaar, Haarmoos und Wider-
thon genannte Moos (?. communk !>., s. Tafel:
Moofe ll, Fig. 4), überall auf Heide- und Torf-
boden, in Waldbächen, auf feuchten Wiefen, dessen
Stengel bisweilen mehrere Fuß Länge erreichen.
Dasselbe bildet dicke, schwellende Polster und trägt
zur Torfbildung bei. ^eine Büchse (c) ist vierkantig,
die Mütze (k) rostgelb. Es war früher als heilkräftig
geschätzt und galt als Mittel gegen Zauber u. dgl.
Polytrop (grch.) heißen im Gegensatz zu mono-
trop (s. d.) diejenigen Geschöpfe, die sich leicht an ver-
schiedenartige Bedingungen des Daseins (Klima,
Futter u. s. w.) anpassen.
Polytrope, polytropische Kurve, eine
hyperbelähnliche Kurve von der Gleichung p - li"^d,
worin p und H rechtwinklige Koordinaten, dagegen
n und d konstante Größen bedeuten. Durch passende
Wahl von n und d läßt sich die Kurve zur Darstellung
vieler Physik, und technischer Gesetze und Beziehungen
anwenden; Zeuner führte sie besonders in dre mechan.
Wärmetheorie ein.
Polytypen (grch.), in Holz, Mefsing oder Schrift-
metall gravierte Hochdruckplatten für Überschriften
(sog. Kopfzeilen) zu Rechnungsformularen, Hand-
lungsbüchern u. s. w., für eigenartige Schriftzeilen
sowie für Ornamente und Vignetten. Für die Be-
nutzung bei typogr. Ausstattung von Werken, For-
mularen und andern Drucksachen angefertigt, wer-
den die Originale der P. unter Herstellung von
Matrizen teils durch Abgüsse auf der Gieß- oder
Clichiermaschine, teils durch Stereotypie oder Gal-
vanoplastik vervielfältigt. Das betreffende Verfah-
ren heißt Poly typie.
Polynrie (grch.), die abnorme Vermehrung der
Harnabsonderung; auch soviel wie Diabetes.
Polyxen, natürlich vorkommendes Platin.
Polyxena, die Tochter des Pricunos und der
Hekabe, wurde von Achilleus geliebt und später von
Neoptolemos auf dem Grabe desselben geopfert, als
den Hellenen, die zur Rückkehr Anstalt trafen, der
Schatten des Helden erfchien und P. zum Opfer
Polyxo, der 308. Planetoid. forderte.
Polyzoen, soviel wie Moostierchen (s. 0.).
Polzelle, s. Befruchtung (Bd. 2, S. 030 d).
Pölzen, Pulsnitz, rechter Nebenfluß der Elbe
in Böhmen, entspringt an der Südwestseite des
Ieschken, flieht nach Südwestcn, dann nach Nord-
westen durch ein tiefes Thal und mündet, 67 kin
lang, bei Tetschen in die Elbe.
Polzin, Stadt im Kreis Velgard des preuß.
Reg.-Vez. Köslin, im Thale der Wugger, an der