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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pomade - Pomeranzenschale
Linic SchivclbeiwP. (im Vau) der Preuh. Staats-
bahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Kös-
lin), hat (1890) 4632 E., darunter 20 Katholiken
und 164 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph,
Wasserleitung, Kanalisation, fünf große Kurhäuser
für Stahlmoor-, Stahlsol-, Fichtennadel- und elek-
trische Bäder, Molken- und Kefirkuren, Triukhalle,
Johanniterkrankenhaus; zwei Wollspinnereien, Ger-
dereien und Getreidehandel. P. wurde bereits im
17. Jahrh, als Kurort besucht (1894: 980 Kurgäste).
Pomade oder Pommade (frz. pommaäO; ital.
pomata; vom lat. poinum, Obstfrucht), zu kos-
metischen wie zu mediz. Zwecken verwendete Masse,
deren Grundbestandteil (Körper) in der Regel ge-
reinigtes Schweinefett bildet, dem man je nach dem
Grade der Konsistenz, welche die P. ha^en soll,
irgend ein fettes Öl (Baumöl, Mandelöl, ^esamöl,
Ricinusöl), Walrat, Paraffin, Vaselin oder Wacks
zusetzt. Gewöhnlich ist das Fett der Träger eines
in Form von ätherischen Ölen u. s. w. zugesetzten
Parfums. Die Rotfärbung der P. geschiebt durch
den in Fetten löslichen roten Farbstoff der Alkanna-
wurzel. Das Geschmeidighaltcn besonders trocknen
Haupthaars durch mäßige Anwendung von Haar-
pomade ist ratsam, dagegen der übermäßige Ge-
brauch namentlich von stark parfümierten P. nicht
empfehlenswert. Zu den P. gehören auch Vartwachs
und Stangenpomaden. P. mit Zusatz vorgeblich
therapeutisch wirksamer Mittel zur Wiederbelebung
des Haarwuchses auf kahl gewordenen Stellen des
Kopfes sind nur Erzeugnisse der Charlatanerie. Die
mit Arzneistoffen gemischten P. werden Salben
(s. d.) genannt.
In der Reitkunst nennt man P. den Schwung
um den Sattelknopf beim Voltigieren.
Pomaken, die mobammed. Bulgaren. Auf dem
Boden des Fürstentums zählen sie jetzt im Kreis
Lovec und im Norden der Rhooope infolge starker
Auswanderung nur etwa 28000 Ecclen. Zahl-
reicher sind sie auf türk. Boden im Innern der Rho-
dope und in Macedonien. DcrUrsprung des Namens
sowie ihre Bekehrungsgeschichte sind nicht bekannt.
Pomarance (spr. -tsche), Stadt im Kreis Vol-
terra der ital.Provinz Pisa, 11 km südlich von Vol-
terra, unweit von der Cecina, hat (1881) 1578, als
Gemeinde 7524 E., in der Hauptkirche ein Gemälde
(Vertüudigung) des hier geborenen Roncalli (il Po-
mcrancio); großes Schloß des Grasen Larderello.
P. war zur Renaissancezeit durch seine Thonwaren
berühmt und hat 6 km südlich im zugehörigen
Larderello (283 E.) am Montecerboli ('s. d.) be-
rühmte Vorsäurewerke des Grafen Larderello.
Pomäre (d.h. Nacht des Hustens), Fürsten-,
fpäter Königsfamilie von Tahiti (s. d.).
Pombal (spr. pongbahl), Sebastiao Jose de
Carvalho e Mello, Graf von Oeyras und Marquis
von P., portug. Staatsmann, geb. 13. Mai 1699
zu Soure dci der Stadt Pombal, studierte die Rechte
in Coimbra, nahm daraus Militärdienste, zog sich
aber bald wieder in seine Heimat zurück. 1739 über-
trug Johann V. ihm den Gesandtsckaftsposten in
London, 1745 den in Wien. König Joseph I. er-
nannte P. im Sommer 1750 zum Minister des
Auswärtigen und 1756 zum Premierminister. Auch
erhielt er die Titel eines Grafen von Ocyras und
1770 den eines Marquis von P. In seiner Stellung
bewährte er sich als Vertreter des aufgeklärten
Despotismus und strebte durch tief eingreifende Re-
formen das zerrüttete Portugal wieder zu heben
Brockhans' KonversationZ-Lcxilon. 14. Aufl. XIII.
und es von dem drückenden Handelsübergewicht
Englands zu befreien. Er beförderte Ackerbau, In-
dustrie und Handel, sorgte für das Unterrichtswesen,
beschränkte die Macht des Inquisitionstribunals
und schaffte die Mißbrauche in Verwaltung und
Rechtspflege ab. Als das furchtbare Erdbeben vom
1. Nov. 1755 Lissabon verwüstete, brachte er es
durch seine Energie dahin, daß die Stadt aus ihren
Ruiuen bald wieder schöner erstand. Der hohe
Adel, dem er die Privilegien raubte und die Kron-
güter entriß, und die Jesuiten, deren Einfluß auf
Kirche, Hof und Schule er zerstörte, intrigierten
lebhaft, aber ohne Erfolg, gegen P. Im^ept. 1757
gelang es ihm, die Jesuiten ganz vom portug. Hofe
zu entfernen, und auch Papst Venedikt XIV. ließ
sich bewegen, eine Visitation des Ordens in Portu-
gal auzuordncn (Juni 1758). Bald daraus geschah
ein Mordversuch gegen König Joseph, den man
dem Herzog von Aveiro (s. d.) zur Last legte, wäh-
rend die Jesuiten der Mitschuld bezichtigt wurden.
Am 19. Jan. 1759 ließ P. das Vermögen des Or-
dens mit Beschlag belegen, und trotz aller Proteste
des Papstes Clemens XIII. wurden am Jahrestage
des Attentats, 3. Sept. 1759, die Jesuiten als Ver-
räter und Rebellen auf ewige Zeiten aus dem
portug. Reiche verbannt und sämtlich zu Schiffe
nach dem Kirchenstaat deportiert. Im Juli 1760
ward auch der päpstl. Nuntius, weil er sich feind-
selig benahm, mit Dragonern über die Grenze ge-
bracht. Die Folge war der Bruch mit Rom. Erst
nach der Erhebung Clemens' XIV. fand eine Wieder-
aussöhuung statt, ohne daß P. irgend welche Kon-
zessionen machte. Während des kurzen Krieges, in
den Portugal, als Englands Bundesgenosse, mit
Spanien sich verwickelt sah (1762-63), übertrug
P. das Oberkommando dem Reichsgrafen Wilhelm
von Schaumburg-Lippe, der das portug. Heer reor-
ganisierte, aber schon 1764 nach Deutschland zurück-
kehrte. Auch die Flotte ward in guten Stand gesetzt.
Als aber 24. Febr. 1777 Joseph I. starb und dessen
klerikal gesinnte Tochter Maria auf dem Throne
folgte, mußte P. schon 5. März seine Entlassung
nehmen. Die meisten seiner Einrichtungen wurden
wieder aufgehoben, und die Großen versuchten ihn
durch eine Revision des Prozesses gegen Aveiro und
dessen Genossen auf das Blutgerüst zu bringeu. P.
vermochte sich jedoch zu rechtfertigen, lebte aber seit-
dem in Zurückgezogenheit. Er starb 8. Mai 1782
zu Pombal. - Vgl. I^Häininisti-Ätion äu NHi^niä
äs I>. (4 Bde., Amsterd. 1788); Smith, Nenwii-s
ot'?. l2 Bde., Lond. 1843); Oppermann, P. und die
Jesuiten (Hannov. 1845); Schäfer, Geschichte von
Portugal, Bd. 5 (Gotba 1854); Carnota, Narhm5
?.(2. Aufl., Lond. 1871); Duhr, P. Sein Charakter
und seine Politik (Freib. i. Br. 1891).
Pomeen, Unterabteilung der Rosaceen (s. d.).
Pomegue (spr.-uiähg'), öde franz. Fclseninscl
bei Marseille, wenig südlich von der Insel Raton-
neau, mit Quarantainegebüude.
^ouieranla., lat. Name für Pommern.
Pomeranus, Beiname von Vugenhagen (s. d.).
Pomeranze, Baum und Frucht, s. Oitrng.
Pomeranzenblüteuöl, soviel wie Orangen-
blüteuöl ls. d.).
Pomeranzenfchale, bittere Orangen-
schale, die als Cortex ^ui-antii I^i-uewZ ofsi-
zinellen Schalen der reifen Pomeranzen (s. (^
tru8); im friscben Zustande werden sie in den Pro-
duktionsländern zur Darstellung des bittern Oran-
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