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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pompilidae - Poncieren
?oinpi1iäNO, s. Wegwespen.
Pompilius, s. Numa Pompilius.
Pomponatlus, s. Alexander (aus Aphrodisias).
Pomponius, Lucius, röm. Dichter von Atel-
lanen (s. d.).
?0INPON8 (frz., spr. pongpöng), Zieraten von
PaffdMkMaibeit, namentlich tugel- oder eiförmige
Anhängsel an Tschakos, Stäben u. s. w.; auch eine
Art kleiner Rosen (Pomponrosen), darunter
namentlich das weiß blühende Dijonröschcn,
mit rosa Centrum.
I>0lnpö30 (ital., "prächtig"), als musikalische
Vortragsbezeichnung: stark accentuiert und voll-
Pomuk, Johann von, s. Nepomuk. fönend.
?0INUIN (lat.), Npfel.
?0lnus (lat.), Obstbaum.
Pön (lat. P06QH), Strafe, Buße; Pönfall,
Vergehen, worauf P. steht; Pönal..., Straf-----
Pönalklagen (^otiou68 poßnllleg, d. i. Straf-
klagen), im röm. Recht diejenigen Klagen aus un-
erlaubten Handlungen, welche nicht (wie die Nclio-
' U68 l6m P6l86(iu6iit68) dem Kläger bloß Ersatz zu
verschaffen, sondern dem Beklagten die Rechtsver-
letzung, deren er sich gegenüber dem Kläger schuldig
gemacht hatte, zu vergelten bezweckten. Die Ver-
geltung lag darin, daß der Kläger eine Geldleistung
beanspruchen konnte, welche entweder, ähnlich der
Buße ^. d.) des heutigen deutschen Strafrechts,
nach freier Schätzung der Höhe des dem Kläger zu-
gefügten Unrechts im einzelnen Falle richterlich fest-
gesetzt wurde, oder welche als ein Mehrfaches des
zu beanspruchenden Schadenersatzes (äupium, yua-
äruplum) rechtsordnungsmäßig feststand (z. B. die
Privatklage aus dem Diebstahl ging auf das Vier-
fache oder Doppelte des Wertes der gestohlenen
Sache, je nachdem der Dieb bei der That ertappt
war oder nicht). Diejenigen P., bei denen es sich
bloß um Ahndung einer persönlichen Verletzung
und nicht um eine materielle Schädigung des Klä-
gers handelte, hießen action68 vinäiet^ni 8M-3.nt63
und gingen wegen dieser ihrer Eigenschaft aktiv
nicht auf die Erben über. Dahin gehörten die In-
jurienklagen. Die P. hatten die Eigentümlichkeit der
P06UH, gegen jeden von mehrern Delinquenten im
vollen Umfang sich zu richten und passiv unvererb-
lich zu sein. Ob Privatstrafen und damit die auf
deren Geltendmachung gerichtete P. nach heutigem
Gemeinen Recht noch zulässig oder durch §. 2 des
Einführungsgesetzes zum Reichsstrafgcsetzbuch vom
31. Mai 1871 beseitigt sind, ist unter den Gelehrten
streitig. (S. ^ctio.)
Ponape, Insel, eine der Karolinen (s. d.).
?osna taiiönis, s. Talion.
Ponce, größte Stadt der span.-westind. Insel
Portoriko, unweit von der Südküste, Sitz eines deut-
schen Vicekonsuls, führt aus dem 3 km südlich vom
Ort gelegenen Hafen (Playa) Zucker, Melasse, Kaffee,
Tabak und Rum aus und hat (1892) ctwa 30000 E.
Ponce dc Leon, Fray Luis, span. Dichter, geb.
1527 wahrscheinlich zu Granada, trat 1544 zu Sala-
manca in den Orden des heil. Augustin, wurde an
der Universität daselbst Doktor und Professor der
Theologie und erlangte als Ausleger der Bibel
solchen Ruf, daß seine Neider ihn wegen einer von
der Kirche gemißbilligten Übersetzung des Hoben
Liedes ins Spanische anklagten. Nach fünfjähriger
Kerkerhaft freigesprochen, erhielt er seine vorigen
Würden wieder und wurde sogar zum Provinzial
seines Ordens ernannt, starb jedoch vor Antritt
dieser Würde 23. Aug. 1591 zu Madrigal. Seine
Gedichte gab Quevedo (Madr. 1631) zuerst heraus;
die beste Ausgabe erschien mit seinen übrigen Wer-
ken in span. Sprache (6 Bde., ebd. 1804-16).
Eine neue Ausgabe befindet sich im 37. Bande der
"Vidlioteca ä6 autoi-68 68pHiwl68". Eine wohl-
qelungene deutsche Übersetzung mit dem span. Texte
besorgten Schlüter und Storck (Münst. 1853). -
Vgl. Wilkens, Fray Luis de Leon. Eine Biographie
(Halle 1866); Reusch, Luis de Leon und die span.
Inquisition (Bonn 1873).
Ponceau (frz., spr. pongßoh), hochrot; in der
Farbenchemie Bezeichnung für eine große Anzahl
scharlachroter Azofarbstosfe, die aus ß-Naphlhol-
disulfosäure (Sulsosäure 15) und den Diazoverbin-
dungen der Homologen des Benzols dargestellt wer-
den und in der Wollfärberei eine großartige Ver-
wendung finden.
Poncelet (fpr. pongß'leh), Jean Victor, franz.
Ingenieur, Mathematiker und,Physiker, geb. 1. Juli
1788 in Metz, studierte an der I^cole poixtLckniHUO
in Paris und in Metz, nahm 1812 an dem russ. Feld-
zug teil, geriet auf dem Rückzug in russ. Gefangen-
schaft und verbrachte zwei Jahre in Saratow an der
Wolga, wo die Grundzüge seines berühmten Werks
"^raits ä68 pr0pli6t68 pr(^6ctiv68 (168 ii^urs""
(Metz und Paris 1823; 2. Aufl. 1865-66) entstanden.
1838 - 48 lehrte er, zum Oberstlieutenant, Oberst
und Vrigadegencral avanciert, an der Fakultät der
Wissenschaften zu Paris, wurde 1848 Commandeur
der I^cole poI^teckniHUO und Obercommandeur der
Nationalgarde des Semedepartements, 1851 Präsi-
dent der Wissenschaftlichen Kommission für die Lon-
doner Weltausstellung. Er starb 22. Dez. 1867 in
Paris. In der Zeit von 1820 bis 1824 erfand er
einen Mechanismus mit veränderlichen Gewichten
zur gleichförmigen Bewegung von Klappbrücken
sowie das nach ihm benannte Wasserrad (f. Wasser-
räder), über letztern Gegenstand erschien von ihm
das "Nöinoir^ 8ur 163 i'0n"8 1i^dr3.uli<^n68 v^rti-
cal68 etc." (Metz 1826; 2. Aufl. 1827). In dem-
selben Jahre (1826) erschien das ausgezeichnete Werk
Ferner erschienen von ihm "^"oi-is äe8 6^6t8
M6cani(iu63 äs 1a lurdino ^mirne^ron" (1838),
"Introcluction ü, In. M6clnii(iu6 indn8tli6li6" (1840),
"N6M01I-6 8UI- 1a, 8tadi1it6 ä63 i-6vet6iN6nt8" (1843,
im "^Ikiuoi-jai äs i'OlKcisi' än Aenie", Nr. 12).
Ponceletrad, s. Wasserräder.
Poncette (frz., fpr. pongßett), s. Poncieren.
Ponchielli (spr. -kl-), Amilcare, ital. Opernkom-
ponist, geb. 1. Sept. 1834 zu Paderno Fasolare bei
Cremona, war Schüler des Konservatoriums zu
Mailand und wurde 1881 Domkapellmeister in Ber-
gamo. Er starb 17. Jan. 1886 in Mailand. P.,
! eine Zeit lang neben Verdi der bedeutendste ital.
Opernkomponist, schrieb mehrere Opern, von denen
"^ioconäll" (1875) auch in Deutschland mehrsach
aufgeführt wurde. P. ist auch der Komponist der
"Garibaldi-Hymne" (1882). In Cremona wurde
ihm 1892 ein Denkmal errichtet.
Poncho (span., spr. -tscho), ein in Südamerika
gebräuchlicher Mantel indian. Ursprungs, ursprüng-
lich nur ein Stück Tuch mit einem Schlitz in der
Mitte, durch welchen der Kopf gesteckt wird.
Poncieren (frz., fpr. pongh-), eine durchstochene
Zeichnung mit der Poncette, einem Säckchen voll
Kohlenstaub, durchpausen; auch soviel wie glätten
mit Bimsstein.