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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Port-Victoria - Porzellan
einen großen, bis 13 m tiefen Hafen für Handel
und Marine, einen der sichersten des Mittelmeers,
Dampferverbindungen mit Marseille und Algier;
Seebäder und Weinhandel.
Port-Victoria, Hafen auf Mahs, f. Seychellen.
Portwein, ein feuriger, starker Wein, der feinen
Namen von der Stadt Porto (Oporto) oder wahr-
scheinlicher von Portugal felbst hat. Die P. produ-
zierenden Weinberge liegen am Douroftrom und in
den Nebenthälern desfelben, 13-14 Meilen strom-
aufwärts von der Stadt. Diefes Weingebiet teilt
sich in den fog. Niederdouro (L^ixo Ooi-Fo) und den
Oberdouro ((^ima. Or^o). Der Niederdouro produ-
ziert den leichtern, der Oberdouro den schwerern P.
Die weitaus größte Menge des P. ist tiefrot und
ungemein reich an Geschmack, Salz und Aroma.
Weißer P. übertrifft den roten um 2 Proz. Alkohol-
gehalt (22 Proz. gegenüber 20 Proz.); sein Haupt-
adsatzgebiet sind die nördl. Länder (Rußland, Skan-
dinavien, Holland, Deutschland u. s. w.). Der P.
wird in den Weinbergen meist unter Aufsicht der
Käufer gepreßt und, wenn er ganz trocken werden
soll, der gänzlichen Gärung überlassen. Soll er
einen gewissen Grad von natürlicher Süßigkeit be-
halten, so wird die Gärung, nachdem sie den Zucker-
gehalt des Mostes bis auf z. V. 5 Proz. verarbeitet
hat, durch Zusatz von Weinsprit unterbrocken. Hier
im Innern erhält sodann der Wein schon einen Teil
seines nötigen Alkoholzusatzes, arbeitet sich aus und
gelangt in den ersten sechs Monaten seines Daseins
in die Lager und Magazine der Stadt Oporto. so-
fern er nicht behufs raschen Versandes zu billigerm
Preis mit künstlichen Klärmittcln frühreif gemacht
wird, gilt als Regel, daß P. wenigstens zwei Jahre
im Lande liegen und die nötige Pflege erhalten muß,
bis er Versandtreif ist. Der P. klärt sich durch Lagern
von selbst, verliert dabei im Fasse beständig an Farb-
stoff und wird bei hohem Alter hellrot und zuletzt
bernsteinfarben braungelb. In der Flasche setzt er
eine feste Kruste an, verliert dagegen seine rote Farbe
nicht ganz. Früher pflegte man den P. durch Bei-
mengung von Holunderbeeren noch dunkler zu färben
(Gerupiga). Gerupiga ohne Holunderbeeren, d. h.
einfach mit Alkohol süß bchaltener roter Weinmost,
dient vielsach als Mittel zur Erzielung des gewünsch-
ten Süßigkeitsgrades. Der zugesetzte Alkohol bis
zur Erreichung der nötigen endgültigen Gradstärke
wird bei den Abzügen stufenweise beigemischt.
Im 1.1677 wurden zuerst 11 Iii P. nach Eng-
land ausgeführt; von da ab nahm der Export stark
zu. Die jährlichen Durchschnittsmengen in Hekto-
litern waren ungefähr solgende: 1678-88: 3060,
1708-18: 51500, 1758-68: 103516, 1808-18:
155266, 1838 - 48: 165695, 1868-78: 266984,
1878 - 88: 326 845, 1888 - 93: 491280 Iii. Seit
1870 sind etwa 40 Proz. des ausgeführten P.
gewöhnliche nach Brasilien gehende Landwcine.
Hauptabsatzgebiete sind Großbritannien mit (1893)
153464 Kl, Brasilien mit 281091 Iii und Deutsch-
land mit 23 052 kl (Wert 1893: 2142000 M.)
u. s. w. Der Export von P. ist fast seit seinem Ur-
sprung in Händen von ausländischen, zumal cngl.
Kaufleuten gewesen; diese sind noch jetzt neben einigen
deutschen Firmen die Hauptexporteure. Zu Pom-
bals Zeiten wurde eine portug. Compagnie (156^1
^ompäiMa äe ^Fi-icuiwi-3. äe vouro) gebildet, der
ein dem Handel nachteiliges Monopol übertragen
wurde, das aber schon 1834 von Dom Pedro aufge-
hoben wurde. 1866 unter Fontes wurden dem Han-
del mit P. alle Fesseln genommen. So existiert jetzt,
mit Ausnahme eines geringen Exportzolles von
etwa 15 M. pro Pipe (5,34 Kl), völliger Freihandel
in portug. Wein. Da kein fremder Wein in Portu-
gal ohne Zollzahlung von etwa 300 M. pro Pipe
importiert werden darf, so ist der von Portugal aus-
geführte Wein auch wirklick portug. Ursprungs. Bis
1852 erwartete man von einer vollen Ernte 100000
Pipen; da reduzierte die Traubenkrankheit (s. d.) in
wenigen Jahren die Produktion auf weniger als ein
Dritteil. Durch Schwefelung der Reben hob sich die-
selbe indessen wieder ziemlich rasch. Doch nun zeigte
sich von 1867 ab die Neblaus, durch die sich die Pro-
duktion um 30 -40 000 Pipen verminderte; 1868
wurden nur 40000 Pipen produziert. 1877 aelang
es, die Produktion wieder zu heben, teils durch Neu-
bebauung der alten Weinberge, teils durch Neukulti-
vierung. Man veranschlagt die jetzige Produktions-
kraft des Portweinareals auf 70-75000 Pipen.
Der Durchschnittspreis des nach England, Deutsch-
land, Nuhland und Nordamerika gesandten P. ist
etwa 660 M. pro Pipe; die feinsten ältesten Gat-
tungen zahlt man jedoch mit 2-6000 M. pro Pipe,
und die nur in England noch erscheinenden Flaschen-
weine von 1834, 1840 oder 1849 werden sogar bis
zu 40 M. pro Flasche bezahlt. Eine Imitation von
P., die Qualität des echten bei weitem nicht errei-
chend, ist der sog. Port d'Espagne oder Spa-
nish Port von Tarragona und andere Weine span.
Herkunft, sodann existieren solche anderer Länder,
die mit echtem P. wenig gemein haben.
?or2ä.N.a., s. Sumpfhuhn.
Porzellan (von porcellünlr, portug. Bezeich-
nung der Porzellanschnecken, s. d.), unter allen kera-
mischen Fabrikaten (s. Thonwarenfabrikation) das
solideste Material; es entsteht durch die innige Mi-
schung geschmolzener Teilchen Feldspat und Quarz
mit ungeschmolzenem Kaolin (s. d.) und durch sehr
scharfes Brennen, das erste Mal in unglasiertem
Zustande, das zweite Mal (sog. Glattbrand) mit
der Glasur. Das P. ohne Glasur beißt Biskuit-
porzellan. Die Masse des P. ist fein, weih, durch-
scheinend, im Bruche mattglänzend infolge der durch-
gehenden Sinterung. P. wird zur Herstellung von
Gebrauchs- und Luxusgegenständen (s. Porzellan-
waren) verwendet, die zumeist eine Vemalung er-
halten (s. Porzellanmalerei).
Die Herstellung des P. war dem Altertum
unbekannt, erst in nachchristl. Zeit wurde dieselbe
den Chinesen bekannt, von denen diese Kenntnis
erst viel später zu den Japanern gelanqte. (S. Chi-
nesische Kunst; Japanische Kunst, Abschnitt 3.)
1518 kam das chinesische P. durch die Portugiesen
als kostbarer Handelsartikel nach Europa, und von
da an war man in den verschiedenen Ländern eifrig
bemüht, dasselbe nachzuahmen, ein Bemühen, das
so lange erfolglos bleiben mußte, als der wesent-
lichste Bestandteil des echten P., der Kaolin, unbe-
kannt war. In Frankreich wurde seit dem Anfang
des 18. Jahrh, ein weiches P., Frittenporzellan
(s. d.), hergestellt, das mit dem echten P. fast nur
das schöne Aussehen gemein hat, aber seiner künst-
lerisch wertvollen Eigenschaften wegen noch heute
geschätzt ist. 1759 kaufte Ludwig XV. die 1738 in
Vincennes gegründete, 1753 nach Sevres verlegte
Fabrik, die seitdem Staatseigentum geblieben "ist
und namentlich unter ihren Direktoren Brongniart,
Ebelmen, Negnault, Salvetat für die Förderung
der Porzellansabrikation in technischer und künst-