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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Postwertzeichen
diese ersten Marken und Briefumschläge 6. Mai
1840 eingeführt; es folgte nüt Marken Zunächst der
Kanton Zürich 1. März 1843, Brasilien 1. Juli,
der Kanton Genf 30. Sept. 1843 u. s. w. Briefmar-
ken sind im ganzen in 310 Ländern eingeführt wor-
den, einschließlich der Staaten, welche heute keine
mehr ausgeben, wie z. V. die deutschen Bundes-
staaten (außer Bayern und Württemberg) und die
ital. Kleinstaaten. Bezüglich der Briefumschläge
folgten Finland dem Beispiel Englands 1. Jan.,
Rußland 1. Dez. 1845, hierauf Genf 27. Febr. 1840
u. s. w. Die erste deutsche Briefmarke erschien in
Bayern 1. Nov. 1849, das erste Couvcrt mit der
Inschrift "Frankirter Stadt-Brief" gab Thurn und z
Taxis 1. Okt. 1847 aus. Couverts wurden in 135 !
Ländern eingeführt. Einschreibecouverts mit ^
Wertstempel auf der Verschlußklappe gebrauchen na-
mentlich England und dessen Kolonien. Die Post-
karten zuerst verausgabt zu haben ist das Ver-
dienst Österreichs, welches sie 1. Okt. 1869 in Um-
lauf brachte und zwar auf die Anregung von
Dr. E. Herrmann, während ihr eigentlicher Er-
finder der damalige Geh. Postrat, jetzige Staats-
sekretär von Stephan ist, der bereits 1865 seine
Idee der 5. Deutschen Postkonferenz in Karlsruhe
in einer Denkschrift unterbreitete. Auf Österreich
folgte 1. Juli 1870 der Norddeutsche Postbezirk
sowie Bayern mit der Ausgabe von Postkarten.
Karten mit bezahlter Antwort begegnet
man zuerst, seit 1. Jan 1872, im Deutschen Neich.
Es dürfte etwa 171 Länder mit Postkarten geben,
unter denen etwa 140 auch solche mit bezahlter Ant-
wort haben. Verhältnismäßig früh wurden Streif-
bänder mit Wertstempeln eingeführt; schon Ende
1857 trifft man sie in den Vereinigten Staaten,
seit 1. April 1864 in Neusüdwales, seit 1. Nov. 1868
im Norddeutschen Postbezirk u. s. w., doch blieb ihr
Gebrauch auf eine geringe Anzahl von Ländern be-
schränkt; denn nur 56 Staaten bedienten sich ihrer
bis jetzt. Nur wenige Staaten konnten sich entschlie-
ßen, die von Karl Akin erfundenen Kartenbriefe
offiziell einzuführen. Verausgabt wurden sie nur
in 55 Ländern (zuerst 1. Mai 1879 für die Pa-
riser Rohrpost), von welchen nur Argentinien und
Frankreich Kartenbriefe mit bezahlter Ant-
wort besitzt. Postanweisungen mit einge-
prägtem Wertstempel wurden zuerst von einigen
deutschen Staaten in Gebrauch genommen, und
zwar von Vraunschweig im Juli 1865, von.Han-
nover wenige Wochen später, von Hamburg 1. März
1866 u. s. w. Kaum 14 Länder haben Postanwei-
sungen mit eingeprägtem Wertstempel, und nur
drei Postanweisungs - Briefumschläge mit
Wertstempel. Außer den bisher aufgezählten Arten
von P. findet man noch: in Finland Rückscheine
mit Wertstempel sowie in Württemberg, Italien
und San Marino Paketadr essen mit Wert-
stcmpel. Die Zahl der P. beträgt nach unge-
fährer Schätzung etwa 14000, ohne die Nuancen,
Varietäten, Fehldrucke u. dgl. in Berechnung zu
ziehen, mit letztern wird die Ziffer 20000 nahezu er-
reicht.- Der Nennwert der einzelnen P. variiert
von ^ Tornese der Zeitungsmarke von Neapel ^
2/5 Pf." bis zu 60 Doll. (-- 250 M.) der höchstwer-
tigen Zeitungsmarke der Vereinigten Staaten.
Die Herstellung der P. geschieht in verschieden-
artigster Weise, doch kann man im ganzen drei große
Gruppen aufstellen, in welche sich die verschiedenen
Herstellungsarten einreihen lassen. 1) Stich in Kupfer
oder Stahl, erkennbar daran, daß die Farbe erhaben
auf dem Papier liegt. 2) Buchdruck, bei welchem
die Rückseite der Marken Spuren von Relief zeigt.
3) Lithographie, die weder auf der Vorder- noch auf
der Rückseite eine Erhabenheit sehen läßt. Um die
Herstellung zu beschleunigen, vereinigt man eine
größere Anzabl von Clichös zu einer Platte, von
welcher jeder Abzug einen Markenbogen darstellt,
der manchmal nur sehr wenige (10 - 20) Marken
enthält, meistens aber eine größere Anzahl (100-
150). Um die Marken einzeln vom Bogen zu tren-
nen, benutzte man ursprünglich die schere. Da
dies Verfahren zu langwierig war, so wandte man
teils den Durchstich, teils die Zähnung an, um
ein leichteres Lostrennen der Marken zu ermög-
lichen. Ersterer besteht aus teils punktartigen, teils
linienartigen kleinen Einschnitten, letztere aus kleinen
Löchern zwischen den einzelnen Marken. Weitans die
meisten der jetzt kursierenden Marken zeigen die Zäh-
nung als Trennungsart. Der Erfinder der Zäh-
nungsmaschine, die heute allgemein benutzt wird,
war Henry Archer, ein Irländer, der bereits 1847
seine Maschine der engl. Negierung zum Kauf an-
bot. Doch hatte dieselbe noch manche Mängel, und
erst 1852 konnte er eine zweite Maschine mit besse-
rer Konstruktion vorzeigen, welche die Regierung,
einschließlich des Patents, für 4000 Pfd. St. käuf-
lich erwarb. Bei der Herstellung der Marken mußte
unter anderm auch Rücksicht darauf genommen wer-
den, daß Fälschungen derselben möglichst erschwert
wurden. Zu diesem Behuf wurde ähnlich wie beim
Papiergeld 1) das Wasserzeichen in Anwendung
gebracht, das entweder auf jeder Marke sich wieder-
holt oder ein großes, den ganzen Markenbogen be-
deckendes Bild darstellt. Ferner benutzten viele
Staaten 2) das sog. Dickinsonsche Papier. In das-
selbe wurden schon bei der Fabrikation lange Seiden-
fäden in der Art eingelegt, daß später jede Marke
auf dem Bogen einen solchen auf der Rückseite auf-
zuweisen hatte. Auch 3) das sog. gefaserte Papier
wird angewendet; dasselbe zeigt in der Papiermasse
kleine, vielfarbige ^eidenfädchen (wie z. V. auf den
deutschen 5-Markscheinen). Des weitern findet man
als Fälschungsschutz 4) die Gaufrage (s. Gaufrieren)
oder Waffelung, bestehend aus einer waffelartigen
Einpressung in der Marke, deren Papierfaser hier-
durch zerschnitten wird. Beim Entwerten der Mar-
ken dringt dann die Stempelfarbe durch das Papier,
wodurch eine Entfernung des Stempels und damit
ein nochmaliger Gebrauch der Marke ausgeschlossen
ist. Im Deutschen Neich wird, wie früher in Preu-
ßen und im Norddeutschen Postbezirk, ein 5) unsicht-
barer Unterdruck auf jeder Marke angebracht, welcher
erst durch Anwendung von Chemikalien sichtbar
wird. Endlich dienen als Schutz gegen Fälschungen,
um von einigen nebensächlichen Methoden abzu-
sehen, noch 6) die Stecherzeichen. Es sind dies
mikroskopisch kleine Buchstaben, kleine Striche, Aus-
lassungen in der Zeichnung u. s. w., welche der
Graveur auf dem Markenbilde an unauffälliger
Stelle anbringt und deren Fehlen die Marke als
Fälschung kennzeichnet. Als ganz besonders wirk-
sames Mittel gegen das Entfernen der Stempel von
gebrauchten Marken zwecks Wiederbenutzung der-
selben wendet man, abgesehen von der weniger
verbreiteten Gaufrage, in neuerer Zeit mit Vorliebe
7) lösliche Farben an. Bei einer Behandlung der
Marke mit irgend einer Flüssigkeit wird die Farbe
entweder ganz entfernt, oder zum mindesten ver-
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