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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Preußen (Bodengestaltung und Bodenbeschaffenheit)

an letzterer sind beteiligt: Rußland mit 1357, Österreich mit 766, Luxemburg mit 125, Belgien mit 112, Niederlande mit 607, Dänemark mit 75 km. (Über den Verlauf der Grenzen im NW., N., O. und SO. s. Deutschland und Deutsches Reich, Bd. 5, S. 112 b.) Der Flächeninhalt beträgt nach den neuesten Feststellungen 348545,4 qkm, ausschließlich der Meeresteile (Haffe, Bodden u. dgl.). - Vgl. die Politische Übersichtskarte des Deutschen Reichs (Bd. 5, S. 146) und die Karten der verschiedenen Gebietsteile bei den Artikeln Baden, Brandenburg, Hannover, Mecklenburg, Posen, Rheinprovinz, Sachsen, Schlesien, Westpreußen.

Bodengestaltung und Bodenbeschaffenheit. (S. die Physikalische Karte von Deutschland.) P. hat in reichem Wechsel Tiefebenen, welliges Hügelland und waldreiche Mittelgebirge bis zur subalpinen Region. Da diese verschiedenartigen Gebiete sich aufs mannigfaltigste durchdringen, so ist P. an landschaftlichen Schönheiten wie an natürlichen Hilfsquellen reich. Der größte Teil gehört dem norddeutschen Tieflande (s. Deutschland und Deutsches Reich, Bd. 5, S. 115 a) an, das, zwei Drittel des Gebietes umfassend, sanft nach Norden abfällt und, streckenweise vor dem Meere selbst durch mächtige, bis 50 m hohe Dünen geschützt, flach in den Meeresboden übergeht; Ausnahmen bilden die samländischen Steilküsten, die Insel Rügen, deren Kreidefelsen schroff am Strande emporragen, und der Nordosten Schleswig-Holsteins mit seinen von tief eingreifenden Fjorden (Föhrden) zerschnittenen hohen Ufern. Gegen die Nordsee sind an verschiedenen Stellen kostspielige Dämme (Deiche) aufgeführt, um das zum Teil tiefer liegende Land zu schützen, von welchem gleichwohl manche Sturmflut größere Strecken in eine neu gebildete Meeresbucht versenkt; auch im Norden der Provinzen Ost- und Westpreußen und im Nordwesten Pommerns ist die Küste mehrfach künstlich geschützt. Im südl. Dritteil waltet der Gebirgscharakter vor. Zunächst wird das Grenzgebiet gegen Böhmen vom Sudetenzuge erfüllt, innerhalb deßen sich der höchste Gipfel der Monarchie, die Schneekoppe (1605 m), erhebt. Während dann der Thüringer Wald und das thüring. Bergland nur zu kleinern Teilen P. angehören und der Harz fast zur Hälfte preußisch ist - auch der Kulminationspunkt, der Brocken (1141 m), befindet sich auf preuß. Gebiet -, liegen das Rheinische Schiefergebirge fast ganz, das hess. Berg- und Hügelland sowie das subhercynische Hügelland zum größten Teil in P. Hohenzollern gehört der Schwäbischen Alb an, die hier im Hohenzollern 858 m und im Kornbühl 886 m erreicht. Die orographische Gliederung ist zum großen Teil nur im Zusammenhang mit derjenigen Deutschlands zu verstehen. (S. Deutschland und Deutsches Reich, Bd. 5, S. 113.)

Die Bodenbeschaffenheit des norddeutschen Tieflandes, eines Produkts mehrerer geolog. Bildungsepochen, wechselt je nach den aufliegenden Diluvial- und Alluvialschichten vom besten Weizen- und Rübenboden bis zum ertraglosen Flugsand. Stauende Nässe des Untergrundes vereitelt auf weite Strecken häufig die Mühe des Anbaues, und erst eine jahrhundertlange eifrige Ableitung der Sumpfgewässer vermochte kaum bewohnbares Land in fruchtbare Gefilde umzuschaffen, wie beispielsweise die Weichselniederung und den Oderbruch. Höher gelegene Strecken leiden in trocknen Jahren, welche glücklicherweise den mit erstern abwechselnden Niederungen zu gute kommen, Mangel an Niederschlägen. In den nordwestl. Provinzen wechselt trockner und karger Geestboden mit Marschland und Torfmoor ab. Die Landrücken bestehen meist aus Sandschichten mit Beimischung von Thon, welche bei der kurzen Dauer der Bestell- und Erntezeit keinen reichen Ertrag zulassen. Kaum vorteilhafter für die Vegetation ist der Kalkboden des oberschles. Plateaus. Eine außerordentliche Fruchtbarkeit wohnt dagegen dem Schwemmgebiete der Haldenslebenschen Hügel (Magdeburger Vöhrde) inne, wie denn auch die Vorlandschaften der Sudeten, des sächs.-thüring. Berglandes (Saalthal, Unstrutthal, Goldene Aue), der Wesergebirge (Weserthal, Fürstentum Hildesheim), des Lennegebirges (Hellweg), des Westerwaldes (Rheinthal), des Taunus (Rheingau) und die Thäler des Hunsrück größtenteils von den besten Bodenarten bedeckt sind. Die Gebirgsrücken selbst gestatten wegen ihrer Höhenlage u. s. w. selten mehr als den Anbau der genügsamsten Gewächse.

Sämtliche Gewässer, deren wohlverteilter Reichtum Land- und Forstwirtschaft, Industrie und Handel günstig beeinflußt, gehören außer dem südlichsten zur Donau entwässernden Teil Hohenzollerns den Gebieten der Ost- und der Nordsee an, deren deutsche Küstenstrecken, bis auf die (ohne die Buchten 161, 12, 8, 20 und 40 km langen) Seegrenzen von Mecklenburg-Schwerin, Staat und (oldenb.) Fürstentum Lübeck, Amt Ritzebüttel (hamburgisch) und Oldenburg, sämtlich preußisch sind. Abgesehen von den Küstenflüssen, gehen zur Ostsee die Memel, der Pregel, die Weichsel, Oder und Schlei, zur Nordsee die Eider, Elbe, Weser, Ems und der Rhein sowie endlich in den Zuidersee die Vechte. In die Ostsee entwässern 186484, in die Nordsee 161138, in das schwarze Meer 725 qkm (jener Teil von Hohenzollern) von P. (Haffe und Bodden sind hierbei nicht eingerechnet). Die meisten Flüsse gehören innerhalb P.s bereits dem Niederungsgebiet an, was die Schiffbarkeit und die Herstellung von Wasserverbindungen begünstigt. Diejenigen Ströme, auf denen in ihrem ganzen Laufe innerhalb des Landes Flußschiffe größter Art verkehren können, sind Rhein und Elbe; bei den andern größern Strömen ist das nur in einem Teil ihres Laufs der Fall, so bei der Oder bis jetzt nur unterhalb Breslau, bei der Weser unterhalb Bremen, bei der Eider unterhalb Pahlhude, bei der Weichsel unterhalb Danzig. Die obern Strecken der letztern Flüsse sind nur mittlern Flußfahrzeugen zugänglich, doch wird die Oder zwischen Breslau und Cosel und die Ems von Papenburg bis oberhalb Lingen, von wo dann ein Kanal nach Dortmund weiter führt, zur Benutzung durch die Großschiffahrt reguliert. Ein engmaschiges Wasserstraßennetz, indes nur für kleine Fahrzeuge, besitzen Teile der Reg.-Bez. Osnabrück, Aurich und Stade, ebenso Danzig, Gumbinnen und Königsberg; in letzterm Bezirk können auch mittlere Flußfahrzeuge auf zahlreichen Wasserwegen bis an das Kurische und Frische Haff gelangen. In der Rheinprovinz lassen, abgesehen vom Rhein selbst, einigermaßen lebhafte Schiffahrt zu die Saar, Mosel und Lahn, in Sachsen die Saale, in Posen die Netze und Warthe; in Hessen-Nassau findet nur auf dem kanalisierten Main ein starker Schiffahrtsbetrieb statt. Das bestentwickelte Wasserstraßennetz für kleine, mittlere und große Flußfahrzeuge hat die Provinz Brandenburg. Nur flößbar sind an größern Gewässern die Mehrzahl derjenigen der ostpreuß. Seen-^[folgende Seite]