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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Preußen (Unterrichts- und Bildungswesen)

fallen 18459, auf Westpreußen 30081, auf Pommern 86026, auf das Ostseegebiet Schleswig-Holsteins 79289, auf dessen Nordseegebiet 25156, auf das Elb- und Wesergebiet Hannovers 39540, au das Ems- und Jadegebiet 32736 Registertons.

Seeschiffahrt. Die Zahl sämtlicher in preuß. Häfen eingetroffenen Schiffe betrug (1893) 50061 mit einer Tragfähigkeit von 6503277 Registertons und einer Besatzung von 299643 Mann; darunter waren 22039 Dampfer mit 5290423 Registertons und 222410 Mann. 7741 Schiffe, darunter 1234 Dampfer, kamen in Ballast an. Die Zahl der aus preuß. Häfen ausgelaufenen Schiffe betrug 49850 mit 6509910 Registertons und einer Besatzung von 298954 Mann, darunter 21967 Dampfer mit 5301622 Registertons und 222244 Mann.

Über die Eisenbahnen in P. s. Preußische Eisenbahnen.

Über Post- und Telegraphenverkehr im Reichspostgebiet s. Deutschland und Deutsches Reich (Bd. 5, S. 145).

Unterrichts-und Bildungswesen. Der Elementarunterricht ist obligatorisch, die Schulunterhaltungspfiicht Sache der Gemeinden und Gutsherren u. s. w., denen der Staat in Fällen der Bedürftigkeit zu Hilfe kommt. Seit Erlaß des Schullastengesetzes vom 14. Juni 1888 sind alle Volksschulen in P. schulgeldfrei. Die Oberaufsicht über die Schulen nimmt der Staat für sich in Anspruch; die unmittelbare Aufsicht führen Deputationen und Kommissionen der Gemeinden nebst den Lokal- und den staatlich bestellten Kreisschulinspektoren, die höhere liegt den Bezirksregierungen ob. In den Landesteilen nichtdeutscher Zunge wird auf die Erlernung der deutschen Sprache seitens aller Schüler hingewirkt. Von den schulpflichtigen und bildungsfähigen Kindern vermag sich nur ein verschwindender Bruchteil dem Unterricht zu entziehen, weshalb sich in der neuesten Zeit im Durchschnitt des Staates nicht mehr 2 Proz. der jährlich in das Heer eingestellten Rekruten, in vielen Landesteilen nicht einmal 2/10 Proz. ohne alle Schulbildung erweisen. Am günstigsten ist es um die Volksbildung in Hohenzollern, Schleswig-Holstein, Hannover, Berlin, Westfalen und Sachsen bestellt, am ungünstigsten in den östl. Grenzgegenden. Für die früheste Jugend bestehen viele Kindergärten und Kleinkinderbewahranstalten.

Das niedere und Mittelschulwesen 1891:

^[Tabelle]

Art der Schulen Schulen Schüler Lehrer Lehrerinnen

Öffentliche Volksschulen 34742 4916476 63237 8494

Öffentliche Mittelschulen und höhere Mädchenschulen 550 131270 2997 1314

Privatschulen mit Volksschulziel 495 21678 424 283

Privatschulen mit Mittelschulziel 1134 80868 900 3159

Seminarübungsschulen 176 19422 - -

Schulen in Blindenanstalten 15 635 55 19

Schulen in Taubstummenanstalten 49 4080 390 24

Schulen in Idiotenanstalten 34 1898 54 44

Schulen in Rettungshäusern 141 6898 240 -

Schulen in Waisenhäusern 72 5138 167 -

Zusammen 37408 5188363 68464 13337

^[Leerzeile]

Zu den 81801 vollbeschäftigten Lehrkräften kommen ferner 7054 Hilfslehrer, 1101 Hilfslehrerinnen und 29764 Handarbeitslehrerinnen. Von den 5188363 Schulkindern sprachen nur polnisch 495023, polnisch und deutsch 78666, nur dänisch 23303, dänisch und deutsch 1883, nur litauisch 12665, litauisch und deutsch 6891, nur wendisch 10488, wendisch und deutsch 3094, nur kassubisch 3565, und nur sonst slawisch 11073. Die Gesamtkosten der öffentlichen Volksschulen (1891: 146225312 M.) wurden aufgebracht zu 67,26 Proz. (93350498 M.) durch Leistungen der Verpflichteten, zu 31,80 Proz. (46 495 831) aus Staatsfonds und zu 0,94 Proz. (1378983 M.) durch Schulgeld. Auf 1000 Einwohner entfielen (1891) 4881,45 M. Volksschulunterhaltungskosten überhaupt und 3095,10 M. persönliche im besondern, davon 4492,81 und 2960,46 M. auf dem Lande; auf je einen Schüler kamen 29,74 M. überhaupt und 18,86 M. persönliche im besondern, davon 24,73 und 16,20 M. aus dem Lande. Eine Schule kostete durchschnittlich 4209 M.; 16687 M. in den Städten und 2644 M. auf dem Lande. Die öffentlichen Mittel- und höhern Mädchenschulen erforderten einen Aufwand von 11966637 M., darunter 5548759 M. Schulgeld und 204743 M. aus Staatsfonds. Eine Schule kostete durchschnittlich 21758 (höhere Mädchenschulen 26889) M., ein Schulkind 91,16 (123,27) M.

Fortbildungsschulen, Abend- und Sonntagsschulen, welche teils obligatorisch, teils freiwillig eingerichtet sind und erforderlichenfalls Staatsbeihilfen erhalten, sind über das ganze Land verbreitet und sorgen für Befestigung des in der Schule Erlernten hei der nicht mehr schulpflichtigen Jugend.

Die Heranbildung von Lehrern erfolgte (1892) in 111 staatlichen Lehrerseminaren (darunter 33 katholische und 4 paritätische) und 11 Lehrerinnenseminaren (5 und 2) mit 10133 männl. und 703 weibl. Zöglingen; außerdem bestanden 35 Präparandenanstalten mit 2305 Präparanden. Mit der Aussicht über die Lehrerbildungsanstalten und die höhern Schulen sind die Provinzialschulkollegien betraut.

Die Erziehung und Pflege der Waisenkinder ist durch die Vormundschaftsordnung vom 5. Juli 1875 geregelt und findet in Waisenhäusern und Familien statt. Die verwahrlosten Kinder finden seitens freier Vereine und kommunaler Rettungshäuser (auch in zwei staatlichen) erziehliche und unterrichtliche Versorgung; 1882 gab es deren 180. Die Zahl der solchen Anstalten oder Familien zur Zwangserziehung überwiesenen Kinder betrug 1892: 10837. Das Gesetz vom 13. März 1878 regelt die zur Hälfte auf Staatskosten erfolgende Zwangserziehung der Kinder von 6 bis 12 Jahren, welche sich im Zustande der Verwahrlosung befinden, durch Überweisung derselben an die Kommunal- oder Provinzialverbände, wofür ihnen und dem Staate (1892) 1415926 M. Ausgaben erwuchsen. Es wird beabsichtigt, in sämtlichen Landesteilen hierfür auch staatliche Besserungsanstalten zu errichten.

Über die höhern Schulen und Universitäten s. Deutschland und Deutsches Reich (Bd. 5, S. 156 u. 157). Technische Hochschulen bestehen zu Berlin-Charlottenburg, Hannover und Aachen, Forstakademien zu Eberswalde und Münden, Bergakademien zu Berlin und Clausthal, eine Landwirtschaftliche Hochschule zu Berlin, eine Landwirtschaftliche Akademie zu Poppelsdorf, Tierärztliche Hochschulen zu Berlin und Hannover, landwirtschaftliche Institute an den Universitäten Königsberg, Breslau, Halle, Kiel und Göttingen, Kunstakademien in Berlin, Königsberg, Düsseldorf und Cassel, Forstlehrlingsschulen zu Groß-Schönebeck und Prostau; ferner (1891-92) 10 Bergschulen, 27 Bergvorschulen, 16 Landwirt-^[folgende Seite]