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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Psoa - Psyche

Im 13. Jahrh. bildete der westl. Teil ein besonderes Gebiet P., der östliche gehörte zu Nowgorod. Mit letzterm kam es zu Moskau und wurde 1782 Gouvernement. - 2) Kreis im nordwestl. Teil des ruß. Gouvernements P., am Pskower See und dessen Zuflüssen, hat 6349,9 qkm, davon 511,7 qkm Seen, 202777 E.; Flachsbereitung, Fischerei, Schiffahrt. - 3) P., auch Pleskow, deutsch Pleskau, Hauptstadt des Gouvernements und des Kreises P., an der Mündung der Pskowa in die Welikaja und an den Eisenbahnen Petersburg-Warschau und P.-Riga, Sitz des Erzbischofs und des Civilgouverneurs, hat (1890) 23985 E., 39 russ., 1 kath., 1 evang. Kirche, 1 Mönchs-, 2 Nonnenklöster, alten Kreml mit der Kathedrale der Heiligen Dreifaltigkeit (aus dem 12. Jahrh.), 1 Knaben-, 1 Mädchengymnasium, Realschule, Lehrerseminar, geistliches Seminar, Kadettenkorps, Geodätische Schule, 3 Zeitungen, 4 Banken, gegen 20 Fabriken; Handel mit Flachs, Fischen, Getreide, Salz; Flußhafen und Dampfschiffahrt. - P. soll schon im 10. Jahrh. bestanden haben. Es war eine Republik, wurde im Mittelalter ein bedeutender Handelsplatz (namentlich für den Handel mit Deutschland) und stand mit der Hansa in Verkehr. Die Bewohner regierten sich selbst durch das Wjetsche (Volksversammlung), das auch den Possadnik (Bürgermeister) einsetzte und absetzte. Ein wichtiges Denkmal altruss. Gesetzgebung ist die "Pskower Gerichtsurkunde" aus dem 15. Jahrh. In der Zeit seiner Blüte hatte P. gegen 60000 E. Die Selbstverwaltung sank jedoch unter dem wachsenden Einfluß der Moskauer Großfürsten und hörte 1510 unter Wassilij III. ganz auf. P. hatte viele Kämpfe mit Litauen und den Deutschen Rittern zu bestehen. Später wurde es von Stephan Báthory, Gustav Adolf von Schweden belagert und spielte auch im Nordischen Krieg eine wichtige Rolle. - Außer der Litteratur unter Nowgorod vgl. Nikitskij, Umriß der innern Geschichte P.s (russisch, Petersb. 1873).

Psoa (grch.), die Lenden- und Nierengegend.

Psoas (grch.), der große Lendenmuskel, welcher von der Seitenfläche und den Querfortsätzen der Lendenwirbel entspringt, unter dem Leistenband aus der Beckenhöhle hervortritt und sich am Oberschenkelbein ansetzt.

Psoasabsceß, Psoitis, die Vereiterung des Lendenmuskels (s. Psoas) infolge einer primären Entzündung des letztern oder kariöser Zerstörung der Lendenwirbel, verursacht meist eine Geschwulst in der Hüftbeuge, Schmerzen in den Lenden und Beschwerden beim Gehen. Die Behandlung besteht in möglichst frühzeitiger Entleerung des Eiters und Anlegung eines antiseptischen Verbandes.

Psocidae, s. Holzläuse.

Psoitis (grch.), s. Psoasabsceß.

Psophiidae, s. Trompetervögel.

Psora (grch.), die Krätze; psorisch, krätzig; psorische Mittel (Psorica), Krätzmittel.

Psoriasis (grch., d. i. Krätzigsein), Schuppenflechte, eine chronische, nicht ansteckende Hautkrankheit, welche auf einer schleichenden Entzündung der obersten Lederhautschichten beruht und sich durch Bildung von trocknen, weißen, perlmutterartig glänzenden Schuppen auf geröteten Hautstellen zu erkennen giebt. Je nach der Form und Ausbreitung der kranken Hautstellen unterscheidet man verschiedene Formen der P. Handelt es sich um kleine runde Efflorescenzen, so spricht man von einer Psoriasis guttata; durch Vergrößerung derselben entsteht die großfleckige Psoriasis nummularis; weiterhin unterscheidet man die ringförmige Psoriasis annularis, die guirlandenartige Psoriasis gyrata und die gleichmäßig über größere Hautstrecken ausgebreitete Psoriasis diffusa. Lieblingsstellen der P. sind die Streckseiten der Extremitäten, besonders die Knie und die Ellbogen. Ganz verschieden von den ebengenannten Formen der P. ist die Psoriasis syphilitica, welche gerade im Gegensatz hierzu die Beugeseiten der Extremitäten und mit einer gewissen Vorliebe die Handteller und Fußsohlen befällt; sie ist immer ein Symptom der allgemeinen Syphilis (s. d.).

Die Behandlung besteht zunächst in der Entfernung der aufgelagerten Schuppenmassen durch Dampfbäder, warme Bäder, Einreiben mit Olivenöl und grüner Schmierseife oder durch Bedecken mit Kautschukleinwand. Sind die Schuppen völlig entfernt, so werden die kranken Hautstellen mit Chrysarobinsalbe, Pyrogallussäure, Naphtholsalbe oder andern Teerpräparaten eingerieben. Die örtliche Behandlung wird zweckmäßig mit der innerlichen Darreichung von kleinen Dosen Arsenik verbunden. Ist die P. syphilitischer Natur, so muß sich der Kranke einer antisyphilitischen Kur unterziehen. - Über Psoriasis buccalis s. Leukoplakie.

Psoroptes, s. Räudemilbe.

Psorospermien, Psorospermienschläuche, s. Gregarinen und Mieschersche Schläuche.

Psychagogos (grch., "Seelenführer"), Beiname des Hermes als Führer der Seelen der Verstorbenen in die Unterwelt; auch soviel wie Totenbeschwörer, s. Nekromantie.

Psyche, das griech. Wort für Seele. Diese wird in der griech. und griech.-röm. Kunst als zartes Mädchen, zuerst wohl mit Vogel-, dann mit Schmetterlingsflügeln und als Schmetterling dargestellt. Ein Erzeugnis der philosophierenden Dichtung des spätern Hellenismus ist die Erzählung von Eros (Amor) und P., die bald von Eros hoch beglückt, bald gepeinigt wird, nicht eigentlich ein Mythus, sondern eine wohl auf Platonischen Vorstellungen von der menschlichen Seele beruhende Allegorie, die zahlreichen Kunstwerken zu Grunde liegt. - Vgl. O. Jahn (in den "Archäol. Beiträgen", Berl. 1847); Collignon, Essai sur les monuments grecs et romains relatifs au mythe de Psyché (Par. 1877); Stephani (im "Compte rendu de la Commission archéologique de St.-Pétersbourg" für 1877); Friedländer, Über das Märchen von Amor und P. (in den "Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms", Bd. 3, 5. Aufl., Lpz. 1882); Wolters (in der "Archäol. Zeitung", Berl. 1884), und besonders Zinzow, P. und Eros (Halle 1881).

Nicht viel mehr als die Namen Amor und P. hat mit jener Erzählung ein von Apulejus erzähltes anmutiges Märchen gemein, das sich auch bei andern indogerman. Völkern wiederfindet. P., eine Königstochter, wurde wegen ihrer Schönheit für Venus selbst gehalten und wie eine Göttin verehrt. Dies erregte den Neid der Venus, die dem Amor gebot, ihr Liebe zu einem unebenbürtigen Menschen einzuflößen. Auf den Spruch eines Orakels wurde P. auf den Gipfel eines Berges geführt und von hier trug sie ein sanfter Wind in ein anmutiges Thal hinab, wo sie in einen prächtigen Palast gelangte, in welchem Amor, der sie selbst sich erkoren hatte, sie nachts, ungesehen und unerkannt, besuchte. Sie wäre glücklich gewesen, wenn sie Amors Warnung