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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pulsader - Pulteney
von der Thätigkeit des .Herzens abhängig ist als
von der Beschaffenheit der Arterie. Alles, was anf
die Thätigkeit des Herzens von Einfluß ist (Ge-
mütseindrücke, Körperbewegungen), ändert anch den
P. ab. Deshalb hat die Beschaffenheit des P. für
die Beurteilung eines Krankheitszustandes auch nur
einen beschränkten Wert. Doch bat sich ermitteln
lasfen, daß, bei Ausschluß der zufälligen Einflüsse,
die Frequenz des P. mit der Höhe des Fiebers zu-
nimmt. Auch die Venen können pulsieren, und
zwar ist der Venenpuls entweder ein scheinbarer
oder ein wirklicher. Einer Vene, welche über einer
Arterie verläuft, wird die schnellende Bewegung
mitgeteilt, wodurch der scheinbare (fortgepflanzte)
Venenpuls entsteht. Dagegen zeigen den echten
P. die Venen in unmittelbarer Nähe des Herzens,
wenn die venösen Klappen desselben nicht mehr
schliehen und das Blut so in die Venen zurück-
geworfen wird; ferner dann, wenn eine Arterie so
mit einer Vene verwachsen ist, daß sich das arterielle
Blut in die Vene ergießt (Varix 5M6ui^8MHticu3).
(S. Arterien, Herz, Kreislauf des Blutes.) - Vgl.
Landois, Die Lehre vom Arterienpuls (Berl. 1872);
Frey, Die Untersuchungen des P. und ihre Ergeb-
nisse (ebd. 1892); von Kries, Studien zur Pulslehre
(Freib. i. Br. 1892).
Pulsader, s. Arterien; Pulsaderentzün-
dung, s. Arterienentzündung; Pulsaderge-
schwulst, s. Aneurysma.
Pulsanten (lat.), Klopfende, Anklopfende;
Glockenläuter, Glöckner; Aspiranten auf eine erle-
digte (kath.) Pfarre, Klosterstelle.
?ni82.ti11a.,Kuh-oderKüchenschelle,Oster-
blume, Unterabteilung der Gattung ^neinons ^.
(s. d.), von dieser durch die mit einem Federschwanz
versehenen Früchte unterschieden. Es sind aus-
dauernde gistige Kräuter mit doppeltfiederschnittigen
oder doppelt-dreischnittigen Blättern und einem ein-
fachen, einblütigen, oberhalb der Mitte von einer
Blätterhülle umgebenen Schaft. In Deutschland ist
die Wiesenküchenschelle, ?. pi-atengiz MM.
(^Q6U10I16 pltlt6N8i3 ^.), mit stets hängender glocki-
ger, die Staubgefäße nur wenig überragender, meist
braunvioletter Blüte, und in manchen Gegenden
auch die gemeine Küchenschelle (^neinons
pniLÄtiiia ^., ?. vul^rig HMl., s. Tafel: Gift-
pflanzen I, Fig. 5), mit fast aufrechter, größerer
und sich ausbreitender violettblauer Blüte, als Heil-
mittel gebräuchlich. Beide wachsen auf sandigen und
kalkigen Hügeln des mittlern und südl. Europas und
blühen im Frühling. Das beim Zerreiben beißend
riechende Kraut enthält als Hauptbestandteil ein
eigentümliches giftiges Öl. (S. Anemonin.) Das
Kraut von ?. pi-awusiL war ofsizinell.
Pulsatillenkampfer, s. Ancmonin.
Pulsation (lat.), das Klopfen, besonders des Her-
zens, der Pulsschlag; pulsieren, schlagen, klopfen;
Pulsion, Stoß, Schlag, Schwungbewegung.
Pulsionssystem, s. Ventilation.
Pulskurve, Pulsmefser, s. Puls.
Pulsnitz, Fluß in Böhmen, s. Pölzen.
Pulsnitz, Stadt in der Amtshauptmannschaft
Kamenz der süchs. Kreishauptmannschaft Vautzen,
an der zur Schwarzen Elster gebenden P. und der
Linie Pirna-Kamenz der Sächs. Staatsbabnen, Sitz
eines Amtsgerichts (Landgericht Bautzen), dat (1890)
3378 E., darunrer 76 Katholiken, Post zweiter Klasse,
Telegraph, ein Schloß mit Park; Gurt- und Band-
fabriken, mechan. Weberei, Segeltuch- und Lein-
wandfabrikation, berühmte Pfesferkuchenbäckerei,
Töpferei, Wagenbauerei, Woll- und Haargarn-
spinnerei. P. ist der Geburtsort des Bildhauers
Nietschel, dem daselbst ein Denkmal errichtet wurde.
Pulfometer (lat.-grch.), s. Pumpe.
Pulszeichner, s. Puls.
Pulszky,FranzAurel, von Lubocz und Csel-
falva, ungar. Politiker und Schriftsteller, geb.
17. Sept. 1814 zu Eperies, studierte hier und in
Miskolcz, worauf er Reisen ins Ausland unter-
nahm. Für sein ungarisch und deutsch erschienenes
Werk "Aus dem Tagebuche eines in Großbritannien
reisenden Ungarn" (Pest 1837) wählte ibn die Un-
garische Akademie zu ihrem Mitglied. Vom Komi-
tat Säros wurde P. in den Reichstag von 1839/40
gewählt; 1845 zog er sich auf sein Gut Sze'cse'ny
zurück. 1848 wurde er Staatssekretär im ungar.
Finanzministerium, später in gleicher Eigenschaft
nach Wien versetzt. Nach den: Öktoberaufstand ent-
kam P. nach Ungarn und wurde hier zum Mitglied
des Landesverteidigungsausschusses ernannt. Als
Windischgrätz nahte, ging P. ins Ausland und
wurde 1849 von Kossuth zum Vertreter Ungarns
bestellt. Später begleitete er Kossutb auf dessen
Rundreise durch Amerika, die er in Gemeinschaft
mit seiner Gattin beschrieb ("^Vliite, red, dlack",
3 Bde., Lond. 1853; deutsch, 5 Bde., Cassel 1853).
Schon vorher hatte er einen histor. Roman: "Die
Jakobiner in Ungarn" (deutsch, 2 Bde., Berl. 1851),
veröffentlicht. Im Mai 1852 wurde P. vom Kriegs-
gericht in Pest in contumaciam zum Tode verur-
teilt. P. ging 1860 nach Italien, nahm an Gari-
baldis Erpedition, die mit Aspromonte endete, teil
und wurde infolgedessen einen Monat lang in
Neapel gefangen gehalten. 1866 wurde P. amne-
stiert, 1867-75 und wieder 1881 in den Reichstag
gewählt, wo er sich der Deak-Partei anschloß. Seit
1869 ist P. Direktor des ungar. Nationalmuseums,
das er den Anforderungen der Wissenschaft gemäß
ganz neu organisiert hat, seit 1872 Generalinten-
dant der öffentlichen Museen und Bibliotheken Un-
garns, auch Klassenpräsident der Ungarischen Akade-
mie der Wissenschaften. P.s neuere Werke sind seine
Autobiographie "^letsm 68 koroiu" (4 Bde., Pest
1882; deutsch: "Meine Zeit und mein Leben", Prehb.
1880-83), "Die Kupferzeit in Ungarn" (ungar.
und deutsch, Pest 1884), zahlreiche archäol. Stu-
dien und Forschungen und eine Sammlung seiner
ungar. "Publizistischen Arbeiten" (Budapest 1889).
- Vgl. Ferenczy, P.s Leben (ungarisch, 1894).
Pultawa, s. Poltawa. ^S. 678d).
Pultdach, s. Dach und Dachstuhl (Bd. 4,
Pulteney (spr. pölltne), William, engl. Politiker,
wurde 1682 geboren, trat 1705 als Whig ins Un-
terhaus, wo er mit Walpole eng zusammen stand.
Seit 1714 gehörte er als Staatssekretär des Krie-
ges dem Kabinett an, dessen Leitung Walpole 1715
als Schatzkanzler übernahm; mit ihm trat er auch
1717 zurück. Aber Walpolcs Streben nach der
Alleingewalt entzweite den ehrgeizigen P. bald
mit seinem Freund, und sein ganzes Streben war
nun auf den Sturz Walpoles gerichtet, der 1721
wieder die Leitung der Regierung übernommen
hatte. Er war entschieden der glänzendste Redner
der Zeit, unterrichtet, witzig, auch ein begab-
ter Schriftsteller, der mit der Feder wie mit dem
Wort gegen Walpole ankämpfte. Er trat sogar in
Verbindung mit dem ToryführerBolingbroke; aber
die jahrelange Erfolglosigkeit der Oppositionspartei