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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pushkur - Puszten
Allein die Bewegung konnte nicht erdrückt wer-
den. Studenten, Lehrer, Geistliche, Adlige huldig-
ten in großer Zahl dem P. Übertritte zur katb.
Kirche erfolgten erst einzeln, dann immer bäu-
figcr. Der Papst sah die Zeit gekommen, in Eng-
land wiederum eine bischöfl. Hierarchie zu gründen.
Auch Kloster entstanden vielfach. Pusey selbst trat
nicht über; er mit seinem Anhang bildete nun den
Stamm der "hochkircklichen" Partei, der gegenüber
die "breitkirchliche Richtung" die Interessen der prot.
Freiheit zu vertreten batte. Die evang. Gesinnten
aller Parteien sammelten sich zur Abwehr des neu
einbrechenden Papsttums in der Evangelischen Al-
lianz (s. d.). Trotz des Gesetzes von 1874 besteht
der P. in der engl. Kirche weiter, und Kniebcugung,
Weihrauch, Kerzen, Weihwasser, Letzte Ölung, Er-
hebung der Hostie, Marien- und Heiligenverehrung
sind in vielen Kirchen eingeführt. Die (^Iiurcii
^830"Hti0n befördert, die (^urck Union bekämpft
den P. (S. Anglikanische Kirche.) - Vgl. Weaver,
Der P. (deutsch von Amtbor, Lpz. 1844); Pusey,
^6 Oduicii ol NnFlanä (Oxf. 1866); Mcttgenberg,
Ritualismus und Romanismus in England (Bonn
1877); Proby, ^nnki8 oltlio I.on-lHurcii lai-t?
in Ni^Ianä (2 Bde., Lond. 1888).
Pushkur, Ort in Ostindien, s. Puschkar.
Püspök-Ladany (spr. laddahnj), Groß-Ge-
meinde im Stuhlbezirk Nädudvar des ungar. Ko-
mitats Hajdü, an den Linien Vudapest-Großwardein
und P.-Debreczin-Miskolcz (137 km) der Ungar.
Etaatsbahnen, hat (1890) 9824 meist reform. ma-
gyar. E., darunter 2380 Katholiken.
Pußad, Bezirk von Vaßim (s. d.). ' ^
Pußkeller, s. Flagellanten.
Pustel (?u3w1a), Blatter oder Eiterblase,
eigenartige Form der Hautentzündung, bei der sich
an einem rundlichen geröteten Haut- oder Schleim-
hauthügel durch Ansammlung von Eiter unter der
Oberhaut eine Blase abhebt, die sich bald in einen
mehr oder weniger dicken Schorf verwandelt, wel-
cher nach einiger Zeit abfällt und eine kleine glatte
Narbe hinterläßt. Diese Form entstebt säst immer
durch Entzündung einzelner Talgdrüsen der Haut
und bildet die Grundform mehrerer Hautkrankhei-
ten, z.V. der Menschen- und Kuhpocken, der Pustel-
flechte, der eiternden Hautfinne (s. Finne), des Ek-
thyma u. a. Übrigens sind die P. an Größe, Form
und Bau sehr verschieden, z. B. die kleine P. der
Milchborke, die fächerige und genabelte der Men-
schenpocke u. s. w. Wesentlich von der P. verschieden
ist die Blase (s. d.), indem diese keinen Eiter, son-
dern nur klare Flüssigkeiten enthält.
Pustelstechte, s. Ekthyma.
Pustelfalbe, s. Breckweinstein.
Püfterich, ein vielbesprochenes Erzbild von
64 cm Höhe, das sich im Schlosse zu Sondershauscn
befindet. Angeblich wurde es im 16. Jahrh, in einem
unterirdischen Gewölbe der Rotenburg bei Kclbra
ausgesunden. Die Figur, bohl gegossen und einen
knicenden Knaben von unförmlich dicken Verhält-
nissen darstellend, wurde früher bald für ein slaw.,
bald für ein german. Götzenbild gedalten. Jetzt
wird die Erzsigur als Träger eines Behälters, viel-
leicht eines Taufbeckens erklärt, wie sie in ähnlichen
Figuren am Krodo-Altar zu Goslar und an andern
Taufbecken vorkommen. - Vgl. Raabe, Der P. zu
Sondcrshausen (Berl. 1852).
Pusterthal, ein etwa 100 km langes Gebirgs-
thal im östl. Tirol, zwischen den Hoben Tauern im
N., dem Südtirolischen Hochland und den Karnischen
Alpen im S. (s. Ostalpen), zieht sich von Mühlbach
an der Rienz, einem Zufluß des in die Etsch strömen-
den Eisak, gegen O. über die Mühlbacher Klause,
St. Lorenzen, den Hauptort Vruneck (s. d.), über
Welsbcrg (Dorf mit 805 E., Bezirksgericht, Schloß
und Mineralbad) nach dem Toblacher Felde,
einer Hochebene von 1204 in Höhe, die die Wasser-
scheide zwischen Nienz und Dran bildet, weshalb auch
das Thal beider Flüsse als eins angesehen und P.
genannt wird. Im Drauthal liegt der Marktstecken
Innichcn (s. d.); dann folgt der Marktflecken Sil-
lian (mit 630 E., einem Bezirksgericht und einem
Sauerbrunnen). Hinter der Lienzer Klause eröffnet
sich eine der reizendsten Gegenden Tirols, in deren
Mitte, an der Vcreinignng derIsel und Dran, Lienz
(s. d.) liegt. Das P. hat viele Seitenthäler. Bei
St. Lorenzen mündet das Enneberg (s. d.). Von
Toblach (s. d.) aus gelangt man in das Thal von
Ampezzo (s. d.). Das Ahrnthal (Thal von Taufers)
endet bei Vruncck. Oberhalb Lienz führt die Isel
zum Deffereggcnthal (s. d.). Das P., welches einen
bequemen Übergang aus dem alten Noricum in das
Herz der Rhatischen Alpen darbot, war schon von
den Römern, von deren Niederlassungen zahlreiche
Altertümer zeugen, mit einer Straße versehen. Das
P. umsasit die Bezirkshauptmannschaften Bruneck
und Licnz und wird von der österr. Südbahn durch-
zogen. - Vgl. Rabl, Illustrierter Führer durch
das P. und die Dolomiten (Wien 1882); Noe, Die
Kärntner Pusterthalbahn (Zür. 1883).
Pustet,Friedrich,Verlagsbuchhandlung,Vuch-
druckerci und Papierfabrik in Regensburg, gegründet
1826und1836vonFri edrich Pustet (geb.24.Febr.
1798 in Hals bei Passau, gest. 6. März 1882) und im
Besitz von dessen Söhnen Friedrich Pustet (geb.
25. Juli 1831), Clemens Pustet (geb. 18. Jan.
1833) und Karl Pustet (geb. 10. Febr. 1839).
Der ausschließlich kath. Verlag umfaßt liturgische
Werke, Andachtsbüchcr u. a., zum Teil in lat.
Sprache, ferner Kompositionen auf dem Gebiete der
Kirchenmusik mit der Monatsschrift "Nii8icH LÄcra"
(1869 fg.), religiöse Bilder, die Wochenschrift "Deut-
scher Hausschatz in Wort und Bild" (1875 fg.), den
"Regcnsburger Maricnkalender" (1866 fg.). Die
Buchdruckern hat Dampfbetrieb, 21 Doppelmaschi-
nen, Stereotypie, Galvanoplastik, Kupferdruckerei,
Chromotypie^ Buchbinderei, 300 beschäftigte Per-
sonen und Hauskasfesür Unterstützungen. Die Firma,
die den Titel "Typographie des heiligen Aposto-
lischen Stuhles und der Kongregationen der hei-
ligen Riten und Indulgenzen" sührt, hat seit 1865
Filialen in Neuyork und Cincinnati.
Pustlicht, künstliche Lichtquelle für Moment-
photograpbie. (S. Photographie, Bd. 12, S. 116a.)
Vustüla. (lat.), s. Pustel; I>. maiigna, s. Kar-
bunkel und Milzbrand.
Puszten (Singular Puszta, gewöhnlich mit
"Einöde" übersetzt), in Ungarn ursprünglich Allo-
dialgründc oder Prädien, d. h. solche Besitzungen,
auf denen keine Bauerngründe oder Urbarialsessio-
nen vorkamen. Im Innern des Landes, wo durch
die lange Türkenherrschaft eine große Menge kleiner
Dörfer verschwunden und die Bewohner in wenige
Ortschaften zusammengedrängt waren, waren diese
Prädicn weit ausgedehnt und bildeten, aneinander
stoßend, vor 1848 jene großen Weideplätze, deren
Hirten Csikös (s. d.) einen in Kunst und Dichtung
häufig dargestellten interessanten VolkstyMs n'M-