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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Puy - Pyämie
Puy (spr. püih, in catalon. Form Puig), in
den Pyrenäen und im südfranz. Centralplateau, be-
sonders im Hochlande der Auvergne, der Name für
die dort zahlreichen, abgestumpften Kegelberge er-
loschener Vulkane.
Puy, L e (spr. püih). 1) Arrondissement im sranz.
Depart. Haute-Loire, umfaßt 2244,28 ykm mit
(1891) 146 938 E. in 14 Kantonen und 114 Ge-
meinden. - 2) P. oderLePuy-en-Velay,mittel-
lat. ^nicium, loäiuin ^nici6ii86, Hauptstadt des
Depart. Haute-Loire, früher der Provinz Velay in
Languedoc, 625 in ü. d. M. im O. der Monts du
Velay, im Loirethal und an der Nebenlinie St.
Etienne-Langeac der Mittelmcerbahn, schlecht ge-
baut, aber malerisch am AbHange des Mont-Anis
(757 m) gelegen, ist Sitz des Prüfckten, des General-
kommandos des 13. Armeekorps, eines Bischofs,
eines Gerichtshofs erster Instanz, Handelsgerichts,
Schiedsgerichts, einer Kunst-, Gewerbe- und Acker-
baukammer und einer Filiale der Bank von Frank-
reich, hat (1891) 16 640, als Gemeinde 20308 E.,
in Garnison das 36. Infanterieregiment, ein Ly-
ceum, großes Seminar, Lehrer- und Lehrerinnen-
seminar, gewerbliche Schulen, ein Taubstummen-
institut, Hospital, Irrenbaus, eine Bibliothek, Kunst-
und naturhistor. Museum; berühmte Fabriken
sür Blonden und Spitzen, Glocken und Schellen,
Brauerei, Lohgerberei und Handel mit Getreide,
Vieh, Spitzen/ Seidenwaren, Silber- und Gold-
säden, Häuten, Fellen und Wein. - Von der Unter-
stadt führen 134 Stufen am Mont-Anis hinauf zur
Kathedrale Notre-Dame (11. und 12. Jahrh.) mit
drei Schiffen, fechs byzant. Kuppeln, einem Glocken-
turm aus dem 13. Jahrh, und einem Kreuzgang
aus dem 9. Jahrh., daneben der bischöfl. Palast so-
wie die Büßerkapelle mit Gemälden. Auf der letzten
Höhe des Mont-Anis der Fels von Corneille (132 in
über der Stadt), worauf seit 1860 die 16 m hohe
Statue der Notre-Dame de France, gegossen nach
Vonassieux aus russ. Kanonen von Sewastopol. In
einer nordwestl. Vorstadt steigt ein Fels empor,
auf dem die got. Kirche St. Michel d'Aiguilhe (962
-984) mit Glockenturm steht. Inmitten der Unter-
stadt ist der Platz du Brcuil mit Präfektur und Iu-
stizpalast und auf ihm die prächtige Fontäne Croza-
tier aus Marmor und Bronze von Bosio (nach
Pradier); hinter der Präfektur der öffentliche Garten
und das Museum Crozatier mit Bildern, Antiqui-
täten und Mustern der Blonden- und Spitzen-
industrie, die in der ganzen Gegend über 130000
Leute beschäftigt; am Boulevard das Bronzestand-
bild von Lafayette, von Hiolle; St. Laurcnt, aus
dem 14. Jahrh., enthält das Grabmal von Dugues-
clin; in der Vorstadt steht eine alte Kapelle der
Templer, genannt der Tempel der Diana.
Puy-de-Döme (spr. püih de dohm), franz. De-
partement in der Auvergne (s. d.), ist aus dem größ-
ten Teil von Nieder-Auvergne gebildet, wird im N.
vom Depart. Allier, im O. von Loire, im S. von
Haute-Loire und Cantal und im W. von Corröze
und Creuse begrenzt, hat auf 7950,5i ykm (1891)
564266 E. (6696 weniger als 1886), darunter 1212
Ausländer, also 71E. auf 1 hkm, 5 Arrondissements
(Ambert, Clermont-Ferrand, Isfoire,Riom, Thiers),
50 Kantone und 470 Gemeinden. Hauptstadt ist Cler-
inont-Ferrand. Größtenteils vulkanisches, steiniges
Gebirgsland, hat der Südwesten die meisten und
höchsten Gipfel, die ödesten Gegenden mit vielen
Kraterbergen in durchschnittlicher Höhe von 800 bis
1200 in. Die Mont-Doregruppe im S. enthält im
Puy-de-Sancy (1886 m) die bedeutendste Erhebung
in Mittelfrankreich, nördlich davon den Puy l'Aiguil-
ler (1547 m) u. a., im SO. vom Mont-Dore ist der
Mont du Luguet (1555 m) und im N. sind die etwa
60Kraterberge der Puy-de-Dömegruppe, deren
kuppelartiger Gipfel, P., 1465 m und ein nord-
westlicher, Puy-de-Come, 1255 in hoch sind. Im
NO. bilden die Bois Noirs mit dem Puy-de-
Montoncel (1292 m) die Grenze und gegen O. die
Monts du Forez mit dem Picrre-fur-Haute (1640 m)
und Puy-de-Loire (1232 m). Am Ostfuß des Mont-
Dore liegt zwischen Vulkanbergen die Stadt Basse-
en-Chandesse (1777 E.) und der Kratersee Lac Pavin,
aus dem die Crouse kommt, südöstlich davon, bei
Ardes an der Couze, die schönsten Vasaltkolonnaden
von 23 bis 26 m Höhe. Die fruchtbaren Ebenen
und Thäler der Flüsse nehmen ein Viertel der Ober-
fläche ein; der bedeutendste Fluß ist der Allier, der
links Alagnon, Couze, Crouse bei Issoire, Couse,
Veyre (mit Monne) und Morges, rechts Dore (mit
Dolore) aufnimmt; von seinen Zuflüssen bewässert
Sioule (mit Sioulet) den Nordwestcn, wo die Grenze
noch vom Cher berührt wird, während die Gewässer
der West- und Südseite des Mont-Dore zur Dor-
dogne gehen. Das Klima ist unbeständig. Die Ge-
birge sind zum Teil mit Buchen und Tannen be-
standen und 6-7 Monate mit Schnee bedeckt. Der
Ackerbau (auf 3630 hkm) lohnt besonders in den
niedrigen Gegenden und liefert Weizen (1892:
1155 000 Kl auf 55000 ka), Roggen (1425000 kl
auf75000IiH),Gerste(3300001i1),Hafer(805000Ii1),
Hülsenfrüchte, Kartoffeln, in den Berggegenden küm-
merlich Roggen, Hafer, Buchweizen und Kartoffeln.
Die Weinberge (1892: 45 358ka) brachten 1892:
977 755 Kl (im lOjähr. Durchschnitt: 1180000 KI)
eines mittelmäßigen Weins. Obst (Kirschen, Nüsse)
giebt es viel und gut. Wiesen (1808 ykiu) und Berg-
weiden fördern die Nindviehzucht (Butter- und Käfe-
bereitung) sowie Schaf-, Ziegen-, Pferde- und Maul-
tierzucht. Man gewinnt Eisen, Antimon, Blei, Sil-
ber, Alaun, Steinkohlen (1886: 211409 t), Lava,
Marmor, Granit, Mühlsteine; heiße und kalte Mi-
neralquellen finden sich besonders in Les Vains du
Mont-Dore (f. Vains), La Bourboule im Dordogne-
thal, Royat bei Clermont-Ferrand, Chätel Guyon
bei Riom, St. Nectaire am Allicr u. a. Die Indu-
strie (Fabrikation von Woll- und Baumwollwaren,
Papier, Leder, Messer und Kurzwaren) ist unbedeu-
tend. Clermont-Ferrand ist Knotenpunkt der Linien
Paris-Nimes und nach St. Eticnne der Mittelmeer-
bahn und nach Limoges der Orleansbahn; 1886 be-
trug die Vahnlänge 334,8 km und 1888 die Länge
der Straßen 473,2 km. Das Departement hat ein
Lyceum und vier Colleges. - Vgl. Gonnard, ^lin6-
raloFis än äöMi-tLinent än l>. (2. Aufl., Par. 1876);
Ioanne, 660Fi-a^ki6 än äöMi'temont ün?. (ebd.
1876); Tardieu, DictioiinairO dioFi-^kiHiik ä63
i)6rL0NiiaF68 Ki8t0i-i(iii68 clu I>. (1877).
Puzzolän, Puzzolanerde, s. Posilipotuff.
Puzzuoli, ital. Stadt, f. Pozzuoli. A d.).
p^vt. oder ä^vt., Abkürzung für Pennyweight
Pyämie (grch.), Blutvergiftung, Eiter-
vergiftung, Eiterfieber, putride In-
fektion, eine meist schnell, bisweilen auch sehr lang-
sam verlaufende, schwere, fieberhafte Infektions-
krankheit, die nach äußern Verletzungen, Operationen
sowie im Anschluß an Eiterungen innerer Organe
auftritt, durch die Aufnahme von mechanisch und