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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pyromorphit - Pyrotypie

wicht, die Wassermenge p, die Wassertemperatur zu Anfang t, dieselbe zum Schluß τ, so ist T = p(τ-t)/P*S+τ. Dabei ist in p der Wasserwert des Gefäßes mit enthalten gedacht. (S. Kalorimeter.)

Vgl. Volz, Die P. (Berl. 1888); Barns, Die physik. Behandlung und die Messung hoher Temperaturen (Lpz. 1892).

Pyromorphīt, Grün- und Braunbleierz, Buntbleierz oder Polychrom, ein hexagonales, vorwiegend in sechsseitigen Säulen mit Gradendfläche krystallisierendes, mit Apatit isomorphes Mineral, gewöhnlich durchscheinend und fettglänzend, von der Härte 4 und dem spec. Gewicht 7, meist grünlich oder bräunlich gefärbt; in chem. Hinsicht besteht der P. aus ungefähr 90 Proz. phosphorsaurem Blei und 10 Proz. Chlorblei: 3Pb₃(PO₄)₂ + PbCl₂. Oft ist etwas Phosphorsäure durch Arsensäure, etwas Blei durch Kalk ersetzt. Vor dem Lötrohr schmilzt er sehr leicht, glüht und erstarrt dann zu einem polyedrischen krystallähnlichen Korn. Die schönsten Krystalle des P. findet man zu Zschopau, Zellerfeld, Braubach in Hessen-Nassau, Přibram, Bleistadt und Mies in Böhmen, Phönixville in Pennsylvanien.

Pyrōndicarbōnsäure, s. Chelidonsäure.

Pyrōp, Varietät des Granats (s. d.).

Pyropapier, s. Düppel-Schanzen-Papier.

Pyrophāg (grch.), Feuerfresser.

Pyrophōn (grch.), ein 1873 von Friedrich Eugen Kastner (geb. 1852, gest. 1882) erfundenes orgelartiges Tonwerkzeug, das die sog. singenden Flammen (s. Harmonika, chemische) zum erstenmal musikalischen Zwecken dienstbar macht. An Stelle der Orgelpfeifen finden Glasröhren verschiedener Größe, statt des Windes Gasflammen Verwendung. Musikalische Reinheit und erhöhte Tonstärke werden erzielt durch Brenner mit mehrern (5‒16 und mehr) kleinen Flammen von genau bemessenem Umfang in jeder Röhre und zwar im untern Dritteil ihrer Länge. Eine sinnreiche einfache Mechanik regelt die Tonerzeugung durch die Klaviatur in der Weise, daß das Niederdrücken der Taste die Teilung der in der entsprechenden Röhre brennenden einen (großen) Flamme in einzelne Flämmchen und damit die Hervorbringung des Tones bewirkt. Das P. umfaßt (chromatisch) drei Oktaven, den 16-, 8- und 4füßigen Orgelpfeifen entsprechend; seine Klangfarbe ist der Menschenstimme ähnlich. – Vgl. Kastner, Les flammes chantantes (1. bis 3. Aufl., Par. 1875); ders., Théorie des vibrations et considérations sur l’électricité (ebd. 1875).

Pyrophōr (grch.), Luftzünder, ein an der Luft sich von selbst entzündender Körper. Namentlich wird dieser Ausdruck auf Stoffe angewendet, die diese Eigenschaft infolge von äußerst feiner Verteilung annehmen. So ist z. B. pyrophorisches Eisen das durch Reduktion von Eisenoxyd mittels Wasserstoff bei möglichst niedriger Temperatur erhaltene feinpulverige Eisen, das an der Luft den Sauerstoff unter Erwärmung aufnimmt und verglimmt.

Pyrophŏrus, Käfer, s. Cucujo.

Pyrophosphorsäure, s. Phosphorsäure.

Pyropissīt oder Wachskohle, eine graugelbe bis gelblichbraune, im feuchten Zustande knetbare, im trocknen erdige und leicht zerbröckelnde Masse mit glänzendem Strich und dem spec. Gewicht 0,9, die bei Weißenfels und Helbra die obern Teile eines Braunkohlenflözes bildet. Der P. entzündet sich schon an der Lichtflamme, brennt mit heller rußender Flamme und schmilzt zu einer schwarzen pechähnlichen Masse. Er liefert ein wertvolles Material für die Darstellung von Paraffin.

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Pyrosäuren, s. Brenzverbindungen.

Pyroschwefelsäure, s. Schwefelsäure; pyroschwefelsaures Kalium, s. Kaliumsulfate.

Pyrosīn, Farbstoff, soviel wie Erythrosin (s. d.).

Pyrōsis (grch.), Brand, Entzündung; in der Heilkunde das Sodbrennen.

Pyroskōp (grch.), s. Pyrometer; auch ein Feuerortszeiger (s. d.).

Pyrosmaragd, Mineral, s. Chlorophan.

Pyrosōmen, s. Seescheiden.

Pyrosphäre (grch.), s. Barysphäre.

Pyrosulfāte, die Salze der Pyroschwefelsäure.

Pyrotechnik (grch.) oder angewandte Wärmelehre, der Zweig der Technologie, der sich mit der Feststellung der wissenschaftlichen Grundsätze und mit der Praxis aller auf Benutzung, Unterhaltung und Regulierung der künstlichen Wärme und des Feuers bezüglichen Gegenstände beschäftigt. Dahin gehören alle Feuerungsanlagen zum Heizen, Schmelzen, Glühen u. s. w.; die Feuerzeuge und Feuerlöschmittel, die Bereitung des Schießpulvers u. dgl.

Im engern Sinne versteht man unter P. die Feuerwerkskunst. (S. Feuerwerkerei.)

Pyrotīn, ein roter Azofarbstoff, welcher durch Diazotieren von β-Naphthylaminsulfosäure und Kombination mit α-Naphtholsulfosäure erhalten wird und zum Färben von Wolle dient.

Pyrotypie (grch.), Brandtechnik, Holzbrandtechnik, ein Verfahren, auf Holz durch erhitzte Werkzeuge billigen, plastischen Schmuck als Ersatz der teuern Holzschnitzerei und der kostbaren eingelegten Arbeit herzustellen. Die Wirkungen des Feuers allein zum Schmuck des Holzes hat vielfach schon das Altertum, allerdings in einfachster Weise, verwendet; im Mittelalter verzierte man Möbel mit Flachornamenten, deren vertiefter Grund durch glühende Eisen geglättet wurde. Eine moderne Art des Brennens ist die als Liebhaberkunst betriebene Holzbrandmalerei (s. Holzbrandtechnik). Eine Verbindung der Methoden des Brennens und des Pressens zur Nachbildung von Holzschnitzereien führte zu Guattaris Neoskulptur (s. d.).

Die eigentliche Brandtechnik, ein patentiertes Verfahren des Hofmöbelfabrikanten Bernhard Ludwig in Wien, beruht darauf, das Holz unter hohem Druck und hoher Temperatur zu pressen. Das Holz geht durch zwei hohle mit Gas erhitzte Bronzegußwalzen. Gewöhnlich besitzt die obere Walze die Gegenformen der beabsichtigten Reliefs, während die Mantelfläche der untern Walze glatt ist. Die Vertiefungen laufen konisch gegen die Achse der Walze. Die Umfangsgeschwindigkeit der Walzen beträgt 30 cm pro Minute. Der geringere oder stärkere Druck, der niedrigere oder höhere Wärmegrad der Walzen, die kürzere oder längere Dauer der Einwirkung, endlich die Größe der Erhabenheiten oder Vertiefungen der Preßwalze bewirken eine verschiedengradige Pressung und Bräunung des Holzes. Man unterscheidet Flach- und Hochrelief. Bei Flachreliefarbeiten wird das Ornament hell auf dunklem Grunde oder umgekehrt, etwa 1‒3 mm erhaben, gepreßt. Läßt man diese Pressung durch glatte Walzen laufen, so pressen diese die erhabenen Stellen zur Dicke des übrigen, bereits zusammengedrückten Holzes zusammen. Das Produkt erlangt