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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Quecksilberacetat - Quecksilberluftpumpe

Quecksilbersulfid und Knallquecksilber.) Alle im Magen löslichen Quecksilberverbindungen sind starke Gifte. (S. Quecksilbervergiftung.)

Quecksilberacetat, s. Essigsaure Salze.

Quecksilberbranderz, s. Idrialit.

Quecksilberchlorid, Sublimat, Ätzsublimat, Hydrargyrum bichloratum, HgCl<sub>2</sub>, erhält man durch Sublimation einer Mischung von Quecksilberoxydsulfat mit Kochsalz. Es bildet weiße, krustenförmige Massen, die in Alkohol, Äther und in Wasser löslich sind; beim Erkalten der heißgesättigten wässerigen Lösung scheidet sich das Salz in Krystallen ab. Seine Lösungen scheiden, wenn nicht mit destilliertem Wasser bereitet, leicht unlösliches Quecksilberoxychlorid ab, wodurch die Wirksamkeit der Lösung vermindert wird. Die Zersetzung wird verlangsamt, wenn man den Lösungen Kochsalz, dagegen vermieden, wenn man ihnen die zur Zersetzung der kohlensauren Erdalkalien des Brunnenwassers nötige Menge Essigsäure zufügt, ein für die Kriegschirurgie wichtiger Umstand. Das Q. fällt Eiweiß. Es ist außerordentlich giftig und besitzt in hohem Grade die Fähigkeit, das organische Leben zu zerstören; örtlich wirkt es stark reizend und ätzend, erzeugt schwere Magen- und Darmentzündung und führt gewöhnlich sehr rasch unter Erbrechen, schmerzhaften Durchfällen, Ohnmachten und schwerer Benommenheit zum Tode. In der Medizin benutzt man das Q. in kleinsten Gaben teils innerlich, teils subkutan eingespritzt gegen Syphilis sowie äußerlich gegen Hautausschläge, besonders gegen die parasitären Formen der Hautkrankheiten. Wegen seiner stark antiseptischen Eigenschaften findet es ferner in der Chirurgie sowie als ganz zuverlässiges Desinfektionsmittel sehr vielfache Anwendung (s. Desinfektion, Bd. 4, S. 972a). Diquecksilberdiammoniumchlorid, ^[img], Hydrargyrum praecipitatum album, Mercurius praecipitatus albus, weißes Quecksilberpräcipitat, wird wie folgt dargestellt: 2 Teile Q., in 40 Teilen Wasser gelöst, werden bis zur eben wahrnehmbaren alkalischen Reaktion mit Ammoniak vermischt und der auf dem Filter gesammelte weiße Niederschlag mit 18 Teilen Wasser gewaschen und bei gewöhnlicher Temperatur getrocknet. Es ist ein weißes, beim Erhitzen nicht schmelzendes, nicht in Wasser, leicht in Salpetersäure lösliches Pulver, das als mildes Ätzmittel bei Haut- und Augenkrankheiten dient.

Quecksilberchloridbäder, s. Bad (Bd. 2, S. 254a).

Quecksilberchlorür, Kalomel, Hydrargyrum chloratum, Hg<sub>2</sub>Cl<sub>2</sub>, wird dargestellt, indem Quecksilber zunächst in Quecksilberoxydsulfat verwandelt wird, worauf dies mit einer dem angewandten Quecksilber gleichen Menge Quecksilber verrieben und auf je 100 Teile Quecksilber mit 50 Teilen trocknem Kochsalz innig gemischt wird. Das Gemenge wird in einem Glaskolben, der im Sandbade steht, erhitzt, wobei das Salz in schönen weißen Krusten in den obern Teil des Kolbens sublimiert. Läßt man bei der Sublimation die Dämpfe des Q. in einen Behälter eintreten, in den zugleich Wasserdampf einströmt, so verdichten sich die Dämpfe rasch und schlagen sich als weißes Pulver, Hydrargyrum chloratum vapore paratum oder Dampfkalomel, nieder. Auch erhält man Q. durch Vermischen einer Lösung von Quecksilberorydulnitrat mit Kochsalzlösung, oder durch Reduktion einer Quecksilberchloridlösung mit schwefliger Säure, Hydrargyrum chloratum via humida paratum. Das Q. kommt in der Natur als Quecksilberhornerz (s. d.) vor. Q. ist in Wasser unlöslich und unterscheidet sich hierdurch sowie durch seine mildere Wirkung wesentlich von dem Quecksilberchlorid. Beim Aufbewahren muß es vor dem Lichte geschützt werden, da es sich sonst unter Dunkelfärbung in metallisches Quecksilber und Quecksilberchlorid zersetzt und dadurch giftige Eigenschaften annimmt. Das Kalomel wird als mildes Abführmittel sehr geschätzt und auch bei Brechdurchfall, Cholera, Abdominaltyphus, Syphilis, bei Wassersucht sowie bei chronischen Leber- und Nierenleiden, äußerlich als mildes Ätzmittel bei Hornhauttrübungen, chronischen Geschwüren und Feigwarzen vielfach benutzt.

Quecksilbercyanid, Cyanquecksilber, Hydrargyrum cyanatum, wird gewonnen durch Lösen von Quecksilberoryd in wässeriger Blausäure. Nach dem Verdampfen wird das Salz in durchsichtigen Krystallen erhalten. Es vereint die giftigen Wirkungen des Quecksilbers und der Blausäure und wird in sehr verdünnter Lösung gegen Diphtheritis empfohlen. In wässeriger Lösung wird Q. zu subkutanen Einspritzungen bei Syphilisbehandlung angewendet.

Quecksilberhornerz, in der Natur als Mineral vorkommendes Quecksilberchlorür, Hg<sub>2</sub>Cl<sub>2</sub>, sehr kleine tetragonale Krystalle, die zu grau- und gelblichweißen, diamantglänzenden dünnen und reichen Drüsenhäuten verbunden sind. Es findet sich auf den Quecksilberlagerstätten von Idria, Almaden, in Rheinbayern, Mexiko.

Quecksilberjodid, Jodquecksilber, Hydrargyrum bijodatum, HgJ<sub>2</sub>, erhält man auf folgende Weise: 4 Teile Quecksilberchlorid, in 80 Teilen Wasser gelöst, werden mit einer Lösung von 5 Teilen Jodkalium in 15 Teilen Wasser vermischt, der entstehende scharlachrote Niederschlag ist mit kaltem Wasser zu waschen. Er ist unlöslich in Wasser, löslich in 20 Teilen heißem Alkohol; aus dieser Lösung scheiden sich beim Erkalten rote Krystalle ab. Q. verwandelt sich beim Sublimieren in gelbe Kryställchen, die bei Druck oder beim Berühren mit einem roten Krystall in rote Krystalle übergeführt werden. Es löst sich in Jodkaliumlösung. Die Lösung giebt mit Ammoniak einen rotbraunen Niederschlag (Neßlers Reagens). Man benutzt das Q. gegen Syphilis.

Quecksilberjodür, Hydrargyrum jodatum, Hg<sub>2</sub>J<sub>2</sub>, erhält man, indem man 8 Teile Quecksilber in kleinen Anteilen mit 5 Teilen Jod, unter Befeuchten mit Alkohol, zusammenreibt, wobei jede Erwärmung zu vermeiden ist. Das Reiben ist fortzusetzen, bis kein Metall mehr wahrzunehmen und das Ganze in ein gelbgrünes Pulver verwandelt ist. Q. ist unlöslich in Wasser. Man wendet es in der Medizin gegen Syphilis an.

Quecksilberkrankheit,s. Quecksilbervergiftung.

Quecksilberlebererz, ein inniges Gemenge von Zinnober, Idrialin (s. Idrialit), Kohle und erdigen Teilen, dunkelrot bis bleigrau und eisenschwarz, vom spec. Gewicht 6,8 bis 7,3. Man unterscheidet das dichte und das krummschalige Q., letzteres nur mit 2 Proz. Zinnober. Fundort: Idria in Krain. Das krummschalige Q. erinnert in seinem Aussehen an die Oberfläche von Muscheln (von den dortigen Bergleuten Korallen genannt) und heißt daher auch Korallenerz.

Quecksilberlegierungen, soviel wie Amalgame (s. d.)

Quecksilberluftpumpe, eine auf dem Torricellischen Versuch (s. Barometer) beruhende Luft-^[folgende Seite]