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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Quesnoy - Queue
dam, wo er 2. Dez. 1719 starb. Großes Ausseben
erregte seine franz. Übersetzung des Neuen Testa-
ments, mit moralischen Anmerkungen in mildem
iansenistischem Geist: "1^6 ^ouvsau I63wni6nt 6n
lran^iZ llvec ä63 iMsxioiiZ inorHleg etc." (4 Bde.,
Par. 1693 u. ö.). (S. Iansenisten.) Unter den zabl-
reichen Schriften Q.s sind noch zu nennen: "'Irkäition
ä0i'oFli86r0iuain6 8ui'lHpi'6si68tinati0ii6t1liFi'Ä0e))
und "I^'i(i66 äu LHCOrdocs 6t du 83.ci'iücs äs <I63U8-
(^Iii-i8t". - Vgl. Reuchlin, Gesckichte von Port-
Royal (2 Bde., Hamb. und Gotha 1839 - 44);
Samte-Veuve, ?oit-Ii())^ (5. Aufl., 7 Bde., Par.
1887); Schill, Die Konstitntion UniF6nitu3 (Frcib.
i. Br. 1876); Reusch, Der Index der verbotenen
Bücher, Bd. 2 (Bonn 1885).
Quesnoy, Le (fpr. künöä), Stadt und bis 1866
Festung im franz. Depart. Nord, Arrondissement
Avesnes, 14 1cm im SSO. von Valenciennes, auf
einer Anhöhe zwischen Rhonelle und Ecaillon, zwei
Nebenflüssen der Schelde, an den Linien Valen-
ciennes-Anor(-Sedan) und Cambrai-Bavais-Mon^)
der Nordbahn, hat (1891) 2985, als Gemeinde
3844 E., ein Collöge; Fabrikation von Posamenten
und Zucker, Brauerei, Lohgerberei und Handel mit
holz, Tuch, Eisen, Getreide, Hopfen und Öl. 2 1<m
nordöstlich das guterhaltene Schloß Potelle aus
dem 14. Jahrh.
Queteletlspr.ket'leb),LambertAdolpheIacques,
Astronom und Statistiker, geb. 22. Febr. 1796 zu
Gent, studierte daselbst und wurde 1815 Professor
der Mathematik am dortigen königl. College. 1819
tam er in gleicher Eigenschaft an das Atbenaum zu
Brüssel, wo er 1836 auch Professor der Astronomie
und Mathematik an der Kriegsschule wurde; 1828
hatte er die Direktion der unter seiner Leitung er-
richteten Sternwarte übernommen. Seit 1820 war
er Mitglied, seit 1834 beständiger Sekretär der
Akademie der Wissenschaften; 1841 wurde er zum
Präsidenten der statist. Ccntralkommission sür Bel-
gien ernannt. Er starb 17. Febr. 1874 zu Brüssel,
wo ibm 1880 von der Akademie ein Denkmal
(sitzende Marmorsigur von Fraikin) errichtet wurde.
Unter Q.s mathem., astron. und Physik. Schriften
sind hervorzuheben: "^ti-onomio 6i6m6ntaii'6 "
(2 Bde., Vrüss. 1826 u. ö.), "?08ition8 ä6 p)i)'3iciu6"
(2. Aufl., 3 Bde., ebd. 1834), "8ur 16 clim^t äs la.
N6issi<iu6" (2 Bde., ebd. 1849-57), "^I6t60l0l0^i6
ci" la, I^6lFitiu6" (ebd. 1864), "Zur Ili pl^ihus
än ^lode" (ebd. 1861), "Ilistoirs ä68 8ci6nc63
IN^tIiÜlNati(1U68 6t p1i^8iHU68 0Q62 168 L6IF68"
(ebd. 1864) und "8ci6nc68 iNÄtd6inatiliu68 6t pdv-
81^1168 cli6^ 168 L61Z63 3,u c0IHIQ6Iic6IH6Iir (In
19" 8i5cl6" (ebd. 1866). Europ. Ruf aber bat Q.
namentlich durch seine socialstatist. und antbropo-
metr. Arbeiten erworben. Q. sucht darin die Ge-
setze aufzustellen und zu begründen, die sowohl die
physischen als die moralischen Erscheinungen des
individuellen und socialen Lebens regeln. Er be-
kundet dabei allerdings oft eine zu mcchan. Auf-
fassung der nachgewiesenen numerischen Regelmäßig-
keiten, und auch seine Methode ist in der neuern
Zeit mehrfach angegriffen worden. Sein Hauptwerk
ist: "8ur 1'IiOMIN6 6t 16 ä6V6io^1)6IN6lN ä6 863
i'll.cu1t68, 0U 688lli ä6 Z)I1)L1(1U6 80ciai6" (2 Bde.,
Par. 1835; deutfch von Riecke, Stuttg. 1838); ferner
gehören hierher: "I^tti-68 ^u äuc i-^nant ä6 3ax6-
C(ü>0ui-^ 8ur I", tli60ri6 ä68 ^r0l)iidilit68" (Vrüsf.
1846), "Du 8)'8t6M6 80613.1 6t ä68 I018 (^ui 16 r6^i3'
361^" ^Pai. 1843) und "I^'^iitlii'0i)0iu6t!'ic: 0U N6-
8UI-6 Ü68 äiMl'6Iit63 facult68 ä6 1'^0INM6" (Vrüss.
1871). Den größten Teil der Ergebnisse seiner
eigentlich fackwissenschaftlichen Studien legte Q.
teils in den "Hl6nioii-68" der belg. Akademie, teils
in der anfangs mit Garnier, später allein redigier-
ten "0ori-68Z)0Nl1anc6 inatQ6mati(iu6 6t pn^8iciii6"
und den "^unHi63 ä6 1'0d86i-vHt0ii'6" nieder. Auch
erschien unter seiner Leitung seit 1834 das "^n-
nuaii-6 ä61'0d86i-vHt0ir6)), teils astron., teils statist.
Inhalts. - Vgl. Mailly, N883.i 8ur la. vi6 6t 163
0nvi-llF68 ä6 tz. (Vrüss. 1875); Wolowski, N086 ä6
tz. (Par. 1875).
^uetschmine oder Camouflet, eine Mine
(s. d.), deren Trennungsfphäre sich nicht über die
Erdoberfläche erhebt, sondern diefelbe höchstens
gerade noch berührt, so daß also kein Trichter aus-
geworfen wird. Q. finden daher hauptsächlich An-
wendung, um unterirdische Bauten (Gänge, Gale-
rien) ohne Veränderung der Erdoberfläche zu zer-
stören; im Minenkriege vor einer belagerten Festung
werden sie besonders vom Verteidiger angewendet.
Quetschmühle, soviel wie Schrotmühle (s. d.).
Quetschung, Kontusion (lüonw^o), diejenige
Verletzung von Körperteilen, wobei dieselben zwi-
schen zwei harten, festen Gegenständen gedrückt wer-
den. Die nächste Folge der Q. ist die Zerreißung
der weichen Teile unter der Haut, auf die ein
Bluterguß, Schwellung, dunkle Färbung der Haut,
Schmerzhaftigkeit folgen. Bei der Heilung wird
unter größerer oder geringerer Entzündung das
ergossene Blut wieder aufgesaugt, das zerstörte Ge-
webe durch neues ersetzt, oder die Haut über der
gequetschten Stelle bricht auf und es kommt znr
Eiterung, felbft zu Brand. Ist die Haut gleichzeitig
zerrissen worden, so heißt die Verletzung eine
Quetschwunde. Die böchsten Grade der Q., bei
denen es infolge von Eifenbahnunfä'llen und Ma-
schinenverletzungen, Überfahren, Verschüttungen
u. dgl. zu vollständiger Zertrümmerung der Ge-
webe und zu völligem Erlöschen der Vitalität kommt,
werden als Zermalmung oder Zerquetschun g
(^0N(iuH383.ti0) bezeichnet. Bei ganz frischen ein-
fachen Q. erweifen sich Umschläge mit Vleiwasscr
und die Massage (s. d.) vorteilhaft; in schwerern
fällen ist die Anwendung von kalten Kompressen,
Eisbeuteln und narkotischen Mitteln, endlich die
Vornahme chirurg. Operationen erforderlich.
Quetschwerk, s. Gold (Bd. 8, S. 121 a).
Quetschwunde, s. Quetschung und Wunde.
Quetta, richtiger Koita, Distrikt und Stadt in
Velutsckistan, im Gebiete des Chans von Kelat, am
nordwestl. Ausgange des Bolanpasses, ist befestigt,
besitzt eine ständige Garnison des brit.-ind. Heers,
bedeutende Magazine für Kriegsmaterial. Die
Eisenbahn von Scbikarpur teilt sich in zwei Arme.
Der westliche fübrt durch den Volanpaß (s. d.) und
über Q., der östliche windet sich durch die Klüfte
und Abgründe des Harnaipasses nach Vostan und
endet bei Tschcmen (engl. Ehaman), 112 kin von
Kandahar. Die Qucttabahn ermöglicht es den Eng-
ländern, in wenigen Tagen ein Heer vor die Thore
Kandahars zu werfen. Infolge dieser strategischen
Wichtigkeit ist der von der Bahn durchschnittene
Teil Velutschistans, welcher zum Teil schon seit 1877
unter engl. Verwaltung stand, 1888 für brit. Ge-
biet erklärt worden. (S. Vritifch-Velutschistan.)
Queue (frz., spr. köh, "Schwanz"), die letzten
Reiben (Rotten) eines Truppenteils; ferner emc
Reihe von Personen, welche einzeln oder zu zweien