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Raab (Joh. Leonhard) – Rabbi
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Raab (Komitat und Stadt)'
es aber wieder 20. März 1598. Montecuccoli erhob R. zu einer Festung ersten Ranges, die jedoch 1783 einging. Erst 1809 wurde sie wieder erneuert, doch
1820 abermals aufgehoben. Am 14. Juni 1809 besiegte bei R. der Vicekönig Eugen von Italien die ungar. Insurrektion. Auch während der ungar. Revolution
1848 und 1849 war R., welches die Ungarn stark befestigt hatten, mehrmals Schauplatz kriegerischer Ereignisse und wurde 28. Juni 1849 von den
Österreichern erstürmt.
Raab, Joh. Leonhard, Kupferstecher, 1825 zu Schwaningen bei Ansbach, wurde in Nürnberg in
der Polytechnischen Zeichenschule vorgebildet, lernte dann bei Karl Maier die Kupferstechkunst und bei Reindel zeichnen. Nachdem er 1846–47 die
Akademie zu München besucht, kehrte er nach Nürnberg zurück, wurde aber 1869 an die Akademie der Künste nach München berufen, wo ihm die Leitung
der Kupferstecherschule übergeben wurde. Stiche schuf er nach Originalen von Kaulbach, Vautier, Flüggen, Lessing, J. Becker, Schwind, Piloty, Ramberg,
Raffael (Madonna Tempi) u. a.; auch sein Bildnisstich des Prinzen Albert von England sei genannt. Als Radierer reproduzierte er 50 Bilder der Alten
Münchener Pinakothek, Paolo Veroneses Hochzeit zu Kana, Raffaels Madonna di Foligno.
R.s Tochter Doris, geb. 19. Okt. 1851 in Nürnberg, hat sich als Stecherin und geschickte Radiererin bewährt. Stiche
schuf sie nach Piloty (Maria Stuart), Lindenschmit, Rubens; Radierungen nach A. Cuyp, Max, Jacobides, Rosenthal, Heffner, F. A. Kaulbach, Van Dyck,
Rembrandt.
Raabe, Hedwig, Schauspielerin, geb. 3. Dez. 1844 zu Magdeburg, kam mit 14 J. an das Thaliatheater in Hamburg, später nach
Stettin, spielte dann am Wallner-Theater in Berlin, in Mainz und Prag und erhielt dauerndes Engagement am Deutschen Hoftheater in Petersburg. 1871
verheiratete sie sich mit Alb. Niemann (s. d.) und gastierte seitdem an größern Theatern. Später war sie Mitglied
des Deutschen, dann des Berliner Theaters in Berlin. Sie war früher eine der gefeiertsten Vertreterinnen der naiven Mädchenrollen und spielt jetzt
Hauptrollen des deutschen und franz. Dramas.
Raabe, Wilh., Romanschriftsteller (anfangs unter dem Namen
Jakob Corvinus), geb. 8. Sept. 1831 zu Eschershausen in Braunschweig, studierte 1854–56 in Berlin Philosophie und
Geschichte und widmete sich dann dem litterar. Beruf. 1862 siedelte R. nach Stuttgart über, 1870 nach Braunschweig. R. verfolgt bei ausgesprochener
Neigung zum Phantastischen und Bizarren eine ganz realistische Richtung, die sich in seiner breiten Detailmalerei äußert; Humor im edelsten Sinne und
kernige Sprache sind ihm eigen. Von seinen Romanen und Novellen seien genannt: «Die Chronik der Sperlingsgasse» (1857), «Ein Frühling» (1857; 3.
Aufl. 1893), «Die Kinder von Finkenrode» (1859), «Halb Mähr, halb mehr» (Novellensammlung, 1859) «Unsers Hergotts Kanzlei» (Braunschw. 1862; 2. Aufl.
1890), «Der Hungerpastor» (Berl. 1864; 5. Aufl. 1892), «Ferne Stimmen» (Novellen, ebd. 1865), «Abu Telfan oder die Heimkehr vom Mondgebirge» (3 Bde.,
Stuttg. 1868; 3. Aufl. 1890), «Der Schüdderump» (3 Bde., Braunschw. 1870), «Deutscher Mondschein» (Stuttg. 1873), «Wunnigel» (ebd. 1879), «Deutscher
Adel» (ebd. 1880), «Das Horn von Wanza» (ebd. 1881), «Prinzessin Fisch» (ebd. 1883), «Unruhige Gäste» (Berl. 1886), «Im alten Eisen» (ebd. 1887),
«Das ↔ Odfeld» (1. u. 2. Aufl., Lpz. 1888), «Der Lar» (Braunschw. 1889; 2. Aufl. 1890), «Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte»
(Berl. 1891), «Der heilige Born. Blätter aus dem Bilderbuche des 16. Jahrh.» (2. Aufl., ebd. 1891), «Gutmanns Reisen» (ebd. 1892), «Kloster Lugau» (ebd.
1894).
Rab, slaw. Name von Arbe (s. d.).
Rabât, Rēbât, Rbât oder
Arbet, auch S'lah Dschedid oder Neusaleh
genannt, Hafenstadt an der Westküste Marokkos, am linken Ufer des hier mündenden Bu-Regreg, gegenüber der alten Stadt
Sale gelegen, hat mit dieser Nachbarstadt zusammen gegen 35000 E., zahlreiche Häuser europ. Bauart, eine
Kasbah, verfallenes Fort, Arsenal und aus der Blütezeit maur. Baukunst ein 58 m hohes Minaret der Hassan Moschee. Nächst Fes ist R. noch immer
Hauptsitz der Industrie Marokkos, wo viel Teppiche, Mäntel (Haiks), Woll-, Baumwoll- und Seidenstoffe, Töpferwaren
und Maroquinleder gefertigt werden. Der Handel ist wegen des unsichern Hafens nicht so lebhaft, wie die Bedeutung des Flusses erwarten ließe.
Ausgeführt werden namentlich Wolle (1893 für 23000 Pfd. St.), Ziegenfelle und Teppiche; eingeführt Baumwollwaren (68000 Pfd. St.), Metallwaren, Zucker,
Thee. R. ist Sitz eines deutschen Konsulats. Die Schwesterstadt Sale, am rechten Ufer des Bu-Regreg, gewährt mit
ihrer weißen Häusermasse, ihren Minarets und schön gewölbten Kuppeln von Marabuts einen stattlichen Anblick, zeigt aber im Innern tiefen Verfall.
Rabáto, Hauptort der Insel Gozzo (s. d.).
Rabatt (ital.), ein Abzug vom Kaufpreis, welcher, gewöhnlich in Prozenten ausgedrückt, aus verschiedenen Gründen bewilligt
wird, unter anderm von Großhändlern den Wiederverkäufern, im Buchhandel den Sortimentshändlern vom Verleger. Der R. für verfrühte Zahlung eines
unverzinslich kreditierten Kaufpreises wird gewöhnlich Diskont (s. d.) oder Skonto genannt.
Rabatte (frz. rabat), der umgeschlagene Saum mancher Kleidungsstücke, besonders der
Aufschlag an Uniformen; auch das die größern Quartiere eines Gartens einfassende schmale Randbeet.
Rabattstein, soviel wie Einfassungs- oder Bordstein bei Pflasterungen.
Rabba oder Rabbath-Ammon, Hauptstadt der Ammoniter, s. Amman.
Rabba, Stadt in der Landschaft Nupe (s. d.).
Rabban-Hormuz, Kloster bei El-Kosch (s. d.).
Rabbi (hebr., «mein Lehrer, Meister»), zur Zeit Christi Ehrentitel der palästinensischen Schriftgelehrten (Matth. 23,
7 fg.), der auch Jesu von seinen Jüngern und andern oft beigelegt wurde; später wurde R. höfliche Anrede,
gleichbedeutend mit «mein Herr». Den höhern Ehrentitel Rabban («unser Lehrer») führten in den beiden ersten
Jahrhunderten die Präsidenten des Synedriums.
Rabbi, Rabbi-Bad, Gemeinde und Badeort im Gerichtsbezirk
Malé der österr. Bezirkshauptmannschaft Cles in Tirol, in dem engen Val di R., einem Seitenthal des Sulzberges, hat (1890) 2557 E., drei
alkalisch-muriatische kohlensäurereiche Eisensäuerlinge, von denen jährlich etwa 150000 Flaschen versendet werden, und eine Badeanstalt für Eisen-,
Schlamm- und Fichtennadelbäder (jährlich etwa 2000 Kurgäste).