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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rachenbräune - Racine
^0N3trict0r68 pIikr^nFiZ, Rachen schnür er) um-
geben, durch deren Zusammenziehung die Rachen-
l)öble verengert wird. (^. Schlingen.)
Unter den Erkrankungen des R. ist der Ka-
tarrh (kdai^nFitig) die gewöhnlichste. Bei dem
akuten Rachenkatarrh, der oft unter Fieber
verläuft, tritt eine starke Rötung und Schwellung
der Schleimhaut, namentlich aber der Mandeln und
ihrer Umgebung ein, so daß der Rachcneingang
mehr oder minder vollständig geschlossen ist (Ra-
chenbräune, Angina, t'uucium). Es findet dabei
eine lebhafte Schleim- und Speichelabsonderung
statt, welche fortwährend zum Schlucken nötigt
(Leerschlucken), die Sprache ist gestört, näselnd
und undeutlich. Der chronische R a chenkat a r r b
findet sich besonders bei solchen Leuten, die viel
sprechen müssen (daher auch Schulle h rerbräun e
genannt, in England ci6i'37in(?n'8 301-6 tliroat, in
Frankreich Hii^ins clLi-icale), und nicht selten bei
solchen, die viel rauchen. Die Rachenschleimbaut ist
hierbei gerötet, körnig verdickt und mit erweiterten
geschlängelten Venen (vHi-ic68) durchsetzt; auch wird
mehr Schleim abgesondert, der zu häufigem Räuspern
und .hüsteln nötigt. Nicht selten ergreift der Katarrh
auch die benachbarte Kehlkopfschleimbaut, wodurch
dann die stimme belegt, heiser und klanglos er-
scheint. Der chronische Rachenkatarrh wird bäufig
Quelle schwerer Hypochondrie. Man behandelt den
Rachenkatarrh am besten durch vollkommene Ruhe,
Gebirgs- und Waldluft, Trinkkuren, Bepinseln und
Inhalieren adstringierender Substanzen (Alaun,
schwache Höllensteinlösung u. s. w.) und sorgt für
Abhärtung des Körpers durch kalte Bäder im Flust
oder Schwimmbassin, tägliche kalte Abreibungen
u.dgl. Verdickungen und Wucherungen der hintern
Rachenwand werden am besten durch ätzende Mittel
(Höllenstein, Galvanokaustik) bekämpft. Die gefähr-
lichsten Erkrankungen des R. sind Krupp (s. d.) und
Diphtheritis (s. d.). - Vgl. Vresgen, über den
chronischen Nasen- und Nachenkatarrh (2. Aufl.,
Wien 1883); Schech, Die Krankheiten der Mund-
höhle, des R. und der Nase (4. Aufl., ebd. 1892).
Rachenbräune, s. Rachen; bösartige oder
epidemische N. soviel wie Diphtheritis (s. d.).
Nachenbremsen (^6pIi6N0mvm), eine Gattung
der Viesfliegen, mit in der Rachenhöhle verschiedener
Hirscharten schmarotzenden Larven. (^pliLuomvia
Ltimuliitoi- (ÄaiVc schmarotzt in der des Rehes.
Rachenenge, s. Gaumen.
Rachenkatarrh, s. Nachen.
Rachenlilie, s. ^ntlioi^a.
Rachentonsille (1on3i11^ pIiarviiFea), eine An-
häufung von aggregierten Drüsen" in der Schleim-
haut des obern Rachenraums, die bei skrofulösen
Kindern nicht selten eine krankhafte Vergrößerung
erfahren und dann Anlaß zur Bildung größerer,
oft den ganzen hinten: Nasenrachenraum verstopfen-
der Geschwülste (sog. adenoider Vegetationen) geben.
Als Folgeerscheinungen dieses Zustandes stellen sich
chronische Echleimabsonderung, näselnde Sprache,
Erschwerung der Atmung, mangelbaste Ernährung
und nicht selten entzündliche Affektioncn des Gehör-
organs ein. Die Behandlung besteht in der opera-
tiven Entfernung der entarteten R.
Rachettesystem, ein Hochofensystem (s. Eisen-
erzeugung, Bd. 5, S. 925 a).
It.2.oliiti8 oderlUi^cnitiZ, s. Englische Krankheit.
Racine (spr. -ßihn), Hauptstadt des Eounty R.
am nordamerik. Staate Wisconsin, südlich von Mil-
waukee, am Michigansee, hat (1890) 21014 E., dar-
unter viele Teutsche und Skandinavier, ein College,
kath. Akademie, 24 Kirchen; schönen Hafen, be-
trächtlichen Lokalhandel und Fabriken von Pflügen,
Dreschmaschinen und Wagen, Leder, Bier, Eis-
schränken und Tauwerk sowie Strumpfwirkerei.
Racine (spr. -hihn), Jean Vaptiste, franz. Tra-
gödiendicbter, geb. 21. Dez. 1639 zu La Ferte-Milon
in der Ehampagne, wo fein Vater Anwalt war.
Nach dein früben Tode feiner Eltern sandte ihn sein
Großvater auf das College zu Veauvais (1652-55);
von dort ging er auf die Schule von Port-Noyal
des Champs und wurde hier von Lancclot und
Maistre unterrichtet. Seit 1658 vollendete R. seine
Studien auf dein (^oiie^s Harcourt. zu Paris. Als
Poet machte er sich 1660 bei Hofe durch eine Ode
auf die Vermäblung Ludwigs XIV.: "I.H n^mpiw
cl6 I3.36in6", bekannt und gewann durch eine zweite
Ode: "1^3. l6nomm66 aux Nn868" (1663), Boileaus
Freundsckaft. Seine auf Veranlassung Molares
1664 ausgeführte erste Tragödie "1^3. ^Iiiödaiäs 011
163 fi-ei-68 6nii6mi8" errang leidlichen Erfolg, grö-
ßern die folgende "^Lx^närs" (1665), obwohl beide
R.s Eigenart und seinen Gegensatz zur heroisch-polit.
Tragödie Corneillcs deutlich zum Ausdruck brachten.
Erst mit dem dritten ^tück "^näromaque" (1669)
führte R. die franz. Liebestragödie und sich selbst als
den Reformator der dramat. Sprache Frankreichs
ein. Tasselbe Motiv ist in den folgenden Tragödien
"LlitllnuicuL" und "Iplii^niL 6n ^uliäo" (1669),
"L^i'0iiic6" (1670), "LaM^et" (1672), "Nitdriäatk"
(1673), "?Ii6är0)) (1677), mit sich steigernder Ver-
tiefung, Feinheit und wachsendem Poet. und ver-
edeltem Ausdruck, am erschütterndsten wohl im letzt-
genannten Stück behandelt. 1673 wurde N. Mit-
glied der Französischen Akademie. Vielfache An-
feindungen, denen er ausgesetzt gewesen war, be-
sonders bei Ausfübrung seiner I>1i6äi-6, wo die
Herzogin von Bouillon ein förmliches Komplott
gegen ihn schmiedete und ihn durch Begünstigung
von Pradon und dessen "?1i0äi'6" zu vernichten trach-
tete, verleideten R. die Bühne; auch hatte die Schau-
spielerin Cbampmesle, die ihn lange Jahre fesselte,
mit ihm gebrochen; endlich führte das Wicder-
erwachen religiöser Regungen ihn zu seinen Freunden
von Port-Royal zurück; auf ihren Rat heiratete er
1677 ein Fräulein dc Romanet und führte nun ein
frommes Familienleben, dessen Zurückgezogenheit
nur durch sein österes Erscheinen bei Hofe Unter-
brechungen erlitt. Erst 1689 schrieb er, auf Bitten
der Frau von Maintenon, "1<IstIiLi-", und 1691
"^tlilUio", zwei biblische Tragödien, die für das
Mädchenpensionat St. Cyr bestimmt waren. Von
diesen gilt besonders "^tiialio" wegen der Einfach-
heit der Handlung, der Mannigfaltigkeit und Hoheit
der Personen, der religiösen Begeisterung und wegen
der ergreisenden Lyrik der Chöre als R.s Meister-
werk. R.s Tragödien sind der Ausdruck einer edeln
barmonischen Persönlichkeit, die auch den bösen
Charakteren eine gewisse Vornehmheit verleiht, das
Krasse, Niedrige und Triviale überall vermeidet,
meist auch Werke voll dramat. Lebens bei aller
Rcgelstrcnge, reich an Gedanken und wohllautend
in der Sprache, und in allen diesen Beziehungen
den franz. Tragödien des 17. und 18. Jahrh, über-
legen. Im Aristophanischen Stil geschrieben und des
Aristophanes "Wespen" nachgebildet ist sein Lustspiel
"1^63 i)wi(1sui'8" (1668), eine Verspottung des Ge-
richtswesens. Außerdem schrieb R. Epigramme,
37"