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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rade - Raeder
pers.-russ. Grenze. Talysch und seine Bewohner"
und "Die Fauna und Flora des südwestl. Kaspi-
gebietes" (Lpz. 1886). 1885 wurde N. zum Chef einer
Erpedition in die neuen Grenzländer von Chorassan
und Afghanistan ernannt, die indessen aus polit.
Gründen aufgeschoben werden muhte, wofür er eine
Neise in das kaukas. Hochgebirge von Daghestan
machte (Bericht in Petermanns "Mitteilungen",
Ergänzuugsheft 85,1887). 1886 bereiste er Trans-
kaspicn und das pers. Grenzgebirge, besuchte Merw,
ging entlang der neuen russ.-afghan. Grenze über
Akrobat nach Sulfagar bis Serachs. 1890 unter-
nahm er eine Reise nach Karabagh (Bericht in
Petermanns "Mitteilungen", Ergänzungsheft 100,
1890). Auch begleitete er die Großfürsten Alexan-
der und Sergci-Michailowitsch auf ihrer Reise in
das tropische Asien. Die kaukas. Expedition wurde
1893 fortgesetzt. 1894 hat R. abermals das Daghe-
stan untersucht.
Rade, Pflanzenart, s. ^Fi-08t6mniH.
Radeberg, Stadt in der Amtshauptmannschaft
Dresden-Neustadt der sächs. Kreishauptmannschaft
Dresden, an der Großen Ro'der und der Linie Dres-
den-Görlitz der Sächs. Staatsbahncn, mit Vorort-
verkehr nach Dresden (Schles. Bahnhof), Sitz eines
Amtsgerichts (Landgericht Dresden), hat (1890)
8740 E., darunter 1290 Katholiken, Postamt erster
Klasse, Telegraph, evang. und kath. Kirche, königl.
Schloß, Landeskorrektionsanstalt; bedeutende Preß-,
Hohl- und Tafelglasfabriken, Glasformenfabriken
mit Metallgießereien, Drahtnägel-, Teigwarcn-,
Papier-, Eisschrank-, Küchenmöbelfabriken, Guß-
und Emaillierwerk, Brauereien, Glasrafsincrien
und bedeutende Viehmärkte. In der Nähe die Lehr-
meierei Heinrichsthal mit Molkcreiwirtschaft und
Käserei, das Augustusbad (s. d.), Dorf Liegau
(463 E.) mit dem Hermannsbad, Dorf Lange-
brück (1521 E.), ein vielbesuchter Luftkurort und
Sommerfrische, das parkähnliche ^eifersdorferThal
und der Fclixturm, ein besuchter Aussichtspunkt.
Radeberge, ein Karren (s. d.).
Radeburg, Stadt in der Amtshauptmannschaft
Großenhain der sächs. Kreishauptmannschaft Dres-
den, an der Nöder und der Nebenlinie Radebeul-N.
(16,6 km) der Sächs. Staatsbahnen, Sitz eines
Amtsgerichts (Landgericht Dresden), hat (1890)
2924 E., darunter 80 Katholiken, Post, Telegraph,
Rittergut des Fürsten Heinrich XXII. von Reuß;
2 Fabriken für landwirtschaftliche Maschinen, Glas-
fabrik, 3 Backofenplatten- und Chamottesteinfabrikcn,
Lederzurichterei, Ziegelei, Schuhmacherei, Tischlerei,
Seilerei, Gerberei, Färberei und Gärtnereien. In
der Nähe große fischreiche Teiche.
Radecke, Rob., Musiker, geb. 31. Okt. 1830 zu
Dittmannsdorf (Schlesien), bildete sich 1848 -50
auf dem Konservatorium zu Leipzig, wurde 1852
zweiter Direktor der Leipziger Singakademie und
1853 Chor- und Musikdirektor am Leipziger Stadt-
theater. Hierauf ging R. nach Berlin, veranstaltete
Soireen für Kammermusik und Abonnemcntkon-
zerte für Vokal- und Instrumentalmusik. 1863
wurde er Musikdirektor der königl. Oper, 1871
königl. Kapellmeister, 1880 erster Kapellmeister der
Hofopcr. 1883 übernahm N. die Direktion des Stern-
schen Konservatoriums. 1887 wurde er als Kapell-
meister zur Disposition gestellt; er leitet seit 1892
das königl. Institut für Kirchenmusik. R. kompo-
nierte Ouvertüren, eine Sinfonie, die Oper "Die
Mönkguter" (1874), Trios für Klavier, Violine und
Cello, Gcsangswerke für Frauenchor und viele Lie-
der. - Sein Bruder Rudolf R., geb. 6. Sept.
1829, Begründer des nach ihm benannten Gesang-
vereins in Berlin, gest. daselbst 16. April 1893, war
gleichfalls Komponist (Lieder und Chorwerke).
Radegast, Stadt im Kreis Cöthcn des Herzog-
tums Anhalt, hat (1890) 940 E., darunter 34 Ka-
tholiken, Post, Telegraph, cvang. Kirche, Domäne,
Vorschußkasse; Fabrikation von Zucker und Wind-
mühlenflügeln.
Radegast, in anderer Überlieferung auch Rede-
gast, Nedigast, der Name eines von den Elb-
slawen (Polaben) verehrten Gottes, dessen Tempel
(beschrieben in Thietmars von Merseburg Chronik)
sich in der Stadt Rethra (auch Riedegost genannt)
im Gebiete des Stammes der Redarier (dem südöstl.
Teil von Mecklenburg-Strelitz) befand. Es war ein
Holzgebäude, das Dach auf Tierhörnern ruhend,
die Außenseiten mit Schnitzbildern von Göttern
versehen, im Innern befanden sich Götterstatuen.
Radegund, auch Sankt R., Dorf in der österr.
Vczirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk
Weiz in Steiermark, am Abhang des Schöckel
(1446 m), hat (1890) 361, als Gemeinde 1681 E.
und eine der ältesten Kaltwasserheilanstalten (1841)
mit jährlich etwa 800 Kurgästen.
Radegund, die Heilige, geb. um 510 als Tochter
des Thüringer Königs Berthar, wurde Christin und
nach der Vcsicgung der Thüringer durch den Fran-
kenkönig Chlotar I. gefangen fortgeführt. Dieser
vermählte sich 538 mit ihr; doch wurde R. 553
Nonne und gründete 567 das Kloster St. Croir in
Tours, wo sie mit Venantius Fortunatus in regen
Verkehr trat. Sie starb 13. Aug. 587.
Radehacke, s. Gartengeräte (Bd. 7, S. 555a).
Radein, Bad Radeln, Badeort irn Gerichts-
bezirk Oberradkcrsburg der österr. Vezirkshaupt-
mannschaft Luttenberg in Steiermark, nahe an der
ungar. Grenze, an der Mur und der Linie Spiel-
feld-Luttenberg der Österr. Eüdbahn, hat (1890)
230, als Gemeinde 552 slowen. E., einen alkalisch-
muriatischen Sauerbrunnen, reich an kohlensaurem
Natron und Lithion, dessen Wasser versandt sowie
zum Baden und Trinken verwendet wird, und eine
Badeanstalt. - Vgl. Mitteregger, Der Radeiner
Sauerbrunnen und der Kurort"R. (Radein 1889);
Höhn und Reibenschuh, Der Kurort R. (Wien 1890).
Rädelsführer, Führer eines Rädchens, d. i.
eines Kreises Zusammenstehender, im engern Sinne
der Anführer bei einer strafbaren Zusammenrottung.
Der N. wird nach geltendem deutschem Strafrecht
härter als der einfache Teilnehmer bestraft im Falle
des Aufruhrs (s. d.), des Landfriedensbruchs (s. d.),
der Meuterei (s. d.) der Schiffsmannschaft. Ahnlich
das Österr. Strafgesetzbuch, welches außerdem den
R. beim Hochverrat härter, nämlich mit dem Tode,
als die sonst Beteiligten bestraft.
Radenkörner des Weizens, s. Gallen.
Raeder, Gust., Komiker und Possendichter, geb.
22. April 1810 zu Vreslau, begann seine eigent-
liche schauspielerische Laufbahn am Hoftheater in
Altenburg, spielte in der Folge meist an kleinen
Bübnen, kam dann an das Königstädtische Theater
in Berlin, von da 1833 nach Hamburg und 1838
an das Hoftheater in Dresden, dem er bis zu seinem
16. Juli 1868 in Teplitz erfolgten Tode anaebörte.
Von N.s Possen sind die populärsten "Robert und
Bertram", "Der Weltumsegler wider Willen", "Der
Artesische Brunnen", "Flick und Flock". Seine Ar-