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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Raffin.; Raffinade; Raffinement; Raffinerie; Raffinesque

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Raffin. – Raffinesque

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Raffael Santi'

bild.) In Kupferstich wurde die Sixtina reproduziert u. a. von Fr. Müller (1815), M. Steinla (1847), Jos. Keller (1871), Ed. Mandel (1880), Kohlschein (1894); das Brustbild in Radierung von Unger (1893); in Heliogravüre bei Hanfstängl in München und der Photographischen Gesellschaft in Berlin.

An die Madonnenbilder R.s schließen sich seine sonstigen Tafelbilder aus der biblischen und Heiligengeschichte. Für die Kirche San Francesco in Città di Castello malte R. bereits 1504 das sog. Sposalizio, d. i. Vermählung der Maria mit Joseph (dort bis 1798, jetzt in der Brera zu Mailand; gestochen von R. Stang, 1873). Eine wunderbare Verherrlichung der Musik, zugleich ein Meisterstück von Komposition und Farbenharmonie, ist die heil. Cäcilia, von vier Heiligen (Apostel Paulus, Magdalena, Johannes der Evangelist, heil. Geminianus) umgeben (1513 im Austrag des Kardinals Lor. Pucci für San Giovanni in Monte zu Bologna gemalt, bis 1796 dort, 1796–1815 in Paris, seitdem in der Akademie zu Bologna; gestochen von Kohlschein, 1879). Die Vision des Ezechiel (etwa 1515; im Palast Pitti zu Florenz) ist miniaturartig fein ausgeführt und bewundernswert durch die Größe der Erscheinung in so kleinem Raume. Für die Kirche Sta. Maria dello Spasimo in Palermo malte er 1517 die berühmte Kreuztragung Christi, genannt Lo spasimo di Sicilia, die 1661 an Philipp IV. nach Spanien kam und sich jetzt im Prado-Museum zu Madrid befindet; daselbst auch noch eine große Heimsuchung Maria und die sog. Heilige Familie unter der Eiche. Aus dem J.1518 stammt das für Franz I. von Frankreich gemalte Bild: Der heil. Michael, wie er herabfahrend den unter seiner Übermacht sich krümmenden Satan mit der Lanze durchbohrt. Die Transfiguration, d. i. die Verklärung Christi auf dem Berge Tabor, gemalt 1519–20 für den Kardinal Giulio de’Medici, den spätern Papst Clemens VII. (bis 1797 in San Pietro in Montorio zu Rom, jetzt in der Vatikanischen Gemäldegalerie; Kupferstich von R. und A. Morghen), beschließt die Reihe der Tafelbilder, wie die Thätigkeit des Malers überhaupt. Die untere, bei seinem Tode unvollendete Hälfte (die Jünger mit dem mondsüchtigen Knaben) führte G. Romano zu Ende. Anzureihen wäre hier endlich noch ein Jugendwerk: Die Vision eines jungen Ritters (London, Nationalgalerie).

Daß R. auch Porträte lebenswahr und in großartiger Weise darzustellen wußte, beweisen schon seine größern Kompositionen, in denen er häufig Porträtfiguren seiner Zeitgenossen, insbesondere seiner Auftraggeber, anzubringen liebte. Aber auch seine Einzelbildnisse sind hervorragende Leistungen. (Vgl. Gruyer, R., peintre de portraits; 2 Bde., Par. 1881.) Noch aus der Florentiner Periode datieren das Bildnis seines Freundes Angiolo Doni und der Gattin desselben Maddalena Strozzi-Doni (beide um 1505, im Palast Pitti zu Florenz) sowie das Selbstbildnis des Künstlers (in den Uffizien daselbst). In die Zeit seiner Wirksamkeit zu Rom fallen dann das Bildnis des greisen Papstes Julius II., im Lehnstuhl sitzend (im Palast Pitti und in den Uffizien zu Florenz, streitig, welches von beiden das Original; gute Kopie in der Nationalgalerie zu London), das merkwürdige Bildnis des Humanisten Kardinals Tommaso Inghirami (im Palast Inghirami zu Volterra und im Palast Pitti, zu Florenz), das Brustbild eines jungen Mannes, wahrscheinlich das des Bindo Altoviti (früber für ↔ ein Selbstbildnis R.s gehalten; in der Münchener Pinakothek), das Doppelporträt des Beazzano und des Navagero (Galerie Doria in Rom), endlich, als das beste, das Gruppenbild: Papst Leo X. mit den Kardinälen Giulio de’Medici und de Rossi (im Palast Pitti zu Florenz; vorzügliche Kopie von A. del Sarto, 1524, im Nationalmuseum zu Neapel).

Auch als Architekt und Bildhauer hat sich R. versucht. So entwarf er einen neuen Plan zur Peterskirche und ließ ein Modell derselben anfertigen, das allgemeine Bewunderung erregte. Es kam jedoch nur eine Verstärkung der von Bramante angelegten vier Pfeiler, welche die Kuppel tragen sollten, zur Ausführung, und der Plan erlitt später eine gänzliche Umänderung. (Vgl. die Schriften von Pontani, Rom 1848, und Geymüller, Mail. 1884.) Als plastisches Bildwerk von seiner Hand gilt ein toter Knabe auf einem Delphin, das, in Marmor ausgeführt, in der Eremitage zu Petersburg steht.

Zur Grundlage aller Lebensbeschreibungen R.s dient diejenige, welche Vasari (s. d.) in seinem Werke über die ital. Künstler gegeben. G. della Valle und Bottari haben dieselbe in neuern Ausgaben durch Noten ergänzt. Verdienstvolle Untersuchungen über die Herkunft und Jugendgeschichte R.s enthält Pungileonis Elogio storico di Giovanni Santi (Urbino 1822). Im biogr. Teil antiquiert, aber wegen des kritischen Verzeichnisses von R.s Werken noch immer unentbehrlich ist das Werk von Passavant: R. von Urbino und sein Vater Giovanni Santi (Bd. 1 u. 2, nebst Atlas, Lpz. 1839; Bd. 3, ebd. 1858; franz. Ausg. von Lacroix, 2 Bde., Par. 1860). Vgl. ferner H. Grimm, Das Leben R.s, von Vasari; Übersetzung und Kommentar (Bd. 1, Berl. 1872; 2., das Werk abschließende Aufl. 1886); A. Springer, R. und Michelangelo (2. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1883); E. Müntz, R., sa vie, son œuvre et son temps (2. Aufl., Par. 1885); ders., Les historiens et les critiques de R. 1483–1883 (ebd. 1883); Crowe und Cavalcaselle, R., his life and works (2 Bde., Lond. 1882–85; deutsch Lpz. 1883–85); Minghetti, Raffaello (Bologna 1885; deutsch Bresl. 1887); K. von Lützow, R.s Bildungs- und Entwicklungsgang (Wien 1890); W. von Seidlitz, R.s Jugendwerke (Münch. 1891); die Werke von Morelli (s. d.). R.s Handzeichnungen wurden von Braun in Dornach in photogr. Faksimiles herausgegeben, in welchem Verlage auch die meisten Gemälde R.s in vorzüglichen Kohledruckphotographien erschienen.

Raffin., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Constantine Samuel Raffinesque (s. d.).

Raffinade (frz.), s. Zuckerraffinerie.

Raffinement (frz., spr. –fin’máng), Feinheit, schlaue Berechnung, Erkünstelung, Überfeinerung.

Raffinĕrie (frz.), s. Zuckerraffinerie.

Raffinesque, Constantine Samuel, amerik. Botaniker, geb. 1784 zu Galacz, kam 1802 nach Philadelphia und machte große botan. Exkursionen durch Pennsylvanien und Delaware, lebte von 1805 bis 1815 in Sicilien und wurde 1818 Professor der Botanik an der Transylvania University zu Lexington (Kentucky). Er starb 18. Sept. 1842 zu Philadelphia. Seine wichtigsten Werke sind: «New flora and botany of America» (4 Bde., Philad. 1836), «Flora telluriana» (4 Bde., 1836), «Sylva telluriana» (1838), «Alsographia americana» (1838) u. a. Seine «Complete writings on recent and fossil conchology» erschienen 1864. – Vgl. über R. botan. Schriften Asa Gray in «Sillimans’ Journal», 1841.