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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rapsfloh - Raschau
(s. d.) die wichtigste Ölfrucht Mitteleuropas, ist eine
zur Gattung 15i'N38ic3. (s. d.) gehörige Umbellisere,
VrH33icll. ^^us ^)., var. olkilLi-a (s. Tafel: Rhöa-
dincn, Fig. 1). Man unterscheidet Winterraps
und Sommerraps; von ersterm kommen mehrere
Spielarten vor, befonders der Schirmraps, der
sich stark bestockt, sehr hoch wird, große, ölrcicke
Samen (etwa 42,5 Proz. Öl oder Fett) besitzt, vom
Ungeziefer weniger zu leiden hat und etwas früber
reift. Der N. bebauptet den Vorzug vor dem Rüb-
sen, weil er ergiebiger ist, stellt jeooch hobere An-
sprüche an Boden, Düngung u. s. w. Er liebt einen
kräftigen, tiefgründigen, nicht zu nassen Boden, der
namentlich auch keine Nässe im Untergrunde besitzen
darf. Die Düngung kann sehr stark sein; besonders
bcwäbrt bat sich der Echafdung. Die Aussaat er-
folgt für Winterraps im August, für Sommerraps
Ende März. Da der R. eine sehr unsichere Pflanze
ist, so schwanken die Erträge zwischen 8 - 25 di
(g. 65-701<^) pro Hektar. Die Samen liefern ein
vorzügliches Brennöl (s. Rüböl); die Schoten ge-
währen ein gutes Viehfutter; das Stroh wird meist
zur Unterlage auf den Düngerstätten verwendet, da
es als Einstreu den Tieren ein zu hartes Lager ge-
währt. R. und Rübsen haben verheerende Feinde
an dem Rapsfloh (s. Erdflöhe), dem Rapskäfer ls. d.),
verschiedenen Ceutorhynchusartcn, dem Pfeifer
(8cc>pulll, inHi-Zki-it3.1i3 //b.) und der Rapswespe.
Napsfloh, s. Erdflöhe.
Rapskäfer, ein Glanzkäfer (Neii^stliLL aen^iZ
/>.), der als gefährlicher Feind der Raps- und Rüb-
sensaaten auftritt. Er stellt sich öfters in Massen
bei der ersten Entwicklung der Blüten der Ölsaaten
ein, das Weibchen legt seine Eier in die Bluten-
knospen, und die daraus im April entstehende braun-
köpfige ^arve frißt deren Inneres aus. Ist die Raps-
pflanze infolge vorausgegangener ungünstiger Wit-
terung nicht hinreichend erstarkt, so vernichten die
Glanzkäfer häufig die gesamte Ansaat. Ihretwegen
muß zuweilen der Napsbau ganz aufgegeben oder
so lange sistiert werden, bis die Fortentwicklung der
Käfer aus Mangel an Nahrung unterbrochen ist.
Ganz beseitigt werden sie niemals, solange kreuz-
blütige Unkräuter auf den Mern geduldet sind.
Der R. ist 2-2,5 mm lang, glänzend engrün, mit
keulenförmigen Fühlern und braunen Beinen.
Rapskuchen, die bei der Qlgewinnung aus dem
Samen des Rapses und anderer Vrassica-Arten
erhaltenen Preßrückstände. Sie sind ein vortreff-
liches Futtermittel für Mast- und Milchvieh und
nehmen auch heute noch unter den Ölkuchen die erste
Stelle ein. Sie enthalten etwa 9,6 Proz. Fett und
3l/. Proz. Prote'in. Mit Wasser angerührt, ent-
wickeln sie immer etwas, durch seinen scharfen Ge-
ruch sich lundthuendes Senföl, die mit Senfsauce
verfälschten R. aber besonders stark; die Tiere müssen
sich infolgedessen erst an den Genuß der Kuchen ge-
wöhnen. In "mö^ic^n Gaben (2 I<F pro ius>0 KZ
Lebendgewicht) sind die R. ein bewährtes Milch-
futtcr, in größerer Menge verursachen sie dagegen
lcickt ein Bitterwerden der Milch. Man bricht die
R. in Stücke und streut sie trocken auf das Häcksel-
suttor. Das Rapsmehl, das beim (^rtrabieren der
Rapssamcn (oder auch der Prcßrückstande) mittels
Schwefelkohlenstoff resultiert, ist etwas fettarmer
(im Mittel 3,0 Proz. Fett und 23,i Proz. Protem)
und gleichfalls ein geschätztes, gedeihliches Kraft-
futtermittel; es soll auch beim Berühren mit Wasscr
kein Scnföl entwickeln.
Rapsmehl, s. Rapskuchen.
Rapsverderber, Pilz, s. ^ol^äsLinuZ.
Ita.pt2.tors8, s. Raubvögel.
NHptiin (lat.), in Eile. ^Raserei.
Raptus slat.), Raub, Entführung: Anfall von
Rapuntikalvurzel, s. OonotliLi-a.
Rapunzchen, s. ValLi-ianoUii und Feldsalat.
Rara. a.vi3 (lat.), "ein seltener Vogel", etwas
Seltenes, eine Seltenheit, Rarität, Citat aus
tzoraz' "Satiren" (II, 2,20).
Rarefaktion (lat.), Verdünnung, Schwund, be-
sonders Nnochenschwund.
Rarität (lat.), Seltenheit.
Ras (arab., d. h. Kopf), soviel wie Kap (s. d.).
In Abcssinien auch soviel wie Berggipfel; dann
auch Fürst.
Ras, türk. Name des Aras (s. d.).
Räfan, soviel wie Njasan (s. d.).
Rasant (frz.) oder best reich end nennt man die
Flugbahn eines Geschosses dann, wenn sie so flach
ist, daß ihre böchste Erhebung nicht über die Höhe
der gewöhnlichen lebenden Ziele (Manns- oder
Reiterhöhe) binausgeht. Die Rasanz oder Ge-
ftrecktbeit der Flugbahn ist besonders wichtig bci den
Handfeuerwaffen (s. d.), weil sie dem Schützen auch
dann noch gute Treffergebnisse verspricht, wenn er
sich im SckMen der Entfernung geirrt hat. Im
Kriege, in der Aufregung des Kampfes und bei
plötzlich auftretenden Zielen wird große Rasanz des
Eckusses von bervorragender Bedeutung, und des-
halb ist bei der Neukonstruktion von Gewehren den
Faktoren, welche die Rasanz der Flugbahn bedingen,
das Hauptgewicht eingeräumt worden.
Auch die Flugbahnen der Geschosse von Geschützen
werden zweckmäßig sehr rasant gestaltet; denn auch
bier spricht die Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit,
die lebenden Ziele in der Flughöhe der Geschosse
anzutreffen, für Anwendung großer Rasanz. Mittel
zur Erreichung derselben liegen in der Steigerung
der Geschoßgesckwindigkeit und in einer zur Über-
windung des Luftwiderstandes günstigen Geschoß-
gestalt. In letzterer Hinsicht sind die Üanggeschosse
der gezogenen Feuerwaffen von besonderm Werte.
Eine Steigerung des Ladunqsverhältnisses und da-
durck der Geschwindigkeit bat man in neuester Zeit
bei Gewehren durch Verminderung des Kalibers,
also auch des Geschoßgewichts, bei Geschützen durch
Verwendung langsam brennenden, die vollste Aus-
nutzung der Gaswirkung gestattenden Schießpulvers
möglich gemacht.
Rasante (frz.), s. Deckung (in der Befestigungs-
RasanZ, s. Rasant. '^kunst).
Ras 'Asir, Kap, s. Guardafui.
Rasch, ein vierschäftig geköperter Stoff aus
meist grobem Kammgarn und leicht gearbeitet. Fei-
ner R. kam sonst unter der Benennung Chalon
vor. Früher verfertigte man unter dem Namen
Tuch rasch einen abnlicken, aber ganz aus Streich-
garn bestehenden, schwach gewalkten ^toff.
Raschau, Torf in der Amtsbauptmannschaft
Schwarzenberg der sächs. Kreishauptmannschaft
Zwickau, im Thale der Mittweida, an der Neben-
linie Annaberg-Schwarzenberg der Sächs. Staats-
babnen, bat (1890) 2784 E., darunter 41 Katholiken,
Post, Telegraph; Bergbau auf Silber, Brauueifcn-
stein und Wismut, 4 Korkschneidereien, Kork-, Kork-
soblen-, Lcdcrpappen-, Papicrbnlscn- und Papier-
^ stuckfabrik, 2 Holzschleisereieu, EyvtzenNöppelei und