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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Raspe - Rastatt
er sich an der Spitze des Volkshaufens, der in den
Saal der Nationalversammlung eindrang. Mit
Barbös, Blauem und den andern Urbebern dieses
Komplotts wurde er verhaftet und zu sünsjäbrigem
Gefängnis verurteilt. Seit dem Sommer 1853 lebte
er auf einem Dorfe bei Brüssel. 1869 in den Gesetz-
gebenden Körper gewählt, gehörte er bier zur äußer-
sten Linken. Seit 1876 war er Mitglied der Depu-
tiertenkammer. Er starb 8. Jan. 1878 zu Arcueil
bei Paris. Von seinen spätern Schriften sind zu
nennen die "I^6vii6 compi6M6ntlni'6 cl63 8ci6iic68
kppIiHU663 H ia. möäecins etc." (6 Bde., 1855-60),
"^Imanacli 6t caienäriei' meteorolo^i^ue" und
"X0UV6II68 6tuä63 8oi6lititi(^N63 Lt piiilolo^iHUKZ"
(1861-64). - Vgl. Saint-Martin, ^i'Äi^oiz VW'
c6lit 1^. 8ll. V16 6t 8011 (NNVI-6" (Par. 1877).
Rafpe, Hautkrankheit der Pferde, s. Hautkrank-
heiten (Bd. 8, S. 987 a). Dringen.
Raspe, s. Heinrich Raspe, Landgraf von Tbü-
Rafpe, Rudolf Erich, s. Münchhausen, Karl
Friedr. Hieronymus, Freiherr von.
Raspel, ein zur Formgebung und Glättung von
Holz, Horn und andern Schnitzstoffen dienendes
Handwerkzeug aus gehärtetem Stabl, welches durch
zahlreiche, auf seiner Oberfläche (durch Einbauen
mit einem ^pitzeisen) hergestellte Zäbnchen wirkt;
seine Abmessungen und die Form des Querschnittes
sind nach der Gestalt des Werkstückes verschieden.
Von der Feile unterscheidet sich die R. durch eine
weitläusigere Stellung und abweichende Herstellungs-
art der Zähnchen.
Räß, Andreas, kath. Theolog und Bischof, geb.
17. April 1794 zu Sigolshcim im Elsaß, studierte
in Mainz, erhielt 1816 die Priesterweihe, wurde
1830 Superior des bischöfl. Seminars in Straß-
burg, daun Kanonikus am Münster, 1842 Bischof
daselbst, nachdem er bereits seit 1840 Koadjutor
seines Vorgängers gewesen war; 1883 trat R. von
seinem Amt zurück und starb 17. Nov. 1887. Auf
dem Vatikanischen Konzil gehörte R. zu den Ver-
teidigern des Unfehlbarkeitsdogmas. Als Mitglied
des Deutschen Reichstags (1874-76) schloß er sich
der Protestpartei an, erkannte aber den Frankfurter
Frieden an. R. hat 1821 die Zeitschrift "Der Ka-
tholik" begründet, mit Weis (später Bischof von
Speyer) unter andern Butlers "Leben der Väter und
Märtyrer" (23 Bde., Mainz 1821-27; 2. Ausg.
1838-40) herausgegeben und ein großes Werk über
"Die Konvertiten feit der Reformation" (13 Bde.,
Freib. i. Vr. 1866-80) veröffentlicht. ^zen).
Raffa, alter Name von Novipazar (s. d. und Rai-
Rafsam, Hormuzd, Assyriolog, geb. 1826 zu
Mossul am Tigris, von chaldäisch-christl. Abstam-
mung, kam 1847 nach Oxford, wo er studierte,
wurde Layards Gehilfe und später Stellvertreter
bei dessen Nachgrabungen in Ninive, 1854 Dol-
metsch des engl. Ministerresidenten in Aden, bald
darauf Untt'rresident daselbst. 1864 mit einer Vot-
schaft an König Theodor von Abessinien beauftragt,
wurde er von diesem 1866 gefangen gesetzt und erst
April 1868 durch Napiers Expedition befreit und
kehrte nach London zurück. Seit 1876 leitete er die
Ausgrabungen der Engländer in Assyrien und Ba-
bylonien. Ihm verdankt man (1877-78) die-Auf-
deckung des Nuinenhügels Balawat (s. d.), ebenso
(1881) die Aufdeckung der Ruinen von Eippar, Se-
pharvaim der Bibel, in dem heutigen Abu Habba,
südsüdwestlich von Bagdad, und die wenigstens
sehr wahrscheinliche Nachweisung der alten Stadt
Kutha in dem heutigen Tell-Ibrahim, nordöstlich
von Babylon. Die Berichte über seine Ausgra-
bungsarbeiten hat N. veröffentlicht in "R6C6nt
^.88)'riaii anä Zad^ionian N680Äreti" (in der "?ki-
i080sMca1 8oci6t^ ok l^i-oat LrilHiii", 1880), "Nx-
cHvation8 anä äi8c0V6ri68 in ^88)'i-ia" und "1^6-
csnt äiäcov6ri68 ok ancißnt Lad^ioniHn citiss"
(im 7. und 8. Bande der "I^HnsactionZ" der societ^
ok Vidlical ^rciiNolo^", Lond. 1880 u. 1884).
Rasse (aus frz. i-Hce), s. Art; über Menschen-
rassen s. d.
Rasselklingeln, Rasfelwecker, s. Elektrische
Telegrapben (Bd. 5, S. 1012 a).
Rasselstein, Eisenhüttenwerk, s. Heddesdorf.
Rafselwitz, s. Deutsch-Rafselwitz.
Rast, der untere kegelförmige Raum eines Hoch-
ofens <s. Eisenerzeugung, Bd. 5, S. 924d).
Rastatt. 1) Amtsbezirk im bad. Kreis Baden,
bat (1890) 57 280 E. und 11239 Haushaltungen
in 44 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Amtsbe-
zirks und ehemalige Festung, an der Murg, der
Linie Heidelberg-Basel, der
Nebenlinie R. - Weisenback
(21,i km, Murgthalbahn) der
Bad. Staatsbahnen und der
Linie Graben-Neudorf-Win-
tersdorf (im Bau), Sitz des
Bezirksamtes, eines Amtsge-
richts (Landgericht Karls-
ruhe), Artilleriedepots sowie
des Kommandos der 56. In-
fantcriebrigade, hat (1890) 11557 (7608 männl.,
3949 weibl.) E., in Garnison die Infanterieregi-
menter von Lützow Nr. 25 und Markgraf Ludwig
Wilbelm Nr. 111 und die 1., 3. und 4. Abteilung
des Feldartillerieregiments Nr. 30, Postamt erster
Klasse, Telegraph, 3 kath. und 1 evang. Kirche, Rat-
haus, Schloß, vom Markgrafen Ludwig begonnen
und von feiner Gemahlin Sibylle Auguste vollendet.
Gymnasium und höhere Mädchenschule; Fabrika-
tion von Spitzen, Tabak und Cigarren. 3 km ent-
fernt das von Sibylle Auguste 1725 erbaute groß-
derzogl. Lustscbloß Favorite. - R. war früher
nur ein Amtsstecken, den die Franzosen 1689 nieder-
brannten. Bald darauf wurde es als Stadt von
dem Markgrafen Ludwig Wilhelm I. von Baden
neu angelegt und war bis 1771 Residenz der
Markgrafen von Baden-Baden. Infolge der franz.
Kriegsdrohungen 1840 wurde vom Deutschen Bunde
die Befestigung der Stadt als Bundesfestung be-
schlossen und bis 1848 unter Leitung österr. In-
genieure beinahe vollendet. In R. begann 11. Mai
1849 mit Militarmeutereien der Aufstand in Ba-
den, und ebenda fand diefe Erhebung mit der Über-
gabe der Festung an die Preußen 23. Juli ihr Ende.
Hierauf war R. wieder von bad. und österr., seit 1860
auch von prcuß. Militär befetzt, bis mit Errichtung
des Norddeutschen Bundes 1866 die Festung Badev.
allein überlassen blieb. Durch die Militärkonvention
Badens mit Preußen vom 25. Nov. 1870 übernahm
Preußen die Fürsorge für die Festung R. unter Vor-
bebalt der bao. Territorialhoheit'. 1892 wurden dic
Festungswerke geschleift.
Auf dem ersten Rastatter Kongreß im Nov.
1713 wurden durch den Prinzen Eugen von Savoyen
und den Marschall Villars die Unterhandlungen ein-
geleitet, die den Spanischen Erbfolgekrieg (s. d.) zwi-
schen Frankreich und dem Kaiser durch den Rastatter
Frieden 7. März 1714 endigten, der 8. Sept. zu Va-
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