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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Raumer (Georg Wilh. von) - Raumer (Rudolf von)
zu Berlin seine Stelle als Mitglied und Sekretär
derselben nieder. 1848 zum Mitglied der deutschen
Nationalversammlung in Frankfurt gewählt, ge-
horte R. dem rechten Centrum an. In der Folge
war er dann Mitglied der prcuß. Ersten Kammer
in Berlin. Obschon ihm 1853 die Emeritierung als
Professor an der Universität bewilligt wurde, stellte
er doch seine Vorlesungen nicht ganz ein. Er starb
14. Juni 1873. R. veröffentlichte: "Sechs Dialoge
über Krieg und Handel" (anonym; Hamb. 1806),
"Das brit. Besteuerungssystem" (Berl. 1810), "001
6in6nä3.tion63 in I^olimeiei-i et (^kdiiaiäi tadnla3
FknealoFicHZ 6)'iia8tiai-uni araliicai-uni 6t turci-
cai-um" (Heidelb. 1811), "Handbuch merkwürdiger
Stellen aus den lat. Geschichtschreibern des Mittel-
alters" (Vresl. 1813), "Derbstreise nach Venedig"
(2 Bde., Verl. 1816), "Vorlesungen über die alte Ge-
schichte" (2 Bde., Lpz. 1821; 3. Aufl. 1861) und sein
bedeutendstes Werk, die "Geschichte derHohenstaufen
und ihrer >Zeit" (6 Bde., ebd. 1823 - 25; 5. Aufl.
1878). Zu seinen wichtigsten Arbeiten gehört die
Untersuchung "Über die geschichtliche Entwicklung
der Begriffe von Necht, Staat und Politik" (Lpz.
1826; 3. Aufl. 1861). Dann erschienen "Briefe aus
Paris und Frankreich 1830" (2 Bde., Lpz. 1831),
"Briefe aus Paris zur Erläuterung der Geschichte
des 16. und 17. Jahrh." (2 Bde., ebd. 1831), "Ge-
schichte Europas seit dem Ende des 15. Jahrb."
(Bd. 1-8, ebd. 1832-50), "England" (2 Bde., ebd.
1836; 2. Aufl., 3 Bde., 1842), "Beiträge zur neuern
Geschichte aus dem Britischen Museum und Reichs-
archiv" (5 Bde., ebd. 1836-39), "Italien. Beiträge
zur Kenntnis dieses Landes" (2 Bde., ebd. 1840),
"Die Vereinigten Staaten von Nordamerika" (2 Bde.,
ebd. 1845), "Briefe aus Frankfurt und Paris" (2Tle.,
ebd. 1849), "Vermischte Schriften" (3 Bde., ebd.
1852-54), "Histor.-polit. Briefe über die geselligen
Verhältnisse der Menschen" (ebd. 1860), "Lebens-
erinnerungen und Briefwechsel" (2 Bde., ebd. 1861)
und ein "Handbuch zur Geschichte der Litteratur"
(4 Bde., ebd. 1864-66). N. begründete auch 1830
mit der Verlagshandlung F. A. Brockhaus in Leipzig
das "Histor. Taschenbuch" (Folge 1-4, 1830-67;
Folge 5, 1871-80, hg. von Riehl; Folge 6, 1882
-92, hg. von Maurcnbrecher).
Raumer, Georg Wild. von, Geschichtsforscher,
geb. 19. Sept. 1800 zu Berlin, Sobn von Karl
Georg von R. (geb. 16. Nov. 1753 zu Dessau,
gest. 2. Juli 1833 als Wirkl. Geheimrat, Direktor
im Ministerium des königl. Hauses und der Ar-
chive, Präsident des Obercensurkollegiums und vor-
tragender Rat im preuft. Staatsministcrium), stu-
dierte in Berlin, Heidelberg und Göttingen die
Rechte, wurde 1827 Assessor bei dem Kammcr-
gericht zu Berlin, 1829 Hilfsarbeiter im Finanz-
ministerium, 1833 vortragender Rat bei dem prenft.
Hausministcrium und der Archivverwaltung, 1843
Direktor der Staatsarchive und 1844 Mitglied des
Staatsrats. Die Direktion der Archive legte er
1852 nieder. Aus unbekannten Gründen erschoft er
sich 11. März 1856. N. veröffentlichte die anonyme
Schrift "Über die älteste Geschichte und Verfassung
der Kurmark Brandenburg" (Zerbst 1830) und den
"(^oäex äipluiNÄticus Hi-anäendui'^enLiZ conti-
nullw8" (2 Bde., Verl. 1831-33), die "R6F68W6
liiztoriao Zraliä6noui'F6ii8i8" (Bd. 1, ebd. 1836),
dazu "Histor. Charten und Stammtafeln" (Heft 1,
edd. 1837) und "Die Neumark Brandenburg im I.
1337" (ebd. 1837). .. . .- < -^ -
Raumer, Karl Georg von, Geolog, Geograph
und Pädagog, Bruder von Friedrich von R., geb.
9. April 1783 zu Wörlitz, studierte zu Göttingen und
Halle, dann auf der Bergakademie zu Freiberg und
untersuchte bicrauf als Geognost einen Teil Deutsch-
lands und Frankreichs, besonders die Gegend von
Paris. Nachdem er sich im Pestalozzischen Institut zu
Ziverdon aufgehalten, ward er 1811 Vergrat beim
Öberbergamt in Vreslau und zugleich Professor
der Mineralogie an der dortigen Universität. 1813
und 1814 beteiligte er sich als Freiwilliger am Be-
freiungskriege. 1819 wurde er an die Universität
Halle und das dortige Oberbergamt versetzt, nahm
aber 1823 seinen Abschied und schloß sich an das
Dittmarsche Erziehungsinstitut in Nürnberg an.
1827 übernahm er zu Erlangen die Professur der
allgemeinen Naturgeschichte und Mineralogie. Er
starb daselbst 2. Juni 1865. Unter R.s Schriften
sind zu nennen: "Der Granit des Riesengebirges"
(Berl. 1813), "Das Gebirge Niederschlesiens" (ebd.
1819), "Vermischte Schriften" (2 Bde., ebd. 1819-
22), "Kreuzzüge" (Bd. 1 u. 2, Stuttg. 1840-64),
"Lehrbuch der allgemeinen Geographie" (3. Aufl.,
Lpz.1848), "Beschreibung der Erdoberfläche"(6.Aufl.,
ebd. 1865), "Palästina" (4. Aufl., ebd. 1860), "Ge-
schichte der Pädagogik" (5. Aufl., 4 Bde., Güterslob
1874-80), "Erinnerungen aus den 1.1813 und
1814" (Stuttg. 1850). Seine Selbstbiographie er-
schien nach seinem Tode (Stuttg. 1866).
Raumer, Karl Otto von, preuft. Staatsmann,
Sohn des Generalmajors Karl Friedrich Heinrich
von R. (gest. 2. Juli 1831), geb. 7. Sept. 1805 zu
Stargard in Pommern, studierte zu Göttingen und
Berlin die Rechte, wurde 1834 Regierungsrat in
Posen, später in Frankfurt a. O.; 1840 als Hilfs-
arbeiter in das Finanzministerium berufen, wurde
er noch im Herbst desselben Jahres zum Geh. Fi-
nanzrat, 1841 zum vortragenden Rat im Ministe-
rium des Innern befördert, kam 1843 als Regie-
rungsvicepräsident nach Königsberg, 1845 als Re-
gierungspräsident nach Köln und 1848 nach Frank-
furt a. O. Am 19. Dez. 1850 übernahm er im Mi-
nisterium Mantcuffel das Portefeuille der geist-
lichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten,
das er bis 1858 im Sinne der kirchlichen und polit.
Reaktion verwaltete. Unter anderm erlieft er 1854
die viel Widerspruch findenden "Regulative" für die
cvang. Sckullehrerseminarien und den Volksuntcr-
rickt. R. starb 6. Aug. 1859 zu Berlin.
Naumer, Rudolf von, Sprachforscher, Sohn des
Geologen Karl Georg von R., geb. 14. April 1815 zu
Breslau, widmete sich zu Erlangen, Göttingen und
München philol. Studien, wurde 1840 Privatdocent
in Erlangen, 1846 aufterord., 1852 ord. Professor für
deutscke Sprache und Litteratur und starb 30. Aug.
1876 in Erlangen. Seine Schrift "Die Aspiration
und die Lautverschiebung" (Lpz. 1837) gehörte zu den
ersten, die nachdrücklich betonten, daß die Lautgesetze
von gesprochenen Lauten, nicht von geschriebenen
Buchstaben gelten. R. behandelte "Die Einwirkung
des Christentums aus die althochdeutsche Sprache"
(stuttg. 1845) an der Hand der Glosien und legte
in dem Bücke "Vom deutschen Geiste" (2. Aufl.,
Erlangen 1859) dar, daß der deutsche Geist aus ger-
man. Anlage und der Einwirkung des Christentums
zusammenwuchs. Seine "Geschichte der german.
Philologie" (Münch. 1870) ist trocken, aber durch
unparteiische Sachlichkeit ausgezeichnet. Seine klei-
nern Arbeiten sammelte er in den "Deichen Ver-