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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Rechen; Rechenbrett; Recheninstitute; Rechenkunst; Rechenmaschinen

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Rechen – Rechenmaschinen

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Rechberg und Rothenlöwen'

Burg Hohenstaufen besessen haben und hatten seit 1613 Sitz und Stimme auf der schwäb. Grafenbank. Im 13. Jahrh. teilte sich das Geschlecht in zwei Hauptlinien: R. u. R. auf den Bergen (erloschen 1413) und R. u. R. unter den Bergen. Letztere teilte sich wieder in Hohenrechberg (erloschen 1584), Staufeneck (erloschen 1599) und Illeraichen (erloschen 1676); erhielt 1626 die Erlaubnis zur Wiederaufnahme des Grafentitels und die Erhebung von Illeraichen 1626 und Hohenrechberg 1638 zur unmittelbaren Reichsherrschaft. Schon 1607 war ein Nebenzweig von Illeraichen: «Kronburg» in den Reichsgrafenstand erhoben worden und hatte Sitz auf der schwäb. Grafenbank, wie auch der andere Nebenzweig «Donzdorf» (erloschen 1732) den Grafentitel 1699 reassumierte. Ein dritter Nebenzweig von Illeraichen ist der noch bestehende: Kronburg-Osterberg.

Standesherr mit dem Prädikat Erlaucht ist Graf Otto von R. u. R., geb. 23. Aug. 1833, der 1885 seinem Vater in der Standesherrschaft und als erbliches Mitglied der Ersten Kammer in Württemberg folgte. Sein Großvater Graf Aloys von R. u. R., geb. 18. Sept. 1766, war kurbayr. Gesandter beim Kongreß in Rastatt und bei der Reichsdeputation von 1802, unterzeichnete 1806 als bayr. Komitialgesandter die Erklärung zu Regensburg, durch welche 13 Reichsfürsten und ein Reichsgraf sich vom Reiche trennten, nahm mit seinem Vater 1810 den Grafentitel wieder an und war als bayr. Minister der auswärtigen Angelegenheiten beim Wiener und Karlsbader Kongreß thätig. 1825 in den Ruhestand versetzt, starb er 10. März 1849.

Sein Bruder, Graf Joseph von R. u. R., geb. 3. Mai 1769, befehligte in den Feldzügen 1813–15 ein bayr. Armeekorps, war dann bis 1826 außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter bayr. Minister am Hofe zu Berlin und starb 27. März 1833. Sein Sohn Graf Albert von R. u. R., geb. 7. Dez. 1803, gest. 27. Dez. 1885, war der Vater des derzeitigen Standesherrn des Grafen Otto von R. u. R., geb. 23. Aug. 1833, der 1885 in der Standesherrschaft und als erbliches Mitglied der Ersten Kammer in Württemberg folgte.

Graf Johann Bernhard von R. u. R., ein Bruder des Grafen Albert, geb. 17. Juli 1806, wurde 1828 Attaché der österr. Gesandtschaft in Berlin, 1830 Legationssekretär in London, 1833 Geschäftsträger in Darmstadt und 1836 in Brüssel. Nachdem er hierauf einige Zeit in der Wiener Staatskanzlei gearbeitet hatte, wurde er 1841 österr. Gesandter in Stockholm, 1843 in Rio de Janeiro. Er kehrte 1847 nach Europa zurück, begab sich 1849 als Bevollmächtigter bei der Centralgewalt nach Frankfurt. Mitte 1853 wurde er dem Feldmarschall Radetzky für die Civilangelegenheiten des Lombardisch-Venetianischen Königreichs beigegeben und 1855 zum Präsidialgesandten beim Bundestag ernannt. Am 17. Mai 1859 wurde er zum Ministerpräsidenten ernannt und übernahm das Portefeuille des Äußern und des kaiserl. Hauses, mußte zwar im Dez. 1860 das Präsidium an den Erzherzog Rainer abtreten, blieb aber noch Minister des Äußern, bis 27. Okt. 1864 Graf Mensdorff-Pouilly sein Nachfolger wurde. R.u.R. ist lebenslängliches Mitglied des österr. Reichsrats.

Rechen, s. Gartengeräte (Bd. 7, S. 555a).

Rechenbrett, s. Rechenmaschinen.

Recheninstitute, astronomische, die mit mehrern Sternwarten verbundenen Anstalten, welche ↔ hauptsächlich die Aufgabe haben, die für astron. Beobachtungen notwendigen astron. Ephemeriden voraus zu berechnen, die der Sonne, des Mondes, der Planeten und der Fundamentalsterne, die vorkommenden Sonnen- und Mondfinsternisse, Sternbedeckungen, Monddistanzen, Verfinsterungen der Jupitertrabanten u.s.w. Die von ihnen gewöhnlich mehrere Jahre im voraus veröffentlichten Sammlungen solcher Ephemeriden und sonstiger für den Astronomen wichtiger Angaben heißen astronomische Jahrbücher. Die wichtigsten derselben sind: «Berliner astron. Jahrbuch», «Nautical Almanac», «Connaissance des temps» und «American Ephemeris».

Rechenkunst. Rechnen heißt, gegebene Größen nach gewissen Regeln miteinander verbinden oder voneinander trennen, um eine unbekannte Größe zu finden. Das Verfahren beim Rechnen lehrt die Arithmetik (s. d.). Über kaufmännisches Rechnen s. Arbitrage, Handelsarithmetik und Kalkulation.

Rechenmaschinen, zur mechan. Ausführung von Zahlenrechnungen bestimmte Instrumente. Schon die alten Römer kannten ein Rechenbrett (abacus), auf welchem Knöpfe sich verschieben ließen, die je nach ihrer Stellung Einer, Zehner, Hunderte u.s.w. bedeuteten. Auf demselben Princip beruhen die R., wie sie in Schulen für den Elementarunterricht gebräuchlich sind und bei denen die einzelnen Knöpfe auf Drähten eines Rahmens verschiebbar sind. Die Neperschen Rechenstäbchen (s. Napier, John) enthalten von jeder Ziffer die Vielfachen bis neun und geben durch Aneinanderlegen zwei Zahlenreihen, durch deren Addition ein Produkt erhalten wird. Der Rechenschieber ist ein Schieberlineal aus Papier, Holz, seltener aus Metall, mittels dessen man multiplizieren, dividieren, potenzieren, Wurzel ziehen, also alle Rechnungen, die sich logarithmisch behandeln lassen, in kurzer Zeit ausführen kann. Er besteht aus einem Lineal, in dessen Mitte sich der Länge nach ein zweites Lineal, der Schieber oder die Zunge, in einem Falz verschieben läßt. Die zusammenliegenden Kanten beider sind mit logarithmischen Teilungen versehen. Als Rechenscheibe bezeichnet man einen weniger verbreiteten Rechenschieber in Scheibenform, in dem eine größere Scheibe, der Limbus, sowie eine auf diesem bewegliche kleinere Scheibe, die Alhidade (s. d.), logarithmische Teilungen enthalten. Während Rechenschieber und Rechenscheibe nur drei Stellen des Produkts liefern, hat Billeter eine Rechentafel, die vier Stellen, und eine Rechenwalze, die vier bis fünf Stellen angiebt, konstruiert. Die Wirkungsweise der Rechenmaschine besteht darin, daß die mechan. Addition oder Subtraktion zweier Zahlen mittels einer einzigen Drehung einer Handkurbel bewirkt wird, indem eine Anzahl von Scheiben um je einen den Ziffern der Rechnung entsprechenden Winkel gedreht werden; der Mechanismus ist derart eingerichtet, daß, wenn die Scheiben die Lagen 0–9 oder 9–0 überschreiten, ein Weiterdrehen der diesen letztern Scheiben folgenden (höhern) stattfindet. Dieses Princip lag schon den sinnreichen ältern Konstruktionen zu Grunde, an deren Vervollkommnung berühmte Gelehrte, wie Pascal, Leibniz, Poleni, Leupold, gearbeitet haben. Neuere Systeme sind die R. von Hahn, Müller, Thomas, Roth, Scheutz, Dietzschold, Selling, Gutbier, Odhner, von denen diejenige von Thomas in Colmar in ihrer heutigen verbesserten Gestalt, ihrer ausgedehnten Verwend-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 664.