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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Regenmonsun; Regenpfeifer; Regens; Regensburg

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Regenmonsun - Regensburg

einem in zwei Fächer geteilten drehbaren Gefäß. In das eine Fach läuft das Regenwasser und kippt das Gefäß bei einer gewissen Füllung um. Nunmehr läuft das Wasser in das andere Fach, während das erstere sich rasch entleert. Durch Zählwerke kann man die Zahl der Kippungen und hieraus die Regenmenge finden. Sehr leicht ist es, diese Drehungen elektrisch zu übertragen und durch gleichzeitige Markierung der Zeit bei jeder Kippung eine Registrierung der Regenmengen zu erhalten.

Regenmonsun, der regenbringende Monsun (s. d.). In Indien ist der Südwestmonsun der R., in Australien der Nordwestmonsun.

Regenpfeifer (Charadriidae), eine aus 19 Gattungen und über 100 Arten bestehende Familie der Stelzvögel von kosmopolit. Verbreitung, mit kurzem, scharfspitzigem Schnabel, langgeritzten Nasenlöchern, schlanken, dünnen, an der Ferse etwas verdickten Beinen mit drei Zehen, schmalen, spitzen Flügeln, kurzem, rundem Schwanz und meist weichem und düster-braungelblichem Gefieder. Die nördl. Formen nisten in Sümpfen und Mooren, wandern meist mit den Schnepfen im Winter nach Süden, nähren sich von Insekten und Würmern und lassen viel, besonders häufig aber bei drohendem Regen, einen lauten Pfeifton hören, der ihnen den Namen gegeben. Eier und Fleisch der R. sind vortrefflich. Bei uns sind besonders bekannt der sehr weit verbreitete Goldregenpfeifer (Charadrius pluvialis L., s. auratus Suckow, s. Tafel: Stelzvögel II, Fig. 2), oben schwärzlich, mit hellen Goldflecken, von der Größe der Becassinen, und der etwas kleinere Morinell (Charidarius s. Eudromias morinellus L.), von lichtgrauer Farbe, mit hellgeflecktem, dunklem Oberkopfe. Zu der Familie der R. gehören noch: der Austernfischer (s. d.), der Dickfuß (s. d.), der Kiebitz (s. d.), der Krokodilwächter (s. d.), die Brachschwalben (s. d.) u. a. m.

Regens (lat.), Leiter, Vorsteher.

Regensburg. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Oberpfalz, hat 627,14 qkm und (1890) 29808 (14237 männl., 15571 weibl.) E., 79 Gemeinden mit 394 Ortschaften. - 2) Unmittelbare Stadt und Hauptstadt des bayr.Reg.-Bez. Oberpfalz, in einem weiten, fruchtbaren Thal am rechten Ufer der Donau, am Einfluß des Regen in dieselbe, an den Linien R.-Augsburg (140,6 km), Würzburg-Passau und Hof-Eger-München der Bayr. Staatsbahnen, mit dem nördlich gelegenen Stadtamhof (s. d.) durch eine im 12. Jahrh. erbaute steinerne Brücke (347 m lang, 8 m breit) mit 15 Bogen verbunden, ist Sitz der Kreisregierung, des Bezirksamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Nürnberg) mit einer Kammer für Handelssachen und 12 Amtsgerichten (Abensberg, Burglengenfeld, Hemau, Kelheim, Nittenau, R. I, R. II, Regenstauf, Riedenburg, Roding, Stadtamhof, Wörth a. d. Donau), zweier Amtsgerichte, eines Bischofs, Oberpost- und Oberbahnamtes, einer Reichsbanknebenstelle, Handels- und Gewerbekammer sowie der 5. Infanteriebrigade und hat (1890) 37934 (18242 männl., 19692 weibl.) E., darunter 5930 Evangelische und 585 Israeliten, in Garnison das 1., 2. und 4. Bataillon des 11. Infanterieregiments Von der Tann, ein Postamt, zwei Postexpeditionen und Telegraph. Die Stadt hat meist enge, krumme Straßen, zahlreiche altertümliche Häuser, teilweise noch mit den Wappen der ehemaligen Besitzer geschmückt und mit festen Türmen (Goldener Turm, Römerturm) versehen und ist eine der ältesten Kunststätten Deutschlands. Sie hat 12 kath., 3 evang. Kirchen und 3 Klöster. Der Dom zu St. Peter, eins der schönsten und am besten vollendeten got. Bauwerke in Deutschland, 1275 unter Bischof Leo Thundorffer an Stelle eines abgebrannten begonnen, wurde bis 1534, die durchbrochenen Türme 1859 - 69 unter Denzinger vollendet, hat an der Westfaçade (15. Jahrh.) eine dreiseitige Vorhalle, eine Galerie mit durchbrochenem Steingeländer und einen schlanken Dachreiter auf der Vierung. Die Kirche ist im Innern 93 m lang, 38 m breit, das Mittelschiff ist 40 m hoch und 15 m breit; sie enthält Grabmäler, Kostbarkeiten und einen Altar got. Stils (s. Tafel: Altäre I, Fig. 7). An der Nordseite des Querschiffs der sog. Eselsturm mit Wendelgang ohne Stufen; der Kreuzgang hat Fenster in zierlicher Steinarbeit (16. Jahrh.); an ihn stößt die Allerheiligenkapelle (1164) und der Alte Dom (11. Jahrh.). Ferner sind zu nennen die roman. Kirche (11. Jahrh.) des Benediktinerstifts St. Emmeram, im 7. Jahrh. gegründet, 1803 aufgehoben, mit den Grabstätten Kaiser Arnulfs und Ludwigs des Kindes, die roman. Benediktinerkirche St. Jakob (sog. Schottenkirche) mit berühmtem roman. Portal und merkwürdigem Steinbildwerk, die roman.-got. St. Ulrichskirche (13. Jahrh.), Pfarrkirche Niedermünster, Stiftskirche Obermünster (11. Jahrh.), die evang. Dreieinigkeitskirche, das alte große Rathaus, ein düsteres, unregelmäßiges Gebäude, im 14. Jahrh. begonnen, merkwürdig als Bau und berühmt durch seine Geschichte, dessen östl. Teil (neues Rathaus) 1660 neu erbaut und 1721 vollendet wurde, mit den Sälen, in welchen 1663 - 1806 der Deutsche Reichstag sich versammelte, und die königl. Villa (1853). Die Klostergebäude von St. Emmeram dienen jetzt dem Fürsten von Thurn und Taxis zum Wohnsitz, der sie hat erweitern und namentlich auch die fürstl. Gruftkapelle (Christusstatue von Dannecker und hübsche Glasmalereien) hat bauen lassen. Von hohem Interesse ist die 1885 wieder aufgefundene Porta praetoria, das nördl. Thor der alten Römerstadt. Unter den Bibliotheken sind die königliche und die Thurn und Taxissche zu erwähnen. Von Unterrichtsanstalten besitzt R. ein Lyceum mit einer theol. und einer philos. Sektion sowie einem reichhaltigen physik. Kabinett und einer Sternwarte, ein Priesterseminar, bischöfl. Knabenseminar, ferner zwei Gymnasien, eine Kreisrealschule mit gewerblicher Fortbildungsschule, eine landwirtschaftliche Winterschule. Die Industrie erstreckt sich auf Zucker-, Tabak-, Maschinen- und Bleistiftfabrikation, Buchdruckereien, Lichter- und Seifefabriken, Brauereien und Brennereien. R. ist Sitz der 11. Sektion der Brennerei-Berufsgenossenschaft und der land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft für den Reg.-Bez. Oberpfalz. Ferner besteht Schiffbau und Speditionshandel mit Holz und Getreide. Die Donau bildet zwischen R. und Stadtamhof zwei Inseln mit Wohngebäuden, Mühlen, Fabriken und Badeanstalten der obern und untern Wöhrd; am letztern Werfte und der Hafen der Donau-Dampfschiffahrtsgesellschaft. Bei der Stadt ist das Denkmal des Astronomen Kepler, das 1817 Dalberg errichten ließ; auf dem felsigen Thalrand der Donau 10 km unterhalb R. die Walhalla (s. d.).

^[Abb. Wappen von Regensburg]