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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Regenzeit - Reggio nell' Emilia
Seiten) Borstenreihen. Die zwitterigen Geschlechts-
organeliegen irn9.bis 14.Segment; zurVegattungs-
zeit (Juni', Juli) bildet sich vom 29. bis 36. Ringel
eine Hautverdickung (Gürtel, ^lirtMiin), die während
der gegenseitigen Begattung je zweier Individuen
zum Festhalten dient und die Überleitung der Gc-
schlechtsstoffe ermöglicht. Die Eier werden in einem
Cocon abgelegt und entwickeln sich ohne Metamor-
phose. Obwohl der Regenwurm keine gesonderten
Sinnesorgane besitzt, sind bei ihm doch einzelne
Sinne, namentlich Geschmack und vor allem Gefühl,
ziemlich hoch entwickelt. Er nährt sich von verwesen-
den Pflanzenteilen, die er in seine Röhren hinein-
zieht, vielfach auch von den organischen Resten,
die er mit der gefressenen Erde in seinen Darm auf-
genommen hat. Seine große Bedeutung für den
Haushalt der Natur durch Umwühlen und Auf-
lockern des Bodens ist durch Darwin in seinem
Werk "^d6 lormation ol V6g6tlldl0 mouid tin-ou^d
tlis Aktion ol ^voriii8" (Lond. 1881; deutsch Stuttg.
1882) ins rechte Licht gestellt worden.
Regenzeit, s. Regenverteilung.
Regösten (lat.), chronologisch geordnete Urkun-
denverzeichnisse mit kurzer Angabe des Inbaltes der
Urkunden und des Ortes, wo sie aufbewahrt werden,
oder des Schriftwerkes, in dem sie abgedruckt mit-
geteilt sind. Über die päpstlichen R. s. Papstrcgestcn.
Die R. über die ältern deutschen Kaiserurkunden
sowie über die Urkunden einzelner deutscher Länder,
Bistümer, Städte u. s. w. verzeichnet Dahlmann
und Waitz, Quellenkunde der deutschen Geschichte
(6. Aufl., Gott. 1894), S. 41-62. Unter auswär-
tigen R. ragt Delisles (ÜawIo^nE äo3 acteg äo
I'dilipps ^ussii8t6 (Par. 1856) hervor.
Regge, linker Nebenstuß der Vecht in der nieder-
länd. Provinz Oberysscl.
Reggio di Calabria (spr. reddscho). 1) R. d.
C., früher Calabria ulteriore I genannt, Pro-
vinz im Königreich Italien, in der Landschaft Cala-
bricn, bildet die äußerste Südwcstspitze des ital.
Festlandes, grenzt im N. an die Provinz Catanzaro,
im O., S. und W. an das Meer, durch die Straße
von Messina von der Insel Sicilien getrennt, hat
3930 (nach Strelbitskij 3177) (ikm mit (1881) 372 723,
nach Berechnung vom 31. Dez. 1892:395167 E., d. i.
101 E. auf 1 hlim, und zerfällt in die 3 Kreise Ge-
race, Palmi und R. d. (5. mit zusammen 106 Gemein-
den. Die Provinz wird von dem Waldgebirge des
Aspromonte, dem Südwestende des calabrischcn
Apennin, durchzogen, das sich im Monte-Alto zu
1958 in erhebt, und durch zahlreiche kleine Küsten-
flüsse bewässert, von denen Mesima und Petrace
oder Marro nach W. fließen. Das Land liefert
Kohle, Thon und Eisen, wenig Getreide und Vieh,
besonders Olivenöl, Südfrüchte, Kastanien, Seide
und Wein. Die Industrie erstreckt sich auf Fabri-
kation von Seidenwaren, Cement, Thonwaren,
Weinstein und Seife, der Handel auf Ausfuhr von
Südfrüchten, Essenzen, Wein und Seide. Die an
der Küste entlang führende Eisenbahn berührt die
Hauptstadt R. d. C. - 2) Hauptstadt der Provinz
R. d. C., gegenüber von Mcssina, an der Straße
von Messina, in einer fruchtbaren Küstcncbcne, an
den Linien Mctaponto-R. d. C. (430 kin) und
R. d. C.-Nicotera (69 kin) des Mittelmeernetzes,
Sitz des Prüfekten, eines Erzbifchofs, Tribunals
erster Instanz, deutschen Vicekonsuls, einer Handels-
und Gewerbekammer sowie der Infantericbrigade
"Calabria", steigt vom Meere aus auf zu den Höhen,
die mit zahlreichen Villen besetzt sind, und hat (1881)
35437, als Gemeinde 39296, nach Berechnung vom
31. Dez. 1893: 44127 E., in Garnison das 60. In-
fanterieregimentund die 3. Brigade des 25. Festungs-
artilleriercgiments, ein altes Kastell, einen Dom,
eine weite Pfeilerbasilika des 17. Jahrh., ein städti-
sches Museum mit Altertümern, ein Gymnasium,
eine Oberrealschule und Gewerbeschule; Wein- und
Olivenbau, Fabrikation von Essenzen und wohl-
riechenden Wassern, von Weinstein, Seidenwaren,
Muschelarbeiten und Töpfergeschirr sowie Ausfuhr
von Olivenöl, Flcchtweiden, getrockneten Früchten,
Seide, Wein und Einfuhr von Kolonialwaren, Ge-
treide, Steinkohlen und Eisen. Östlich von R. d. C.
das Waldgebirge Aspromonte (s. d.). - R. d. C.,
im Altertum Rhegium, grch. Rhegion, war ur-
sprünglich eine euböische Kolonie und gelangte durch
Einwanderung gestüchtetcr Messenier (723 v. Chr.)
zu Blüte und Reichtum, hatte aber schon srüh durch
Kriege zu leiden. Sie wurde 387 v. Chr. durch Dio-
nysius I. von Syrakus, 270 von den Römern zer-
stört. 410 n. Chr. belagerte und verbrannte Alarich
die Stadt, 549 eroberte sie Totilas, 918 die Sara-
cenen, 1005 die Pisaner, 1060 Robert Guiscard,
1282 Peter III. von Aragonien. R. d. C. wurde
durch das Erdbeben 1783 fast ganz zerstört, seit-
dem aber wieder neu aufgebaut. Durch die Erd-
stöße, die vom 16. Nov. bis Mitte Dez. 1894 einen
großen Teil der Provinz heimsuchten, hat auch R.
d. C. gelitten.
Reggio nell' Gmilia (spr. reddscho). 1) Pro-
vinz im Königreich Italien, in der Landschaft Emilia,
grenzt im N. an die Provinz Mantua, im O. an Mo-
dcna, im S. an Massa-Carrara und im W. an Parma,
hat 2272 (nach Strelbitskij 2169) ykin mit (1881)
244959,nachBerechnungvom31.Dez.1892:249816
E., d. i. 110 auf 1 hkm, und zerfällt in die 2 Kreise
Guaftalla und R. n. E. mit zusammen 45 Gemein-
den. Die Provinz wird im S. vom Apennin (Monte-
Cusna 2121 m) durchzogen und ist im nördl. Teil
eben und fruchtbar, teilweise sumpfig. Hauptstüsfe
sind Po (nördl. Grenzfluß) mit Enza (westl. Grenz-
fluß), Crostolo und Secchia (östl. Grenzfluß); der
Kanal von N. n. E. führt von der Hauptstadt zur
Secchia. Das Land liefert sehr viel Weizen, Mais,
Reis, Hülsenfrüchte, Kastanien, Heu, Käse, Pökel-
fleisch, Geflügel, Obst und Wein, der Bergbau
Kupfer, Schwefel und Eisen. Bedeutend ist die
Viehzucht, besonders Rindvieh, Pferde und Schweine
sind geschätzt, zahlreich die Mineralquellen. Neben
Seidenzucht besteht Fabrikation von Papier, Leder,
Thon- und Glaswaren, Lichten und Cement. Die
Provinz wird durchzogen von den Eisenbahnlinien
Parma-Verona, Parma-Rimini, Modena-Mantua,
R. n. E.-Guastalla, R. n. E.-Sassuolo und R. n. E.-
Carpi. - Ein Teil der Provinz, das ehemalige Her-
zogtum R. n. E., hatte unter den Langobarden beson-
dere Herzöge, war im 12. Jahrh. Republik, wurde
gegen das Ende des 13. Jahrh, von den Markgrafen
von Este unterworfen, kam dann nacheinander in
die Gewalt der Fogliani, Gonzaga, Visconti u. s. w.,
ward aber nach der Eroberung Roms 1527 durch
Kaiser Karl V. wieder an das Haus Este (Modena)
gegeben, dem es bis zur Annektierung Modenas
durch Sardinien (1859) verblieb, mit Ausnahme der
Zeit von 1796 bis 1814, wo es erst zur Cisalpini-
schcn Republik, dann als Depart. Crostolo zum
damaligen Königreich Italien gehörte. Napoleon I.
ernannte 1809 den General Oudinot (s. d.) zum