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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Reichblei; Reich der Goldenen Horde; Reichelsheim; Reichenau; Reichenbach

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Reichblei - Reichenbach (Kreis und Städte)

er die Hofkapellmeisterstelle in Cassel, gab sie aber schon nach einem Jahre wieder auf. Er ging Anfang 1809 nach Wien, wandte sich aber bald wieder nach Halle und lebte, wie früher, in dem benachbarten Giebichenstein, wo er auch 27. Juni 1814 starb. R. erlangte durch seine zahlreichen Lieder, von denen mehrere noch im Volksmunde leben, eine besondere Bedeutung, seine Kompositionen von Goethes Liedern haben bleibenden Wert. Außerdem komponierte er gegen 30 Opern, Kantaten, Monodramen, Oratorien und andere Kirchenstücke, Instrumentalsachen u. s. w. Von seinen durchweg wertvollen und zum Teil Aufsehen erregenden Schriften sind zu nennen: «Studien für Tonkünstler und Musikfreunde» (mit F. A. Kunze, 2 Tle., Berl. 1793), «Musikalisches Kunstmagazin» (2 Bde., ebd. 1782‒91), «Über die deutsche komische Oper u. s. w.» (Hamb. 1774), «Vertraute Briefe aus Paris» (3 Tle., ebd. 1804 u. 1805), «Vertraute Briefe, geschrieben auf einer Reise nach Wien» (2 Bde., Amsterd. 1810). – Vgl. Schletterer, Johann Friedrich R. (2 Bde., Augsb. 1865‒68).

Seine erste Gattin Juliane R., geb. 1752 zu Berlin, die Tochter des Konzertmeisters Franz Benda, eine sehr gute Sängerin, auch Klavierspielerin und Komponistin, starb schon 9. Mai 1783.

Die Tochter aus dieser Ehe, Luise R., wahrscheinlich 1780 zu Berlin geboren, gest. 17. Nov. 1826 zu Hamburg, machte sich als Gesanglehrerin sowie als Komponistin von Liedern (wie des volkstümlich gewordenen «Nach Sevilla») einen Namen. Außerdem stiftete sie in Hamburg, wo sie seit 1814 lebte, eine Singakademie und nahm an den ersten Deutschen Musikfesten einen bedeutenden Anteil.

Reichblei, s. Pattinsonieren.

Reich der Goldenen Horde, s. Kiptschak.

Reichelsheim. 1) R. in der Wetterau, Stadt im Kreis Friedberg der hess. Provinz Oberhessen, nahe links der Horlof, hat (1890) 876 E., Post, Telegraph; Cigarrenfabrikation, Molkerei, Ziegelei und Kalkbrennerei. Der Ort gehörte 1416‒1866 zu Nassau. – 2) N. im Odenwald, Marktflecken im Kreis Erbach der hess. Provinz Starkenburg, an der Gersprenz und der Eisenbahn Reinheim-R. (17,9 km, Nebenbahn), hat (1890) 1970 E., Post, Telegraph, Spar- und Kreditverein, Wasserleitung, Bergbau auf Manganerze, Viehmärkte, und wird als Sommerfrische besucht. Nordöstlich über dem Orte die gräfl. Erbachsche Burg Reichenberg, Geburtsort des Botanikers Nees von Esenbeck, jetzt Knabenpensionat; 3 km nordwestlich die Trümmer der Burg Rodenstein, von der nach der Volkssage der wilde Jäger mit seinen Genossen nach der 6 km östlich gelegenen Burg Schnellerts ziehen soll, sobald ein Krieg bevorsteht. 8 km entfernt der Luftkurort Lindenfels.

Reichenau, Insel im Zeller- oder Untersee (s. Bodensee), 6 km südöstlich von Radolfzell im bad. Kreise Konstanz gelegen, 4 qkm groß, hängt im Osten durch einen 1 km langen Dammweg mit dem Festlande zusammen, ist reich an Obst und Getreide und zählt in den Pfarreien Ober-, Nieder- und Mittelzell 1537 E. – Ihren Namen hat R. von der Benediktinerabtei R. (lat. Augia Dives), welche 728 vom heil. Pirminius gestiftet und vom 9. bis in die Mitte des 13. Jahrh. durch die wissenschaftlichen Leistungen ihrer Mönche (Walafried Strabo, Hermann Contractus, Berno u. a.), sowie durch ihren Reichtum berühmt war. Lange freies Reichsstift, wurde die Abtei 1538 dem Hochstift Konstanz einverleibt, 1799 aufgehoben und 1802 mit Baden vereinigt. Die Klosterkirche oder der Münster, in Mittelzell, enthält das Grab Karls des Dicken und verschiedene Reliquien. – Vgl. Güßfeldt, Die Insel R. und ihre Klostergeschichte (Konstanz 1894); Quellen und Forschungen zur Geschichte der Abtei R., hg. von der Badischen Historischen Kommission. Ⅰ. Ⅱ. (Heidelb. 1890 u. 1893).

Reichenau in Sachsen, Dorf in der Amtshauptmannschaft Zittau der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, an der Nebenlinie Zittau-R.-Markersdorf der Sächs. Staatsbahnen, hat (1890) 6204 E., darunter 1121 Katholiken, Post zweiter Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, evang. und kath. Kirche, Sparkasse, Wasserleitung, Gasbeleuchtung, Krankenhaus; bedeutende Textilindustrie, Orleansweberei, Fabrikation von Leim, künstlichen Düngemitteln und Farbholzextrakt, Färbereien, Ziegeleien, Mahl- und Sägemühlen und nahebei Basaltbrüche und Braunkohlenwerke.

Reichenau. 1) Bezirkshauptmannschaft in Böhmen, hat 412,87 qkm und (1890) 50259 (24117 männl., 26142 weibl.) meist czech. E. in 68 Gemeinden mit 131 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Adlerkosteletz und R. – 2) R. in Böhmen, czech. Rychnov nad Kněžnou, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts (152,48 qkm, 21193 E.), an der Knéžná, am Fuß des Adlergebirges und an der R.-Solnitzer Lokalbahn (16 km), hat (1890) 3952, als Gemeinde 4644 czech. E., ein Kolowratsches Schloß, czech. Staatsobergymnasium, k. k. Webschule; Tuch-, Baumwoll- und Leinenfabriken, Streichgarnspinnerei und Brauerei. – 3) R., czech. Rychnov, Marktflecken in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Gablonz, an der Linie Josephstadt-Reichenberg der Südnorddeutschen Verbindungsbahn, hat (1890) 2966, als Gemeinde 3042 deutsche E., eine Schule für Ölmalerei; Stein- und Glasschleifereien, Fabrikation von Schnupftabaksdosen, imitierten Elfenbein- und Schildkrotplatten, Glaswaren, Herstellung und Handel mit Heiligenbildern u. s. w. – 4) R. am Semmering, Dorf und Sommerfrische im Gerichtsbezirk Gloggnitz der österr. Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen, in schönem von der Schwarza durchflossenem Thal, in 487 m Höhe, am Fuße der Raxalpe (2009 m) und des Schneebergs (2015 m), hat (1890) 1181, als Gemeinde 7407 E., eine Kaltwasserheilanstalt Rudolfsbad, zahlreiche Landhäuser der Wiener. R. ist Sommerresidenz des Erzherzogs Karl Ludwig. In der Nähe das Höllenthal und der Kaiserbrunnen (637 m), der die Wiener Wasserleitung speist.

Reichenbach, linker Nebenfluß der Aare im Oberland des schweiz. Kantons Bern, entspringt an der Großen Scheidegg (1961 m), nimmt den Abfluß des Rosenlauigletschers auf und mündet, nach Hinabsturz über sieben Stufen von 300 m Gefälle, 12 km lang, gegenüber von Meiringen.

Reichenbach. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Breslau, hat 362,04 qkm und (1890) 67957 (31293 männl., 36664 weibl.) E., 1 Stadt, 50 Landgemeinden und 42 Gutsbezirke. – 2) R. in Schlesien, Kreisstadt im Kreis R., am Fuße des Eulengebirges, an der Linie Kamenz-Raudten und der Nebenlinie R.-Oberlangenbielau (6,1 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Schweidnitz) und einer Reichsbanknebenstelle, hat (1890) 13040 (5994