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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Reimchroniken - Reims
von den vornehmsten Wahrheiten der natürlichen
Religion" (Hamb.1754; 6. Aufl. 1792), "Allgemeine
Betrachtungen über die Triebe dcrTiere, hauptsächlich
die Kunsttriebc)) (ebd. 1762; 4. Aufl. 1798) und "Ver-
nunftlehre" (ebd. 1756; 5. Aufl. 1790). Eine Anwen-
dung der in lctzterm Werke aufgestellten Regeln gegen
das Positive des Christentums machte er in den von
Lessing 1774,1777 und 1778 herausgegebenen "Frag-
menten" des Wolfenbüttclschcn "Ungenannten", die
an Döderlein in seinen "Fragmenten und Antifrag-
menien" (1778) den scharfsinnigsten Gegner fanden.
N. hatte diese Forschnngen als Bruchstücke nur seinen
vertrautesten Freunden mitgeteilt; doch hatte Lessing,
wahrscheinlich durch N.' Tochter Elise, davon eine
Abschrift erhalten, und gab diese nun unter dem
Vorgeben, daft er sie in der Wolfenbüttelschcn Biblio-
thek gefunden, herans. Daß aber N. in der That
Verfasser jener "Fragmente" sei, ist durch die von
Gurlitt in Hamburg 1827 gegebenen Aufschlüsse
außer Zweifel gestellt. Das ganze Werk führt den
Titel "Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer
Gottes". - Vgl. D. F. Strauß, N. und seine Schutz-
fchrift für die vernünftigen Verehrer Gottes (2. Aufl.,
Bonn 1877).
Neimchroniken, histor. Gedichte, die bei ihrem
Bestreben, möglichst wirkliche Gefchichte zu liefern,
mehr histor. als Poet. Wert haben und für die De-
tails der lokalen Gefchichte und Tradition meist wert-
volle Quellen sind. Sie beginnen mit dem Schluß
des 13. Jahrh. Genannt seien Jausen Enenkels
"Weltchronit" und "Fürstenbuch von Osterreich und
Steier" (hg. von Strauch im 3. Bande der "Deut-
schen Chroniken", Bd. 1, Hannov. 1891), die "Köl-
nische Chronik" Gottfr. Hagens (hg. von Groote,
Köln 1834), die um 1290 verfaßte "Livländ. Neim-
chronik" (hg. von L. Meyer, Paderb. 1876), die
ausgezeichnete "Osterr. Neimchronik" von Ottokar
von Steier, gewöhnlich falfch von Dorneck genannt
(hg. von Seemüller im 5. Bande der "Teutschen
Chroniken", Hannov. 1892), die "Deutschordenschro-
nik" des Nikolaus von Ieroschin, um 1340 nach der
lat. Chronik des Peter von Duisburg bearbeitet (hg.
von E. Strehlke im 1. Bd. der "8ci-ipt0i-68 i-ormn
pruLLicarum", Lpz. 1861) n. s. w. Eine der letzten
ist die bis 1600 reichende Ulmer (von Georg Brauner
von Augsburg, gedruckt in Adrians "Mitteilungen",
Franks. 1846).
Neimer, Dietrich (Hoefer & Vohsen),
Verlagsbuchhandlung in Berlin, gegründet 1845
anfangs als Sortimentsqeschaft (bis 1858) von
Dietrich Reimer (geb. 13. Mai 1818 als dritter
Sohn von Georg Andreas Neimer, s. Neimer,
Georg), und seit dessen Nücktritt 1891 im Besitz
von Hermann Hoefer (geb. 27. Aug. 1833 zu
GrciDvald, Teilhaber seit 1868 und Mitglied des
Littevar. Sachverständigen-Vereins) und Konsul a. D.
Ernst Vohsen (geb. 19. April 1853 in Mainz),
seit 15. Jan. 1895 in alleinigem Besitz des letztern,
während Hermann Hocfer I. Nentels Verlag in
Potsdam übernahm und in Berlin fortführt. Den
Grundstock des Geschäfts bildet der 1847 von der
Firma Georg Neimer übernommene kartogr. und
Kunstverlag, der sich bedeutend erweitert hat durch
zahlreiche Atlanten, Wand-, General- und Spccial-
tarten namentlich von Heinr. und Nich. Kiepert,
dann von Brecher, Curtius und Kaupert ("Karten
von Attika"), Dove, von Nichthofen ("China") u. a.;
damit verbunden ist der Vertrieb der deutschen
Admiralitätstarten und der Kartenwerke von Nand,
McNally ck Co. in Chicago. Dazu kommen (seit
1852) der Verlag und die Herstellung der Adami-
schen Erd- und Himmelsgloben; Werke von ethnolog.
und kolonialem Interesse, die "Zeitschrift der Ge-
fellschaft für Erdknnde in Berlin" (1853 fg.), und die
"Zeitschrift für afrik. Sprachen" (1895 fg.).
Reimer, Georg, Verlagsbuchhandlung und
Vuchdruckerei in Berlin, 1819 hervorgegangen aus
der Nealschulbuchhandlung (gegründet 1750) da-
selbst, die 1800 Georg Andreas Neimer (geb.
27. Aug. 1776 in Greifswald) anfangs in Erbpacht,
später als Eigentum übernahm. Er nahm als Of-
fizier an den Freiheitskriegen teil; 1822 erwarb er
auch die Weidmannsche Buchhandlung (s. d.) in
Leipzig, die aber daselbst unter getrenntem Betrieb
verblieb, und starb 26. April 1842. Das Berliner
Geschäft ging über an seinen Sohn Georg Ernst
Neimer, geb. 25. Nov. 1804, 1852-61 Mitglied
des prcuß. Abgeordnetenhauses, gest. 5. Jan. 1885,
und ist seitdem im Besitz von des letztcrn Sohne
Ernst Neimer (geb. 5. Juli 1833, und Teilhaber
seit 1876). Der Verlag umfaßt die gesammelten Werke
von Hippel, W. von Humboldt, Lenz, Jean Paul,
Shakespeare (übersetzt von Schlegel und Tieck) u. a.,
ferner hervorragende Werke aus der Geschichte,
Philologie, Archäologie, Mathematik, Medizin,
Theologie, Philosophie von Autoren wie Böckh,
Vonitz, Crelle, H. Diels, Du Vois-Neymond,
Haeckel, Kronecker, Lachmann, von Moltke, Th. von
Mommscn, Niebnhr, Pertz, K. Ritter, Schleicr-
macher, von Treitschke, Virchow, Weierstraß, Well-
hanscn, de Wette u. a.; "Nelkenbrcchcrs Taschen-
buch für Kaufleute" (20. Aufl. 1890), die "Prot.
Kirchenzeitung" (1854 fg.), die "Preuß. Jahrbücher"
(1858-93) u. a. (S. auch Reimer, Dietrich.) Die
Bnchdruckerei hat elektr. Motor, 7 Pressen und 52 be-
ReimlexiklM, s. Reim. ^schästigte Personen.
Neimpaar, diejenige Versart, in der fast alle
nicht zum Gesang bestimmten und also nicht stro-
phischen deutschen Gedichte vom Aufkommen des
Reims (Otfried) bis auf Opitz abgefaßt wurden.
Die N. bestehen aus zwei aufeiuander gereimten
Kurzzeilen (s. d.), die in der guten mittelhochdeut-
schen Zeit entweder 4 Hebungen mit stumpfem oder
3 mit klingendem Ausgang umfaßten, z. B. "ein
ritter 86 F(Mi'6t ^vä8, - ää^er ü.n clen düocken
1^8",, oder "8^V6l I.I1 r6Nt6 ^Ü0t6 - ^V6Iicl6t 8IN
^niüotö". Schon im 14. Jahrh, dringen auch in
das klingend endende N. 4 Hebungen ein und im 16.
gilt die Negel, daß die Verse des stumpfen N. 8, die
des klingenden 9 Silben lang sind. (S. auch Neim.)
Ne'llnpression (neulat.), Wiederabdruck.
Neims (spr. rähngs). 1) Arrondissement im
franz. Depart. Marne in der Champagne, hat auf
1703,il likm (1891) 198111 E., 11 Kantone und
180 Gemeinden. - 2) R., früher
Nheims, lat. vui-ocoi-wi-uin,
Remoluin (^ivita8, Hauptstadt
des Arrondisscments N.,in einför-
miger, von Weinbergen umgebe-
ner Ebene, rechts an der Vesle,
linkem Zufluß der Aisne, nörd-
lich der Montagne de R. und
an den Linien Epernay-Laon,
Chälons - fur - Marne - Soissons
und N.-Givet (152 km, nach Namur) der Ost-
bahn, ist nmgeben von einem weiten Gürtel von
Befestigungen (Fort Brimont im N., Vitry-les-
Reims und Nogcnt l'Abbesse im O., Riüy und