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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Remusat (Jean Pierre Abel) - Renan
<Nuvl6L" (2. Aufl., ebd. 1862) und "lliätoii-s äs 1a
pkilc^oxliiß 6N ^n^ietsri-s ä6pui8 Lacoii ^U8<iu'3.
I^oc^e" (2 Bde., ebd. 1875).
Römusat (spr. -müsah), Jean Pierre Abel,
Orientalist, geb. 5. Sept. 1788 zu Paris, studierte
Medizin und beschäftigte sich daneben eifrig mit
dem Studium der chines. und tatar. Sprache. Für
ihn wurde 1814 im ^o11öF6 ä6 Granes der Lehrstuhl
der chines. und Mandschusprache gestiftet, den er
bis zu seinem Tode innehatte; auch war er Auf-
seher der orient. Manuskripte in der königl. Biblio-
thek und Präsident der Asiatischen Gesellschaft. Er
starb 3. Juni 1832. Seine Hauptwerke sind: "N88ai
8ur Ia lan^uk et 1a. 1itt6rawr6 <Hiuoi86" (1811),
"I56c1i6i'cli68 8ur 16813.NFU68 tln-tHi'68" (Par. 1820),
"N6M6nt8 äs la, FraiuuiHii-6 c1iin0i86" (ebd. 1822),
"N6ianF68 a8iHtihU68" (2 Bde., ebd. 1825 fg.),
fortgesetzt u. d.T. "^ouveaux iu6illnF63 Ä8iatihU68"
(2 Bde., ebd. 1828), die Übersetzung des chines.
"I^ivi-6 ä68 !-6c0IUP6I1868 et äe8 P61N68" (ebd. 1817)
und die "(^0Qt68 cdin0i8" (3 Bde., ebd. 1827). Seit
1818 war er Herausgeber des "Journal ä68
83.vHnt8". - Vgl. Silvestre de Sacy, ^otice 8ur
Ia vi6 et ^68 oiivraZ68 äs 15. (Par. 1834).
Römy, Sa int, franz. Dorf, s. Samt Römy.
Aon., Abkürzung für Neuovllwiii (lat., d. h. er-
neuert).
Renaissance (frz., spr. -nässängß, Wiedergeburt),
die Wiedererweckung der alten griech.-röm. Bildung
und Kunst, welche den Beginn der modernen Welt,
gegenüber der antiken und mittelalterlichen, bezeich-
net. Im engern Sinne pflegt man den Ausdruck
R. nur auf die im antikisierenden Streben neu be-
lebte Kunst (Mitte des 15. bis Anfang des
17. Jahrh.) zu beschränken, während man die vom
gleichen Geist getragene neue freie Wissenschaft Hu-
manismus (s. d.) nennt. Der Anfang dieses Zeit-
alters liegt wesentlich in Italien. Das Bedeutsame
der ital. Renaissancekunst ist, daß sie zwar aus der
Antike wieder Einfachheit der Zeichnung, Schönheit
und Klarheit der Verhältnisse, vielfach auch die For-
mensprache gewinnt, daß sie aber, fern von aller
bloß antiquarischen Nachahmung, diese antikisierende
Formensprache durchaus neu und selbständig be-
handelt und sie mit großartiger Schöpferkraft zum
schönheitsvollen Ausdruck der Stimmungen und
Bedürfnisse der eigenen Gegenwart und Wirklichkeit
umbildet und fortbildet. Daher ist die Renaissance-
kunst der Kunststil der gesamten neuen Zeit gewor-
den. Man unterscheidet die Frührenaissance,
die mit Brunelleschi, Donatcllo und Ghiberti am
Anfang des 15. Jahrh, beginnt und mit Ende des
Jahrhunderts abschließt, das sog. Huattroc^nto; sie
entwickelt sich besonders in Florenz und pflanzt sich
von hier aus durch ganz Italien fort. Die Hoch-
renaissance, die die erste Hälfte des 16. Jahrh,
umfaßt (Oinyuecento), gipfelt in Bramante, Leo-
nardo, Michelangelo, Raffael, Tizian, Ant.da San-
gallo u. a. Die Spätrenaissance umfaßt die
Schule des Palladio und Vignola, welche zu Anfang
des 17. Jahrh, vom Barockstil abgelöst wurde, in der
Malerei die Kunst des Correggio, Paolo Veronese,
der Carracci und des Domenichino. Von Italien
aus wanderte mit der Macht der neuen Bildung
und Denkweise auch die Renaissancekunst durch ganz
Europa; jedoch nicht ohne manche tiefe Umbildung
zu erleiden, da in den Ländern, in welchen die Gotit
mehr als in Italien das ganze Leben durchdrungen
hatte, die nachklingende Gotik gegen die neu ein-
dringenden Renaissanceformen noch immer ihre al-
ten Rechte behauptete. Diese eigentümlichen Stil-
mischungen sind zum Teil von höchst reizvoller
Wirkung. Sie geben der sog. deutschen R. ihren
besondern Charakter, während eine andere Aus-
prägung der sog. Stil Franz' I. in Frankreich und
Yu66n N1i2ad6tli 8tx1s in England bildete. Das
Barock (s. d.) und Rokoko (s. d.) sind wesentlich
Renaissancekunst, wenn auch eine Fortbildung nach
verschiedenen, durch Geschmack und Zeitgeist be-
stimmten Richtungen. - Vgl. die Werke von Jak.
Burckhardt, F. Kugler, Lübke, Eug. Müntz; ferner
die unter der Kunst der einzelnen Länder und unter
Intarsia, Ornament u. s. w. angeführten Werke.
In der Litteraturgeschichte versteht man
unter R. die von klassicistischen Idealen stark be-
stimmte Kunstdichtung des 16. und 17. Jahrh. Wäh-
rend die engl. Poesie im Zeitalter Elisabeths sich
trotz aller Renaissanceanregungen ihre nationale
Selbständigkeit erhielt, verfiel Frankreich von den
Dichtern der Plejade an bis zu den großen Dra-
matikern der Ki;ut6 tra^äis einem ungesund künst-
lichen Pseudoklassicismus. In Deutschland brachte
Opitz, den namentlich niederländ. und franz. Re-
naissancepoeten beeinflußten, den Renaissancestil zu
einer fast hundertjährigen Herrschaft. Schrift.
Renaisfancefchrift, s. Antiqua und Kursiv-
Renaix (spr. -näh), belg. Stadt, s. Ronsse.
Renan (spr. >näng), Ernest, franz. Orientalist
und theol. Schriftsteller, geb. 27. Febr. 1823 zu Tre-
guier (Depart. Cötes-du-Nord), begann 1844 im
Seminar St. Sulpice zu Paris den höhern theol.
Kursus, lehrte noch als Zögling Hebräisch, gab
aber wegen seiner radikalen Anschauungen 1845 die
theol. Laufbahn auf und wandte sich den semit.
Sprachen zu. R. schrieb 1847 eine Abhandlung "3ur
168 IanFU68 86initiHU68", später erweitert zur "Hi8-
toii-6 ßLnsraie et 8^8t6M6 coniMr" ä68 1anFU63
86mitiyu68" (Tl. 1, Par. 1855; 4. Aufl. 1864) und
1848: "8ur I'etuäe äu ßrec äan8 i'Ocoiäent an
N0^6n Z.F6", die beide von der Pariser Akademie
preisgekrönt wurden. Im Auftrage der Akademie
der Inschriften reiste R. 1850 nach Italien, wo er
das Material zu seinem Werke über "^V6rrc>68 6t
1'^v6i-i-0i8M6" (Par. 1852; 3. Aufl. 1869) sammelte.
Nach seiner Rückkehr wurde er an der Manuskripten-
abteilung der großen Pariser Bibliothek angestellt;
1860 unternahm er eine Reise nach Syrien, deren
Resultate er in der "Ni88ion äe?1i6nici6" (9 Hefte,
Par. 1865-74) darlegte. 1862 wurde R. zum Pro-
fessor des Hebräischen am O0II6F6 äe Granes be-
rufen. Im folgenden Jahre erschien sein bekannte-
stes Buch: "Vie äs ^68118" (Par. 1863; 23. Aufl.
1893; deutsch, 5. Aufl., Lpz. 1893). Darin versucht
R. in eleganter romanhafter Form, vom Stand-
punkt des philos. Radikalismus aus mit Benutzung
der kritischen Arbeiten der deutschen Theologie das
Leben Jesu aus den Verhältnissen des Landes und
Volks, aus der damaligen Kultur und aus der psy-
chol. Entwicklung des Individuums zu konstruieren,
so daß Jesus wie der "liebenswürdige Held einer
galiläischen Dorfgeschichte" erscheint. Das Buch ver-
ursachte besonders auch in Deutschland gewaltiges
Aufsehen und rief eine Flut von Gegenschriften her-
vor. Es wurde zum Gegenstand einer Beschwerde
des franz. Episkopats, infolge deren R. 11. Juli
1863 seiner Professur entsetzt wurde. Er unternahm
zunächst eine Reise nach Ägypten, wandte sich dann
dem Studium der Urgeschichte des Christentums zu