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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Reuse (Fluß) - Reuß (Fürstentümer)
len- oder Granat körbe, die man im Watten-
meer mit der weiten Öffnung nach dem Lande zu,
also dem Ebbestrom entgegen, befestigt. Als ein-
fache R. (auch Bunge, Trommelreufe,
Garn korb) bezeichnet man ein zwischen drei kreis-
förmigen Bügeln ausgespanntes Netz mit einer Öff-
nung und Einkehlung an jedem Ende. Mit kleinern
Geräten dieser Art fischt man Barsche und Plötze,
mit größern Rotaugen, Schleihe, Brachsen, Karau-
schen und Hechte. Flügelreusen (Garnsäcke,
Fisch sacke) sind R., von deren Eingangsöffnung
aus lange fenkrccht stehende Netzwände ausgehen,
welche die Fifche in ihrem Zuge aufhalten und in
die Fangvorrichtung leiten. (S.Tafel: Netzfische-
rei II, Fig. 4.) Oft bilden mehrere R. mit ihren
Flügelgarnen zusammen ein umfangreiches System,
so namentlich zum Fange der Aale in Meeresbuch-
ten, der Neunaugen und Maisische in Flußmün-
dungen und der Zander und Maränen in großen
Landseen. Die bedeutendsten Fänge liefern die
Bundgarne und Fischzäune. Erstere bestehen
aus einem System von Leitgarnen und Netzkam-
mern, die, am Boden befestigt, mit ihrem obern
offenen Ende die Wasserfläche etwas überragen
und die Fische schließlich in eine letzte Fangkammer
geleiten, die einen unten stach aufliegenden Netz-
boden hat. Letzterer kann schließlich mit den in der
Fangkammer befindlichen Fischen in die.höhe ge-
hoben werden. Vunogarne finden eine ausgedehnte !
Anwendung an den flachen Meeresküsten ohne Ebbe
und Flut; man fängt in ihnen namentlich Heringe
(Fig. 3). Die sog. Tonnaren, in denen im Mittel-
meer die Thunfische in großem Maßstabe gefangen
werden, sind sehr große Bundgarne. Fisch zäune
sind im Wasser aufrecht stehende, aus Rohr oder
Reisig geflochtene Wände, die ein oft labyrinthi-
sches System von Kanälen begrenzen und die sich
darin verirrenden Fifchs schließlich in eine oder
mehrere Fangkammern geleiten. Ihre großartigste
Anwendung finden dieselben bei dem berühmten
Aalfang in den Lagunen von Comacchio.
Neufe (spr.röhs') oder Areuse, Fluß im schweiz.
Kanton Neuenburg, stießt durch das im Bau des
Jura in seiner Gestalt bedingte, industrierciche Val
de Travers (s. d.) und mündet unterhalb Baudry in
den Neuenburger See.
Reusner, Nicolaus, Jurist und lat. Dichter, geb.
2. Febr. 1545 zu Löwenberg in Schlesien, studierte
in Wittenberg, wurde 1566 Lehrer in Lauingen,
1583 Professor der Jurisprudenz in Basel, 1588 in
Jena, 1594 geadelt und Pfalzgraf, starb während
seines zweiten Rektorats 12. April 1602. Noch heute
wertvoll sind seine beiden Sammlungen von "Iconsä
86U iui3^ll68 vii>oi-niu liwriz illuLtrinin" (Straßb.
1581 und Bas. 1589), in denen er treffliche Holz-
schnittporträte von Tob. Stimmer mit biogr. Lob-
gedichten in lat. Distichen versah.
Renß, rechter Zufluß der Aare (s. d.), entsteht
aus zwei Hauptquellen am Nordabfall des St. Gott-
hard in der Schweiz. Die Realperreuß entspringt
in 2400 m Höhe an der Furka und durchstießt das
Urserenthal. Bei Hospenthal vecemigt sie sich mit der
Gotthardreuß, die etwa2500 mhoch amLucendroglet-
scher entspringt und in wilden Sprüngen die Gott-
hardstraße entlang nach N. fließt. Unweit Andermatt
nimmt der Fluß rechts den Thalbach auf, der ihm
die Gewässer der Ober- und Unteralp zuführt, und
1,5 km unterhalb Andermatt tritt er durch die wilde
Felsschlucht Schöllenen in die untere Thalstufe von
Uri. Bei Göschencn am Ausgang der Schlucht
nimmt er links die Göschenenreuß auf, bei Wasen
(935 m) die Maienreuß, bei Amsteg rechts den Ker-
stelenbach aus dem Maderanerthal. Von hier an
wird der Lauf ruhiger und bei der Erstfelder Klus
verläßt die R. ihr bis dahin schmales, spaltenartiges
Thal, um in die breite Thalebene von Altdors
hinauszutreten. Bei Attinghausen empfängt sie
rechts die Schächenreuß aus dem Schüchenthal und
mündet, im untersten Lauf korrigiert, 1 km westlich
von Flüclen in den Vierwaldstättersee, in welchem
ihr rechts die Muota, links die Engelbergeraa und
die Sarneraa zugehen. Nachdem sie einen Delta-
kegel in den See hinein geformt, verläßt sie bei
Luzern den See smaragdgrün und krystallhell; von
da an breit und schiffbar, nimmt sie bald die Kleine
oder Holzemme aus dem Entlebuch aus, empfängt
die Lorze, durchstießt Aargauer Gebiet und mündet
bei Windisch, 1 kin südlich der Limmatmündung.
Die R. hat sich quer gegen das Streichen der Ge-
birgsschichten eingefügt, namentlich bis Göschenen;
von da bis Andermatt, Hospenthal, Realp hat das
Thal einen wesentlich andern Charakter, geringeres
Gesälle und breitere Anlage. Diese Bildung scheint
einer andern geolog. Zeit anzugehören; das tiefe
Schluchtenthal von Göschcnen abwärts hat trotz
der Steilheit der Gehänge Reste älterer Thal-
böden, die beweisen, daß die R. einst in dieser Höhe
geflossen ist. Das Gebiet umfaßt 3411 ykin, wovon
145, also 42/2 Proz., auf Gletscher sallen. Ihre
Länge beträgt von der Gabel der beiden Quellbäche
(1463 iu) bis zur Mündung (333 m) 146 kin, das
Gefalle 1130 in. - Vgl. Rütimeyer, Thal- und See-
bildung (Vaf. 1874).
Neuß, zwei souveräne deutsche Fürstentümer, ein
Teil des von den alten Vögten und Grafen des
Deutschen Reichs besessenen und davon den Namen
führenden Vogtlandes, liegen fast in der Mitte
Deutschlands, zwischen dem Königreich Sachsen und
den sächs. Herzogtümern. Die Fürstentümer werden
durä) den Kreis Neustadt a. d. Orla des Großherzog-
tums Sachsen-Weimar in zwei ungleiche Teile ge-
trennt, haben einen Flächeninhalt von 1142,06 ykm
und (1890) 182565 (88 363 münnl., 94202 weibl.)
E., darunter 2117 Katholiken und 209 Israeliten.
Das Gebiet ist im nördl. Teil hügelig, im südlichen,
in den das Nordende des Frankenwaldes und Aus-
läufer des öftl. Thüringer Waldes hineinreichen,
bergig; dort findet man keine Höhe über 400 m, hier
steigen der Roßbühl zu 647, der Kulm zu 720 und
der Sieglitzberg zu 738 in. Die Thäler der Weißen
Elster und der Saale bilden tiefe Einfchnitte. Diese
Flüsse sind auch mit ihren. Nebengewässern, wie
Göltzsch, Weida, Wetterau, Sormitz^. a., die Haupt-
wasseradern des Gebietes; vom Süden geht die
Rodach zum Main. An Mineralquellen sind Stahl-
quellen im Oberland nicht selten, doch werden nur
die bei Lobenstein (s. d.) zur Kur benutzt. Das Klima
ist gemäßigt, nur im südl. Teil etwas rauher. S.
die Karte: Königreich Sachsen, Provinz
Sachsen (südlicher Teil) und Thüringische
Staaten, beim Artikel Sachsen (Königreich). Die
Teilung des Landes R. in die ältere und jüngere
Linie beruht auf dem Vertrage vom 27. Aug. 1616.
Die Verhältnisse des Gesamthauses sind durch Fami-
lienverträge von 1668, 1681 und 1690 geordnet.
Beide unter sich unabhängige Linien haben sich bei
den Teilungsverträgen sowohl die Nachfolge beim
Aussterben der einen dieser Linien, als auch das