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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rheindahlen - Rheinfelden
Fugger, Metternich, TruchseßMaldburg, Fürsten-
berg, Solms, der Landgraf von Hessen-Homburg
sowie zahlreiche reichsgräfliche und reicksrittcrliche
Häuser wurden der Landeshoheit der Rheinbunds-
sürsten unterworfen. Auch die drei im Reichsdepu-
tationshauptschlusi noch verschont gebliebenen süd-
deutschen Reichsstädte wurden jetzt mit Beschlag
belegt, indem Frankfurt an den Fürst-Primas,
Nürnberg an Bayern gelangte. Augsburg war
schon bei dem Preßburgcr Frieden von Bayern er-
worben worden. Im Sept. 1806 trat der Kurfürst
von Würzburg als Großb erzog dem Bunde bei.
Eine Folgendes siegreichen Kampfes Napoleons
und der süddeutschen Fürsten (s. Französisch-Preu-
ßisch-Russischer Krieg von 1806 bis 1807) war
die weitere Ausbreitung des R. über den Norden
Deutschlands. Zunächst schloß sich der Kurfürst von
Sachsen, der den Königstitel erhielt, 11. Dez. an,
ihm folgten vier Tage später die fünf sachsisch-
ernestinii'cken.herzöge, dann im April 1807 die Für-
sten von Schwarzburg, Anhalt, Lippe, Reuß und
der Fürst von Waldeck' die anhält. Fürsten nahmen
den .Herzogstitel an. Das neuerrichtete Königreich
Westfalen unter Iöröme Vonaparte wurde durch
die von Napoleon 15. Nov. 1807 bestätigte Ver-
fassung gleichfalls zum Rheinbundsstaate erklärt.
Im Febr., März und Okt. 1808 kamen hinzu die
Herzöge von Mecklenburg-Strelitz, von Mecklen-
burg-"Schwerin und von Oldenburg. Der Bund
zählte nunmehr auf 326000 ykm über 14^ Mill.
<5'., und das Bundesheer stieg durch den neuen Zu-
wachs auf fast 120 000 Mann.
Im Febr. 1810 erhielt der Fürst-Primas den
Titel eines Großherzogs von Frankfurt; er muhte
Napoleons Stiefsohn, Eugen Veauharnais, als
Nachfolger annehmen. Der Protektor des Bundes
selbst vergriff sich zuerst an der Sicherheit und Un-
abhängigkeit seiner Bundesgenossen, indem er durch
Dekret vom 13. Dez. 1810 folgende Rheinbunds-
fürsten der ihnen durch die Vundesakte zugesicherten
Selbständigkeit beraubte: 1) den Herzog von Olden-
bnrg, dem er sein .Herzogtum nahm und bloß das
Fürstentum Lübeck ließ; 2) den Herzog von Aren-
berg, von dessen Landen ein Teil mit Frankreich,
das übrige aber mit dem Grohherzogtum Berg ver-
einigt wurde; 3) die Fürsten von Salm-Salm und
Salm-Kyrburg, deren Besitzungen gleichfalls mit
Frankreich verbunden wurden. Auch vom Groß-
herzogtum Berg und dem Königreich Westfalen wur-
den bedeutende Teile zu Frankreich gezogen. Ins-
gesamt bctrng diese gewaltsame Abtrennung 29300
hkm mit über 1130000 E. Das I. 1813 machte
dem R. ein Ende. Die Herzöge von Mecklenburg
(im März) und der Herzog von Anhalt-Dessau waren
die ersten, die sich lossagten. Bayern und Württem-
berg traten erst durch die Verträge von Ried (8. Okt.)
und Fulda (2. Nov.) zu den Alliierten über. Der
König von Sachsen, dessen Truppen größtenteils
schon während der Schlacht bei Leipzig zu den
Alliierten aus eigener Entschließung übergegangen
waren, mußte laut Beschluß des Wiener Kon-
gresses sein langes Ausharren bei Napoleon mit
dem Verluste seines halben Königreichs büßen. Das
Königreich Westfalen und die Grohherzogtümer
Berg und Frankfurt wurden ganz aufgehoben; die
Fürsten von Isenburg und von der Leyen wurden
mediatisiert. - Vgl. Ninkopp, Der rbein. Bund
(23 Bde., Franks. 1807-13); Klüber, Staatsrecht
des N. (Tüb. 1808); Zachariä, Staatsrecht der
! Rheinischen Bundesstaaten und das Rheinische
^ Vundesrecht (Heidelb. 1810); Veck, ZurVersassungs-
! geschichte des N. (Programm, Mainz 1890).
^ Rheindahlen oder Dahlen, Stadt im Kreis
! Gladbach des preuß. Reg.-Vez. Düsseldorf, an der
^ Linie München-Gladbach-Dahlheim der Preuß.
Staatsbahnen, hat (1890) 1809, als Bürgermeisterei
6287 E., darunter 62 Evangelische und 37 Israe-
liten, Post, Telegraph; eine mechan. Weberei mit
Näherei, Lohgerberei, Sauerkrautfabriken, Braue-
reien, Branntweindestillation und Mühlen.
Rheine, Stadt im Kreis Steinfurt des preuß.
Reg.-Vez. Münster und Hauptort der Standesherr-
schaft Rheina-Wolbeck, links an der Ems, an den
Linien Hannover-R. (179,8 km), Soest-Emden, R.-
Oberhausen (104,7 km) und der Nebenlinie Quakcn-
brück-N. (60,? km) der Preuft. Staatsbahnen sowie
an der Linie R.-Oldenzaal (36,8 kni) der Holland.
Eisenbabngesellschaft, Sitz eines Amtsgerichts (Land-
gericht Münster) und Hauptsteueramtes, hat (1890)
7356 E., darunter 1206 Evangelische und 93 Israe-
liten, Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Tele-
graph, kath., evang. Kirche, 2 kath. Kapellen, Syna-
goge, kath. Gymnasium, höhere Mädchenschule,
Kranken- und Waisenhaus, städtische Sparkasse,
Bankverein, Wasserleitung, Gasanstalt, Schlacht-
haus; 6 Baumwoll- und 1 Iutespinnerei, 4 Vaum-
! Wollwebereien, Tabakfabrik, Eisengießerei, 3 Ma-
! schinenfabriken, Dampfmühle, Kalkbrennereien,
! Leinweberei, Großhandel mit Kolonialwaren und
! Schiffahrt sowie Viehmärkte. 2 km nördlich in der
> Vauerschaft Ventlage das Schloß des Fürsten
^ von Rheina-Wolbeck (s. d.), sowie Solbad und
! Saline Gottes gäbe, welche jährlich etwa 600 t
Salz liefert.
Rheineck, Nheinegg, Hauptstadt des Bezirks
Unter-Rbeinthal im schweiz. Kanton St. Gallen,
7 kin östlich von Rorschach, auf dem linken Ufer
des Rheins, der 4^ Km unterhalb in den Bodenfee
mündet, in 403 m Höhe, an der Linie Chur-Ror-
schach der Vereinigten Schweizerbahnen, hat (1888)
1919 E., darnnter 435 Katholiken, Post, Telegraph,
Simultankirche mit Glasgemälden (15. Jahrh.),
Ratbaus, Realschule, Waisenhaus und Spital;
Baumwollindustrie (Stickerei, Zwirnerei), Fabrika-
tion von Seidenbeuteltuch und Weinbau. Eine
Drahtseilbahn führt nach R.-Walzenhausen.
^ Rheinfälle, s. Rhein (S. 817).
! Rheinfelden. 1) Bezirk im schweiz. Kanton
^ Aargau, hat 112,.> ^km und (1888) 11514 E., dar-
! unter 1249 Evangelische und 59Israeliten, in14Ge-
^ meinden. - 2) Hauptstadt des Bezirks R., 15 km
^ östlich von Basel, auf dem linken Ufer des Rheins,
^ der hier zwei Stromschnellen, das Gewilo und den
! Höllendaken, bildet, in 264 m Höhe, an der Bözberg-
! bahn (Basel-Brugg) und der Linie Basel-Konstanz
! (Station Bei Rheinfelden) der Bad. Staatsbahnen,
! hat (1888) 2400 E., darunter 719 Evangelische und
^ 44 Israeliten, Post, Telegraph, alte Mauern und
! Türme, große Kirche, altes Rathaus, Spital, Pro-
gymnasium, mehrere Kurhäuser mit Solbädern und
einen Park auf der im Rhein gelegenen, mit beiden
Ufern durch Brücken verbundenen Felsinsel, die
früher die starke Burg Stein trug; ferner Cigarren-
! und Faßfabrikation, Brauerei, Äcker- und Weinbau
^ und bedeutende Salmenfischerei. Oberhalb der Stadt
am Rhein bedeutende Salinen, am rechten Ufer ein
2 km, langer Rheinkanal zur Gewinnnng elektrischer
Kraft. R. stand einst unter den Grafen gleichen