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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rheingrafenstein - Rheinische Missionsgesellschaft
Wolfram, der Sohn von Embrichos Tochter Luck- ^
harde, die Siegfried von Stein (gest. 1193) geheiratet
hatte, nunmehr R. von Stein, und es wurde nun
das Stammhans Stein zum Unterschiede vom
sog. Oberstein gemeinhin Rhein grasenstein ge- ,
nannt. Ein Nachkomme Wolframs, Johann I. (gest. >
1333), erheiratete mit einer Wildgräfin die Herrschaft ^
Dhaun, dessen Sohn Johann II! mit der Erbtochter
der andern Linie der Wildgrasen die Herrschaft Kyr-
burg. Nachdem so der gesamte Besitz der Wild-
grasen an diese jüngern N. (aus dem Hause Stein)
übergegangen war, nannten sich letztere Wild-
uno Rbeingrafen. Von ihnen erheiratete
Johann V. (gest. 1495) die halbe obere Grafschaft
Salm und nannte sich auch Wild- und Nheingras
von Salm. Seine Enkel Philipp und Iobann VII.
teilten 1514, und es erhielt Pbilipp die Grafschaft
Dhaun, Nheingrafenstein und Salm mit den Lehen
von Metz und Lothringen, Johann VII. aber Kyr-
bürg nebst den Herrschaften in Deutsch-Lothringen.
Die seit 1485 erworbene Herrschaft Winstingen
(Fönestrange) blieb gemeinschaftlich.
Des Wild- und Rheingrafen Philipp (gest. 1521)
Enkel, derR. Friedrich, geb. 1547, gest. 1610, der
zur kath. Kirche zurücktrat, wurde Stifter der Linie
Salm (s. d.). Aus der Kyrburger Linie fochten
mehrere im Dreißigjährigen Kriege im Dienste
Gustav Adolfs und der Krone Schweden. R. Otto
Ludwig, geb. 13. Okt. 1597, gest. 6. Okt. 1634,
tümpste seit 1625 unter Christian IV. von Däne-
mark, bis er 1628 in die Dienste Gustav Adolss trat.
1631 besiegte er den kaiserl. Oberst Wengersky bei
Plau. Er überlieferte nach der Schlacht bei Nörd-
lingen die Festen und Städte des Elsasses an Frank-
reich. Otto Ludwigs Sohn Johann starb 1688
als der Letzte seiner Linie.
Rheingrafenstein, s. Nhcingraf. - N. heiht
auch eiue Ruine bei Krcuznach.
Rheinhefsen, Provinz des Großherzogtums
Hessen, gehörte 1801-14 zum französischen Depart.
Mont-Tonnerre (Donnersberg) und wurde 1815 ge-
bildet aus Teilen des ehemaligen Erzstists Mainz,
der Kurpfalz und des Bistums Worms, einer An-
zahl fürstl. und grast. Gemeiuden sowie reichsritter-
schastlichen Besitzungen. Sie grenzt im W. und N. an
Preußen (Provinzen Hessen und Rheinland), im S.
an die Nheinpfalz und wird nmflossen vom Rhein
und von der Nahe, deren Thäler dem Weinbau
günstig sind. (S. die Karte: Nheinprovinz,
Nestfalen u. s. w. II. Südlicher Teil, S.826.)
Die Provinz zerfällt in fünf Kreise:
Kreise

Wohnstätten
Einwohner
L-A Z^
lische ^
Katho- ! lilen
Israe- !l liten !!
Mainz .... Alzey .... Bingen.... Oppenheim . . Worms . . .
197,28 311,86 196,34 333,42 335,86
9 314
7 494 6 314 9 094 10 905
117298 38 760 37 131 44 990 69150
595 124 139 135 206
33 044 26 534 13797 26 740 42128
79 598 9 397 21813 16 657 23087
3739 1043 1083 1111 1937
Die Provinz hat 1374,76 ^m und (1890) 307 329
(153 786 münnl., 153 543 weibl.) E., 43121 Wohn-
stätten und 66 574 Haushaltungen. Dem Reli-
gionsbekenntnis nach waren: 150552 Katholiken,
142 243 Evangelische und 8963 Israeliten.
Das Land ist größtenteils fruchtbar und gehört
zu den am reichsten bebauten und am frühesten kul-
tivierten sowie geschichtlich interessantesten Gebieten
Deutschlands. Hauptorte für Weißweine sind: der
Scharlachberg bei Nüdesheim an der Nahe unweit
Bingen, Laubenheim, Bodenheim, Nierstein, Oppen-
heim und Worms (Licbfraumilch); für Rotweine:
Ober- und Nieder-Ingelheim, Gnndersheim und
Heidesheim, während der Haupthandelsplatz für
Wein Mainz ist. Die Weinberge umfassen etwa
10105 lia, der jährliche Ertrag ist etwa 360 00N Iii.
Rheinische Allianz, die ^Iliancs äu Nin,
welche die französisch gesinnten geistlichen Kurfürsten,
der Bischof von Münster, der König von Schweden,
die Fürsten von Pfalz-Neuburg und Hessen - Casscl
sowie die drei welsischen Herzöge 14. Aug. 1658 zu
Franksurt schlössen, um die Bestimmungen des West-
sälischcn Friedens aufrecht zu erhalten und das Reich
vor der wachsenden Macht des Hauses Habsburg zu
schützen. Am 15. Aug. erklärte auch der franz. Ab-
gesandte den Veitritt König Ludwigs XIV. zu dem
Bunde, so daß sich nun der franz. Einfluß, der Ein-
fluß Mazarins in Deutschland bedeutend steigerte
und in bedenklicher Ausdehnung um sich griff. Die
Leitung des Bundes stand bei dem Mainzer Erz-
bischos Johann Philipp von Schönborn und seinem
Kanzler Christian von Boyneburg. Auch der Große
Kurfürst gehörte kurze Zeit dem Rheinbund an. Nach
dem Münsterschen Kriege (s. Galen, Christoph Vernh.
von) löste sich 1667 die Allianz wieder auf. - Vgl.
Joachim, Die Entwicklung des Rheinbunds von
1658 lLpz. 1886); Pribram, Veitrag zur Geschichte
des Rheinbunds von 1658 (Wien 1887).
Rheinische Eisenbahn, ehemalige, 1880 ver-
staatlichte Privatbahn, deren Stammbahn (85,82 km)
von Köln über Aachen bis an die belg. Grenze bei
Herbcstbal zum Anschluß an die dort nach Ant-
werpen führende belg. Eisenbahn 1839-43 eröff-
net wurde. Bis 1880 war das Unternehmen auf
1295,48 wn angewachsen und beherrschte mit sei-
nen Hauptlinien, zum Teil im Wettbetrieb mit den
großen westl. Bahnen, der Köln-Mindener Eisen-
bahn (s. d.) und der Bergisch-Märkischen Eisenbahn
ls. d.), die große Handelsstraße von Belgien und den
Niederlanden nach dem Rhein und weiter nach Würt-
temberg und Bayern, der Schweiz, Italien und
Österreich. Von Köln aus erstreckten sich seine Linien
fast nach allen wichtigern Plätzen der Rheinprovmz
und dem Bergwerks- und Hüttenbezirk der Ruhr.
Durch die Zweigbahn über Duisburg nach Quaken-
brück trat es im Verkehr mit den Häfen an der
untern Weser in Wettbetrieb mit der ältern und kür-
zern Köln-Mindener Linie. Zu den selbstgebauten
Linien hatte die Gesellschaft noch Linien anderer
Gesellschaften erworben, so die Bonn-Kölner Bahn
(1857), die Köln-Krefelder Bahn (1860), die Mül-
Heim-Essener Bahn mit Zweigbahn (1863) und von
der Preuß.-Niederländ. Verbindungsbahn die nördl.
Hälfte der Strecke von Kaldenkirchen bis zur Grenze
bei Venlo (1865), während die südl. Hälfte von der
Bergisch-Märkischcn Eisenbahngesellschaft erworben
wurde. (S. Preußische Eisenbahnen.)
Rheinische landwirtschaftliche Bernfsge-
nofsenschaft, s. Land- und forstwirtschaftliche Be-
rufsgenossenschastcn.
Rheinische Mifsionsgefellschaft, 1828 aus
den Missionsvereinen von Elberfeld, Barmen und
Köln bervorgegangene Missionsgesellschast mit eige-
nem Missionshaus und Sitz in Barmen. Ihr Ar-
beitsfeld sind Südafrika, Bornco, Sumatra, die
Insel Nias, Neuguinea und China. Sie zählt (1893)
73 Stationen mit 53 816 Heidenchristen, 96 europ.
Missionaren, 836 eingeborenen Gehilfen (davon