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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Rietschling; Rietstecher; Rietwurm; Rietz; Rieu-kieu; Riezler; Rif; Riffe; Riffelbank; Riffeln; Riffpiraten; Riffzähne; Rifle; Riga

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Rietschling – Riga

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Rietschel (Ernst)'

Oppermann, Ernst R. (2. Aufl., Lpz. 1873; Separatabdruck der «Jugenderinnerungen R.s», ebd. 1881).

Rietschling, Pilz, s. Lactarius.

Rietstecher, s. Blattmesser.

Rietwurm, s. Maulwurfsgrille.

Rietz, Jul., Musiker, geb. 28. Dez. 1812 zu Berlin als Sohn des Bratschisten J. Fr. R., widmete sich frühzeitig dem Violoncellspiel unter Romberg und Ganz und erhielt schon mit dem 16. Jahre eine Anstellung im Orchester des Königstädtischen Theaters. Seit 1834 war er neben Mendelssohn Musikdirektor am Düsseldorfer Stadttheater, seit 1835 vertrat er dieses Amt allein und wurde kurz darauf auch städtischer Musikdirektor in Düsseldorf. Seit 1847 entfaltete er in Leipzig eine rege Dirigententhätigkeit und leistete namentlich als Kapellmeister am Gewandhaus durch sein Dirigentengeschick Bedeutendes. An Reissigers Stelle ging er dann 1860 als Hofkapellmeister nach Dresden, wo er 1874 den Titel Generalmusikdirektor erhielt und 12. Sept. 1877 starb. Seine Kompositionen umfassen Opern («Der Korsar», «Jery und Bätely», «Georg Neumark»), Sinfonien, Ouvertüren, Sachen für Männerchor, einstimmige Lieder, Klavier- und Violoncellsachen u.s.w. Auch ist R. vielverdient um die Herausgabe der Werke von Bach, Mozart, Beethoven u. a.

Riéu-kiéu, ostasiat. Inselgruppe, s. Liu-kiu.

Riezler, Siegmund, Geschichtsforscher, geb. 2. Mai 1843 zu München, studierte daselbst Geschichte und Jurisprudenz, war dann Vorstand des fürstl. Fürstenbergischen Archivs und der fürstl. Bibliothek in Donaueschingen, wurde 1883 Oberbibliothekar der königl. Hof- und Staatsbibliothek in München und 1885 Vorstand des Maximilianeums daselbst. Er veröffentlichte: «Das Herzogtum Bayern unter Heinrich dem Löwen und Otto I. von Wittelsbach» (Münch. 1867), «Der Kreuzzug Kaiser Friedrichs I.» (in den «Forschungen zur deutschen Geschichte», Bd. 10, 1870), «Die litterar. Widersacher der Päpste zur Zeit Kaiser Ludwigs des Bayern» (Lpz. 1874), «Geschichte Bayerns» (Bd. 1–3, Gotha 1878–89), «Geschichte des fürstl. Hauses Fürstenberg und seiner Ahnen bis zum J. 1509» (Tüb. 1883), «Agnes Bernauerin und die bayr. Herzöge» (1885), «Die Ortsnamen der Münchener Gegend» (im «Oberbayr. Archiv», 1887); ferner gab R. heraus das «Fürstenbergische Urkundenbuch» (Bd. 1–4, Tüb. 1877–79), «Joh. Turmairs sämtliche Werke», Bd. 2 u. 3: «Annales ducum Baioariae» (Münch. 1883–84), «Vatikanische Akten zur deutschen Geschichte in der Zeit Kaiser Ludwigs des Bayern» (Innsbr. 1891).

Rif oder Er-Rif, ein zum Atlassystem gehörendes, der Mittelmeerküste Marokkos entlang ziehendes und hart an dasselbe herantretendes Gebirge, welches durch das Thal des Sebu und der Muluja vom eigentlichen Atlas getrennt wird. Der Name bedeutet Küstengebirge. Der gegen 350 km lange und 52 km breite Gebirgszug, welcher sich im Mittel zu 600 m erhebt, bildet ein schluchtenreiches, schwer zugängliches Bergland, dessen nördlichsten Teil in der sog. Sierra Bullones der 911 m hohe Dschebl-Zatut und im Süden von Tetuan der 2345 m hohe Anna sowie andere 1950 m Höhe übersteigende Gipfel bilden. Die Rifprovinz zerfällt in das Amalat-Rif und in das Amalat-Tetauan, gewöhnlich Tetuan genannt, und ist von fast unabhängigen Berberstämmen bewohnt, welche in den Thälern und kleinen Ebenen Getreide gewinnen und Vieh züchten, ↔ sich aber von jeher namentlich durch Seeräuberei auszeichneten und deshalb den Namen der Rifpiraten erhielten.

Riffe, lange und schmale Bänke oder kammartig zusammenhängende Klippen (s. d.) in der See, die man, je nach der Beschaffenheit ihres Bodens, Sand-, Stein- oder Felsenriffe nennt. Die R. sind häufig von großer Ausdehnung und begleiten die Küsten einzelner Länder, meist denselben parallel laufend, in verschiedenen Abständen. Während Sandriffe ähnlich den Bänken (s. Bank) durch Anschwemmung entstehen, sind Felsenriffe gewöhnlich die Überreste von durch Meeresgewalt zerstörten Steilküsten. – Über Korallenriffe s. d.

Riffelbank, Riffelmaschine, s. Mahlmaschinen.

Riffeln, s. Flachsspinnerei (Bd. 6, S. 858b).

Riffpiraten, häufige, aber unrichtige Schreibung für Rifpiraten (s. Rif).

Riffzähne, s. Zahnkrankheiten.

Rifle (engl., spr. reifl), soviel wie gezogenes Gewehr oder Büchse. To rifle heißt eine Waffe mit Zügen versehen (im ältern Deutsch und Skandinavischen «riffeln»). Rifled gun (spr. reifl'd gönn) ist ein gezogenes Gewehr oder Geschütz. Rifleman (spr. reiflmänn) ist gleichbedeutend mit Scharfschütz. (S. Gezogene Feuerwaffen.)

Riga. 1) Kreis im südwestl. Teil des russ. Gouvernements Livland, südöstlich am Rigaer Meerbusen, am Unterlauf der Düna, der Livländischen und der Kurländischen Aa, hat 6223,2 qkm, davon 110,3 qkm Seen, 320596 E.; Getreide- und Flachsbau, Viehzucht, Fischerei, Kalk- und Gipsbrüche, Branntweinbrennereien, Brauereien, Papier-, Glasfabriken. –


Textfigur:

2) R., lettisch Rihga, esthnisch Ria-Lin, poln. Ryga, Hauptstadt des Gouvernements Livland und nach Petersburg die bedeutendste russ. Hafen- und Handelsstadt an der Ostsee, unter 56° 57‘ nördl. Br. Und 24° 7‘ östl. L. von Greenwich, in sandiger Ebene, auf beiden Seiten der hier 600 m breiten Düna, 15 km vor deren Mündung in den Rigaer Meerbusen (s. umstehenden Situationsplan). Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 6, im August 18, im Januar -6° C., die Höhe der Niederschläge 612 mm. Es giebt im Jahre 54 Nebeltage.

R. hatte 1760: 14028, 1847: 60426, 1881: 169329, 1893: 183268 E., davon waren (1881) 107300 Evangelische, 24000 Russisch-Orthodoxe, 10095 Katholiken, 8561 Raskolniken und 20113 Israeliten; der Nationalität nach 66775 Deutsche, 49974 Letten, 31976 Russen und 3197 Polen.

Anlage, Denkmäler und Straßen. Der Kern und zugleich der älteste Teil der Stadt, der bis 1858 eine starke Festung bildete, liegt rechts an der Düna, hat enge, krumme Straßen und nur zwei größere Plätze, den Rathausplatz und den Schloßplatz. Die Festungswerke sind in Parkanlagen umgewandelt, durchzogen von dem Stadtkanal. Modern und breit angelegt sind dagegen die frühern Vorstädte, jetzt Stadtteile: im N. und O. der Petersburger Stadtteil, von wohlhabenden Leuten bewohnt, mit vielen Gärten, darunter die Wagnersche Kunstgärtnerei; im SO. der Moskauer Stadtteil, Sitz der meisten in R. wohnenden Russen; im SW. auf der linken

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 871.