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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Rigaer Meerbusen; Rigas; Rigaud

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Rigaer Meerbusen – Rigaud

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Riga'

«Rigasche Börsen- und Handelszeitung», «Rishskij Wjestnik» (russisch), «Deenas Lapa» und «Baltijas Wehstnesis» (beide lettisch), 17 Buchdruckereien und 17 Buchhandlungen.

Verkehrswesen. R. hat 3 Pferdebahnlinien und 3 Bahnhöfe. Auf den letztern münden ein die Eisenbahnen R.-Dwinsk (Dünaburg, 218), R.-Mühlgraben (12), R.-Bolderaa (19), R.-Tukkum (64), Pskow-R. (306) und R.-Moshejki (die Mitauer Eisenbahn, 136 km). Der Lauf der Düna ist durch Dämme und Buhnen reguliert; doch können nur Schiffe von 6 m Tiefgang zur Stadt gelangen. Größere Seeschiffe müssen auf der Reede von Ustj-Dwinsk (Dünamünde) umgeladen werden. Dort befindet sich, nördlich von der Festung, der Hafen Bolderaa (6,7 m tief), von dem aus eine Zufahrt in den Winterhafen (5 m tief) führt. Näher zur Stadt, beim Ausfluß des Stintsees in die Düna, findet sich ein zweiter wohlausgebauter Hafen, Mühlgraben genannt, und in der Stadt in der Nähe des Kaiserlichen Gartens ist der Zollhafen.

Industrie, Handel. R. hat 102 Fabriken, darunter 16 Dampfschneidemühlen, 10 Brauereien, 8 Maschinenfabriken, 5 Cigarrenfabriken, 5 Dampfmühlen, je 4 Kachel- und Korkfabriken, 3 Lederfabriken, 2 Papiermühlen, 1 baltische Waggon- und 1 Cementfabrik. Die Einfuhr betrug 1886–92 durchschnittlich 20,22, 1893: 26,38 Mill. Rubel; davon kamen (1893) auf Deutschland 17,6 (gegen 33,4 und 31,6 in den J. 1892 und 1891), Großbritannien 46, Belgien 13,3 Proz.; die Ausfuhr 1886–92 durchschnittlich 49,73, 1893: 46,99 Mill. Rubel; davon kamen (1893) auf Deutschland 10,2 (gegen 13,7 und 19,4 in den J. 1892 und 1891), auf Großbritannien 44,3, auf Belgien 19,3, auf Frankreich 16,3, auf die Niederlande 5 Proz. Die wichtigsten Einfuhrartikel sind Baumwolle, Steinkohle und Koks, künstliche Düngemittel, rohe Kreide, Heringe, Kaffee. Die Ausfuhr von Getreide ist zurückgegangen von (1866–90) durchschnittlich 16 Mill. auf (1893) 9 Mill. Pud, wovon 7 Mill. Pud allein auf Hafer kommen. Die Ausfuhr von Flachs (3,74 Mill. Pud) ist um 1 Mill. Pud gestiegen, die des Holzes (11 Mill. Rubel Wert) hält sich in gleicher Höhe. Leinsamen (1,86 Mill. Pud) ist um die Hälfte zurückgegangen. Der Handel mit Ölkuchen nimmt zu, die Ausfuhr von Eiern (523908 Pud) ist seit 1886 um das Zehnfache gestiegen. An Schiffen gingen ein (1893) 1622 mit 432764 Lasten, es gingen aus 1652 mit 434527 Lasten. Den Handel fördern eine Börse, Kaufhof, Filiale der Russischen Reichsbank, die Rigaer Börsenbank, die Rigaer Kommerzbank und acht andere Kreditinstitute. Alle größern Staaten sind in R. durch Konsuln vertreten.

Umgebung. 7 km nordwestlich, an der Roten Düna, liegt die Alexanderhöhe (früher Alexanderschanze) mit ausgedehnten Parkanlagen sowie mit Arbeits-, Armen-, Kranken- und Irrenhaus und der evang. Trinitatiskirche. An den Düna-Ufern finden sich viele Landhäuser («Höfchen») der Rigaer.

Geschichte. R. wurde 1201 vom Bischof Albert von Apeldern gegründet und erhielt seine Bevölkerung besonders durch Zuzug aus Niederdeutschland über Lübeck. Es trat der Hansa bei. In den Fehden des Bischofs (später Erzbischofs) mit dem Ritterorden nahm die Stadt R. gewöhnlich die Partei des erstern, erlag aber zuletzt doch der Herrschaft des Ordens. 1522 wurde die Reformation eingeführt. Als Livland 1561 zu Polen kam, blieb zunächst R. ↔ davon ausgenommen, das sich erst 1582 unterwerfen mußte. 1621 ward es von Gustav Adolf erobert, 1700 von den Sachsen unter Angust II. belagert, aber von Karl XII. im Juli 1701 entsetzt. Nach der Niederlage des letztern bei Poltawa mußte sich R. nach harter Belagerung 4. Juli 1710 den Russen ergeben. – Vgl. Mettig, Zur Geschichte der rigaschen Gewerbe im 13. und 14. Jahrh. (Riga 1883); Girgensohn, Skizze der Stadt R. im 13. Jahrh. (in der «Baltischen Monatsschrift», Jahrg. 1886); Geuter, Wegweiser durch R. (3. Aufl., Riga 1890); Neumann, das mittelalterliche R. Ein Beitrag zur Geschichte der norddeutschen Baukunst (mit 26 Tafeln, Berl. 1892); Mettig und Moll, Illustrierter Führer durch R. und Umgebung (Riga 1892); Tobien, Ergebnisse der Rigaer Handelsstatistik ans den J. 1866–91 (ebd. 1893); Bulmerincq, Der Ursprung der Stadtverfassung R.s (Lpz. 1894).

Rigaer Meerbusen, russ. Rishskij Saliw, Busen der Ostsee, an den Küsten der russ. Gouvernements Livland, Kurland und Esthland, nimmt die Düna und die beiden Aa auf, ist fast ohne Klippen, bis 55 m tief, weniger salzig als die Ostsee, eisfrei bei Pernau 230, bei Arensburg 216 Tage. Vor dem Eingang liegt die Infel Ösel, im Meerbusen die Insel Runo (s. d.).

Rigas, Konstantinos, neugriech. Patriot und Freiheitsdichter, geb. 1757 in Velestino, dem alten Pherä (daher «Pheräos») in Thessalien, faßte, durch die Französische Revolution angeregt, den Plan, Griechenland von dem Joch der Türken zu befreien. 1796 verließ R. die Dienste des Hospodars der Walachei, Michael Sutsos, wandte sich nach Wien, von wo er brieflich und litterarisch den Aufruhr schürte, und 1797 nach Triest. Hier wurde er, im Begriff nach Griechenland abzusegeln, verhaftet, nach Wien gebracht, 1798 mit mehrern Gefährten an den türk. Befehlshaber von Belgrad ausgeliefert und hingerichtet. Von seinen patriotischen Gesängen sind namentlich zu erwähnen eine Nachahmung der Marseillaise («[griechischer Text]»), der Kriegsgesang «[griechischer Text]», der Eid «[griechischer Text]», und der Päan «[griechischer Text]». Mehrere seiner Lieder (gesammelt Jassy 1814) stehen griechisch und deutsch im «Taschenbuch für Freunde der Geschichte des griech. Volks», hg. von Schott und Mebold (Heidelb. 1824), auch in Ellissens «Versuch einer Polyglotte der europ. Poesie» (Bd. 1, Lpz. 1846). – Vgl. Schott, Über R.‘ Leben und Schriften (Heidelb. 1825); Biographie von Perrhävos (Athen 1860); Edmonds, Rhigas Pheraios, the protomartyr of Greek independance (Lond. 1891); Legrand-Lambros, [griechischer Text] (Athen 1891); Lambros, [griechischer Text] (ebd. 1892).

Rigaud (spr. -goh), Hyacinthe, franz. Porträtmaler, geb. 20. Juli 1659 zu Perpignan, ging 1681 nach Paris, wo er im Fache der Bildnismalerei zuerst 1710 als Lehrer, dann 1733 als Direktor der Akademie bis an seinen Tod, 27. Dez. 1743, viel beschäftigt und hoch berühmt war. Man besitzt von ihm über 200 histor. Bildnisse, die von Edelinck, Drevet, Audran, Schmidt, Wille u. a. gestochen wurden. Sie veranschaulichen die pomphafte Vornehmheit und Eleganz, das äußerlich theatralische Wesen des Zeitalters Ludwigs XIV. Dabei besitzen seine Bilder eine warme, glänzende Farbengebung, klare Zeichnung und einheitliche harmonische Wirkung. Im Louvre zu Paris sind mehrere seiner

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 873.