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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ristori - Ritgen
Mission zu den Großmächten. 1868-72 war er
einer der drei Regenten während der Minderjährig-
keit des Fürsten Milan, wobei er sich an der Aus-
arbeitung der Verfassung von 1869 beteiligte, und
dann 1872-73 Minister des Äußern und Minister-
präsident. Das Ministerium des Äußern bekleidete
er auch 1875 und 1876 - 80 während der beiden
türk. Kriege, wobei er Serbien aus dem Berliner
Kongreß vertrat, und wieder 1887-88. Nach der
Abdankung des Königs Milan (6. März 1889) war
R. abermals Mitglied der Regentschaft für Alex-
ander, bis sich der junge König 13. April 1893
selbst für großjährig erklärte. Die Partei R.s (die
ältere Generation der serb. Intelligenz) wird die
"liberale" genannt; als Minister galt er, obwohl er
nicht, wie andere, in Nnßland seine Bildung erwor-
ben hat, als Anhänger russ. Politik. Nach seinem
Ausscheiden aus der Regentschaft zog er sich ganz
ins Privatleben znrück. R. ist auch als Schrift-
steller hervorgetreten, besonders durch ein Werk
über die auswärtigen Beziehungen Serbiens 1848
-58: "spolM^i oänos^i 8i'I)i.j6" (Belgrad 1887;
Separatabdruck aus dem "Hi^nik" der Serbischen
Gelehrten Gesellschaft).
Ristori, Adelaide, ital. Schauspielerin, geb.
29. Jan. 1822 zu Cividale im Friaul, betrat schon
srüh die Bühne und spielte mit Beifall graziöse
Mädchenrollen im Lustspiel, ging aber bald zur
Tragödie über. Ihre Heirat mit dem Marchese del
Grillo (1847) unterbrach eine Wcile ihre dramat.
Laufbahn; doch bald setzte sie diese sort und spielte
nicht nur aus den bedeutendsten ital. Bühnen, son-
dern auch in Paris, London, Berlin, in Spanicn,
Holland, Rußland, Konstantinopel, Nord- und Süd-
amerika und Australien. Ihre besten Rollen waren
die Hauptrollen in "Francesca da Rimini", "Mac-
beth", "Maria Stuart". Am besten gelang ihr die
Darstellung von heftigen Ausbrüchen des Affekts.
Sie wußte zu imponieren und zu blenden, aber
noch mehr rührte und ergriff sie. Die R. schrieb eine
Selbstbiographie u. d. T. "I^icoräi o 8tuäi arti3-
tici" (Tur. 1887).
Niftorno (ital.), Zurückschreibung., in der Buch-
haltung dieZurückbuchung eines ungültigen Postens
des Oeäit durch Gegenüberstellung eines gleich
hohen Postens im D6li6t und umgekehrt. Im Ver-
sicherungswesen die Rückgabe der Prämie. Im
Sceversicherungswesen hat nach deutschem, mit den
meisten ausländischen Rechten übereinstimmendem
Rechte der Versicherte das Recht, die Prämie ganz
oder zu einem bestimmten Teil bis auf eine dem Ver-
sicherten gebührende Vergütung (die sog. N i st o r n o -
gebühr) zurückzufordern oder einzubehalten, wenn
der Versicherte das Unternehmen, auf welches sich die
Versicherung bezieht, ganz oder zum Teil aufgiedt,
oder wenn ohne sein Zuthun die versicherten Sachen
ganz oder zum Teil der Gefahr nicht ausgesetzt wer-
den, oder wenn die Versicherung wegen Mangels
des versicherten Interesses, wegen Überversicherung
oder Doppelversicherung unwirksam ist, der Ver-
sicherungsnehmer aber und, bei der Versicherung
für fremde Rechnung, auch der Versicherte im guten
Glauben gehandelt haben. Sobald die Gefahr für
den Versicherer zu laufen begonnen hat, findet ein
R. nicht mehr statt. Die Ristornogebühr beträgt in
Ermangelnng einer Vereinbarnng oder besonderer
Ortsüblichkeit ein halbes Prozent der ganzen oder
des entsprechenden Teils der Versicherungssumme,
jedoch die Hälfte der ganzen oder des verhältnis-
mäßigen Teils der Prämie, wenn dieselbe nicht ein
Prozent der Versicherungssumme erreicht. Bei
Zahlungsunfähigkeit des Versicherers kann der
Versicherte, wenn er nicht unter gewissen Voraus-
setzungen eine neue Versicherung auf Kosten des
Versicherers zu nehmen vorzieht, die ganze Prämie
zurückfordern oder einbehalten, falls ihm nicht wegen
Erfüllung der Verbindlichkeiten des Versicherers
genügende Sicherheit bestellt ist (Deutsches Han-
delsgesetzbuch Art. 899-903). Von diesen Bestim-
mungen weichen die §8-154-160 der Allgemeinen
Seeversicherungsbedingungen von 1867 nur in
Einzelheiten ab, z. B. darin, daß die Ristornogebühr
auf die Hälfte des oben angegebenen Satzes er-
mäßigt wird, und daß der R. ausgeschlossen wird,
wenn bei Abschluß des Vertrags oder der demselben
vorangegangenen Handlungen eine Täuschung des
Versicherers beabsichtigt worden ist.
Ristretto (ita^l.), kurzer Auszug.
Nisulu tbusatis, a.inioi? (lat.), "würdet Ihr
Euch des Lachens erwehren, Freunde?", Citat aus
Horaz' "^rz postier" (V. 5).
Ibisus (lat.), das Lachen.
Ik.ita.raa.nHo (ital.), musikalische Vortragsbe-
zeichnung: langsamer werdend, nachlassend.
Ritchie (spr. rittschi), Anna Isabella, engl.
Schriftstellerin, wurde als älteste Tochter Thackerays
1837 zu London geboren. In Frankreich erzogen,
trat sie im Todesjahre ihres Vaters (1863) als No-
vellistin auf mit "Ike stor^ of^Ii^dstb" und er-
rang gleich einen bedeutenden Erfolg. Seit 1877
mit Richmond R. vermählt, lebt sie in Hampstead,
ihren litterar. Beschäftigungen gewidmet. Aus
ihres Vaters Nachlaß gab sie "i'liE oi-pdan ok?iin-
lico, and otlikr 8k6tck68" (1876) heraus. Von
ihren Erzäblungen seien genannt: "lo ^8tQ6r,
anä otdsr 8i(6tck63" (1869), "^lis viNaF6 011 tks
clin"", "Olli X6ri8jliAt0li", "^ii0r8 anä 8pin8t6i'8",
"LIu6l)6arä'8 k6^8". Eigenartig sind ihre Über-
tragungen bekannter Märchen, wie Rotkäppchen,
Aschenbrödel u. a. auf ganz moderne Verhältnisse.
Außerdem veröffentlichte sie noch: "N188 ^Viliiam-
80li'8 äivaF3.ti0N3" (1881), "Ni-8. V)'in0nä" (1885)'
serner die Geschichte der Angelika Kauffmann als
"^Ii88 ^riF6i" (1875), die Biographie "Naällms äs
86viFN6" (1881), sowie "^ doolc ol 8id)'i8: M'8.
Lai'diuilä, Ni'8. Opi6, Ni88 Nä^L^ortii, Ni83
^U3t6w> (1883) und "I^6c0rä8 ok^Lnn^on, Nn8kin
and Lronnin^" (1892). 1875 erschien eine Gesamt-
ausgabe der frühern Werke.
Il.its (lat.), in gebührender, förmlicher Weise.
Ritgen, Hugo von, Baumeister, geb. 3. März
1811 in Stadtberge in Westfalen, studierte in Gie-
ßen drei Jahre Medizin und Naturwissenschaften,
wandte sich jedoch hierauf der Architektur zu, welche
er unter Mollers Leitung in Darmstadt, dann unter
Hittorff und Dnban in Paris und zuletzt unter Ohl-
müllcr und Klenze in München studierte. 1831
habilitierte er sich in Gießen als Docent des Bau-
fachs und wurde 1843 zum ord. Professor der Archi-
tektur ernannt. Als 1874 die Lehrstühle für Archi-
tektur und Ingenieurwissenschaft von der Universität
Gießen getrennt und an die höhere technische Schule
in Darmstadt verlegt wurden, wurde R. die Pro-
fessur für Kunstwissenschaft übertragen. Er starb
31. Juli 1889 zu Gießen. R.s hervorragendste Arbeit
ist die Wiederherstellung der Wartburg (seit 1847).
Auch schriftstellerisch war R. auf kunsthistor. Ge-
biete thätig und hat sich als Mitbegründer des Ger-