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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Rivŏli; Rixdorf; Rixheim; Rixingen; Rizäus; Rizos-Nerulós; Rizzĭo; Rjasan

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Rivoli (Herzog von) – Rjasan

birgsartillerie, Woll-, Leinen- und Seidenzeugweberei, Bau von Kirchenorgeln, Maccaronifabrikation und ein königl. Schloß, eins der besten Werke Juvaras. – 2) R. Veronēse, Dorf im Kreis Caprino der ital. Provinz Verona, nordwestlich von Verona, rechts an der Etsch, hat (1881) 370, als Gemeinde 1160 E. und wurde denkwürdig durch die Gefechte vom 6. Aug. und vom 17. bis 20. Nov. 1796, besonders aber durch die Schlacht am 14. und 15. Jan. 1797 (s. Französische Revolutionskriege, Bd. 7, S. 191 b), in der Bonaparte durch das Verdienst Massénas über die Österreicher unter Alvinczy siegte.

Rivŏli, Herzog von, s. Masséna.

Rixdorf, Dorf im Kreis Teltow des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, im S. an Berlin anstoßend, mit dem es durch mehrere Pferdebahnlinien verbunden ist, an der Berliner Stadt- und Ringbahn, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Berlin Ⅱ), hatte 1880: 18729, 1885: 22775, 1890: 35702 (17843 männl., 17859 weibl.) E., d. i. eine Zunahme (1885‒90) von 56,76 Proz., darunter 2750 Katholiken und 118 Israeliten, Postamt erster und zweiter Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, eine Baumschule; Fabrikation von Linoleum, Wollwaren, Gummi und Guttaperchawaren, Weberei, Tischlereien, Brauereien und Gartenbau. – R. bestand bis 1874 aus Böhmisch-Rixdorf und Deutsch-Rixdorf. Das erstere, von Friedrich Wilhelm Ⅰ. 1737 gegründet, ist eine Kolonie von böhm. Auswanderern. Deutsch-Rixdorf gehörte ursprünglich dem Johanniterorden.

Rixheim, Dorf im Kanton Habsheim, Kreis Mülhausen des Bezirks Oberelsaß, 6 km östlich von Mülhausen, an der Linie Straßburg-Basel der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, hat (1890) 3123 E., darunter 110 Evangelische und 91 Israeliten, Post, Telegraph; große Papier-und Tapetenfabrik, lithogr. Anstalt und Buchdruckerei, Ziegelei und Weinbau.

Rixingen, frz. Réchicourt, Hauptstadt des Kantons R. (6567 E.) im Kreis Saarburg des Bezirks Lothringen, 4 km von der franz. Grenze, am Weiher von R. und der Linie Straßburg-Avricourt der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, hat (1890) 809 E., darunter 63 Evangelische, Postagentur, Telegraph, kath. Dekanat und Reste zweier alter Schlösser.

Rizäus, Reformator, s. Hardenberg, Albert.

Rizos-Nerulós, Jakowakis, griech. Staatsmann und Dichter, geb. 1778 zu Konstantinopel aus einer Fanariotenfamilie. 1823 begab er sich nach Genf, wo er Vorträge über die neugriech. Litteratur hielt, die daselbst 1827 u. d. T. «Cours de littérature grecque moderne» (deutsch Mainz 1827) erschienen. 1828 wandte er sich mit Kapodistrias nach Griechenland, wurde zum außerordentlichen Kommissar der Cykladen und 1829 zum ersten Sekretär der Nationalversammlung von Argos ernannt. Im Mai 1832 wurde R. Minister des Innern, im Mai 1834 Minister des königl. Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten; im Juli desselben Jahres erhielt er auch das Portefeuille des Kultus und öffentlichen Unterrichts. R. wurde 1837 dieser Ämter enthoben, bis er 1841 abermals auf einige Zeit als Staatssekretär des Auswärtigen und des Kultus ins Ministerium trat. Er starb Dez. 1850 als Gesandter in Konstantinopel.

R. veröffentlichte außer zwei Trauerspielen «Ἀσπασία» (Wien 1813; Lpz. 1823) und «Πολυξένη» (Wien 1814) einige Gesänge eines satir. Gedichts u. d. T. «Κούρκας ἁρπαγή» (Wien 1816; Athen 1842 und 1889, im 18. Bändchen der «Ἐλληνικὴ βιβλιοθήκη» von Barch-Hirst) und mehrere Lustspiele, darunter «Κορακιστικά» (Konstant. 1813; Athen 1889, wie oben), «Ἑρωτηματικὴ οἰκογένεια» und «Ἐφημεριδοφόβος» (beide Athen 1837). Einige lyrische Gedichte von R. gab zuerst De Queux de Saint-Hilaire («Ἀνέκδοτα ποιημάτια», Par. 1876) heraus. Auch schrieb R.: «Ἱστορικὰ ὑπομνήματα ἢ λείψαντα περὶ πολεμικῶν συμβάντων τῆς εἰσβολῆς τοῦ Ὑψηλάντου εἰς Μολδαβίαν» (Mosk. 1822), die er später zu einer «Histoire moderne de la Grèce»(Genf 1828; deutsch Lpz. 1830) erweiterte.

Rizzĭo, David, Vertrauter der Königin Maria Stuart, war ein geborener Piemontese, kam als savoyischer Gesandtschaftssekretär nach Schottland und wurde 1564 von Maria Stuart als Sekretär in ihren Dienst genommen. Er war ihr Vertrauter, aber keineswegs ihr Liebhaber, wozu ihn schon sein unvorteilhaftes Äußere wenig geeignet machte. R. arbeitete besonders für Marias Ehe mit Darnley, dennoch sah dieser später in ihm den Urheber von Marias abweisender Haltung und überfiel ihn mit mehrern Genossen, als R. einmal in kleinem Kreis auf Schloß Holyrood in Edinburgh bei Maria weilte. R. wurde von der Seite der Königin, die ihn schützen wollte, fortgerissen und auf der Treppe ermordet (9. März 1566).

Rjasan (spr. -sanj). 1) Gouvernement im mittlern Teil des europ. Rußlands, grenzt im N. an das Gouvernement Wladimir, im O. und S. an Tambow, im W. an Tula und Moskau und hat 42099,1 qkm, davon 168,1 qkm Seen, mit 1952675 E., d. i. 46,5 auf 1 qkm. Es wird durch die Oka in einen nördlichen, den Meschtscherschen Teil geteilt, der niedrig, waldig, stellenweise sumpfig ist, mit sandigem, wenig fruchtbarem Boden, und in einen südlichen, den Rjasanschen Teil, der höher, trocken und sehr fruchtbar ist. Den Südosten durchschneidet der Don. Das Mineralreich bietet Steinkohlen, Eisenerz, Porzellanerde und Torf. Das Klima ist im allgemeinen gesund. Die Bevölkerung ist fast ausschließlich großrussisch; nur um Kassimow finden sich gegen 7139 Tataren. Die Meschtscherjaken sind ganz russifiziert. Hauptbeschäftigung im Rjasanschen Teil ist Ackerbau, Gemüsebau und Pferdezucht, im Meschtscherschen Teil Wiesenbau und Waldindustrie. Außerdem giebt es in R. Töpferei, Weberei von Kaliko und Nanking, 557 Fabriken mit 16,3 Mill. Rubel Produktion, darunter Baumwoll-, Woll-, Glasfabriken und Eisengießereien; 686 km Eisenbahnen, 14 Mittelschulen für Knaben, 6 für Mädchen, 734 niedere und Elementarschulen. Das Gouvernement zerfällt in 12 Kreise: Dankow, Jegorjewsk, Kassimow, Michajlowo, Pronsk, Ranenburg, R., Rjashsk, Saposhok, Saraisk, Skopin und Spassk. – 2) Kreis im nördl. Teil des Gouvernements R., zu beiden Seiten der Oka, hat 4486,2 qkm, 204915 E., gegen 30 Fabriken. – 3) R., in älterer Zeit Perejaslawl Rjasanskij, Hauptstadt des Gouvernements und des Kreises R., am hohen rechten Ufer des Trubesh, 2 km vor seiner Mündung in die Oka und an den Eisenbahnen Moskau-R. und R.-Koslow, Sitz eines Civilgouverneurs und eines Bischofs, hat (1894) 30319 E., 21 russ. Kirchen, darunter die Uspenskij-Kathedrale, eine der bedeutendsten Bauten Rußlands, 1 evang. Kirche, 2 Mönchs-, 1 Nonnenkloster, Knaben-, Mädchengymnasium, Progymnasium, Lehrerseminar, Geistliches Seminar, Theater, 4 Zeitungen, 5 Banken, Flußhafen, Handel mit Getreide, Vieh, Leinsamen,