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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rohling - Rohrbach (in Österreich)
Rohling, August, kath. Theolog, geb. 15. Febr. '
1839 zu Neuenkirchen (Reg.-Bez. Münster), bildete !
sich in Münster und Paris, widmete sich seit 1805
dem akademischen Lehramte in Münster, Milwaukee
und Prag, wo er ord. Professor für alttestamentliche
Theologie ist. N. ist besonders durch seinen Anti-
semitismus bekannt. Er schrieb außer Kommentaren
zu alttestamentlichen Büchern unter anderm: "Tcr
Talmudjudc" (Münst. 1871; 6. Aufl. 1877), "Louise
Lateau, die Stigmatisierte" (1. bis 8. Aufl., Paoerd.
1874), "Der Antichrist" (St. Louis 1875), "^leäull^
tiieolossiae moraliä" (ebd. 1875), "Katechismus des
19. Jahrh, für Juden und Protestanten" (Mainz
1878), "Gnade und Freiheit, Gewissen und Gesetz"
(Prag 1879), "Franz Telltzsch und die Iudenfrage"
(ebd. 1881), "Orakel und Zauberwunder" (Mainz
1882), "Fünf Briefe über den Talmudismus und
das Blutritual der Juden" (1. bis 3. Aufl.. Prag
1883), "Die Polemik und das Menschenopfer des
Rabbinismus" (Paderb. 1883), "Die konfessionelle
Schule" (Wien 1888), "Die Entstehung der Nelt"
(Prag 1889), "Die Ehre Israels. Neue Briefe an
die Juden" (hebräisch und deutsch, ebd. 1889), "Der
Zukunftsstaat" (2. Aufl., St. Polten 1894).
Rohmaterialien, s. Rohstoffe.
Rohöl, f. Mineralöl und Qlpressung.
Rohprotew, s. Futter (Bd. 8, S. 445 a).
Rohr, gewöhnlich soviel wie Schilfrohr oder
auch wie Spanisches R. Als Spanisckes R. be-
zeichnet man die schlanken Triebe oder Stämme
einiger Arten von (Flaums (s. d.) und ^i-unclo (s. d.)
und das von denselben gewonnene Material. Von
(^HlcTIUNZ lOtÄNA 1^., V6rN3 1^. UNd I'UllklitUM
^0U7-. stammen das eigentliche Stub lr o hr, band-
förmige Streifen von 2 bis 6 inm Breite (aus der
pflanzlichen Oberhaut und den unter diefcr befind-
lichen äußern Stammteilen bestehend und meist zu
Geflechten für Stühle dienend), und das haupt-
sächlich zu Korbmachcrarbeiten verwendete Peo-
digrohr, dem Innern des Stammes (Mark oder
Peddig) entnommene Stäbchen oder Drähte von 1
bis 10 iuiQ Durchmesser. Das meiste N. kommt
über Holland von den Südsce-Inscln und den Mo-
lukken, das feinste Sesfelrohr von der Insel Vornco,
von wo es zugerichtet, d. h. sauber geschält, in der
Mitte zusammengebogen und meist zu 100 Stück in
Bündel gebunden, in drei Sorten, als rohes, ge-
reinigtes und geschnittenes R., in den Handel
gebracht wird. Bei der ersten Sorte sind die ring-
förmigen, in größerer oder geringerer Entfernung
voneinander abstehenden Knoten noch sichtbar; bei
der zweiten sind sie durch Abschaben oder Abschleifen
mittels besonderer Maschinen beseitigt. Die dritte
Sorte kommt entweder in Streiscn (öfters durch
Scbwefeln gebleicht) als Sesselrohr, oder ge-
spalten als Korsettrohr, oder in den dünnsten,
schnurartigcn Stäbchen als Putz- oder Schnur-
rohr (für die Zwecke der Putzmacherei) in den
Handel. Außerdem unterscheidet man männliches
R. (Holland. IlanälottinF), die dickern Schößlinge
mit nahe beieinander stehenden Knoten und bräun-
licher Oberhaut, die meist zu Spazierstöcken verwen-
det werden, und weibliches R. (Lwäi-oNinF), die
dünnern Stäbe mit weit auseinander stehenden
Knoten und gelblicher Oberhaut, die besonders zu
Flechtwerk verarbeitet werden. Gutes R. muß eine
möglichst geschlossene glasige Oberfläche haben, die
beim Biegen nicht springen darf. Außer für die
bereits genannten Zwecke findet das durch Hobeln
und Ziehen bearbeitete R. ausgedehnte Verwendung
an Stelle des Fischbeins in der Schirmfabrikation,
auch zu Wcberkämmen und als Ersatz von Hanf-
seilen, speciell zur Herstellung des Tauwerkes auf
chines. Schiffen. Zu ähnlichen Zwecken verwendet
man die Halme von ^.runäo Don^x 1^., die man
auch als Pfahl- oder Schal mcirohr bezeichnet,
während diejenigen von ?di'll^niit68 (s. d.) com-
muni8 ^,-l'tt. als Schilf-, Teich-, Decken- oder
Dach röhr zum Rohren der Zimmerdecken, zu
Rohrmatten u. s. w. Verwendung finden.
Rohr, in der Technik soviel wie Röhre (s. Röh-
ren) ; ferner der Lauf des Geschützes (Geschützrohr,
s. Geschütz); in der Weberei soviel wie Riet (s. Blatt-
binder).
Röhr, Job. Friedrich, prot. Theolog, geb. 30. Juli
1777 zu Rosibach bei Naumburg, studierte in Leip-
zig, wurde 1802 Kollaborator in Pforta, 1804 Pfar-
rer zu Ostrau bei Zeitz, 1820 Oberhofprediger und
Generalsuperintendent in Weimar, wo er, seit 1837
auch Viccpräsident des neuorganisierten Landes-
konsistoriums, 15. Juni 1848 starb. R. war ein
Hauptrepräsentant des Rationalismus. Seine An-
i sichten bat er besonders in den "Briefen über den
! Rationalismus" (anonym, Aachen 1813) und in
! den "Grund- und Glaubenssätzen der evang.-prot.
! Kirche" (Neustadt a. O.1834; 4. Aufl., Plauen 1860)
ausgeführt sowie in seiner nacheinander unter den
Titeln "Predigerlittcratur" (Zeitz 1810-14), "Neue
Predigerlitteratur" (ebd. 1815-17), "Neueste Pre-
digerlitteratur" (ebd. 1818-19), "Kritische Prediger-
bibliothek" (29 Bde., Neustadt a. 0.1820-48) er-
schienenen Zeitschrift. Sein Angriff auf K. Hases
"IIntt6i'u3 i'6äivivu3" u. d. T. "Was will dieser
Hutterus im 19. Jahrh.?", veranlaßte einen Streit
zwischen ilnn ("Antihasiana", 2. Aufl., Neustadt
1838) und K. Hase ("Airti-Röhr", 2. Aufl., Lpz. 1837),
der in der genannten Schrift die Unwissenschaftlich-
keii dieses Rationalismus darthat. Mit Schleier-
macher und Schuderoff gab R. das "Magazin von
Fest-, Gelegenheits- und andern Predigten und
sleinen Amtsreden" (6 Bde., Magdeb. 1823-29),
seit Tzschirners Tod das "Magazin für christl. Pre-
diger" (Hannov. 1828 fg.) heraus; auch veröffentlichte
er eine "Histor.-geogr. Beschreibung des jüd. Landes
zur Zeit Jesu" (Zeitz 1816; 8. Aufl., Lpz. 1849).
Rohrammer, Rohrspatz, Rohrsperling
l^mderi^H 3cdo6iiic1u3 ^.), eine 15-18 cm lange
Ammerart, die ebene Gegenden in ganz Europa und
Westasrika bewolmt, wo sich Schilf- und Weiden-
dickichte finden. Tie R. ist ein Zugvogel.
Rohrbach, Hauptort des Kantons R. (13101E.)
im Kreis Saargemünd des Bezirks Lothringen, an
der Linie Hagenau-Saargemünd der Elsaß-Lothr.
Eisenbahnen, lHitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Saargemünd), hat (1890) 1006 E., darunter 45Evan-
gelische, Post, Telegraph, kath. Dekanat; Strohhut-
flechterci, Fabrikation von landwirtschaftlichen Ma-
fchinen und Perlkränzen, Gips- und Steinbrüche.
Rohrbach. 1) Bezirkshauptmanuschaft in Ober-
österreich, hat 828,24 ciidii und (1890) 54 824 (26 782
mannl., 28042 weibl.) deutsche E. in 50 Gemeinden
mit 526 Ortschaften und umfaßt die Gcrichtsbezirke
Aigen, Haslack, Lembach, Neufelden und R. -
2) Markt und Sitz der Vezirkshauptmannschaft so-
wie eines Bezirksgerichts (178,30 yiciu, 12528 E.),
an der Mühlkreisbahn (Station R.-Bcrg), hat (1890)
, 1052, als Gemeinde 1186 E.; Lederfabrik, Hopfen-
, bau-, -Handel und -Schwcfcldarro, Viehmärkte.