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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ronger - Ronsard
schlesien. Die Ausstellung des Heiligen Rocks in Trier
veranlaßte ihn, den vom 1. Okt. 1844 datierten, in
den "Sächsischen Vaterlandsblättern" vom 15. Okt.
veröffentlichten "Offenen Brief" an Bischof Arnoldi
zu richten, worin er gegen das Trierer "Götzenfest"
und die Verführung des unwissenden Volks pro-
testierte. Durch diesen Brief, der alsbald R.s Ex-
kommunikation zur Folge hatte, hat er neben Czerski
(s. d.) den Hauptanstoß zur Entstehung der deutsch-
kath. Kirche gegeben, für deren Ausbreitung er durch
Schriften und auf Reisen unermüdlich thätig war;
besonders in Süddeutschland erzielte R. durch seine
volkstümliche Beredsamkeit vorübergehend große
Erfolge. Seit 1845 war er Pfarrer der dcutschkath.
Gemeinde in Breslau; 1847 und 1848 nabm er als
Mitglied der radikalen Partei lebhaften Anteil an
den polit. Kämpfen, war Mitglied des Vorparla-
ments, mußte aber 1849, infolge eines offenen Brie-
fes an Friedrich Wilhelm IV. steckbrieflich verfolgt,
nach London flüchten. Nach der Amnestie kebrte er
1861 nach Breslau zurück, siedelte aber 1863 nach
Frankfurt a. M. über und suchte von hier aus durch
zahlreiche Broschüren und Vortragsreihen für die
Bildung von fog. "Reformvcreinen" zu wirken, durch
die er den innerlich und äußerlich zurückgegangenen
Deutschkatholicismus neu zu beleben hoffte. Seit
1873 wohnte er in Darmstadt, mit der Herausgabe
der "Neuen religiösen Reform" beschäftigt. Er starb
26. Okt. 1887 zu Wien. lponist, s. Hervli.
Nonger (spr. rongscbeh), Florimond, franz. Kom-
Rönne, Hauptstadt der dän. Insel und des
Amtes Vornholm (s. d.), an der Westküste gelegen,
Sitz eines deutschen Konsuls, hat einen künstlich
vertieften Hafen, Schiffswerfte, eine höhere Real-
schule, (1890) 8286 E., Töpferei; Einfuhr von Koh-
len, Eisen, Salz, Bauholz, Cement und Kleie, Aus-
fuhr von Kaolin, Thon, Fayence und Mauersteinen.
Rönne, Ludw. Moritz Peter von, Jurist, geb.
18. Okt. 1804 zu Glückstadt in Holstein, studierte in
Bonn und Berlin die Rechte, wurde 1832 Direktor
des Land- und Stadtgerichts in Hirschberg, zugleich
Kreisjustizrat des Hirschberger Kreises, 1836 Ober-
landesgerichtsrat zu Vreslau, 1841 Hilfsarbeiter
am Kammergericht, 1843 Kammergerichtsrat, bald
darauf auch Rat am kurmärk. Pupillenkollegium.
1849 wählte ihn der Wahlkreis Hirschberg-Echönau
(Schlesien) in die Erste Kammer, wo er der kon-
stitutionellen Partei angehörte. Er wurde 1859
zum Vicepräsidenten des Appcllationsgcrichts in
Glogau ernannt und 1861 ins Abgeordnetenhaus
gewählt, wo er sich der großen liberalen Partei unter
Grabow, später den Nationalliberalen anschloß.
1868 nahm er infolge von Differenzen mit dem da-
maligen Chef der preuß. Justizverwaltung, Grasen
zur öippe, seinen Abschied aus dem Staatsdienst
und widmete sich seitdem als Abgeordneter des
Land- und Reichstags der parlamentarischen Thätig-
keit, die er 1881 ebenfalls aufgab. Er lebte seitdem
in Berlin, wo er 22. Dez. 1891 starb. R. hat sich
besonders auf dem Gebiete des Staatsrechts aus-
gezeichnet. Er veröffentlichte mit feinem Bruder Fr.
von R. eine Neubearbeitung des Kleinschen "System
des preuß. Civilrechts" (2. Aufl., Halle 1835 -36),
"Ergänzungen und Erläuterungen der preuß. Nechts-
bücher" (mit andern, Vresl. 1837fg.; 7. Aufl.,4Vde.,
Berl. 1885-88), "Die Verfassung und Verwaltung
des preuß. Staates" (mit Simon, 9 Tle., Vresl.
1843 - 72), eine quellenmüßige Bearbeitung der
Verfassungsurkunde für den preuß. Staat vom
31. Jan. 1850 (3. Aufl., Berl. 1859), Kommentare
zur Gemeinde-, Kreis-, Bezirks- und Provinzialord-
nung (Brandend. 1851), zum Gefetz vom 11. März
1850, betreffend die auf Mühlcngrundstücken haf-
tenden Reallasten (ebd. 1850), zum Preßgcsetz (Bresl.
1851), zur preuß. Landeskulturgesetzgebung (3 Bde.,
Berl. 1853 - 54), "Das Staatsrccht der preuh.
Monarchie" (2 Bde., Lpz. 1856-63; 4. Aufl.,
4 Bde., 1881-84), sein Hauptwerk; "Das Ver-
fassungsrecht des Deutschen Reichs" (ebd. 1872;
2. Aufl. u. d. T. "Das Staatsrecht des Deutschen
Reichs", 2 Bde., ebd. 1876-77), die erste systema-
tische Darstellung des gesamten öffentlichen Rechts
des Deutschen Reichs, "Das allgemeine Berggesetz
für die preuß. Staaten" (Berl. 1887).
Ronneburg, Stadt im Landratsamt Alten-
burg (Ostkreis) des Herzogtums Sachsen-Alten-
burg, 22 km südwestlich von Altenburg in frucht-
barer Gegend, an der Linie Gera-G^auchau und der
Nebenlinie Meuselwitz-R. (27,2 km) der Sächs.
Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landge-
richt Altenburg), Steuer-und Rentamtes, hat (1890)
6011 E., darunter 62 Katholiken, Postamt erster
Klasse, Telegraph, schöne Kirche, altes Schloß, jetzt
Amtsgericht, Gewerbe- und Webschule, Kreditver-
ein, städtische Sparkasse, Wasserleitung, Gasanstalt;
Streichgarnspinnerei, Wollkämmerei, Färberei, na-
mentlich aber Woll- und Halbwollstoff- sowie Ci-
garrenfabrikation. Nahebei Bad R., eine jodhaltige
Eisenquelle mit Badeanstalt. - Vgl. Gilbert, Der
Kurort R. (Wien 1893).
Ronneby, vielbesuchtes Stahlbad in Schweden,
in Vlekinge-Lün, unweit der Küste, schön gelegen an
der Ronneby-Ä, zählt (1893) 1903 E.
Ronsard (spr. rongsahr), Pierre de, franz. Dich-
ter, der Fürst der Dichter in seiner Zeit genannt,
geb. 11. Sept. 1524 zu Vendöme, war anfangs
Page im Dienste des Herzogs von Orle'ans und be-
gleitete dann Jakob V. nach Schottland, wo er drei
Jahre blieb. Später trat er wieder in die Dienfte
des Herzogs von Orle'ans und ging mit Lazarus de
Vcnf zum Reichstag nach Speyer. Durch eine fchwere
Krankheit des Gehörs beraubt, gab er den Hofdienst
auf und studierte 1541-48 mit I. A. de Bai'f,
R. Velleau, Muret u. a. im 0o11oF6 Oo^uki-et unter
Dorat und Turncbe. Hier erwachte in ihm der Ehr-
geiz, der Homer und Pindar Frankreichs zu werden
und mit seinen Freunden (s. Plejade) sein Vater-
land durch Poet. Werke in der Muttersprache aus-
zuzeichnen, welche in ieder Beziehung der Dichtung
der Alten und klassischen Italienern nacheiferten.
So wurde er der Begründer des gelehrten Klassicis-
mus in der franz. Litteratur. Er gab 1550 zuerst
vier Bücher Oden heraus, die einen glänzenden Er-
folg bei den Gebildeten hatten. Es folgten "1^63
aiiioni'Z" (1552), in denen er Petrarca nachahmte,
"1^63 II^inn68" (1555) und verschiedene Sammlun-
gen von Elegien, Oden und Sonetten. Von 1561
! bis 1574 war er Lieblings- und Hofdichter Karls IX.
Seine "^i-Huoiaä^" (1572), welche die Ilias Frank-
reichs werden sollte, blieb aber unvollendet. R. war
ein Dichter von unzweifelhafter Begabung, von
Kraft und von Feuer, aber in seinen größern Wer-
ken hält er sich nirgends aus gleicher Höhe. Nach
den: Tode Karls IX. zog N. sich nach seiner Abtei
Croir-Val (Vendömois) zurück, wo er 27. Dez. 1585
starb. R.s Werte erschienen Morst 4 Bde., 1560;
dann 6 Tle. in 4 Bdn. 1567,1571, 1572,1573 u. ö.
Neuere Ausgaben sind die von Blanchemain(8Bde.,