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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rose (Pflanzengattung)
kleinen, weißen, einfachen, denen des Brombeer-
strauchs ähnlichen Blumen bedecken. Die ^)tamm-
eltern der Gartenrosen sind über die ganze wär-
mere gemäßigte Zone der nördl. Halbkugel verbreitet.
Von den von ihnen ausgegangenen Formen waren
mehrere schon im Altertum hochgeschätzt, vor allen
andern dieCentifolie, hundertblättcrige R. (1^033.
centilolia. ^,.), deren Blütenblätter zur Darstellung
des RosenHonigs (s. d.) benutzt werden. Sie zeich-
net sich durch ihre schönen, sehr wohlriechenden, dicht
gefüllten, hellrosenroten Blüten aus und ist die
verbreitctste aller ältern Gartcnrosen. Von ihr
stammen mehrere Formen und Blendlinge ab. Die
wichtigern sind: die Provencer N. (1lo83. ^i-o-
vincialiZ H^'/i.), wegen der kleinen kugeligen Blu-
men "Pomponrosen" genannt, das Burgunder-
röschen (K033. parvilolia ^7ick.) mit dunkeln, das
Champagnerröschen (N083, P11I0I16II3. Äm't.)
mit hellroten und das Dijonröschen (15083. äi-
vion6N8i8 Ilc"^.) mit fast weißen Blumen; die
Moosrose (1vo83. in 1180033. Milö., Fig.11) mit moos-
artig verbreiterten Drüsenborsten des Vlütenstiels,
Fruchtbechers und Kelchs, besonders als Knospe sehr
schon, mit zahlreichen Varietäten, mit roten und
weißen, kleinen und großen Blumen, ein- und mehr-
mals blühend (vai-.dilsra). Zu den verbrcitctstcn der
ältern Gartenrosen gehört ferner die französische
R. (lioLa. ßailica, 1^.), die, weil ihre Blumenblätter
früher zur Bereitung des Rosenessigs verwendet,
auch wohl in Zucker eingelegt wurden, auch Essig-,
Zucker- oder rote Apothekerrose genannt wird.
Ihre zahlreichen, meist dunkclroten Formen sind alle
völlig winterhart und gedeihen bei ganz geringer
Pflege als Ziersträucher in jedem Boden. Die Da-
mascener R. (Il.033. äaiii38c6ii3. M^i.) kam fchon
im grauen Altertum aus Syrien nach Unteritalien,
von wo sie sich später nordwärts ausbreitete. Sie
ist wahrscheinlich die berühmte N. von Pästum und
blühte schon in altröm. Zeit mehrmals im Jahre
^083. ?H68ti 1)13 Ü01-6N8). Im Mittelaltcr wurde
sie aufs neue aus Damaskus in Europa eingeführt
und später wiederholt. Ihre Varietäten sind durch
hübsche Laubfärbung fowie durch gefällige Modellie-
rung der Blumen und reines, bald feuriges, bald
zartes Kolorit ausgezeichnet und halten in Deutsch-
land die Winter meist ohne Bedeckung aus. Die
weiße R. (K083. a,1d3, ^.), in ihrer Urform wahr-
scheinlich in Transkaukasicn zu Hause, und die ^033.
camz)HN3. des Plinius, wurde später infolge der
Kreuzung der Centifolie und der Damascener R.
der Ausgangspunkt einer größern Anzahl von
Blendlingsformen. Ihr Hauptverdicnst besteht in
der Schönheit der Blumen, welche im schneeigsten
Weiß erglänzen oder von den zartesten Nuancen des
Rot angehaucht sind, und in ihrer völligen Winter-
härte und Anspruchslosigkeit. Man verwendet sie
als Zierstrauch im Landschastsgarten. Die Kapu-
zinerrose, auch gelbe N., Eglantine, Feuer-
rose, Fuchsrose, Wiener oder türkische R. ge-
nannt (Ilo83. WW3. Hli^.), soll aus der asiat. Türkei
stammen und ist etwas kletternden Wuchses, weshalb
sie früher häufig zur Bekleidung von Mauern, Lau-
ben u. s. w. benutzt wurde. Sie besitzt wcindustigcs
Laub und meist gelbe oder strahlend ponccaurote (v3l.
pimic63) Blumen oder zweifarbige, innen brennend-
rote, außen gelbe Blumenblätter (vai-.dicoloi-). Eine
schöne gefüllt blühende Varietät ist I'oi-swii Mimv
mit kugeligen, tiefgelben Blumen, die aber bei reg-
nerischer Witterung oder bei sehr trockner Lust nicht
immer zur vollkommenen Entwicklung gelangen. Die
schwefelgelbe, gefüllte R., gelbe Centifolie (1^033.
8u1;iIiiii-63. ^4it.), ist an ihrem hellen, meergrünen
Laube leicht zu erkennen. Die Blumen blühen selten
gut auf, weder bei regnerischem noch hellem Wetter.
Von der Kriechrose, Feldrose (K033,3i-v6N3i3
Hc^.) aus Südeuropa, mit auf dem Boden hin-
kriechenden oder kletternden, stark bewehrten Sten-
geln, wird die fchönere Form, die Ayrshirerose,
mit halb oder ganz gefüllten weißen oder hellroten
Varietäten, in den Gärten benutzt, um Steinpartien
damit zu überziehen oder durch Okulieren auf hohe
Stämme der Hundsrose sog. Trauerrosen zu bilden.
Ihr ähnlich und noch mehr aber zur Bekleidung von
Wänden, Spalieren und Lauben sowie zur Bildung
von Festons benutzt ist die Prairierose M033.
i-udilolia, 2i. ^.), welche aus Nordamerika stammt,
viele Varietäten erzeugt hat und sich mit reichen
Doldentrauben dichtgefüllter, meist zartrosiger Blu-
men fchmückt. Ihre Blätter gleichen den Brombeer-
blättern, die Triebe werden bis zu 5 m lang und sind
mit wenigen Stacheln besetzt. Von beiden Kletter-
roscnartcn hat man mehrere schöne Varietäten und
Hybriden erzielt. Besonders empfehlenswert sind:
I^Änty ok tiis xlairi^, Blumen leicht gefüllt, lila-
rosa, Wuchs stark; H1166N 01' t1i6 i)i-3,iri68, Blumen
rosenrot, in Büscheln stehend; Lcüi6 ä6 I^itinioi-k,
Blumen mittelgroß, gefüllt, milchweih mit gelblichem
Schein; K11F3,, Blume fchalenförmig, hellfleischfarbig,
theeartig dustend, Zweige dünn und lang. Leider
sind alle Sorten in Deutschland nicht winterhart
und müssen gut gedeckt werden. Dagegen sollen die
Varietäten einer neuen in Ungarn gezüchteten Rasse,
ungarische Kletterrosen genannt, völlig winter-
hart sein. Unter den gezüchteten Varietäten finden
sich auch solche mit scharlach- und karmin- bis pur-
purblauen Blumen.
Die Chinarose, R083, e1iin6ii3i3 </ac^. (zu
unterscheiden von der chinesischen R., s.llidi3ou8),
stammt aus China und wurde von dort auch in Ost-
indien eingeführt, wo sie sich einbürgerte (woher die
gewöhnliche Bezeichnung It>083. inäicH ^.). Sie besitzt
meist schwache Äste und Zweige und aus fünf oder drei
völlig unbehaarten Blüttchen zusammengesetzte Blät-
ter. Aus ihr entstanden zum Teil schon in ihrer ur-
sprünglichen Heimat während einer langen Kultur-
periode mehrere Abarten, die später in Europa ein-
geführt wurden. Die blumistisch wichtigsten sind
folgende: Die Bengalrofe (Monatsrose, ^033.
86nip6rÜ0i-6N8 On?'t.), mit dem ziemlich zahlreichen
Bestände von Varietäten den ganzen Sommer und
Herbst hindurch in ununterbrochener Folge und sehr
reichlich blühend, hinter einem sonnigen Fenster
selbst im Winter. Die empfehlenswerten Varietäten
sind: die gewöhnliche Monatsrose (pailiäa,) mit hell-
roten locker gebauten Blumen, IIci-inoLk (Fig. 3)
mit hellroten dichtgefüllten Blüten, ^Liieindsi-F und .
O3,iuoi8i 8iii)6i-i6iii' mit leuchtendroten und viickei- ^
mit weihen Blumen. Die Sorte vii-iäiüoi'3. hat voll- >
ständig grüne Blumen. Die Theerose M083. li-3,-
A-3,N8 Feck.) ist in den blumistisch entwickeltsten Spiel-
arten die Krone der N., ausgezeichnet durch reine
und zarte Umrisse der Blumen, große, stoffreiche Pe-
talcn, eigentümlichen, milden Wohlgeruch und zartes,
doch stets frisches Kolorit, in dem die gelblichen Tin-
ten, abgesehen von der Kapuziner- und der Schwefel-
rose, häufiger als in den übrigen Gruppen der R. auf-
treten, die leuchtendroten Färbungen aber gänzlich
fehlen, und endlich durch die Grazie, mit der die Blu-