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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Rumänien

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Rumänien

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Rumänen'

  • südl. Gebiet gemischt mit Deutschen und Ruthenen ein. Ihre Zahl beträgt etwa 300000. In dem zu Rußland gehörigen Bessarabien wird ihre Zahl auf 1 Mill. angegeben. Alle genannten R. bilden, obgleich politisch drei Reichen angehörend, eine zusammenhängende Masse. Dazu kommen noch südlich der Donau zwei kleinere Gebiete. In Serbien wohnen in der Nordostecke Walachen, die im 18. Jahrh. aus der Kleinen Walachei eingewandert sind, an Zahl 150000. Auch Bulgarien hat in der an das serb. Gebiet angrenzenden Nordwestecke, westlich von Vidin R. in zusammenhängender Masse, außerdem zerstreut die ganze Donau entlang, an Zahl 65000. Die Gesamtzahl der Dako-Rumänen beträgt also 8384000. (Vgl. Ethnographische Karte von Österreich-Ungarn, beim Artikel Österreichisch-Ungarische Monarchie.) –

  • 2) Die sog. Zinzaren, Makedo-Walachen, Makedo-Rumänen oder Aromunen (Arămânĭ), wie sie sich selbst nennen. Ihre Sprache ist von der der Dako-Rumänen nur dialektisch verschieden, größere Abweichungen zeigt lediglich der Wortschatz, der mehr durch das Türkische, Albanesische und Neugriechische beeinflußt ist. Ihr Hauptsitz ist der Pindos, das Grenzgebiet zwischen Griechenland und der Türkei, mit den Hauptorten Samarina, Avdela, Perivoli, Mezovon, Syraku, Krania. Im 18. Jahrh. war Muskopolje (Moschopolis) in Albanien ihre blühendste Stadt mit über 60000 Bewohnern. Einzelne Gruppen wohnen auf dem Olymp, in Akarnanien, in Muzakje und in Macedonien zerstreut, so besonders in Monastir und Umgebung. Als Kaufleute, Silberarbeiter und Wirte sind sie in allen Städten der Türkei anzutreffen. Der durch einen besondern Dialekt abweichende Stamm der Faršerioten beschäftigt sich fast ausschließlich mit Schafzucht. Die Zahl der Aromunen hat in diesem Jahrhundert stark abgenommen, es giebt nur noch 200000, die sich ihrer Muttersprache bedienen. Vgl. Weigand, Aromunen (2 Bde., Lpz. 1894–95; enthält auch Volkslitteratur mit Übersetzung). Über ihre Sprache vgl. Miklosich, Rumunische Untersuchungen, Bd. 2 (Wien 1882); ders., Beiträge zur Lautlehre der rumunischen Dialekte (ebd. 1881). –
  • 3) Im eigentlichen Macedonien, auf dem Karadžovagebirge, nordwestlich von Saloniki, wohnt in 11 Dörfern ein dritter, 14000 Seelen starker rumän. Stamm, verschieden von den Aromunen, dessen Sprache von dem Entdecker nach der Landschaft Vlacho-Meglen genannt wird. Vgl. Weigand, Vlacho-Meglen (Lpz. 1892). –
  • 4) Die sog. Istro-Walachen oder Tschiribiri, südlich vom Monte-Maggiore an der Ostküste Istriens, die, an Zahl nur noch 2000, einer schnellen Slawisierung entgegengehen. Susgnevizza (Sušnjevica), Berdo (Brdo) und Novoselo sind die einzigen rein rumän. Orte. Auch im Norden des Monte-Maggiore liegt ganz isoliert ein walach. Dorf Zejane, wo die Sprache noch mehr mit Kroatisch gemischt gesprochen wird als in den südl. Dörfern, über ihre Sprache vgl. Miklosich, Rumunische Untersuchungen, Bd. 1 (Wien 1881); Texte mit Übersetzung bei Weigand, Erster Jahresbericht des Rumänischen Seminars (Lpz. 1894).

Rumänien oder Romänien, Königreich an der untern Donau, erstreckt sich von 43° 38' bis 48° 15' nördl. Br. und von 22° 25' bis 29° 42' östl. L. von Greenwich und grenzt im N. und W. an Österreich-Ungarn (durch die Karpaten von ihm geschieden), im S. an Bulgarien (meist durch ↔ die Donau getrennt), im O. an das Schwarze Meer und an Rußland (durch den Pruth und den Kiliaarm der Donau geschieden). (Hierzu eine Karte: Rumänien, Bulgarien und Serbien.)

Oberflächengestaltung. Das Land zerfällt in physischer wie in histor. Hinsicht in drei Teile, die Dobrudscha mit dem Donaudelta, die Moldau und die Walachei. Während die Dobrudscha (s.d.) ein selbständiges Gebirgsland darstellt, bilden die beiden letztern das Vorland der Karpaten (s. d.), und zwar die Moldau das östl. Vorland der nord-südlich gerichteten Siebenbürgischen Karpaten, die Walachei das südl. Vorland der ost-westlich gerichteten Transsylvanischen Alpen, welche sich mit einer Drehung nach S. in dem Banater und Ostserbischen Gebirge bis zum Balkan fortsetzen. Das gesamte Königreich wird auf diese Weise im W. von einem Hochgebirge begrenzt, welches zum Teil aus mächtigen krystallinen Massiven besteht; an dasselbe schließt sich dann eine Mittelgebirgszone an, welche vornehmlich aus Schiefern der Kreide- und Eocänformation aufgebaut ist; dann folgt auf der ganzen Länge ein schmäleres oder breiteres Band eines Hügellandes aus jungtertiären Schichten, welche ebenso wie am galiz. Karpatenrande Steinsalz- und Petroleumlager einschließen; daran schließt sich erst das eigentliche Flachland an. Dieses selbst trägt in den beiden Provinzen ein verschiedenes Gepräge. Die Moldau bildet einen Teil des großen südruss. Steppenplateaus; die ältern Formationen liegen unter einer mächtigen Decke von Löß (Steppenlehm) begraben, welche eine Hochfläche bildet, die sich mit südl. Gefälle von 400 m Höhe im N. bis zu 50 m im S. hinabsenkt, und die mit ihrer baumlosen Steppenvegetation im scharfen Gegensatz steht zu den dichten Wäldern der Karpaten. Die bedeutenden Flüsse, ebenfalls nach S. gerichtet, haben sich breite, fruchtbare Thäler in das Plateau eingeschnitten; sie gehören alle dem Donausystem an. Der Pruth bildet die Grenze gegen das russ. Bessarabien; der Sereth (s. d.) ist der Hauptstrom der Moldau und nimmt zahlreiche Nebenflüsse auf. Die größern Städte liegen in den Hauptflußthälern. – Das Tiefland der Walachei bildet dagegen eine an die Hügelzone sich anschließende, flach geneigte Schuttfläche, in welche sich die zahlreichen von den Transsylvanischen Alpen kommenden Flüsse in breiten Betten eingeschnitten haben; die Abdachung ist sowohl nach S. als nach O. gerichtet und die Flüsse (Jiulu, Aluta, Vede, Arschis, Jalomita, Buzau) nehmen daher einen südöstl. Verlauf. Erst in der Nähe der Donau geht dieses Schuttplateau in eine flache Alluvialebene über. Die Donau selbst, welche alle Gewässer R.s aufnimmt, wird durch deren Anschwemmungen in einem Bogen nach S. gedrängt; während sie daher auf der rechten (bulgarischen) Seite ein Steilufer ausgenagt hat, ist ihr linkes Ufer flach und von Sümpfen bedeckt. Nur an wenigen Stellen tritt von links her trocknes Land unmittelbar an den Strom heran, und diese Stellen sind dann als Übergänge besonders wichtig und durch Städte bezeichnet (Turn-Severin, Calafatu,Turnu-Magurele, Zimnicea, Giurgiu,Oltenita, Calarasi, Braila und Galatz). Eine andere Kette von Ansiedelungen zieht sich am Rande der Hügelzone hin (Crajova, Slatina, Pitesci, Targoviştea, Ploësci, Mizilu, Buzau, Rimnicu-sarat, Focşani, Adjud, Bakau); andere wieder liegen im Innern des Gebirges. Im Mittelpunkt der walach. Ebene

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 15.