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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rungglstein – Rupp

Rungglstein, s. Runkelstein.

Runjeet Singh, engl. Schreibung für Randschīt Singh (s. d.).

Runke, Pflanze, s. Eruca.

Runkel, Stadt im Oberlahnkreis des preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden und Hauptort der Herrschaft Wied-Runkel des Fürsten von Wied-Neuwied, an der Lahn und der Linie Koblenz-Gießen der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Limburg), hat (1890) 1149 E., darunter 91 Katholiken und 20 Israeliten, Post, Telegraph, Vorschußverein, Agentur der Nassauer Landesbank; Weinbau (vorzüglichen Rotwein) und in der Nähe Eisenerzgruben und Kalksteinbrüche. Das ältere, 1634 durch die Spanier zerstörte Bergschloß ist Ruine, das 1642 angebaute neuere Schloß, vormals Residenz der Fürsten von Wied-Runkel, Gerichtsgebäude. Nahe bei R. fällt der Bodenstein, ein Marmorfelsen, steil zur Lahn ab.

Runkelrübe, s. Beta.

Runkelstein (auch Rungglstein), Burgruine bei Bozen in Tirol, auf einem Felsen (416 m) am Eingänge des Sarnthals, oberhalb des Talferbachs. Die Burg wurde 1237 von einem Herrn von Wangen erbaut, gehörte den Vintlern, den Landesfürsten, dann den Liechtensteinern und Bischöfen von Trient und wurde vom Erzherzog Johann Salvator dem Kaiser von Österreich zum Geschenk gemacht, der sie 1884‒88 durch den Wiener Dombaumeister Freiherr von Schmidt wiederherstellen ließ und 1893 der Stadt Bozen schenkte. Interessant ist der 1400 entstandene Freskencyklus aus «Tristan und Isolde». – Vgl. Freskencyklus des Schlosses R., gezeichnet und lithographiert von Ign. Seelos, erklärt von Ign. Vinc. Zingerle, hg. von dem Ferdinandeum in Innsbruck (Innsbr. 1857); Schönherr, Das Schloß R. bei Bozen (ebd. 1874).

Runo, finn. Bezeichnung für Volkslied (s. Finnische Sprache und Litteratur, Bd. 6, S. 815 b).

Runo, schwed. Runö, esthnisch Ruhnosaar, lettisch Rohni sahl, flache Insel im Rigaer Meerbusen, zum Kreis Arensburg des russ. Gouvernements Livland gehörig, 6 km lang, 4 km breit, hat 10,9 qkm, 330 E., Abkömmlinge von Schweden, Leuchtturm und Reede.

Runse, s. Thal.

Runzel, im Seewesen, s. Riemen.

Ruodlieb, der älteste originale Ritterroman Deutschlands in lat. Sprache, den ein Tegernseer Mönch um 1030 in guten Leoninischen Hexametern abfaßte, ist nur in Bruchstücken auf uns gekommen. Er zerfällt in zwei Teile, einen märchenhaft novellistischen, indem den namenlosen Helden die Befolgung guter Lehren aus gefährlichen Abenteuern rettet, und einen der Heldensage entnommenen, in dem sich R. die schöne Heriburg erkämpft. Ausgabe von Seiler (Halle 1882); dazu vgl. Laistner in der «Zeitschrift für deutsches Altertum», Bd. 29.

Ruotsinsalmi, schwed. Swensksund, Meerenge an der Südküste Finlands, südwestlich von Frederikshamn, bekannt durch zwei Seeschlachten 1789 und 1790, in deren ersterer die Russen, in der zweiten die Schweden siegten.

Rupe forti, Raimundus de, Scholastiker, s. Raymundus de Pennaforti.

Rupel, Fluß in Belgien, s. Dyle.

Rupelmonde, Marktflecken in der belg. Provinz Ostflandern, an der Mündung der Rupel in die Schelde, hat 3222 E., bedeutende Leinwand- und Segelfabrikation, Fischerei und Schiffbau. R. ist Geburtsort Gerhard Mercators.

Ruperto-Carolīna (in neuerer Zeit Ruperto-Carŏla), der Name der Ruprechts-Karl-Universität Heidelberg (s. d.) nach ihrem Stifter, dem Kurfürsten Ruprecht Ⅰ. von der Pfalz (1386), und ihrem Reorganisator, dem Kurfürsten Karl Friedrich von Baden (seit 1803).

Rupertsland hieß früher das Küstenland um die Hudsonbai.

Ruperts-River (spr. riww’r), Fluh des brit. Dominion of Canada in Nordamerika, ein Ausfluß des Mistassinisees, ergießt sich, etwa 480 km lang, in die St. Jamesbai, einen Busen der Hudsonbai.

Rupertus (Hrodbert, Robert oder Ruprecht), der Heilige, Apostel der Bayern genannt, geb. um die Mitte des 7. Jahrh. aus dem merowing. Königsgeschlecht, war Bischof von Worms und folgte dann einem Rufe des Herzogs Theodo Ⅱ. nach Bayern, wo er für die Ausbreitung des Christentums wirkte. Von hier aus setzte er längs der Donau seine Missionsreise fort und gründete das Bistum zu Salzburg, wo er angeblich 27. März 717 starb und begraben wurde. Der Erzbischof von Salzburg, Graf Thun, stiftete ihm zu Ehren 1701 den Rupertusorden zum Schutze des kath. Glaubens, der 1802 einging. – Vgl. Anthaller, Die Geschichte der Rupertusfrage (Salzb. 1885); Sepp, Vita sancti Hrodberti primigenia (Regensb. 1891).

Rupfsalat, s. Gartensalat.

Ruphiá, Fluß im Peloponnes, s. Alpheus.

Rupĭa (grch. Rhypia), die Schmutzflechte.

Rupĭe (vom Sanskritworte rūpya, Silber), engl. Rupee (spr. rupī), eine Gold-, Silber- und Rechnungsmünze von sehr verschiedenen Beinamen, Gattungen und Werten in den ostind. Besitzungen europ. Staaten. Jetzt werden gemünzt: 1) die Goldrupie oder der Mohur = 15 Silberrupien, 11,66 g schwer (im Werte von 29,83 M.), auch in doppelten, ⅔ und ⅓ Stücken; 2) die Silberrupie, geteilt in 16 Annas à 4 Pice zu 3 Pies. Diese ist 11/12 fein und wiegt ebenfalls 11,66 g, so daß sie früher einen Wert von fast genau 2 M. hatte, jetzt aber infolge der niedrigen Silberpreise nur einen solchen von etwa 1 M. hat. In Silber werden Stücke zu ⅛, ¼, ½ und 1, in Kupfer zu 1/32, 1/64, 1/128, 1/192 R. geprägt. Größere Summen berechnet man nach Lacs zu 100000 R. Die R. wurde 1542 von Kaiser Scher Schah eingeführt, doch bestanden ähnliche Münzen schon früher. Von den ältern Rupiensorten des brit. Ostindien war vorzüglich die Sicca- oder Kalkuttarupie von Wichtigkeit, deren 100 = 106,62 (fast 106⅝) Compagnierupien sind, wofür man gesetzlich und thatsächlich rund 100 Silberrupien = 106⅔ Compagnierupien, oder 15 Siccarupien = 16 Compagnierupien rechnet. Eine einheitliche R. für ganz Britisch-Indien (die genannte Compagnierupie, «the Company’s Rupee») besteht erst seit 1836. Auch die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft prägt R. wie Britisch-Ostindien, auch Stücke zu zwei R. (S. die Tabelle: Münzen und Münzsysteme, beim Artikel Münze, und die Tafel: Münzen Ⅳ, Fig. 8.)

Rupp, Julius, Mitbegründer der Freien Gemeinden (s. d.), geb. 13. Aug. 1809 zu Königsberg in Preußen, wo er sich nach Beendigung seiner Studien im Predigerseminar zu Wittenberg für Philosophie und Litteraturgeschichte habilitierte und zugleich Oberlehrer am Gymnasium war und 1842