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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ruse; Rusel; Rushden; Ruskin; Rusma; Ruß

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Ruse - Ruß

jungen Sprosse werden in Südeuropa als Salat und Gemüse gegessen. Eine andere in Gärten häufig angepflanzte Art ist das abgebildete Zungenkraut, R. hypoglossum L.

Ruse, in der, s. Bausch und Bogen.

Rusel, früheres Kloster bei Deggendorf (s. d.).

Rushden (spr. röschd’n), Stadt in der engl. Grafschaft Northampton, hat (1891) 7443 E.

Ruskin (spr. röß-), John, engl. Kunstkritiker, geb. im Febr. 1819 zu London, studierte zu Oxford. Seine erste litterar. Arbeit war eine Flugschrift zur Verteidigung Turners und der neuen engl. Malerschule, die er in 5 Bänden 1843‒60 in erweiterter Gestalt als «Modern painters» herausgab. Um Materialien zur Fortsetzung dieses Werkes zu sammeln, ging R. nach Italien, wo ein längerer Aufenthalt in Venedig ihn zu «Seven lamps of architecture» (Lond. 1849) und «Stones of Venice» (3 Bde., ebd. 1851‒53) veranlaßte. Seit 1851 trat er mit Briefen an die «Times» über den Präraffaelismus auf, die auf das jüngere Malergeschlecht Englands großen Einfluß übten. Ein dritter und vierter Band seiner «Modern painters» erschien 1856, ein fünfter 1860. Für die Arundel Society schrieb er eine Abhandlung über «Giotto and his works in Padua» (2 Bde., 1855). 1867 ernannte die Universität Cambridge ihn zum Lecturer, 1869 wurde er Professor der schönen Künste in Oxford. 1887 wurde R. geisteskrank. Die letzten Jahre zog er sich in die Grafschaft Lancashire zurück. Von seinen spätern Schriften sind zu erwähnen: «Lectures on art, delivered at Oxford» (1870), «Aratra Pentelici, lectures on the elements of sculpture» (1872), «Ariadne Florentina» (1874), «Val d’Arno» (1875), «The storm-cloud of the 19<sup>th</sup> century» (1884). Außerdem veröffentlichte er eine Anzahl origineller, aber meist auch sehr barocker Schriften über nationalökonomische Gegenstände. Dahin gehören die Abhandlungen «Unto his last» (1862), «Time and tide, by wear and tyne» (1867), «Munera pulveris» (1872) und die Zeitschrift «Fors Clavigera» (seit 1871). Er veranstaltete eine Ausgabe seiner Schriften in 11 Bänden (Lond. 1871‒74). Seit 1885 veröffentlichte er seine Selbstbiographie. – Vgl. Collingwood, Art teaching of J. R. (Lond. 1892); ders., The life and work of John R. (2 Bde., ebd. 1893); Waldstein, The work of J. R. (Neuyork 1893).

Rusma, Rhusma, ein bei Orientalen und Juden gebräuchliches Enthaarungsmittel, besteht aus einem mit Wasser zu einem Teig angerührten Gemisch von Kalk mit Schwefelarsen (Auripigment oder Realgar). R. wird auch zum Enthaaren dünner Felle in der Gerberei angewendet.

Ruß, aus der Flamme von verbrennenden organischen Stoffen abgeschiedener sehr fein verteilter Kohlenstoff. Beim Verbrennen von kohlenstoffreichen Körpern, wie Harzen, Fetten, Terpentinöl, Petroleum, Benzol, Naphthalin u. s. w., erhält man R., der wesentlich aus Kohlenstoff besteht. Dieses Produkt ist Kienruß oder Flammenruß; er ist dunkel, tiefschwarz und wegen der Unzerstörbarkeit der Farbe eine der wichtigsten Deckfarben. Der rohe Kienruß enthält aber noch mancherlei Bestandteile, die ihn für manche Zwecke unbrauchbar machen; man reinigt ihn deshalb, indem man ihn in gußeisernen Cylindern ausglüht. Der Lampenruß, den man durch unvollkommene Verbrennung kohlenstoffreicher flüssiger oder gasförmiger Materialien in besonders konstruierten Lampen erhält, bildet entweder zusammenhängende Lappen oder ein sehr feines, leichtes, tiefschwarzes Pulver. In manchen Fällen läßt sich anstatt des R. die sog. Schwärze (s. d.) gebrauchen. Die Feuerungen produzieren meist ebenfalls R., der sich teils in den Rauchkanälen absetzt (s. Flatterruß), teils in dem Rauch in die Luft geht (s. Rauch, Rauchverhütung). – Vgl. Köhler, Fabrikation des R. (Braunschw. 1889).

Ruß der Ferkel, s. Hautkrankheiten (der Haustiere, Bd. 8, S. 907 a).

Ruß in Ostpreußen, Marktflecken im Kreis Heydekrug des preuß. Reg.-Bez. Gumbinnen, an der R., dem nördl. Mündungsarm der Memel, da wo sich derselbe in drei Arme teilt, mitten in den Moor- und Schlickbildungen des nur wenig über den höchsten Wasserspiegel des Kurischen Haffs sich erhebenden, bei eintretenden Stauwinden überschwemmten Memeldelta, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Memel) und einer Reichsbanknebenstelle, hat (1890) 2214 E., darunter 10 Katholiken und 125 Israeliten, Post, Telegraph, Dampfschiffahrt nach Memel und Tilsit; Brauerei, Flößerei, Lachs- und Neunaugenfischerei, Dampfschneidemühlen, große Holzniederlagen der Memeler Kaufleute, Handel mit Holz, Fischen, Heu und Gemüse.

Ruß, Karl, Volksschriftsteller über naturwissenschaftliche, besonders ornitholog. Gegenstände, geb. 14. Jan. 1833 zu Baldenburg in Westpreußen, war erst Pharmaceut und widmete sich dann an der Universität zu Berlin, seinem ständigen Wohnorte, dem Studium der Naturwissenschaften und der Zucht fremdländischer Stubenvögel. Er schrieb: «Handbuch für Vogelliebhaber» (3. Aufl., Magdeb. 1887‒91), «Der Canarienvogel» (8. Aufl., ebd. 1894), «Die Brieftaube» (Hannov. 1877), «Die Prachtfinken» (ebd. 1879), «Die fremdländischen Stubenvögel» (Bd. 1: «Körnerfresser», ebd. 1879; Bd. 3: «Papageien», ebd. 1881; Bd.4: «Lehrbuch der Stubenvogelpflege, Abrichtung und Zucht», Magdeb. 1886), «Das Huhn» (Magdeb. 1884), «Der Wellensittich» (3. Aufl., ebd. 1893), «Die sprechenden Papageien» (2. Aufl., ebd. 1886), «Vögel der Heimat» (Prag 1887), «Allerlei sprechendes gefiedertes Volk» (Magdeb. 1889). Ein allgemeineres Thema behandeln die Schriften: «In der freien Natur» (2. Aufl., 2 Bde., Berl. 1868‒75), «Meine Freunde» (2. Aufl., ebd. 1879), «Durch Feld und Wald» (2. Aufl., Lpz. 1875), «Natur- und Kulturbilder» (Bresl. 1868), «Deutsche Heimatsbilder» (Berl. 1872), «Das heimische Naturleben im Kreislauf des Jahres» (2. Aufl., ebd. 1892). Seit 1872 giebt R. die populäre ornitholog. Zeitschrift «Die gefiederte Welt» (Magdeburg) heraus.

Ruß, Robert, Landschaftsmaler, geb. 7. Juni 1847 in Wien, war an der dortigen Akademie Schüler A. Zimmermanns. Nach dem Rücktritt seines Lehrers übernahm er die Professur desselben an der Akademie; ein Jahr (1870‒71) an der Anstalt thätig, trat er zurück, um sich ausschließlich seinen Studien widmen zu können. Zu nennen sind unter seinen charakteristisch aufgefaßten Bildern: Windmühle in Rotterdam, Fichtenwald, Windstoß auf der Reede von Helgoland, Kanal in Venedig, Holländische Windmühlen, Gewitterlandschaft (aus Südtirol), Holländischer Kanal, Au bei Penzing (1887), Fontana in der Villa Borghese (im Besitze des Fürsten Joh. von Liechtenstein). Auch schuf er dekorative Gemälde für die neuen Hofmuseen und das neue Hofburgtheater. Ferner war er (mit Federzeichnungen) hervorragend bethätigt