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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Russalken; Rußbrand; Russe; Russegger; Russel; Rüssel; Rüsselbär; Rüsselegel; Rüsselkäfer

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Russalken - Rüsselkäfer

bei dem Werk «Die Österreichisch-Ungarische Monarchie in Wort und Bild».

Russalken, s. Rusalken.

Rußbrand, s. Brand (des Getreides).

Russe, Insekt, s. Schabe, deutsche.

Russe, bulgar. Name der Stadt Rustschuk (s. d.).

Russegger, Joseph von, Reisender und Montanist, geb. 18. Okt. 1802 zu Salzburg, studierte aus der Bergakademie zu Schemnitz (Ungarn), war 1827‒35 Bergverwalter in Böckstein bei Gastein, ging 1835 als Chef einer Expedition, welche Mehemed Ali zur bergmännischen Untersuchung seiner Länder ausgerüstet hatte, nach Ägypten. Er bereiste 1836‒38 auch Nubien, Kordofan und die Nachbarländer. Hierauf besuchte er noch die Sinaihalbinsel und Palästina. Seit 1871 war er Gubernialrat, Salinenadministrator und Bergrichter zu Wieliczka in Galizien, bis er 1850 die Direktion der Berg- und Forstakademie zu Schemnitz erhielt. Er starb 20. Juni 1863 zu Schemnitz. R. hat sich als Förderer der Geognosie und Mineralogie wie der Berg- und Hüttenkunde vielfache Verdienste erworben. Sein Hauptwerk ist der Bericht über seine «Reisen in Europa, Asien, Afrika, unternommen in den J. 1835‒41» (7 Bde., Stuttg. 1841‒50, mit Atlas).

Russel, hinter lat. Tiernamen Bezeichnung für Patrick Russel (spr. röss-), geb. 1726 in London, Arzt in Ostindien, gest. 1805 in London.

Rüssel (Proboscis) nennt man zwar im allgemeinen das röhrenförmige Organ, das sich an der vordern Fläche des Gesichts mancher Tiere findet und meist durch Verlängerung der Mundteile oder der Nase entsteht; jedoch hat das Wort noch viele Nebenbedeutungen. So findet man bei manchen Würmern (Naïs proboscidea L., Balanoglossus u. s. w.) einfache Verlängerungen des Vorderkörpers über die Mundöffnung hinaus als R. bezeichnet, während bei vielen Schnecken, Würmern u. s. w. der R. eine ausstülpbare Bildung der Mundorgane darstellt, die bald an der Spitze bewaffnet ist, bald nicht, und zum Verwunden, Saugen und Schlucken dient. Bei manchen Strudelwürmern (Nemertes) ist das ausstülpbare Organ nur zum Verwunden der Beutetiere bestimmt. Bei den saugenden Insekten geht der R. aus einer Umbildung der ursprünglich kauenden Mundteile hervor und wird in den Stechrüssel, Schöpfrüssel und Rollrüssel unterschieden. Der Stechrüssel, der sich z. B. bei Wanzen, Stechmücken, Stechfliegen findet, besteht aus der zur Röhre verwandelten Unterlippe und enthält mehrere Stechborsten, die verwandelte Kiefer sind, wozu manchmal noch die borstenförmige Zunge kommt. Der Schöpfrüssel, wie bei der gemeinen Stubenfliege, besteht aus der verlängerten, weichen und fleischigen Unterlippe und endet in eine gleichsam zweiklappige Saugfläche, welche aus den umgestalteten Lippentastern entstanden ist; Stechborsten aber fehlen. Endlich der Rollrüssel,der sich bei Schmetterlingen findet und in der Ruhe unter dem Kopfe spiralig zusammengerollt liegt, wird hervorgebracht durch die beiden sehr verlängerten Unterkiefer, die zwei parallel nebeneinander verlaufende Röhren bilden und deren jede auf dem Rücken noch eine Längenleiste trägt, die sich mit der entgegengesetzten mittels mikroskopischer Häkchen verbindet und hiermit eine dritte Röhre darstellt, so daß der Rollrüssel auf dem Querschnitt drei Röhren zeigt. Bei Milben und parasitischen Krustentieren geht der R. ebenfalls aus umgewandelten Mundorganen hervor. Bei den Rüsselkäfern (s. d.) dagegen ist es der ganze Vorderkopf, welcher den sogenannten R. bildet, an dessen Ende erst die sehr kleinen Kauwerkzeuge stehen. Bei den Wirbeltieren, die mit einem R. versehen sind, ist der R. eine Verlängerung der Nase, welche innerlich die Einrichtung des Riechorgans zeigt. Unter den Reptilien hat die Rüsselschildkröte (Chelys) einen ziemlich langen und dünnen R. Dieses Organ dient bei Wirbeltieren teils als Atmungs- und Geruchsorgan, teils zu andern Zwecken, wie bei dem Schweine, wo es kurz und vorn scheibenförmig abgestutzt ist, zum Wühlen, bei dem Maulwurf, wo es sehr beweglich ist, als sehr empfindliches Tastorgan und als sehr feines, die Beute aufspürendes Riechorgan. Bei der Rüsselrobbe haben nur die Männchen eine zum R. verlängerte Nase; auch der Rüsselbär und der Rohrrüßler besitzen ähnliche R. Der Tapir hat einen zwar kurzen, aber sehr beweglichen R. Die größte Ausbildung aber erlangt dieses Organ bei dem Elefanten. Der R. zeigt hier eine sehr große Beweglichkeit und Geschicklichkeit. Nach Cuvier enthält der Elefantenrüssel 40000 nach allen Richtungen verbreitete Muskelbündel. Ein beweglicher Knorpel schließt das hintere Ende, wo die mit Knochen umgebene Nasenhöhle beginnt, und verhindert als Klappe das überströmen des eingesogenen Wassers in die hintere Nasenhöhle und in die Luftwege. Man unterscheidet die Elefanten und die denselben verwandten vorweltlichen Formen, wie z. B. die Mastodonten, als besondere Säugetiergruppe unter dem Namen der Rüsseltiere (s. d.).

Rüsselbär, s. Coati.

Rüsselegel, s. Blutegel.

Rüsselkäfer (Curculionidae s. Rhynchophora) ist die Benennung einer außerordentlich großen, in über 10000 Arten bekannten, kosmopolitisch verbreiteten und wegen der bedeutenden Schädlichkeit der hierher gehörigen Käfer wichtigen Gruppe aus der Unterordnung der mit viergliederigen Tarsen Versehenen (Tetramera), die sich durch den in einen rüsselförmigen Schnabel verlängerten Vorderteil des Kopfes auszeichnet, an dessen vorderm Ende erst die sehr kleinen kauenden Mundteile stehen, während in der Mitte die bald einfachen, bald geißelförmigen, aus einem Stiel und gegliedertem Endstück bestehenden Fühler hervortreten. Der sog. Rüssel dient den Käfern teils zum Anbohren der Pflanzenteile, in welche die Eier gelegt werden, teils zum Benagen der Blätter, Rinden, Knospen und Samen. Die einheimischen sind gewöhnlich von unbedeutender Färbung und meist klein; dennoch hat sich unter ihnen durch Zerstörung der Getreidevorräte der schwarze Kornkäfer oder Kornwurm (s. d.) schon manchmal furchtbar gemacht. Der Apfelblütenstecher oder Brenner (Anthonomus Pomorum L.) zerstört die Blütenknospen der Apfel- und Birnbäume. Die Made (Larve) des Haselnußbohrers (Balaninus nucum L.) verzehrt die Samenkerne der Haselnüsse. Die Larve des Pflaumenrüsselkäfers (Magdalinus pruni L.) zernagt im Frühjahr die jungen Triebe der Pflaumen- und Kirschbäume. Der große Kiefernrüsselkäfer (Hylobius pineti Fab.), der braune R. (Hylobius abietis L., s. Tafel: Schädliche Forstinsekten Ⅰ, Fig. 4a-c beim Artikel Forstinsekten) und der weißpunktige R. (Pissodes notatus Fab.) werden dem Nadelholze äußerst verderblich. Der Rebenstecher (s. d., Rhynchites alni Müller) verdirbt, zumal im südl. Europa, in manchen Jahren die Tragfähigkeit vieler tausend Reben. Die Tropen beherbergen eine Anzahl von R. von