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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Rustika ; Rüstkammer; Rüstow; Rustschuk; Rüstung

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Rustika - Rüstung

(Frankf. a. M.) und mit einer Anzahl von histor. Dramen (Fra Filippo, Attila, Konrad Wiederhold, Ludwig der Bayer und Eberhard im Bart) hervor. Auch veröffentlichte er eine Sammlung humoristischer Dichtungen: «Reime und Träume im Dunkelarrest» (Stuttg. 187s>), «Der Maler in Uniform» und den ästhetischen Essay: «Das Poetische in der bildenden Kunst» (ebd. 1876). R. ist auch Direktor der Staatsgalerie und der des Königs in Stuttgart.

Rustika (ital.), s. Bossenwerk.

Rüstkammer, ein oder mehrere Zimmer oder Säle usw. mit alten Waffen und Kriegsgeräten. Zuweilen legt man der Waffensammlung selbst diesen Namen bei, der ursprünglich nur für den Aufbewahrungsraum gebraucht wurde.

Rüstow, Wilh. Friedr., Militärschriftsteller, geb. 25. Mai 1821 zu Brandenburg, trat 1838 in den preuß. Militärdienst und ward 1840 Offizier im Ingenieurkorps. Wegen seiner freisinnigen Meinungen, insbesondere aber wegen der Schrift «Der deutsche Militärstaat vor und während der Revolution» (Zür. 1850; 2. Aufl. 1851), wurde er zu Posen verhaftet und vor Gericht gestellt, entfloh aber Ende Juni 1850 noch vor Fällung des Urteils nach der Schweiz und ließ sich in Zürich nieder. Er hielt hier kriegswissenschaftliche Vorlesungen an der Universität, wirkte seit 1853 als Instruktor bei den größeren Truppenübungen und wurde 1857 zum Major im Geniestabe ernannt. 1860 begab er sich zu Garibaldi nach Sizilien, wo er als Oberst und Generalstabschef Verwendung fand. Im Treffen von Capua (19. Sept.) befehligte R. selbständig, und in der Schlacht am Volturno (1. Okt.) entschied er mit der letzten Reserve den Sieg. Nach Beendigung des Krieges kehrte er in die Schweiz zurück und wurde 1870 zum eidgenössischen Oberst gewählt. Er starb 14. Aug. 1878 in Zürich durch Selbstmord. Seit 1851 veröffentlichte er eine große Anzahl von Werken, die teilweise zu den vorzüglichsten Leistungen der neuern Militärliteratur zählen. Darunter sind hervorzuheben: «Geschichte des griech. Kriegswesens» (mit Köchly, Aarau 1852), «Heerwesen und Kriegführung Cäsars» (Gotha 1855; 2. Aufl., Nordh. 1862), der «Kommentar zu Napoleons III. Geschichte Julius Cäsars» (Stuttg. 1865-67), «Der Krieg von 1805 in Deutschland und Italien» (Frauenf. 1854), «Die ersten Feldzüge Bonapartes in Italien und Deutschland 1796 und 1797» (Zür. 1867). Von den kriegswissenschaftlichen Arbeiten im engeren Sinne sind besonders zu nennen: «Die Feldherrnkunst des 19. Jahrh. » (Zür. 1857; 3. Aufl. 1878-79), «Geschichte der Infanterie» (2 Bde., Gotha 1857-58; 3. Aufl. 1884), «Allgemeine Taktik» (Zür. 1858; 2. Aufl. 1868). Eine populäre Darstellung der Kriegskunst gab R. in dem Werke «Der Krieg und seine Mittel» (Lpz. 1856). Von seinen sonstigen Schriften sind noch zu erwähnen: «Militär. Biographien» (David, Xenophon, Montluc; Zür. 1858), «Annalen des Königreichs Italien» (4 Abteil., ebd. 1862-63), «Militär. Handwörterbuch» (2 Bde., ebd. 1859; Nachtrag 1868) und «Kriegspolitik und Kriegsgebrauch» (ebd. 1876). - Vgl. Zernin, Friedrich Wilhelm R. (in «Unsere Zeit», II, Lpz. 1882).

Ein Bruder R.s, Alexander R., geb. 13. Okt. 1824, trat 1842 in die preuß. Artillerie, nahm im Deutschen Kriege von 1866 als Major an den Schlachten bei Jicin und Königgrätz teil, wurde verwundet und starb 24. Juli im Hospital zu Horzitz.

Literarisch machte sich R. durch die Schrift «Der Küstenkrieg» (Berl. 1848) bekannt.

Ein anderer Bruder, Cäsar R., geb. 18. Juni 1826, trat 1843 als Offizier in die preuß. Infanterie und wurde bald zur Gewehrfabrik in Suhl kommandiert, war dann als Lehrer der Taktik an der Kriegsschule zu Erfurt tätig, wurde in den Generalstab versetzt und 1863 zum Major befördert. Im Deutschen Kriege von 1866 fiel er 4. Juli in dem Gefecht bei Dermbach. R. hat sich in der Militärliteratur besonders durch sein großes Werk «Die Kriegshandfeuerwaffen» (Bd. 1 u. 2, Verl. 1857-64) einen bleibenden Namen gesichert. Von seinen übrigen Schriften sind zu nennen: «Leitfaden durch die Waffenlehre» (Erf. 1852; 2. Aufl. 1855), «Das Miniegewehr» (Berl. 1855), «Die neuern gezogenen Infanteriegewehre» (1. u. 2. Aufl., Darmst. 1862).

Rustschuk, Ruscuk, auch Ruschtschuk, bulgar. Russe, Hauptstadt des gleichnamigen Kreises im Fürstentum Bulgarien, auf dem rechten Ufer der Donau zum Teil auf dem Steilrand des bulgar. Lößplateaus gelegen, am rechten Ufer des hier einmündenden Lomflusses, an den Bahnlinien R.-Bukarest und R.-Varna, Sitz eines Brigadekommandos, eines Appellationsgerichts, eines österr. Konsuls, eines deutschen Vicekonsuls und eines bulgar. und armenischen Bischofs, hat (1888) 27194 E., Bulgaren, Türken, Rumänen, Juden, auch Griechen und Armenier; 29 Moscheen, mehrere bulgar. und eine armenische Kirche, eine Synagoge und eine Ackerbauschule. R. ist lebhafte Handelsstadt und bedeutendster Stapelplatz des östl. Bulgariens, hat Ausfuhr von Getreide, Zwischenhandel nach der Türkei, verfertigt Gold- und Silberschmuck, Schuhe und Kleidungsstücke. - R. wird erst seit dem 16. Jahrh. erwähnt und spielte als Übergangspunkt über die Donau in allen russ.-türk. Kriegen eine Rolle. 1810 gelangte es nach langer Belagerung 27. Sept. in die Hände der Russen, welche jedoch schon 26. Juli 1811 die Stadt räumten und in Brand steckten. Vor 1877 wurden neue Forts errichtet, unter denen die Lewent Tabia das bedeutendste ist. Die Russen beschossen die Stadt mittels zweier bei Giurgewo angelegter Batterien; R. hielt sich bis zum Waffenstillstande und wurde 21. Febr. 1878 an die Russen übergeben.

Rüstung, im weiteren Sinne die Gesamtheit der Schutzwaffen für Mann und Pferd; im engeren Sinne gehören Helm und Schild nicht zu der R., sondern nur der Harnisch (s. d.), die Halsberge (s. d.), der Schurz (s. d.), die Armschienen (s. d.) und Beinschienen (s. d.), der Eisenschuh (s. d.) und der Panzerhandschuh (s. d.). Zu den Rüststücken des Pferdes gehören: die Roßstirne, das Kopfstück, der Mähnenpanzer, das Vordergebüge, der Lendenpanzer, der Schwanzriempanzer, der Flankenpanzer, der Sattel mit den Steigbügeln und der mit Buckeln besetzte Zaum. - Ferner bezeichnet man mit R. die im deutschen Mittelalter gebräuchliche große Form der Armbrust (s. d.); der Bogen ist aus Stahl, 3-4 kg schwer, die Sehne aus Hanffäden gedreht und mit einem sog. Schlagfaden der Länge nach dicht umwunden. Die Sehne wird durch eine eiserne Armbrustwinde gespannt. Zur größeren Sicherheit war am oberen Ende der Armbrust ein Bügel angebracht, in den man mit dem Fuße trat. Da man zu den Armbrustsäulen (Schäften) vielfach Eibenholz verwendete, wird für große Armbrüste neben R. auch der Name Eibe gebraucht. - Über R. im Bauwesen s. Gerüste.